Hallo Nitro,
sorry, dass ich mich erst jetzt melde.
Ich habe es so verstanden, dass du meintest, dass, wenn wir uns als bloßes Produkt der Evolution sehen kein sozialer Frieden möglich sei, da ein rücksichtsloses Durchsetzen seiner eigenen Interessen evolutionär erlaubt sei. Dies habe ich evrsucht zu entkräften.
Ob das von mir genannte Zitat, ohne die erste Zeile auch so von Jesus stammen könnte, weiß ich nicht. Jedenfalls ist es gerade die erste Zeile, welche eine evolutionär-humanistische Ethik von der christlichen abgrenzt. Jesus sagt "Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst", wir wissen heute, dass dies aufgrund des biolígischen Eigennutzes nicht möglich ist. Nach Jesus darf man nicht einmal Zorn in sich aufkommen lassen und eine fremde Frau nicht einmal lüsternd ansehen. Die christliche Ethik geht somit von einem völlig veraltetem Menschenbild aus, eine evolutionär-humanistische Ethik kann sich auf moderne wissenschaftliche Erkenntnisse stützen, um menschliche biologische Veranlagungen bestmöglich nutzen zu können.
Vielleicht kennst du die Simpsonsfolge, in der der evangelikale Christ Ned Flanders streng die christliche Ethik einhält, (also niemals wütend wird, sich niemals beschwert, jedem auch noch so ungeliebten hilft, ständig Gott um Verzeihung bittet wenn er eine Frau lüsternd angesehen hat etc.) am Ende in der Klapsmühle landet. Die christliche Ethik ist zutiefst veraltet und menschenfeindlich.
"Und hier war Jesus weiter als die katholische Kirche und die Humanisten. Er wusste, dass nicht alle Menschen seine Lehre annehmen können, da der menschliche Verstand nicht einheitlich ist sondern individuell."
Achja und deswegen droht er denjenigen, die seine Lehren nicht befolgen auch ewige Höllenqualen an?
Anders, als du es meinst spielt die Angst vor Strafen im Jenseits eine äußerst wichtige Rolle in der christlichen Ethik. So sagt Jesus meines Wissens nie "tue Gutes um des Guten willens", sondern "tue Gutes um nicht in der Hölle zu landen". Das heisst natürlich nicht, dass Christen in diesem Sinne nicht ethisch handeln können, ohne dabei auf das ewige Leben zu hoffen, oder nicht dementsprchend ethisch argumentieren könnten, doch verlassen sie in diesem Augenblick das ethische Terrain ihrer Religion.
Ein anderes Problem ist, dass Religionen auf unantasbare (da von Gott offenbarte) Gebote aufbauen. "Gott will es" heisst somit nicht das beste für das jeweilige Individuum zu wollen (das möchte eine humanistische Ethik) sondern eben dem zu folgen was Gott (angeblich) will. Auch wenn dies eventuell inhumane Forderungen sind. Mit einem Gott, der einfach nur humanes Handeln fordert, könnte ich mich schon eher anfreunden. Nur gibt es meines Wissens keine Religion, welche auf sonstige dogmatischen Gebote verzichtet. Das Christentum ist es mit Sicherheit nicht.
Das Problem von Gut und Böse:
Zu diesem Thema habe ich schon in einem anderen Thread geschrieben und um dir Klickarbeit und mir Schreibarbeit zu ersparen, kopiere ich es hier einfach rein^^
In der Moral geht es um die subjektive Wertigkeit von Menschen vor dem Hintergrund vermeintlich vorgegebener metaphysischer Beurteilungskriterien "Gut und Böse".
In der Ethik hingegen um die objektive Angemessenheit von Handlungen anhand intersubjektiv festgelegter und immer wieder neu festzulegender Spielregeln "Fair und Unfair".
Man kann sich so, gegen sich selbst unmoralisch verhalten, aber nicht unethisch. Denn ethisch falsch handelt man nur, wenn man gegen die Interessen anderer verstößt. Aus ethischer Sicht ist es somit völlig irrelevant, ob ein Mensch masturbiert, Oral - oder Analverkehr praktiziert, aus moralischer Sicht kann dieses aber (je nach dem jeweiligen metaphysischen Hintergrund) verwerflich, oder eben Sünde sein.
Auch wären die Anschläge auf das World-Trade-Center aus islamistisch-moralischer Sicht eine gute Tat gewesen, aus einer objektiven, ethischen Sicht, aber äußerst unfair.
Des Weiteren baut die Moral notwendigerweise auf dem Konzept der Willensfreiheit auf. Es wird also unterstellt, dass sich Personen in dem gleichen Moment, unter den gleichen Bedingungen anders entscheiden könnte, als sie es de facto getan hat. Es wird also unterstellt, dass sich Menschen frei für "das Gute", oder "das Böse" entscheiden können.
Die Ethik kann auf die Idee der Willensfreiheit verzichten. Es ist völlig irrelevant, ob sich jemand frei (also ursachenfrei) für die Tat entschieden hat, um zu beurteilen, ob diese fair, oder unfair war.
Ich denke, wir sollten uns von der Moral aus folgenden Gründen verabschieden:
1. Es gibt keine Willensfreiheit:
Wäre unser Wille frei von Ursachen, würde jede menschliche Entscheidung ein unerklärliches Wunder darstellen. Jeder der über Verbrecher moralisch urteilt muss wissen, dass er selbst unter den selben biographischen, sowie genetischen Begebenheiten, wie sei beim Täter vorlagen, exakt genauso verhalten hätte, denn gleiche Ursachen haben (oberhalb der Quantenebene) die gleichen Folgen.
2. Der Gut-Böse-Dualismus ist widerlegt und schädlich
Wir sehen somit, dass es keine guten und bösen Menschen gibt, sondern nur "gute" (besser: faire) und "böse" (besser: unfaire) Taten.
Dazu kommt das die Unterscheidung von "guten Menschen" und "bösen Menschen" immer zu Rache und Vergeltung, sowie Strategien der Dehumanisierung genutzt wurden. So führte George W. Bush einen "Kreuzzug gegen das Böse" und auch wäre es so manchem SS-Mann schwerer gefallen jüdische Kinder umzubringen, wenn er in ihnen nicht den "Inbegriff des Bösen" gesehen hätte. Somit war Auschwitz nicht der Inbegriff des Bösen - Die Idee des Bösen hat Auschwitz erst ermöglicht!
Vielen Dank fürs Lesen,
Lumpenhund
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