Hab dank für deinen Beitrag Shomer.

Zitat von
Shomer
Beim Beschneiden werden zuerst die Reben beschnitten, dann, kurz vor der Ernte nochmals Reben, an denen schon Trauben hängen damit die Trauben, die dann von den Reben gelesen werden den bestmöglichen Wein versprechen.
Nicht ganz, beim zweiten "Beschneiden" sollte man das Rebholz nicht zu sehr verletzen, sondern nur die Frucht wegschneiden. Höchstens noch ein wenig die Zweige wegschneiden, die nur Laub und keinerlei Frucht tragen, da sie ja dem Rebstock nur unnötig Wasser wegnehmen. Und dann bekommen die Trauben auch ein wenig mehr Sonne ab.
Wir haben nicht immer nur die dürren Reben entfernt, sondern vorallem auch die älteren. Diese mussten weichen.
"Der Stamm darf alt sein, aber das Laub der Reben muss von jungen Reben sein", sagte immer mein Onkelchen.
Die jungen Spriesse des Rebstocks müssen an Drähte, die zwischen den Rebstöcken verlaufen, gebunden werden, damit sie nicht zur Erde sinken.
Sonst würde ihre Frucht am Boden liegen und vor der Ernte verfaulen und sie brauchen zudem den Halt, der durch das Binden entsteht.
Aber gerade diese jungen Triebe werden vorsichtig hochgehoben, man beschneidet diese auch nicht und man gibt ihnen, durch das Beschneiden des Rebstockes, die beste Möglichkeit gute Frucht zu bringen.
Jetzt sind wir wirklich in der Weinlehre angekommen. :wink: Entschuldigung.
Doch für mich bedeutet dies, an meinen Reben werden nicht nur die Dürren Sachen, die keine Frucht mehr bringen würden entfernt, sondern auch die Alten, vielleicht zu stark gewordenen. Die den neuen Sprössen den Raum zum Wachstum nehmen.
Ich betrachte mein Leben und merke, dass oft das Alte, Eingefahrene, auch das viele Wissen, das Belesene, Verstandene ... in mir weichen muss.
Gerade die Dinge, die mir stark und gut erscheinen. Bei denen ich manchmal meine, dass gerade daraus gute Frucht entstehen kann.
Und dass so ganz unscheinbare Sprösse sorgsam hochgehoben werden.
Dass sie haltend angebunden werden. Und gerade diese dann die gute Frucht bringen. Auch wenn sie anfangs gar nicht so wirken, als könnten sie jemals überhaupt das Gewicht der Früchte tragen.
Noch mal hin zur Weinlehre, lach.
Reissen sich nicht gerade Weinkenner um den Jungfernwein?
Schneidet nicht auch Gott von uns Dinge ab, die wir gar nicht so dörr und sinnlos finden? Bei denen wir gar nicht erkennen, dass sie eigentlich weg gehören?
Es tut nicht weh, von einem dürren, toten Ast befreit zu werden.
Da blutet keine Baum, kein Rebstock.
Aber wenn eine im grunde gesunde Rebe, ein gesunder Ast weggeschnitten wird, dann blutet die Pflanze und es tut so richtig weh, oder nicht?
Und erst wenn wir die ersten Früchte wieder tragen sehen, verstehen wir vielleicht, warum die vielen Schnittstellen, die ja auch Narben hinterlassen, sein mussten.
Seid behütet,
Socke
Vielleicht - Vielleicht auch nicht.
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