9 – Kontrollgang am Teich
Chase schleppte ein großes gefülltes Glas heran. Ich schaute ihn fragend an. Er zog einen langen dicken Regenwurm heraus, um ihn mir zu zeigen. Super, dachte ich. Wir beschlossen gleich zum Teich zu gehen und unser Glück zu versuchen. Wir verließen das Grundstück auf der anderen Seite und der romantische Teich lag sofort vor uns. Das Grün der Bäume spiegelte sich im Wasser. Die Büsche der Brombeeren waren voller Früchte. Sie waren nicht gerade groß, aber dafür schön süß. Eine wahre Freude davon zu naschen.
Die Hunde waren das Gehen an der Leine wirklich nicht gewöhnt. Einer von ihnen sprang höher als der an-dere, als ob sie zum Flug ansetzen wollen Mit Schwung rasten sie drauf los, bis sie den Ruck am Halsband spürten.
Wir kamen am Steg an. Es war Zeit, diese unruhigen Geister zu beruhigen. Eine Erfrischung tat ihnen gut. Ich kniete mich herunter und setzte die Vierbeiner in das Wasser. Völlig entsetzt, aber nicht ängstlich, schwammen sie im Kreis, soweit es die Leine erlaubte. Weil sie so brav waren, half ich ihnen wieder auf den Steg. Sie sahen lustig aus mit nassem Fell und daran hatten sie dann auch zu tun. Sie legten sich brav auf die Seite und leckten sich. Die beiden Regenwürmer dekorierten unsere Angelhaken. Sie baumelten reglos im Wasser. Mehr passierte allerdings nicht.
Neugierig schaute ich nach den Pflanzen am Ufer. So richtige, kräftige Pfefferminze gab es hier nicht, den man für den Tee hätte pflücken können. Um meine Füße zu baden, zog ich meine Schuhe aus. Mit einem großen Schritt stieg ich über den Streifen mit Gräsern und trat in das Wasser. Vielleicht sollte ich es lieber als Moor beschreiben. Denn mein Bein sank und sank immer tiefer; tief hinein in diesen wunderschönen rot-orange Boden. Ich steckte fest und sogar meine kurze Hose war nicht kurz genug. Sie hatte gut eine Hand-breit Wasser abbekommen. Da stand ich nun; ich armer Tor. Es half nichts, um mich aus diesem Spagat zu befreien, brauchte ich mein zweites Bein. Das war nun auch egal, ich konnte mich wieder an Land retten. Auf dem Steg zog ich meine nasse, matschige Hose aus und spülte sie im tiefen Wasser. Ich legte sie zum Trocknen in die Sonne. Chase erzählte, dass sie auf der anderen Seite baden gehen, dort wo das Wasser flacher ist. „Aha“ dachte ich, wenn die Kinder das überleben, kann ich ja wohl auch schwimmen gehen. Ich versuchte den kleinen Nichtschwimmer zu überreden. Aber er hatte Angst.
Das Vergnügen ließ ich mir nicht nehmen. Schnell zog ich mich aus und stieg „Nackedei“ die Holzleiter hin-unter. Erst jetzt fiel mir die erschreckende Wassertemperatur so richtig auf. Es war heiß, wie in der Bade-wanne. Es war so heiß, dass ich mich echt überwinden musste zu schwimmen. Aber dann war es richtig toll. Diesen schönen Teich hatte ich ganz für mich alleine. Auf den Kontakt mit dem Boden verzichtete ich aller-dings dankend. Nachdem meine Hose und ich etwas getrocknet waren, an unserer Angel aber auch über-haupt nichts passierte, traten wir den Heimweg an.
„Überraschung für dich“ sagten Carrie und Barry, wir fahren jetzt. Ich war gespannt, was die beiden sich überlegt haben. „Jana hat gesagt, du freust dich darüber!“ setzten sie noch als Spannungssteigerung oben drauf. Ich strengte mich wirklich an, doch ich hatte keine Ahnung. Wir rollten auf die Autobahn. Langsam kamen sie mit der Sprache raus. Unser Ziel war das Baseballstadion in Charlotte, North Carolina. Dort sollte eine Band spielen und zum Abschluss ein Feuerwerk starten. Das hörte sich alles recht interessant an, auch Chase freute sich riesig.
Im Auto kam die Frage, was wir heute Abend essen wollen. Mir war es relativ egal. Auf alle Fälle hätte ich das ganze Schwein alleine gegessen, denn ich hatte richtig Hunger. Die Restaurants, die sie aufzählten, kannte ich fast alle. Nur das Buffet vom Chinarestaurant, dass hatte ich auf der letzten Reise nicht gesehen und probiert. Bei dem Gedanken an die leckere braune Ente, lief mir das Wasser im Mund zusammen.
Ein wenig musste ich mich allerdings noch gedulden. Barry parkte vor dem Einkaufszentrum und wir gingen in einen der riesigen Läden. Es gab nicht nur ein paar Bilderrahmen, es waren Millionen. In allen Größen, Farben und Formen. Es erschlägt einen regelrecht, vor allem der Preis. Wir brauchten eine ganze Menge, da wurde mir ganz übel. Meine Formate erkannte ich allerdings nicht so richtig. Ich war ganz froh, das Barry festlegte, dass wir heute nur schauen nicht kaufen.
In der Fotoabteilung blieben Barry und Carrie hängen. Sie suchten eine Kamera. Ein Verkäufer erklärte ih-nen die Technik. Ich schnappte Chase, bevor er begann seine Eltern zu nerven. Wir schlenderten durch den Laden und so entdeckte er die Abteilung mit den Computerspielen. Der Kleine war kaum zu bremsen. Er war froh, dass die Eltern eine Weile überlegten, bis sie ihren Fotoapparat kauften.
Kurze Zeit später betraten wir das Chinarestaurant. Wer kennt sie nicht diese wunderschöne Gestaltung! Sie ist überall gleich. „Kennst du eine – kennst du alle.“ Es gibt geschwungenes Holz, bemaltes Glas und kun-terbunte Lampen…und es roch so lecker. Die Kellnerin brachte uns zu unserem Tisch. Sie hatte sich gerade umgedreht, als Carrie wieder aufsprang. Die Schlacht auf das Buffet war eröffnet. Mit der Kelle schaufelten wir lauter kleine Probierhaufen auf den Teller. Doch auch damit war er irgendwann voll. Leider schmeckte alles lecker. Es führte dazu, dass zu viel gegessen wurde.
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