Teil 4


Nicäa, das Ende der urchristlichen Feiertage

Nun kommen wir zu den Feiertagen. Nach all diesen entscheidenden Veränderungen, die das Christentum durchlebt hat, begann Konstantin mit der Ausrichtung des Christentums auf die Bedürfnisse des Imperiums, welches immer noch zu 60 - 70 % aus Nichtchristen bestand. Wohl sprang der Zuwachs des Christentums enorm an, doch das Imperium war groß und weit und schon von daher waren die Beschlüsse der Konzilien vornehmlich erst mal eine Sache, die Rom und die unmittelbaren Provinzen betrafen.

Bereits 321, also vor dem Konzil in Nizäa wurden dazu die Weichen gestellt. In diesem Jahr erließ der Kaiser einen Erlass, der zum Heiligen Tag der Woche für alle Kulte verbindlich (also auch für das Christentum) und bei Zuwiderhandlung mit Todesstrafe geahndet wurde. Der DIES SOLIS – Tag der Sonne und des Sonnengottes Sol Invictus, bei uns als Sonntag bekannt, vereinigte somit alle Kulte. Wohl hatte bereits die in Rom ansässige Kirche ihren Herrentag schon in früherer Zeit (wann ist nicht bekannt) auf Sonntag verlegt, die große Mehrheit der Christenheit, insbesondere die im Orient, Afrika, Germanien und im griechisch – asiatischen Raum, hatte sich ganz bewusst diesem Ansinnen entschieden entgegen gestellt und stand somit deutlich in Opposition zu Rom, weil sie darin eine Angleichung an den götzendienerischen Sol Invictus Kult erkannten. Seit der Zeit der Urgemeinde versammelte man sich nach dem jüdischen Kalender zum Herrentag am Samstagabend, der nach jüdischer Zeitbestimmung der 1. Tag der Woche ist. In der Bibel werden die Tage nach Sonnenaufgang und Sonnenuntergang begonnen und beendet, wie es dem biblischen Mondkalender und der Schöpfungsgeschichte entspricht. Der heidnisch ägyptisch - griechisch – römische Kalender hingegen ist im Zeitmaß der Sonne zugeordnet, wo jeweils nach Mitternacht die Tageswende eintritt. Im Osirismythos der Ägypter spielte der Sonnenkalender eine ganz besondere Rolle, da mit dem Sonnenuntergang die Reise des Unterweltgottes Osiris begann, wo er zur Mitternacht in sein Reich eintraf – das Reich der Finsternis – und am Sonnenaufgang erneut seine Herrschaft als Sonnengott weiterführte. Es mag nicht verwundern (doch dazu später mehr), daß der ägyptische Osiris in Rom als Sol Invictus - als Reichs- und Staatsgott verehrt wurde. Erst unter Kaiser Justinian (527 – 565) wurden auch die letzten Christen durch Gewaltanwendung, zur Annahme dieses Sol Feiertages verpflichtet. Alfons Deissler, einer der bedeutensten Kirchenhistoriker Deutschlands mit weltweiten Ruf, der selbst in Israel als katholischer Theologe hoch geschätzt wird, schreibt in seinem Kommentar zur Jerusalemer Bibel – Apostelgeschichte 20/7: „Es ist einfach falsch, wenn behauptet wird, der in der Apg. und in den Paulusbriefen genannte Herrentag wäre am Sonntag gefeiert worden. Allenfalls war dies in der römischen Christengemeinde so, aber frühestens erst nach dem 2. Jahrhundert – wohl eher schon Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr.. Es wäre für die noch jüdisch geprägte Jesusgemeinschaft undenkbar gewesen, wenn sie diesen Tag, der theologisch vom Schöpfungstag Gottes, zum Bundestag Gottes mit seinem Volk Israel, bis hin zu Jesus, Gottes Heilswillen für die Menschheit offenbart, einem Sonnentag hätte weichen müssen, der zudem dem Sohn der Unterwelt – Sol Invictus, dem Baal der Bibel, geweiht war. Dass die Kirche sich 321 dem Ansinnen Konstantins unterwarf, verhalf dem Christentum bei der Integration ins römische Reich, trennte es aber gleichzeitig von den biblischen Festtagswurzeln und somit auch von den Judenchristen, die nicht selten enttäuscht, in ihre Synagogen zurück kehrten“. (Kommentare zur Jerus. Bibel)
Von diesen Schritt, der Verlegung des Herrentags, auf den Festtag des Sol Invictus, war es nur noch ein kleiner Schritt, auch das größte Fest der Christenheit – das Opfer- und Pessachfest Jesu (den Begriff Ostern kannte die damalige Christenheit nicht), dem Heidentum einzuverleiben. Dies geschah auch auf dem Konzil von Nicäa, nachdem die meisten Bischöfe dem Trinitätsbeschluss Konstantins zustimmten. Auch hier hatte die Kirche schon Vorarbeit geleistet. So forderte der römische Bischof Viktor (189 – 198 im Amt) von allen Christen, das Opferfest Jesu auf einen Sonntag zu verlegen (also vom jüdischen Kalendarium zu trennen). Die Kirche folgte diesem Ansinnen zum großen Teil nicht und beharrte auf der jüdisch - biblischen Überlieferung, die der Gemeinde von Rom allerdings schon längst abhanden gekommen war. Genau hier setzte aber Konstantin an und man muß sagen, mit einer geradezu teuflischen Argumentation befahl er erneut unter Androhung von Strafe, die Durchsetzung seines Wunsches:
Nichts soll uns mit dem gemeinen und verhassten Volk der Juden verbinden!
Denn wir haben vom Erlöser einen anderen Weg erhalten, vorgezeichnet ist unserer Heiligsten Religion eine Bahn, die gesetzmäßig und gebührend ist, diese wollen wir einmütig halten und von jener schimpflichen Gemeinschaft der Juden uns trennen.
(Die ganze Rede ist im Buch: „ 2000 Jahre Christentum“ nachlesbar, gleichfalls auch die Stellung Konstantins zu den Juden)
Konstantin benutzt den sich in der Kirche seit dem 2. Jahrhundert ausbreitenden Antijudaismus, um seine Ziele durchzusetzen.
Die Ostkirche weigerte sich jedoch, diesen Beschluss der römischen Westkirche zu übernehmen, worauf hin Konstantin sogar erstmalig in seiner Amtszeit, der Ostkirche mit Krieg, Enteignung und Versklavung drohte. Die Ostkirche gab nach und löst sich somit ebenfalls vom 14 Nissan, dem biblischen Pessachfest. Konstantin triumphiert nach diesem Konzil und die Kirche wird ihm unter anderen später auch deshalb den Titel: „ der Große“ verleihen, weil er angeblich das Christentum geeint hat.

Ein ganz anderer Punkt ist jedoch das eigentliche Faktum, das hierdurch zum Tragen kommt. Ich möchte dazu einen großen Gelehrten zu Wort kommen lassen, der nicht nur ein aufrichtiger Forscher ist, sondern zudem auch ein hundertprozentiger Christ. Der Schweizer Kulturhistoriker Jacob Burckhardt schreibt über diese ganze konstantinische Wende und das Verhalten der Kirche:
Wenn dem Kaiser Konstantin überhaupt etwas heilig war, dann einzig die Sonne (als Sol-Invictus, Mithra) und Reichsgott Jupiter. Sie waren für ihn Gott und Gottes Sohn in einem. Diese seine Glaubensvorstellungen brachte er im Jahr 325 in das von ihm berufe Konzil von Nicäa ein. Allerdings hütete er sich dabei den Namen Jupiter zu nennen (Sol-Invictus), sondern sprach nur von Gott, weil ihm wohl bewusst war, daß die Christen in Jupiter wie auch in allen sonstigen römischen Göttern lediglich Götzen erblickten. Auf diese Weise gelang es Konstantin, sich als römischer Kaiser ins Christentum einzuschleichen, dieses dem Zustrom der Heiden zu öffnen und so heidnische Kulte in die christliche Kirche einzuschleppen. Dank Konstantin fand der Heide in der späteren Dreifaltigkeitslehre, also im Trinitätsdogma, seine vertraute römische Götterdreiheit wieder, jene drei „Dämonengeister“, die Zeichen tun und zu den Machthabern des ganzen Erdkreise ausziehen, um sie zum großen Tag ihres allmächtigen Gottes zu versammeln (Off.16/14). Konstantin machte aus dem Kreuzestod Jesu einen Kult, hinter dem kein anderer stand als Jupiter alias Baal, der erklärte Widersacher des Herren der Bibel. Der Kaiser feierte insgeheim die Kreuzigung Jesu als Sieg seines Herren, des Baal, den er durch Orakel zu befragen pflegte. Zeugnis von der Baalshörigkeit Konstantins legt seine nachtschwarze Siegessäule ab, die er auf dem Forum seiner neuen Hauptstadt Konstantinopel hatte errichten lassen. Hoch auf der Prunksäule erhob sich einst des Kaisers Standbild, in das er eine ganz besondere Siegestrophäe hatte einbauen lassen: Ein Stück vom vermeintlichen Kreuz Christi....
Gläubige Christen durchschauten zwar Konstantins heidnische Tücke; aber was vermochten sie gegen den allgewaltigen Kaiser auszurichten? Sie konnten sich ja nicht einmal gegen den von ihm zum Gesetz erhobenen neuen Kalender wehren. Nur soviel vermochten sie zu tun: sie zählten die Tage weiterhin so, wie sie es bisher gewohnt waren, (nach jüdischem Ritus). Dies taten sie, bis Kaiser Justinian (527-565) dem ein Ende setzte. In dem Konstantin listenreich den Christen zum Schein entgegenkam, gelang es ihm, das Christentum heimlich in der Wurzel zu vergiften und dadurch zu lähmen. Dies war den früheren Kaisern trotz äußerer Machtanwendung nicht gelungen.
Die Christenheit verschloß ihre Augen vor der heidnischen Niedertracht Konstantins; auch sah sie über den Kulturkampf hinweg, der seit dem 4. Jahrhundert zwischen Christen und Römern tobte. Man nahm einfach an, durch das Konzil von Nicäa im Jahr 325 habe der Kaiser das Römerreich mit der Christenheit versöhnt. Die beklemmende Frage ist: Mit wem hatte sich die Christenheit versöhnt?....

(Artikel aus der Zeitschrift Museon – Zeitschrift für Geisteswissenschaften und Theologie)
Prüfen wir die Aussagen über die Geburt Jesu, wie sie seit Jahrhunderten der Christenheit verkündet werden, dann wird deutlich, daß diesbezüglich tatsächlich viel Unwahres gelehrt und geglaubt wird. In die Lehre über Jesus wurde einiges an heidnischem Gedankengut eingeschleppt, das nichts mit der geschichtlichen Wirklichkeit zu tun hat. Als erstes ist der 25. Dezember zu nennen, der bis heute als Weihnachtsfeiertag gefeiert wird. Dieses Datum galt jedoch nicht seit Anfang des Christentums als Feiertag der Geburt Jesu, sondern erst seit dem Jahre 336, wo Konstantin der Große bestimmte, daß die Christen den Geburtstag Jesu an einem hohen römischen Festtag zu begehen hätten. In der antiken Welt feierte man an diesem Tag das Fest der Wintersonnenwende, das bei den Römern als der Gedenktag und Geburtstag des Sonnengottes Sol Invictus/Mithras galt, für den auch Jupiter Amon steht. Bei den Ägyptern feierte man an diesem Tag die Wiedergeburt des Osiris, der, nachdem er wegen Freveltaten aus dem Himmel gestürzt worden war, in der Unterwelt zu neuem Leben erwachte. Isis, seine Schwester-Gemahlin, verhalf ihm zu dieser Wiedergeburt, indem sie den vom Sturz daniederliegenden - wie eine fürsorgliche Mutter - aufpäppelte. Den hintergründigen Sinn des Bildes, daß Isis mit dem Osiris - Kind (in der Mythologie zwar stets als Horus - Kind oder Harpokrates, das heißt Unterweltherrscher, bezeichnet) auf dem Schoß zeigt, haben die Romchristen nicht verstanden. Indem Konstantin aus politisch-opportunistischen Gründen einen hohen heidnischen Festtag zum Feiertag der Geburt Jesu bestimmte, war er einerseits den damals bereits verweltlichten Christen entgegengekommen, andererseits hatte er aber die Anhänger der in Rom überaus zahlreich vertretenen heidnischen Götterkulte nicht vor den Kopf gestoßen. Es war dies einer von vielen perfiden Beiträgen des Sonnengottanhängers Konstantin zur Unterwanderung frühchristlichen Gedankengutes mit heidnischen Elementen. Den echten Christen war wohl bewusst, daß der 25. Dezember der Geburtstag des römischen Sonnengottes Sol - Invictus war. Welche Schmach dies für sie bedeuten musste, wird dann ersichtlich, wenn man erkennt, wen die ersten Christen in diesem römischen Götzen erblickten: Für sie war Sol - Invictus kein geringerer als der Herrscher der Unterwelt, der gewalttätige Herr über die von Gott getrennten und damit der geistige Widersacher Christi. Echte Christen erkannten in Sol Invictus den vielgesichtigen Totengott mit den unzähligen Namen, der - wie bereits erwähnt - bei seinen Anhängern unter anderen auch in der Gestalt des Mithras, des Jupiter/Giove Ammone oder des Osiris auftrat.

Den Schlusskomentar erspare ich mir hier! Stattdessen ein Satz Albert Schweizers. Wer sich seiner Geschichte nicht stellt, wird auch nicht aus seiner Geschichte lernen, er wird immer und immer wieder die gleichen Fehler machen.

Absalom