Hallo wieder, wir scheinen beide gerade Zeit zu haben ;-)

ich muss zugeben, dass ich mit den indischen Weisheiten nicht sehr vertraut bin und mir vielleicht deshalb die Vorstellung eines Gedankenraums schwerfällt.
Nunja, also wenn man zB an jemanden denkt, mit dem man schon lange keinen Kontakt mehr hatte, und dann klingelt das Telefon und er ist dran. Es gibt ja viele Beispiele aus dem Alltag die so einen Gedankenraum plausibel machen würden.

Was jedoch das Sühneleiden betrifft glaube ich persönlich nicht an die Möglichkeit eines stellvertretenden Aufarbeitens für eine andere Person.

Dass für gewöhnlich jeder diesen Läuterungsprozess selber durchleben muss sehe ich auch so. Der Kelch geht nicht vorüber... Nur es mag die Möglichkeit bestehen, dass in spirituellen Rezessionen ein korrigierendes Eingreifen Gottes notwendig wird, damit hier nicht alles vor die Hunde geht. Ein solch kollektives "Hinwegnehmen der Sünde" wäre dann so eine Korrektur, möglicherweise durch Seinen Sohn gemäß Seines Willens "vollbracht".

Ich glaube das wir in der Aufarbeitung nicht allein sind
Deine Wortwahl erweckt den Eindruck, dass Du Religion schon sehr praktisch siehst. Ich habe kürzlich in einem anderen Forum von meinen Exerzitien mit dem Herzensgebet (Haus-Gries) berichtet, und die Reaktionen waren teilweise sehr ablehnend, was ich gar nicht verstanden habe. Ich war eigentlich positiv überrascht von einer endlich mal konkreten christlichen Spiritualität, die ich so eigentlich nur von den Buddhisten her kannte. Wenn Du darauf eingehen möchtest - wie sieht praktische Religion für Dich aus?

Versteht man Maria jedoch als Bild für die Gottesgeburt im Menschen, also nicht unter einer biologischen, sondern einer spirituellen Kategorie, lösen sich diese Vernunftprobleme sofort in Wohlgefallen auf.

Wie stehst Du zu der Sache mit der Keuschheit? Wenn ich mir das so anschaue, ist das in jedem Fall ein heikles Thema. Ich habe den Eindruck dass wir gar nicht so recht wissen, wie wir damit umgehen sollen. In der Vergangenheit war da das eine Extrem, die Begierde zu unterdrücken, wogegen wir heute eher ins andere Extrem gefallen zu sein scheinen...

Ich versuche das mal anhand eines Beispiels darzulegen: Ich persönlich glaube, dass es nur eine Realität gibt und zwar das Reich Gottes. Darin eingebunden ist nun aber das, was wir als Lebenswirklichkeit durchschreiten müssen - das weltliche, kreatürliche Reich in Raum und Zeit, in dem die Menschen herrschen.

Ich denke was Du sagst trifft genau das, was ich in der Erklärung mit "Monismus" gemeint habe.
Die Inder benutzen hier zur Veranschaulichung ein recht treffendes Gleichnis, nämlich vom Kino. Da ist also die weiße Leinwand (vgl. Reich Gottes), auf die der Film projeziert wird (diese Welt). In diesem Sinne wird fast genauso wie Du es ausdrückst ("überformt"), von einer Überlagerung der letzten Wirklichkeit mit dieser Erscheinungswelt ("Maya") gesprochen.