Eigentlich ist es doch ganz simpel, wenn man dem N.T. und hier Paulus folgen will. Da sagt der z.B. 1. Tim. Brief 6/16 sehr klar: …der einzige Unsterblichkeit Habende, unzugängliches Licht Bewohnende, den keiner (der) Menschen sah, auch nicht sehen kann; dem (sei) Ehre und ewige Gewalt. Amen (Direktübersetzung aus dem Griechischen)

Bekanntlich ist Jesus gestorben und wurde von Gott auferweckt – (oder hat sich Gott selbst auferweckt?) und Jesus wohnte auf dieser Erde und wurde von Menschen gesehen – und man konnte ihn auch sehen.

Doch Paulus führt noch etwas Interessantes aus – Römer 9/ 4-5 (auch eine Direktübersetzung aus dem Griechischen): … welche Israeliten sind, deren die Sohnschaft (Gottes) ist und die Herrlichkeit (Gottes) und die Bünde (Gottes) und die Gesetzgebung und der Gottesdienst und die Zusagen (Gottes), deren die Väter und aus denen der Christos hinsichtlich (des) Fleisches, der über allen Seiende, Gott, (sei) gelobt in die Aionen, Amen.

Was hier Paulus anspricht ist äußerst bemerkenswert und stellt das israelitische – damalige – Selbstverständnis klar heraus. Israel verstand sich als Sohn Gottes, als Herrlichkeit Gottes, eben als Ebenbildlichkeit Gottes – so zusagen als Visavis Gottes. Ein sehr typisch israelitisches Bild der Selbstdarstellung damaliger Zeit und hier insbesondere der Essener. Klar belegt Paulus die menschliche Herkunft Jesu aus den Vätern Israels und noch klarer sagt hier Paulus, das der Seiende (ebenso einen typisch israelitische Bezeichnung) über allen – so auch über dem Christos steht.

Dieser Selbstanspruch, den der Hellenist / Alexandriener Johannes dann in seiner Schrift Jesu in den Mund legt Joh 12/44 - 45: - man beachte hier den griechischen Wortwörtlichspruch, der so in allen gängigen deutschen Bibeln außer den wissenschaftlichen Direktübersetzungen fehlt, so aber in allen griechischen Versionen enthalten ist -: 44: Jesus aber rief und sprach: Der an mich Glaubende glaubt nicht an mich, sondern an den mich Schickenden, 45 und der mich Sehende sieht den mich Schickenden.

Das ist die griechische Version israelitischen (antiken) Selbstverständnisses die sich insbesondere bei den Essenern und anderen apokalyptischen Kreisen mehrfach historisch belegen läst. Aber auch im Rabbinismus nicht fremd ist. Die Dimension wird erst dann klar, wenn man versteht was Paulus in seinen Worten ausdrückt. Ein Israelit, der die Sohnschaft Gottes innehat, ist die Herrlichkeit Gottes. Sie wird durch ihn repräsentiert und offenbar. Es gibt kaum eine Steigerung eines solchen Selbstanspruches, der wie gesagt nicht unüblich ist.

Schaut man nun aber in die Synoptiker, so scheint dieser Selbstanspruch gerade zu durch Jesus widerlegt zu werden: …. und herbeilaufend einer und auf die Knie fallend vor ihm, befragte ihn: Guter (Rabbi) Lehrer (Meister), was soll ich tun, damit ewiges Leben ich erbe? Jesus (aber) sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Keiner (ist) gut, wenn nicht EINER, Gott. Die Gebote kennst du:… Markus (Direktübersetzung 10/ 17 – 19) Noch klarer der Text von Lukas, der diese Geschichte übrigens in einem ganz anderen Zusammenhang wie Markus und Matthäus erwähnt: Und (es) befragt ihn ein (Synagogen) Vorsteher, sagend: Guter Lehrer (Rabbi) (Meister), was tuend werde ich ewiges Leben erben? (Es) sprach (aber) zu ihm Jesus: Was nennst du mich gut? Keiner (ist) gut, nur einer, Gott!

Es steht außer Frage, dass Gott sich selbst kaum als NichtGut bezeichnen würde, um dann auf Gott den Guten zu verweisen. Jesus widerspricht geradezu dem Selbstanspruch so mancher Israeliten und verweist in vielen seiner Reden geradezu auf die Mangelhaftigkeit des menschlichen Daseins, welche eben nicht die Herrlichkeit Gottes durchblicken lassen. Und von sich selbst schließt er diesen Selbstanspruch des GUTEN aus und verweist auf Gott den EINEN. Hier sehen wir, wie auch christliche Theologen schon erkannten und dies nicht erst seid dem 20. Jahrhundert eine klar belegbare theologische Wertung der Person Jesu, welche bereits bei Johannes seinen historischen Kontext verliert. Was zudem deutlich wird, Jesu greift hier sehr klar und deutlich die Gruppe der Essener an, welche diesen Selbstanspruch – die echten Guten Gottes zu sein - öffentlich postulierten.
Was Paulus in Römer 9 zur Schau stellt zeigt darüber hinaus erneut, wie eng seine geistigen Wurzeln zu Qumran gewebt waren. Von Gamaliel hätte man sicher nicht solches gelernt.

Allein an diesen wenigen Textstellen zeigt sich wie wichtig es ist, in die historischen und religiösen Verhältnisse der Zeit Jesu – und nach ihm einzutauchen, um den Sinn- und Wortbedeutungen gerecht zu werden. Und ebenso wichtig ist es – wie aufgezeigt, sich den griechischen Texten zu stellen, welche eben nicht in deutschen (und anderen Bibeln) wortgetreu Rechnung getragen wird. Ein wirklich leidliches Thema.

Noch ein Wort zu dem Johannesprolog. Es ist nun einmal ein historisch klar belegbarer Fakt, das dieser Prolog in seinem literarischen Wesen von Philo von Alexandrien stammt (Logosworte Philos). Das hier die Autoren (es waren bekanntlich Mehrere die das Johannesevangelium verfassten – wie auch die Jerusalemer Studienbibel – katholisch – klar im Vorwort belegt) sich für diesen Eingangsprolog entschieden hat theologische Gründe, die sich aus dem Aufbau dieser Schrift ergeben. Das man damit auch in Kauf nahm, sich der Begriffswelt hellenistischer Philosophie zu bedienen, welche dem Juden Jesus mit Sicherheit fremd war, und sich wie ein roter Faden durch das ganze Evangelium zieht, ist ein längst bekannter Fakt unter allen Religionswissenschaftlern und Theologen, die sich mit dieser Thematik beschäftigen. Und es ist ebenso eine belegbare Tatsache, dass nicht einmal ein gewöhnlicher Koniegrieche dieses Evangelium – auf Grund der unglaublich zahlreichen alexandrienisch - philosophischen Fachbegriffe hätte verstehen können. Das wird selbst von frühen Kirchenvätern klar belegt und erklärt zugleich auch die massive Ablehnung, welche diese Schrift insbesondere in Westrom und Nordafrika erlebte. Auch eine historische Tatsache.

Absalom