Zeuge schreibt: Wenn Jesus, als Person, präexistent war, warum musste er, wie jedes normale Kind, in der Erkenntnis wachsen (Lk 2,40.52)?
Mein Freund, du übersiehst etwas: Dadurch, dass Christus die menschliche Natur annahm, gab Er alle Seine göttlichen Vorrechte, Allwissenheit inbegriffen, auf! (Phil 2,6-7). Der Umstand, dass Er als Mensch in der Erkenntnis wachsen musste, ist eine logische Folge davon, dass Er »in allem seinen Brüdern gleich werden [musste]« (Hebr 2,17).

Ebenso ist die Tatsache, dass Jesus am Kreuz sterben konnte, eine Folge Seiner Menschwerdung. Er musste Mensch werden, um sterben zu können, denn unter Beibehaltung Seiner göttlichen Seinsweise hätte Er nicht sterben können, weil das göttliche Wesen unsterblich ist (1. Tim 6,15-16). Die Tatsache, dass Er Mensch wurde (d. h. die göttliche Sphäre verließ und Leben gemäß der menschlichen Natur annahm), hebt jedoch nicht Seine göttliche Identität auf.

Zeuge schreibt: Denn wäre er, als Person, präexistent und an der Schöpfung beteiligt …
Er war an der Schöpfung beteiligt, wie die Heilige Schrift ganz klar lehrt! Der Apostel Paulus und der (unbekannte) Verfasser des Hebräerbriefes bestätigen genau diese Wahrheit. Paulus schreibt:

»Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung. Denn in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen. Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm.« (Kol 1,15-17).
Jemand meinte einmal zu mir, dass sich die Vorrangstellung Christi in diesen Versen auf die »neue Schöpfung« (2. Kor 5,17; Gal 6,15; Elberf.), also auf die Gläubigen, bezieht und nicht auf die Schöpfung von Himmel und Erde. Das sehe ich anders, denn der Abschnitt sagt eindeutig, dass »alles …, was im Himmel und auf Erden ist, … durch ihn und zu ihm geschaffen« wurde!

Außerdem heißt es ja:

»Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn, den er zum Erben aller Dinge eingesetzt hat, durch den er auch die Welten gemacht hat« (Hebr 1,1-2).
Gott hat durch Christus »die Welten gemacht«, die »Äonen«, die Weltzeiten, die Zeitalter, die Ordnungen der Dinge – genau das bedeutet dieser Begriff! Nimm die Texte so, wie sie in der Bibel stehen, und interpretiere nicht etwas anderes hinein! Wenn da steht, Gott hat »die (nämlich alle!) Welten« durch Seinen Sohn geschaffen, dann hat Er das auch. Du kannst nicht etwas anderes lehren, ohne die klaren Worte, die dort stehen, anders zu interpretieren als sie jeder normale Mensch verstehen würde, und ohne sie ihrer Bedeutung zu berauben.


Liebe Grüße
Chrischi ;-)

P. S.: Auffallend ist, dass die meisten, die die Dreieinheit ablehnen, in einem Atemzug die Präexistenz Christi verneinen, obwohl das nicht zwingend im Zusammenhang miteinander stehen muss. Man kann sehr wohl an die Präexistenz Christi glauben, ohne dem Trinitätsdogma verfallen zu sein. So glauben etwa die Zeugen Jehovas und die Vertreter der Vereinten Kirche Gottes keineswegs an die klassische Trinitätslehre, sehr wohl aber an die Präexistenz Christi.