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@Provisorium: woher kommt die Erkenntnis über das Sosein Gottes und das Wissen über die richtige Art der Erkenntnis Gottes, wenn die Seele Gott doch nicht erkennen kann "solange (sie sich) der Zeit oder des Raumes oder irgendeiner Vorstellung dergleichen bewusst wird"?
Guten Morgen. Ich bin leider schlagskaputt und totmüde und gehör' ins Bett: Aber nur ganz kurz, ich vermute Du hast den von mir verlinkten Artikel über die Gottesgeburt im Seelengrund noch nicht entdeckt? Da steht soweit eigentlich alles drin, was Deine Frage beantworten könnte.

Schnellzusammenfassung: Die Erkenntnis vollzieht sich im Augenblick der Gottesgeburt. Eckhart nennt es auch "nichterkennendes Erkennen".

Er schreibt dazu:
Nun könntest du fragen: Was wirkt (denn) Gott ohne Bild in dem Grunde und in dem Sein? Das kann ich nicht wissen, weil die Kräfte nur in Bildern auffassen können, denn sie müssen alle Dinge jeweils in deren eigentümlichem Bilde auffassen und erkennen. Sie können ein Pferd nicht im (= mit dem) Bilde eines Menschen erkennen, und deshalb, weil alle Bilder von außen hereinkommen, darum bleibt jenes (= was Gott ohne Bild im Grunde wirkt) ihr verborgen; das aber ist für sie das allernützlichste. Dieses Nichtwissenreißt sie hin zu etwas Wundersamem und lässt sie diesem nachjagen, denn sie empfindet wohl, dass es ist, weiß aber nicht, wie und was es ist. Wenn (hingegen) der Mensch der Dinge Bewandtnis weiß, dann ist er alsbald der Dinge müde und sucht wieder etwas anderes zu erfahren und lebt dabei doch immerfort in bekümmertem Verlangen, diese Dinge zu erkennen und kennt doch kein Dabei-Verweilen. Daher: (Nur) das nichterkennende Erkennen hält die Seele bei diesem Verweilen und treibt sie doch zum Nachjagen an.

Und weiter
: Ich sage: Wenn der Mensch, die Seele, der Geist Gott schaut, so weiß und erkennt er so sich auch als erkennend, das heißt: er erkennt, dass er Gott schaut und erkennt. Nun hat es etliche Leute bedünkt, und es scheint auch ganz glaubhaft, dass Blume und Kern der Seligkeit in jener Erkenntnis liegen, bei der der Geist erkennt, dass er Gott erkennt; denn, wenn ich alle Wonne hätte und wüsste nicht darum, was hülfe mir das und was für eine Wonne wäre mir das? Doch sage ich mit Bestimmtheit, dass dem nicht so ist. Ist es gleich wahr, dass die Seele ohne dies wohl nicht selig wäre, so ist doch die Seligkeit nicht darin gelegen; denn das erste, worin die Seligkeit besteht, ist dies, dass die Seele Gott unverhüllt schaut. Darin empfängt sie ihr ganzes Sein und ihr Leben und schöpft alles, was sie ist, aus dem Grunde Gottes und weiß nichts von Wissen noch von Liebe noch von irgend etwas überhaupt. Sie wird still ganz und ausschließlich im Sein Gottes. Sie weiß dort nichts als das Sein und Gott. Wenn sie aber weiß und erkennt, dass sie Gott schaut, erkennt und liebt, so ist das der natürlichen Ordnung nach ein Ausschlag aus dem und ein Rückschlag in das Erste.

Wie das konkret gemeint ist, kannst Du recht gut dem Artikel (es gibt aber noch weitere) entnehmen. Aber es erschließt sich nur zögerlich, oder besser sanft (so war es zumindest bei mir), aber dann um so schöner und eindringlicher...Und natürlich darf man es auch komplett anders sehen und Eckhart und mich für bekloppt erklären...;-)

LG
Provisorium