Zitat Zitat von Mirjamis Beitrag anzeigen
Und mich nervt schon lang, wie wenig die einen für körperliche Arbeit bekommen und andere ein Jahreseinkommen von Millionen haben. Das ist nicht in Ordnung.
Dass unterschiedliche Leistung unterschiedlich bezahlt wird, dass Fleiß, Verantwortung und Einsatz entsprechend honoriert wird, o.k., aber müssen die Unterschiede soooooo hoch sein. Das ist eben nicht in Ordnung.
Erstens: Das ist eben das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Je begehrter eine Arbeitskraft ist, umso mehr kann sie verlangen, damit sie nicht zur Konkurrenz wechselt. Ein Manager mit jahrzehntelanger Erfahrung, weltweiten Kontakten und vor allem guten Beziehungen zur Politik ist eben gefragter als ein einfacher Arbeiter. Aber auch bei den kleinen Arbeitnehmern gibt es massive Unterschiede: Facharbeiter in Branchen, in denen Facharbeitermangel herrscht, können durchaus auch astronomische Löhne beziehen.
Zweitens: In der Privatwirtschaft darf natürlich jeder selbst entscheiden, wie viel er seinen Arbeitnehmern bezahlen will. Wenn jemand seinen Spitzenkräften astronomische Summen zu zahlen bereit ist, steht es dem Staat in einer freien Gesellschaft nicht zu, ihm das zu verbieten. Verwerflich sind solche Einkommen bei Politikern und in staatlichen Betrieben, wo sie also vom Steuerzahler bezahlt werden.
Drittens: Auch hier spielt wieder der Neidkomplex mit. Mal ehrlich: Wer, dem von seinem Chef eine Gehaltserhöhung angeboten wird, sagt zu ihm: "Ach, das ist wirklich sehr nett, danke, aber geben sie sie doch lieber der Frau Mayer, die verdient im Monat 500 € weniger als ich."? Wieso also sollte ein Manager nicht zu bekommen versuchen, was er bekommen kann? Selbst wenn er so selbstlos wäre, seine Frau würde ihm bestimmt die Hölle heiß machen ...

Zitat Zitat von Mirjamis Beitrag anzeigen
Was müsste sich ändern, dass die Reichen den Armen mehr abgeben, dass die reichen Länder auch die armen Länder hochkommen lassen.
Massiver Selbstverzicht.
Aber bei den armen Ländern beginnen die Probleme schon wieder: Wenn ein deutsches Unternehmen in ein armes Land abwandert, ist das für das arme Land in der Regel (also wenn z. B. auch dort einigermaßen Umweltschutzstandards eingehalten werden) gut, weil Arbeitsplätze geschaffen werden und durch den Kaufkraftzuwachs die Wirtschaft der ganzen Region belebt wird. Außerdem wächst dann dort nach den Anfängen mit ungelernten Billigarbeitskräften im Zuge weiterer Expansion allmählich auch der Bedarf an qualifizierteren Arbeitskräften, was die dortigen Regierungen nötigt, doch etwas ins Bildungswesen zu investieren. Und natürlich lukrieren sie auch Steuern. Langfristig gesehen können arme Länder auf diese Weise dauerhaft hochkommen, z. B. begann es auch in den Staaten Südostasiens mit solchen Billiglohnzweigniederlassungen ausländischer Konzerne, und heute verfügen die meisten davon über eine tragfähige eigene Wirtschaft. Doch trotzdem gibt es in Deutschland statt Freude Proteste, wenn ein Unternehmen seine Produktionsstätten anderswohin verlagert. Warum? Weil uns das eigene Hemd eben doch näher ist.
Anderes Beispiel: Zigtausenden Fischern an den Küsten Westafrikas wird die Lebensgrundlage entzogen, weil ihnen die europäischen Fangflotten die Fische wegfischen. Man könnte diesen Ländern also helfen, indem wir dort nicht mehr fischen. Dann würden aber bei uns Fische teurer, und die Besatzungen der europäischen Fangflotten und viele Arbeiter der fischverarbeitenden Industrie würden ihre Arbeit verlieren, außerdem würden dann auch weniger Schiffe benötigt, was zu Lasten der ohnehin permanent krisengeschüttelten Werften gehen würde, also auch dort mehr Arbeitslose. Also, was tun? Bislang zieht es die EU jedenfalls vor, diesen Ländern weiterhin Verträge aufzudrücken, in denen sie den EU-Fangflotten das Fischen in ihren Wirtschaftszonen gestatten. (Nur nebenbei sei bemerkt, dass viele dieser ehemaligen westafrikanischen Fischer dann als illegale Einwanderer auf die Kanaren zu gelangen versuchen. Und auch viele der Piraten in Somalia sind ehemalige Fischer, denen die Fische weggefischt wurden.)
Welch' negative Folgen es für die Dritte Welt hat, dass bei uns Kaffee getrunken wird, habe ich schon einmal erklärt.
Das waren nur drei Beispiele, die Liste ließe sich noch lange fortsetzen ...