Juhu net.krel,

puh, du bist echt ein schneller Denker - und Schreiber! Kaum nehme ich mir vor auf einen Post von dir zu antworten, hast du schon den nächsten veröffentlicht. Bitte hab' ein bisschen Geduld mit mir, denn da komme ich vom Tempo her nicht mehr hinterher! :-)

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Frage @Provisorium: Glaubst Du eigentlich daß diese Abraham Geschichte "göttlich inspiriert" ist?
Ne, ich halte die Geschichte nicht für göttlich inspiriert, wenn du darunter verstehst, dass Gott dem Autor aufgetragen hat diese Geschichte zu schreiben, oder quasi seine Hand geführt hat.

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Konkret: Glaubst Du daß Gott den Autor dazu inspirierte eine rein metaphorisch gemeinte Geschichte niederschreiben zu lassen (zudem: ohne jeglichen Hinweis darauf daß sie rein Metapohorisch gemeint ist) wo Gott faktisch als "dämonische Stimme" agiert die den Vater auffordert seinen erstgeborenen Sohn zu töten?
Vor dem Fenster meines Wohnzimmers steht ein Baum am Rande der Straße. Louis, mein Hund, liebt diesen Baum, eigentlich ist es sein Baum! Sein erster Gang, wenn wir das Haus verlassen, ist immer der Gang zum Stamm dieses Baumes. Dort senkt Louis dann seinen Kopf und läuft schnuppernd einmal komplett um den Stamm herum. Irgendwann, es kann sehr lange dauern und bedarf präzisester Ausrichtung des Körpers, hebt er dann sein Bein, zielt und einige Minuten später ist mein Whippet schließlich entwässert.

Diese Geschichte kann man nun ganz nüchtern auffassen und konstatieren, dass Hunde gerne gegen Bäume pinkeln. Für mich ist aber sowohl der Baum, als auch der Louis und vor allem seine Art sein Geschäft zu verrichten von weitaus größerer Bedeutung. Ich sehe nicht nur einen Baum und einen pinkelnden Windhund, ich sehe einen bedeutsamen Teil meines Lebens.

Wir standen schon sehr oft an diesem Baum, im Frühling, wenn die Eichhörnchen langsam aus ihrer Winterruhe erwachen, im Sommer, wenn nur direkt unter dem Baum noch ein schattiges Plätzchen zu finden ist, im Herbst, wenn der Baum sein Laubkleid fallen lässt und Louis umso länger braucht, um die richtige Stelle zu finden, an der sich platzieren mag und im Winter, wenn der Hausmeister den Schnee vom Bürgersteig gegen den Baumstamm geschoben hat.

In Wiesbaden war es letzthin sehr stürmisch und regnerisch, sogar unser Kurhaus hat es unter Wasser gesetzt. Da habe ich dem Baum von meinem Fenster aus zugeschaut, wie der Wind mit seinen Ästen spielte und der schwere Regen die Zweige herunterdrückte. Ich habe dann das Fenster geöffnet und der Symphonie aus Wind, Regen und raschelnden Blättern gelauscht. Da wurde ich ganz friedlich, während die Passanten auf der Straße in gebeugter Haltung und schnellen Schrittes dem Regen und Wind zu entkommen versuchten. Ich jedoch hatte Frieden.

Nun weiß ich natürlich nicht was du siehst, wenn du einen Baum siehst (ich weiß auch gar nicht, wie die Bäume in Thailand aussehen), aber wenn ich einen Baum sehe, oder von einem Baum lese, dann sehe ich nicht einfach nur ein grünes Ding mit einem brauen Stamm, sondern ich sehe meinen geliebten vierbeinigen Mitbewohner, sehe die Jahreszeiten, höre das sanfte Rauschen des Windes, der mit den Blättern spielt, rieche den Regen und die Erde und spüre den Frieden in mir, den ich damals am Fenster in mich aufgenommen habe.

Kurz: Ich weiß nicht worin in die Inspiration liegt, im Baum oder in mir, im Text oder im Verstand, im Autor oder im Leser. Aber ich weiß, dass sich Gott überall finden lässt....

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Ich frage mich nur ob es das Wert ist... ich finde man sollte die Perlen nicht vor die Säue werfen... sprich: Man sollte gerade bei Abraham und der angeblichen Gottesstimme die ihn zum Mord an seinen Sohn aufforderte... man sollte das nicht mal als metaphorische Kulisse gelten lassen... sich gar nicht darauf ein lassen sondern hier klar eine Grenze setzen.
Ich halte es für eine sehr Fragwürdige Vorgehensweise eine Kulisse zu benützen wo Gott als "dämonische Stimme" dargestellt wird...
Ja weißt du, da ist halt so allerhand seltsam. Der Auftrag Isaak zu opfern ergeht ja an Abraham mit folgenden Worten (1.Mose 22, 1+2):

Nach diesen Geschichten versuchte Gott Abraham und sprach zu ihm: Abraham! Und er antwortete: Hier bin ich. Und er sprach: Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du lieb hast, und geh hin in das Land Morija und opfere ihn dort zum Brandopfer auf einem Berge, den ich dir sagen werde.

Und in Jakobus 1,13 heißt es:

Niemand sage, wenn er versucht wird, daß er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand.

Was soll man dazu sagen? Ach, ich versuche es erst gar nicht rauszufinden....;-)


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Und ich frage mich ernsthaft wer diese Geschichte in Wahrheit "inspirierte" ... Wer kommt auf die Idee Gott als "Stimme" darzustellen die zum Kindsmord auffordert... angeblich um eine "spirituelle Message" damit zu übermitteln... ich finde da stimmt echt was nicht...
Also in diesem Fall muss ich mal wieder sagen, dass ich Alef sehr vermisse! Der hätte uns das sicher sagen können! Ich denke man muss sich da besser in der jüdischen Tradition auskennen. Sicher hat das was mit der Bedeutung des Bundes zwischen Gott und Abraham zu tun und mit den Verheißungen, die Gott Abraham machte, mit der Formulierung "nimm deinen einzigen Sohn, den du lieb hast..." usw.

Ich kenne mich damit viel zu wenig aus. Ich weiß halt nur, wie der Text zu mir persönlich spricht...

Aber grundsätzlich gebe ich dir völlig recht! Diese verklausulierte Ausdrucksweise kann auch wirklich gefährlich sein. Es wäre schön, wenn alles ganz klar und deutlich verständlich wäre. Sunigol würde wohl sagen, "in der Kürze liegt die Würze"...;-) Im zweiten Petrusbrief wird ja bereits auch schon erwähnt, dass die Schriften des Paulus schwer verständlich wären und es deshalb zu Verwirrungen kommt. Allerdings sieht der Verfasser des Petrusbriefes das Problem nicht beim Autor, sondern beim Leser. Wenn er sich da mal nicht getäuscht hat...;-)

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Ich nehm diese Geschichte natürlich weder buchstäblich noch historisch... klar. Aber ich bezweifle ebenso daß sie metaphorisch göttlich inspiriert ist.

Ich kann mir nicht vorstellen daß Gott jemanden inspiriert Gott auch nur in Kulissenform so darzustellen... nämlich als "dämonische Stimme"...
Ich finde du solltest sie so nehmen, wie sie auf dich wirkt. Und wenn sie dich empört, dann ist das so, dann ist das authentisch und aufrichtig und dann möchte ich dir gerne sagen:

Licht ist dem Gerechten gesät und Freude den von Herzen Aufrichtigen. (Psalm 97,11)

LG
Provisorium