Hallo tiffi,

ich bin mal eben deinen Ausführungen und Gedanken über Joseph gefolgt und glaube, dass es wie bei vielen ( oder sogar den meisten?) Lebensgeschichten darum geht, die Herzenshaltung und Einstellung zu formen...
Als Joseph jung ist, träumt er, dass sich so ziemlich alle vor ihm verbeugen... (erst die Garben, dann sogar Mond und Sterne?) und ich glaube, wenn er das in einer jugendlichen Art und Weise seinen Eltern und Brüdern gegenüber erzählt hat, dann kann man sich leicht vorstellen, dass das nicht nur Bewunderung und Achtung sondern auch Wut hervor bringt....

Die Achtung in der Gesellschaft, später am Hof des Pharao, durch Aufgaben und Ämter geben einem Menschen schnell das Gefühl „ich kann etwas“ , manchmal definieren sich Menschen sogar aus dem, was sie tun.
Im Gefängnis aber ist Joseph ganz allein. Er hat keine Stellung mehr, die ihn „wertvoll“ macht.
Ich könnt mir vorstellen, dass das ganz schön zermürbend ist: stell dir vor, du sitzt einsam da, weißt nicht, wie lange das so sein wird und hast eigentlich auch keine Perspektiven für die Zukunft, weil der Verstand dir sagt, „hier kommst du nicht mehr raus“...

Aber Joseph hat einige Lichtblicke, die ihn wohl im Vertrauen/ Glauben aufbauen konnten, wenn er es denn zulässt:
Die Träume die er im Elternhaus hatte... sie könnten trotz aller äußerlichen Umstände doch trotzdem wahr werden, oder „sollte dem HERRN etwas unmöglich sein?“
Und in seiner Zeit im Gefängnis kann er seine Gabe, Träume zu verstehen, für andere Menschen (Bäcker und Mundschenk) einsetzen.
Was mir dabei auffiel- selbst wenn es für Joseph vielleicht ein Hoffnungsschimmer war/ gewesen sein könnte, dass er doch noch „nützlich ist“, so zerschlägt sich schnell erst mal wieder die Hoffnung, dass er aus dem Gefängnis kommt, weil Menschen ihn wieder „vergessen“, bis erneut sein vom HERRN geschenktes Können gefragt ist.

Solche Zeiten im „Gefängnis“, Einsamkeit, Verlassenheit, Versagen... so glaube ich, sind äußerst „sinnvoll“. Vielleicht hilft es Menschen, einen „Gang runter zu schalten“ und neu nach dem HERRN zu fragen? Vielleicht verändert es Sichtweisen, zerbricht Stolz auf Dinge, die uns Menschen nur geschenkt sind, zerbricht eigene Träume und Pläne...?
Vielleicht macht es unsere Herzen weicher und sensibler für andere Menschen ...?
Joseph geht genau den Weg, der gut für ihn ist, um dort zu „landen“, wo der HERR ihn haben will. Oder besser gesagt, Joseph wird genau den Weg geführt, den er braucht, um so zu werden, wie er am Ende sein soll für die große Aufgabe in der Hungersnot.
„Des Menschen Herz denkt sich seinen Weg, der HERR aber lenkt seinen Schritt“

Das zu zulassen, Täler geduldig zu ertragen, nicht zu ver- zweifeln oder zu resignieren... egal, welchen Weg ein Mensch im Leben geht... das sehe ich als „Glaube“...

Im Übrigen glaube ich persönlich, dass alle Menschen in sich dieses „Unrechtsbewusstsein“ tragen von Anfang an, auch ohne Gebote und Vorschriften...
Doch all das ist nur meine persönliche, sehr menschlich einfache Sicht auf Dinge...

Einen lieben Gruß dir
Honigmond