Hallo Nitro,
1. Natürlich kann humanes Handeln von Individuum zu Individuum unterschiedlich sein. Nur gehören bestimmte evolutionär bedingte Verhaltensweisen gewiss nicht dazu. dennoch wäre es für jedes Individuum am besten wenn es seinen "Eigennutz in den Dienst der Humaität stellen" würde, in welcher Form auch immer.
2. und 3. Die (meisten) Gebote Jesu sind ja indem was sie anstreben in Ordnung und für die damalige Zeit fortschrittlich. Nur sind sie heute veraltet und wir wissen viel mehr über die Veranlagungen des Menschen. Warum sollte es so schädlich sein, wenn ich mich mal über etwas aufrege, solange ich mich nicht in die Wut hineinsteiger und um mir mal Luft zu machen? Oder warum ist es so verwerflich, wenn ich einer Frau auf den Arsch gucke, solange meine Frau nicht neben mir steht und das sieht. Statt der jesuanischen Ethik, sollte hier ein Konzept stehen, das beides menschliche Bedürfnisse und die Interessen des anderen berücksichtigt. Genau das tut der evolutionäre Humanismus, er geht davon aus, dass man sich fair gegenüber seinem Nächsten verhalten sollte, aber gelichzeitig weiss er, dass der Mensch auch ein von Trieben gesteuertes Tier ist.
4. und 5. Als kritischer Rationalist gesteht man ja gerne seine Fehler ein und hier scheine ich tatsächlich etwas zu vorschnell geurteilt zu haben. Der Rachedurst (des historischen) Jesu, (der sich durchaus an anderen Stellen zeigt, immer wieder gerne gehört und gelesen: Mt. 13 41-43) scheint tatsächlich nicht in der Form vorzuliegen, wie ich es schrieb. Auch scheint Jesus in deiner Bibelpassage für die Rettung seiner Mörder einzutreten.
Aber leider schmälert das nicht den Rachedurst des christlichen Gottes, denn (auch wenn man die Chance bis zum Tod hat sein Seelenheil zu erlangen) so lässt er dich doch postmortal braten, wenn du ungläubig warst, oder "böse" Taten vollbracht hast. Auch lässt sich dieser Gott anscheinend nur durch das blutrünstige Sühneopfer an seinem eigenen Sohn besänftigen. Wie Nietzsche schon sagte:
"Wie? Ein Gott, der die Menschen liebt, vorausgesetzt, dass sie an ihn glauben, und der fürchterliche Blicke und Drohungen gegen den schleudert, der nicht an diese Liebe glaubt! Wie? Eineverklausulierte Liebe als die Empfindung eines allmächtigen Gottes! Eine Liebe, die nicht einmal über das Gefühl der Ehre und der gereizten Rachsucht Herr geworden ist? Wie orientalisch ist das alles! 'Wenn ich dich liebe, was geht's dich an?' ist schon eine ausreichende Kritik des ganzen Christentums."
6. Ich denke man sollte hier nicht Dogamtismus mit Universalismus vermischen. Gottes (eig. vom Menschen geschaffene) Gebote sind offenbart, heilig, unfehlabar und unantastbar. Der Humanismus geht zwar davon aus, dass die Menschenrechte universell gültig sein sollten, ist sich aber auch bewusst, dass sie letzlich ein Produkt der Menschen und somit fehleranfällig und verbesserungswürdig sind.
7. Bei einem Selbstmord verhalte ich mich gegen mich selbst nicht unethisch, denn ich verstoße nicht gegen meine Interessen. Es kann aber ein unethisches Verhalten gegen andere sein, denn er würde in meiner Famile und Freundeskreis (hoffe ich zumindest) Trauer und Leid auslösen.
8. "Deiner Logik zufolge sollte man Taten die man in unserer Kultur als schlecht oder unfair benennen würde, keine Beachtung schenken?"
Nein! Habe ich das behauptet? Sie bleiben unfair und schädlich und müssen deshalb auf ein Minimum reduziert werden. Deshalb sind auch Strafen erforderlich. Nicht aus Rache -und Vergeltungsansprüchen, sondern als präventive und resozialisierende Maßnahme und zum Schutze der Öffentlichkeit.
9. Ich mache hier nicht das Christentum für Bush und Nationalsozialismus evrantwortlich, sondern alleine den Memplex von Gut und Böse. Dass das Chrsitentum diesen Memplex leider fördert kann ich nicht ändern.
Man muss in den Nazis nicht "das Böse" sehen, um deren Taten zu verurteilen. Vielmehr sollte man in den Nazis Menschen sehen, die leider von der "Idee des Bösen" besessen waren.
Das NS-Regime wurde durch eine Allianz von Staaten besiegt, welch sich (größtenteils) auf Werte der Aufklärung, wie Demokratie, Gelichberechtigung, Meinungsfreiheit, Toleranz stützen. All diese Werte mussten und müssen bis heute gegen das Christentum erkämpft werden.
Zu deinem Angebot:
Deinem gemeinsamen Nenner, dass wir anderen Menschen keinen Schaden zufügen sollten, pflichte ich bei. Und natürlich steht es auch mit meinem humanistsichen Anspruch in Einklang, dass du dein Recht auf Religionsfreiheit ausleben kannst. Dieses Recht respektiere ich selbstverständlich. Nur respektiere ich deine Religion selbst (natürlich) nicht. Um die Welt zu einem lebenswertem Ort zu machen gehören m.E. eindeutig die Werte der Aufklärung. Diese Werte sind mit dem Christentum, denke ich, nicht vereinbar, sondern höchsten mit einem Christentum-light was wir heute in Europa vorfinden, den Namen Christentum aber kaum noch verdient hat. Darüber hinaus beinhaltet diese Religion vöölig überholte und veraltete Ansichten, wie den Gut-Böse-Dualismus.
Alles in allem bin ich der Auffassung, dass wir mit einer antidogmatischen, säkularen, humanistischen Alternative wesentlich besser bedient wären, als mit den Heilsgeschichten der Religionen. Und dazu gehört auch eine gewisse emotionale Reife: Wir müssen uns damit abfinden, dass unser Leben endlich ist. Macht dies das Leben nicht gerade so ungeheuer kostbar? Wir sollten die Endlichkeit unseres Lebens nicht verdrängen, sondern das bestmögliche daraus machen.
"Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Philosophie ist, wenn man trotzdem denkt. Und Religion ist, wenn man trotzdem stirbt. (Jürgen Becker)
ergebenst,
Lumpenhund
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