@ Absalom
Die heute in der British Library aufbewahrte Alexandrinische Handschrift (Codex Alexandrinus) war die erste wichtige Bibelhandschrift, zu der Gelehrte Zugang erhielten. Sie enthält einen Großteil der Bibel und ist in griechischen Unzialen auf Velin (ein sehr feines Pergament) geschrieben. Datiert worden ist dieser Kodex auf den Anfang des fünften Jahrhunderts*u.*Z. Dabei stützt man sich hauptsächlich auf das Wissen um spätere Veränderungen in der Unzialschrift, die sich zwischen dem fünften und sechsten Jahrhundert durchsetzten und im „Wiener Dioskurides“ dokumentiert sind, von dem man weiß, wann er entstand.
Ein weiteres wichtiges Bibelmanuskript, das Wissenschaftlern zugänglich gemacht wurde, ist die von Tischendorf im Katharinenkloster erworbene Sinaitische Handschrift (Codex Sinaiticus). Sie ist in griechischen Unzialen auf Pergament geschrieben und enthält Teile der Hebräischen Schriften in der griechischen Übersetzung der Septuaginta sowie die kompletten Christlichen Griechischen Schriften. 43*Blätter dieses Kodex befinden sich in Leipzig, 347 in der British Library in London und Teile von 3*Blättern in St.*Petersburg. Datiert worden ist diese Handschrift auf die zweite Hälfte des vierten Jahrhunderts*u.*Z., unter anderem weil sie in den Evangelien die Kanontafeln enthält, die dem Historiker Eusebius von Cäsarea aus dem vierten Jahrhundert zugeschrieben werden.
Ein dritter wichtiger Text ist die Vatikanische Handschrift 1209 (Codex Vaticanus), die ursprünglich die ganze Bibel in Griechisch enthielt. Dieser Kodex tauchte erstmals 1475 in einem Katalog der Vatikanbibliothek auf. Er ist in griechischen Unzialen auf 759 Blätter aus Velin geschrieben und umfasst die ganze Bibel, abgesehen von einem Großteil des ersten Buches Mose sowie Teilen der Psalmen und der Christlichen Griechischen Schriften. Datiert worden ist die Handschrift auf den Anfang des vierten Jahrhunderts*u.*Z. Worauf stützt man sich dabei? Die Schriftform gleicht der der Sinaitischen Handschrift, ebenfalls aus dem vierten Jahrhundert. Aber der Codex Vaticanus wird für etwas älter gehalten, weil darin unter anderem das Konkordanzverzeichnis des Eusebius fehlt.
Schätze aus einem Schutthügel
Im Jahr 1920 erwarb die John Rylands Library in Manchester einen Stapel Papyri, die kurz zuvor in einem alten Schutthügel in Ägypten entdeckt worden waren. Bei Durchsicht dieser Schriftstücke — darunter Briefe, Quittungen und Volkszählungsurkunden — entdeckte der Gelehrte Colin Roberts auf einem Fragment Wörter, die ihm bekannt vorkamen: Teile von Versen aus Johannes, Kapitel*18. Das war der älteste bis dahin entdeckte Text der Christlichen Griechischen Schriften.
Das Fragment ist unter dem Namen Papyrus John Rylands 457 bekannt geworden und trägt die internationale Kurzbezeichnung P52. Datiert wurde das in griechischen Unzialen verfasste Schriftstück auf den Anfang des zweiten Jahrhunderts. Damit dürfte es nur wenige Jahrzehnte nach der Urschrift des Johannesevangeliums entstanden sein! Erstaunlicherweise stimmt der Text fast haargenau mit dem Text viel jüngerer Handschriften überein.
Alt, aber genau!
Der britische Textkritiker Sir Frederic Kenyon schrieb in seinem Buch The Bible and Archæology über die Christlichen Griechischen Schriften: „Sowohl die Echtheit wie die allgemeine Unversehrtheit der neutestamentlichen Bücher darf als endgültig gesichert angesehen werden.“ Und bezüglich der Unversehrtheit der Hebräischen Schriften stellte der Hebraist William*H.*Green fest: „Man kann mit Sicherheit sagen, dass kein anderes Werk des Altertums so genau überliefert worden ist.


Gruss Art.....