7 – Bin da, wer noch?

Ich fragte nach all den Tieren, nach Danny, Tiger, Jimmy…weiter kam ich nicht beim Aufzählen. Da griff sie meine Hand und zog mich nach draußen. Zuerst hinter das Haus. Hier standen neue Käfige und die Hunde begrüßten mich mit lautem Bellen. Sie waren ein ordentliches Stück gewachsen. Jimi hatte ein langes wei-ßes Fell, er war zum Kuscheln. Das Fell von Skooter war schwarz, weiß und kurz. Das Schoßhündchen Susi sah genau so aus wie vorher. Alle drei sprangen an ihren Türen so hoch und bettelten, um nach draußen zu dürfen. Doch sie blieben hinter ihrem Draht. Carrie erklärte mir, dass sie zurzeit viele Flöhe haben. Sie wur-den bereits eingepudert und sollten jetzt nicht ins Haus.
Danny hatte uns gefunden. Janas Liebling schnurrte um meine Beine. Er war inzwischen ein fast ausge-wachsener schwarz-brauner Kater. Sein langes Fell stand zottelig zu allen Seiten. Gerade so, als wenn ein Teeanger an ihm neues Haar-Gel getestet hatte. Sicher hatte er versucht, mit der Zunge die lästigen Flöhe zu vertreiben. Es waren beim letzten Besuch drei kleine Kätzchen. Ich fragte nach den anderen. Es waren nur noch zwei, musste ich leider erfahren. Die Natur forderte ihren Preis, der Adler hatte sich ein Kätzchen geholt.
Sofort startete Carrie mit einem kräftigen Schrei “ Kidi kidi kidi“. Das letzte „i“ war noch nicht ganz ausge-klungen, da sprang mein Kurzhaartiger vor meine Füße. Auch er war hoch erfreut, auf den Arm genommen zu werden und seine Streicheleinheiten zu genießen.
Wie ging es meinem Lieblingshund Derley? Carrie warnte mich, er war krank. Barfuss rannten wir über die Wendeschleife auf die andere Seite des Geländes. Langsam tasteten wir uns vorwärts, denn der Weg war voll mit spitzen Steinen. Wir ertrugen es gerne und genossen es, die Natur richtig zu spüren. Langsam und bedächtig kam mein Freund zur Käfigtür, zaghaft wedelte er mit dem Schwanz und sah mich mit rot umran-deten Augen an. Ich streichelte ihn, sein Körper war schlank, regelrecht abgemagert. Ein trauriger Anblick.
Langsam wurde es draußen dunkel, das Wasser plätscherte über das große Holzrad. Die ersten Glühwür-mer schwebten mit hellem Licht. Wir gingen ins Haus, denn Barry hatte für uns liebevoll Sandwichs zuberei-tet. Ach ja, da war es wieder, das weiche Weizenbrot mit einer Scheibe Käse und Wurst. Vielmehr freute ich mich über den Weinkanister mit dem leckeren Wein. Wir zapften uns jeder ein Glas und verschwanden im FKK-Bereich. Das Wasser im Pool war heiß. Das bei dieser Wärme. Barry liebte es so und er hatte diese Temperatur eingestellt. Carrie zündete all ihre Kerzen an und löschte das Licht. Die CD Musik übertönte sogar den Lärm der Blubberblasen. Wir schwammen und erzählten so lange bis Carrie bemerkte, dass sich ihre Hände langsam auflösten. So endete dieser erste Abend und jeder verschwand in seinem Zimmer. Ich durfte wieder in Janas Zimmer einziehen. Die letzten Sachen meiner Tochter lagen noch auf dem Schrank. Ihr gepacktes Paket stand für mich zum Heimtransport bereit. Mir war noch nicht nach Schlafen zu Mute. Es war wieder so viel, was an neuen Eindrücken auf mich einströmte. Ich steckte die vielen Schnüre meines geborgten Laptops zusammen, und mein Microsoft Word startete. So begann ich gleich ein paar meiner Gedanken festzuhalten, bis mich irgendwann doch die Müdigkeit ins Bett zog.
Als ich morgens kurz nach sieben Uhr aufwachte, hielt mich nichts mehr im Haus. Ich öffnete die Tür und eine dicke warme Luftwolke schwappte mir entgegen. Diese Temperaturen waren sehr ungewohnt. Carrie kam wenig später. Sie zeigte auf die Treppe und wir setzten uns. Sie erklärte mir, dass sie hier jeden neuen Tag begrüßt. Hörst du, fragte sie: „BähBähBäh“. Perfekt ahmte sie das Geräusch vom Teich nach. Es sollten Frösche sein. Zu sehen waren sie nicht. Es waren wirklich merkwürdige Töne. Kein Quaken, wie ich es von zu Hause kannte. Amerikanische Frösche sprechen eine andere Sprache!
Die Sonne blinzelte durch die herrlich grünen Baumkronen dieses Waldes durch. Die Baumstämme leuchte-ten in einem warmen Orange. Der Nachbarhahn krähte. Während einige der Vögelchen lieblich zwitscherten, kreischten andere wild. Die Gänse rannten gelegentlich etwas verrückt um den Teich und sie schrien dabei laut. Alles hier war natürlich grün. Es standen keine Töpfe und Kübel mit leuchtenden Blumen herum, die täglich gegossen werden müssen. Auch ohne Rabatten strahlten verschiedene Lilien. Bei den Teichen wuchs eine große Canna, mit einer einzigen wunderschönen, prachtvollen, knallroten Blüte.
Der Kaffee schmeckte draußen am Tisch besonders gut. Die beiden Katzen saßen auf meinem Schoß und schnurrten so laut sie konnten. Sie erwarteten die volle Aufmerksamkeit. Tiger knallte beim Schmusen voll gegen meine Tasse. Das heiße braune Wasser spritze über mein Schlafanzugoberteil. Ich sprang erschro-cken hoch, während Carrie sich vor Lachen nur schwer wieder beruhigen konnte. Meine dreckige Kleidung trug ich mit Fassung.
Wir holten beide unsere Laptops. Ich startete mein neues Übersetzungsprogramm, welches Peter mir be-sorgt hatte. Carrie wollte es bei sich installieren. Aber irgendwie funktionierte es nicht. Barry kam auch nach draußen. Er beobachtete uns PC-Frauen skeptisch. Er konnte es nicht verstehen. Wir wussten auch, dass es ihm nicht gefiel. Aber es störte uns nicht. Wir waren froh, dass er nichts sagte. Sein Kommentar hätte auch nicht geändert und er gönnte uns diesen Spaß. Heimlich verschwand er in der Küche und servierte uns zum Frühstück Toast mit Spiegelei und einen Fladen aus Klopsfleisch.