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  1. #11

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    Zitat Zitat von maiby Beitrag anzeigen
    7 – Bin da, wer noch?
    ich immer pasiert das oft das adler katzen fressen

  2. #12
    maiby Gast

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    keine Ahnung!

    8 – Auf zur Arbeit

    Diese Reise sollte ja nicht nur Urlaub sein, ich hatte auch eine Aufgabe. Barry hatte für Sonnabend um elf Uhr eine Termin gemacht. Ich war gespannt wie ein Flitzbogen. All meine Bilder standen noch in den Papp-kartons in der Bibliotheksecke. Genauso, wie ich sie mit der Post auf die Reise geschickt hatte. An der Rückseite der Bilderrahmen waren kleine Ösen eingeschraubt und mit Draht verbunden, damit sie besser aufgehängt werden konnten. Die Pastell- und Aquarellbilder benötigten noch einen Bilderahmen mit Glas, sie lagen noch in den Prospekthüllen. Zum Glück hatte ich meine neusten Werke mitgebracht. Schnell holte ich sie aus meinem Zimmer und stellte sie dazu. Stolz betrachtete ich das Sortiment meiner Lieblingsbilder. Wie sie wohl an der Wand aussehen werden?

    Die erste Arbeit, so überlegte ich, wird wohl der Aufbau meiner Ausstellung sein. Carrie bestätigte meine Einstellung, sie empfahl mir Arbeitskleidung. Sogar kurze Hosen, sagte sie, denn es war wirklich sehr warm. Ich war froh, dass ich mich nicht so herauszuputzen brauchte. Unruhig grübelte ich, was mich dort erwartete würde. Carrie wollte mich nicht begleiteten. Sie hatte zu mir gesagt, dass sie sich dort nur langweilen würde. Damit ich verstehe, machte sie das „Däumchen-Dreh-Zeichen“. Verstanden hatte ich es schon, allerdings schaute ich mächtig traurig.

    Riesig war die Freude, als sie später mit im Truck saß. Trotzdem
    „schlotterten“ meine Knie, und ich flehte: „Könnt ihr da nicht alleine hinfahren? Ich gehe lieber schwimmen!“ Die Antwort kam wie aus der Pistole! „No!“ Da waren sie sich alle einig. Sie amüsierten sich köstlich über meine Angst; versuchten aber mich zu beruhigen. Sie sprachen mir viel Mut zu.
    Das Auto stoppte unter einem großen Magnolienbaum. Die großen weiß-rosa Blüten leuchteten auf dem glänzenden dunklen Grün der Blätter. Vielleicht irre ich mich auch, aber ich meine bei uns blühen diese Bäume nur im Frühling und da haben sie überhaupt fast keine Blätter. Vielleicht stand deshalb ein großes Schild mit dem Namen „Spring House“ auf der Rasenfläche. „Spring“ heißt in Deutsch „Frühling“, passte ja. Aber Jana sagte mir später, dass man das nicht so genau übersetzten kann. Das Haus war aus Holz, mit weißer Farbe gestrichen. Es sah aus wie die Villa „Kunterbunt“ von Pippi Langstrumpf. Auf alle Fälle wäre ich da auch lieber hineingegangen, als in dieses Kunstzentrum.
    Barry trug eine meiner Kisten mit Bildern. Zielstrebig steuerte die ganze Familie die Eingangstür an, während ich mit der zweiten Kiste langsam hinterher bummelte. Jede Chance hätte ich genutzt, um zu fliehen. Aber da hörte ich schon, wie sie mich antrieben. Sie riefen mich von der Tür und hielten sie solange auf bis ich durchkam.

    Ein älterer Mann und eine junge Frau begrüßten uns herzlich. Da war es wieder dieses Lächeln mit den Worten: „Nice to meet you! “ Ich schmunzelte, es wieder zu hören. Sie stellte sich beide vor. Der Mann ver-schwand schnell wieder, seinen Namen habe ich nicht behalten. An Christina kann ich mich erinnern, sie war schätzungsweise ein wenig jünger als ich. Ganz kameradschaftlich sprach sie uns gleich mit den Vor-namen an. Neugierig zog sie ein Bild nach dem anderen aus meiner Kiste und war begeistert. Weil es hier nicht um mich, sondern nur um meine Bilder ging, wurde ich deutlich ruhiger. Wie selbstverständlich antwor-tete ich auf alle Fragen. Carrie freute sich und ab und an half mir mit den richtigen Vokabeln aus, wenn ich sie fragend anschaute.

    In der Etage waren drei große helle Räume und ein langer breiter Flur. An den Wänden hingen noch die Kunstwerke der letzten Ausstellung. Die Künstlerin hatte sehr dunkle Arbeiten hergestellt. Irgendwie sahen sie alle relativ gleich aus. Immer waren bunte Farbkleckse und Striche auf dem Bild. Auf einigen konnte man traurige Menschen sehen; manchmal allerdings auch gar nichts.
    Gemeinsam holten wir alle Arbeiten aus dem Karton. Meine Blumen lagen flach auf dem Fußboden. Die Keilrahmen mit den Seerosenmotiven standen hochkant an der Wand entlang. Sofort kam Farbe in die Zim-mer. Jeder Besucher freute sich; keiner ging ohne ein Lächeln vorbei; ich erhielt schon an diesem Tag viele Komplimente.

    Wir drei Frauen schrieben die Ausstellungsliste. Wir hatten bei der Auswahl der Titel viel Spaß. Die richtigen Namen zu finden war gar nicht so einfach. Noch schwieriger war die Entscheidung über die Höhe der Prei-se. Aber mit vereinten Kräften schafften wir alles.

    Meine neuen Elefanten Porträts, die im Flugzeug entstanden waren, gefielen allen am Besten. Für sie und einige andere ausgewählte Pastelle und Aquarelle fehlten noch Bilderrahmen. Barry beriet sich, wo man diese am günstigsten bekommt. Dann vereinbarte er mit Christina, dass wir in der nächsten Woche weitere Bilder bringen.

    Nach der Arbeit durften wir eine Etage höher Christinas Atelier besichtigen. Hier standen die verschiedens-ten Bilder herum. So richtig hatte ich nicht verstanden, welche Arbeiten von Ihr waren und welche von ande-ren Künstlern. Die Malereien einiger Menschen sahen ganz schön schief aus. Aber man weiß ja nie, ob der Künstler das so will oder ob es seine Schwachstelle ist.
    Hinter einer kleinen Kammertür war ein kleiner Schatz. Neu im Sortiment waren Arbeiten aus Afrika geliefert worden. Aus ganz dünnen Leder in verschiedenen Farben waren kreisrunde Teppiche und Kissen gearbei-tet. Sie legten diese bunten Kreise auf die Erde, mit dem passenden Kissen, im gleichen Muster. Carrie hat-te sich gleich darin verliebt. Aufgeregt knipste sie die Sachen mit ihrem Handy, damit auch ihre Schwester an ihrem Glück teilhaben konnte. Es bestand großes Interesse. So trug Barry gleich drei komplette Sets, Teppiche und Kissen zur Entscheidung in das Auto. Sie wurden später verteilt.

    Ich fand sie auch toll, aber ich hätte zu Hause wirklich keine Verwendung dafür. Die Schwester und auch Carries Mutter waren voll begeistert. Das Schönste Set ist nun im Wohnzimmer der Fords. Drei dieser bun-ten Kissen liegen zum Sitzen auf der Erde und ein Teppich liegt unter dem Schaukelstuhl.
    Barry saß müde auf seinem Lieblingsplatz, und die Augen fielen ihm zu. Nach dem Essen sollst du ruhen oder tausend Schritte tun! Mir war mehr nach Bewegung. Die Hunde bellten in ihren Käfigen und ich plante, sie dort heraus zu holen. Chase hatte Lust mich zu begleiten. Er hatte eine Weile vor dem Fernseher geses-sen und einen Kinderfilm gesehen, inzwischen schaltete er mit der Fernbedienung durch alle Kanäle.

    Sobald jemand zu sehen war, sprangen die Hunde in ihrem Käfig am Zaun hoch und bellten laut. Diese bei-den konnten es nicht erwarten, herauszukommen. Ich hielt die Leine in der Hand. Es war ein Stück grüne Plastik-Wäscheleine, die an jedem Ende einen Karabinerhaken hatte. Zwei dieser wilden Tiere sollten an einer Strippe spazieren gehen? Das schien mir zu schwierig. Ich suchte und fand noch ein anderes Band. Das Bellen hörte auf, denn ich öffnete die Käfigtür. Skooter drückte ich Chase in die Hand. Ich befreite Jim-my. Es war nicht einfach, die beiden voneinander fern zu halten. Doch wir erreichten ohne Knoten die Stra-ße. Der Waldweg auf der anderen Seite war richtig zugewachsen. Wenn ich es nicht gewusst hätte, dass man hier in den Wald hinein gehen kann, hätte ich es nicht versucht.

    Wir kämpften uns mutig durch die Sträucher und die umgefallenen Bäume. Der Kleine war begeistert, ein richtiger kleiner Dschungel. Sein Mund stand nicht still, er fand immer etwas zu erzählen. Alles konnte ich nicht verstehen. Die Kindersprache in Englisch zu verstehen war wirklich schwer. Auch wenn ich die Ohren spitzte, konnte ich bei dem Nuscheln nicht alle Vokabeln heraushören. Nur wenn es mir wichtig war, fragte ich noch mal nach. Wir spazierten durch den Wald und suchten nach Moos. Es gab nicht sehr viel davon. Es war sehr trocken. Mühsam füllte sich mein Eimer. Oben drauf lagen ein Paar Pilze, Ziegenlippen und Maro-nen. Mehr waren nicht zu finden, denn es fehlte der Regen. Einige Sorten kannte ich nicht, sie sahen anders aus als bei uns zu Hause. Aus Sicherheitsgründen ließ ich sie lieber im Wald. Es war auch im Schatten rich-tig heiß. Der Schweiß lief mir unter dem T-Shirt den Rücken herunter. Auch dem kleinen Jungen, der ein paar unnötige Kilos mit sich herumschleppte, liefen die Wasserperlen von der Stirn. Ich fragte ihn nach den Bademöglichkeiten. Aber so richtig wusste er wohl nicht was ich meinte. Er versuchte mich zu überzeugen, im Pool zu schwimmen. Nicht einmal der Gedanke an dieses warme Wasser erfrischte mich.

    Plötzlich verfolgte Chase mich mit einem langen Ast. Er wedelte wild damit hin und her. Ich sah sofort, dass es eine ideale neue Angelroute war. Ich bemühte mich etwas Ähnliches zu finden. Mit unseren Fundstücken kehrten wir zum Haus zurück. Ich holte meine Angelbox aus dem Koffer und es dauerte nicht lange, bis zwei Angeln bereit waren.

  3. #13
    maiby Gast

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    9 – Kontrollgang am Teich

    Chase schleppte ein großes gefülltes Glas heran. Ich schaute ihn fragend an. Er zog einen langen dicken Regenwurm heraus, um ihn mir zu zeigen. Super, dachte ich. Wir beschlossen gleich zum Teich zu gehen und unser Glück zu versuchen. Wir verließen das Grundstück auf der anderen Seite und der romantische Teich lag sofort vor uns. Das Grün der Bäume spiegelte sich im Wasser. Die Büsche der Brombeeren waren voller Früchte. Sie waren nicht gerade groß, aber dafür schön süß. Eine wahre Freude davon zu naschen.
    Die Hunde waren das Gehen an der Leine wirklich nicht gewöhnt. Einer von ihnen sprang höher als der an-dere, als ob sie zum Flug ansetzen wollen Mit Schwung rasten sie drauf los, bis sie den Ruck am Halsband spürten.

    Wir kamen am Steg an. Es war Zeit, diese unruhigen Geister zu beruhigen. Eine Erfrischung tat ihnen gut. Ich kniete mich herunter und setzte die Vierbeiner in das Wasser. Völlig entsetzt, aber nicht ängstlich, schwammen sie im Kreis, soweit es die Leine erlaubte. Weil sie so brav waren, half ich ihnen wieder auf den Steg. Sie sahen lustig aus mit nassem Fell und daran hatten sie dann auch zu tun. Sie legten sich brav auf die Seite und leckten sich. Die beiden Regenwürmer dekorierten unsere Angelhaken. Sie baumelten reglos im Wasser. Mehr passierte allerdings nicht.

    Neugierig schaute ich nach den Pflanzen am Ufer. So richtige, kräftige Pfefferminze gab es hier nicht, den man für den Tee hätte pflücken können. Um meine Füße zu baden, zog ich meine Schuhe aus. Mit einem großen Schritt stieg ich über den Streifen mit Gräsern und trat in das Wasser. Vielleicht sollte ich es lieber als Moor beschreiben. Denn mein Bein sank und sank immer tiefer; tief hinein in diesen wunderschönen rot-orange Boden. Ich steckte fest und sogar meine kurze Hose war nicht kurz genug. Sie hatte gut eine Hand-breit Wasser abbekommen. Da stand ich nun; ich armer Tor. Es half nichts, um mich aus diesem Spagat zu befreien, brauchte ich mein zweites Bein. Das war nun auch egal, ich konnte mich wieder an Land retten. Auf dem Steg zog ich meine nasse, matschige Hose aus und spülte sie im tiefen Wasser. Ich legte sie zum Trocknen in die Sonne. Chase erzählte, dass sie auf der anderen Seite baden gehen, dort wo das Wasser flacher ist. „Aha“ dachte ich, wenn die Kinder das überleben, kann ich ja wohl auch schwimmen gehen. Ich versuchte den kleinen Nichtschwimmer zu überreden. Aber er hatte Angst.

    Das Vergnügen ließ ich mir nicht nehmen. Schnell zog ich mich aus und stieg „Nackedei“ die Holzleiter hin-unter. Erst jetzt fiel mir die erschreckende Wassertemperatur so richtig auf. Es war heiß, wie in der Bade-wanne. Es war so heiß, dass ich mich echt überwinden musste zu schwimmen. Aber dann war es richtig toll. Diesen schönen Teich hatte ich ganz für mich alleine. Auf den Kontakt mit dem Boden verzichtete ich aller-dings dankend. Nachdem meine Hose und ich etwas getrocknet waren, an unserer Angel aber auch über-haupt nichts passierte, traten wir den Heimweg an.

    „Überraschung für dich“ sagten Carrie und Barry, wir fahren jetzt. Ich war gespannt, was die beiden sich überlegt haben. „Jana hat gesagt, du freust dich darüber!“ setzten sie noch als Spannungssteigerung oben drauf. Ich strengte mich wirklich an, doch ich hatte keine Ahnung. Wir rollten auf die Autobahn. Langsam kamen sie mit der Sprache raus. Unser Ziel war das Baseballstadion in Charlotte, North Carolina. Dort sollte eine Band spielen und zum Abschluss ein Feuerwerk starten. Das hörte sich alles recht interessant an, auch Chase freute sich riesig.

    Im Auto kam die Frage, was wir heute Abend essen wollen. Mir war es relativ egal. Auf alle Fälle hätte ich das ganze Schwein alleine gegessen, denn ich hatte richtig Hunger. Die Restaurants, die sie aufzählten, kannte ich fast alle. Nur das Buffet vom Chinarestaurant, dass hatte ich auf der letzten Reise nicht gesehen und probiert. Bei dem Gedanken an die leckere braune Ente, lief mir das Wasser im Mund zusammen.

    Ein wenig musste ich mich allerdings noch gedulden. Barry parkte vor dem Einkaufszentrum und wir gingen in einen der riesigen Läden. Es gab nicht nur ein paar Bilderrahmen, es waren Millionen. In allen Größen, Farben und Formen. Es erschlägt einen regelrecht, vor allem der Preis. Wir brauchten eine ganze Menge, da wurde mir ganz übel. Meine Formate erkannte ich allerdings nicht so richtig. Ich war ganz froh, das Barry festlegte, dass wir heute nur schauen nicht kaufen.

    In der Fotoabteilung blieben Barry und Carrie hängen. Sie suchten eine Kamera. Ein Verkäufer erklärte ih-nen die Technik. Ich schnappte Chase, bevor er begann seine Eltern zu nerven. Wir schlenderten durch den Laden und so entdeckte er die Abteilung mit den Computerspielen. Der Kleine war kaum zu bremsen. Er war froh, dass die Eltern eine Weile überlegten, bis sie ihren Fotoapparat kauften.

    Kurze Zeit später betraten wir das Chinarestaurant. Wer kennt sie nicht diese wunderschöne Gestaltung! Sie ist überall gleich. „Kennst du eine – kennst du alle.“ Es gibt geschwungenes Holz, bemaltes Glas und kun-terbunte Lampen…und es roch so lecker. Die Kellnerin brachte uns zu unserem Tisch. Sie hatte sich gerade umgedreht, als Carrie wieder aufsprang. Die Schlacht auf das Buffet war eröffnet. Mit der Kelle schaufelten wir lauter kleine Probierhaufen auf den Teller. Doch auch damit war er irgendwann voll. Leider schmeckte alles lecker. Es führte dazu, dass zu viel gegessen wurde.

  4. #14

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    super gibt ja wieder eine menge zu lesen danke

  5. #15
    maiby Gast

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    10 – Der Himmel brennt

    Mit vollem Magen rollten wir zum Auto. Bewegungslos schauten wir aus dem Fenster, bis wir das giganti-sche Symbol des Stadions in Charlotte sahen. Ein Basketball und ein Schläger bildeten den Abschluss einer hohen Säule. Das Gelände begann mit einem großen Parkplatzkomplex. Mehrere Lotsen in ihren leuchten-den Warnwesten wiesen uns den Weg. Unser Fahrer stoppte erst, als er den Eingang sah. Er parkte den Truck in eine kleine Lücke auf der Rasenfläche. Das sieht man dort nicht so verbissen. In Deutschland wäre ich sicher, dass ein Knöllchen unter dem Scheibenwischer kleben würde. Ich war froh, dass ich wenigstens noch ein paar Meter laufen konnte. Barry hatte Eintrittskarten über das Internet gebucht und die Bestätigung ausgedruckt. Die Einlasser lasen den Strichkode und wir durften hinein.

    Es war ordentlich was los. Wir waren wirklich nicht die Einzigen. Es wimmelte wie im Bienenstock. Unendlich viele Menschen rannten hin und her. Es waren viele kleine Stände aufgebaut. Es gab Basecaps, Flaggen, Schmuck und vieles mehr. Geradeaus konnte man das ganze Stadion überblicken. Nun konnten wir die Band sehen, deren laute Bässe wir schon von weitem gehört hatten. Ihre Musik konnte man sich gut anhö-ren, was auch viele taten. Die Ränge des Stadions waren gut besetzt. Aber wir hatten ja Sitzplätze. Die A-merikaner orientierten sich kurz und steuerten dann nach links. Überall war viel zu beobachten, und uns trieb nichts. Langsam und ohne Interesse schlenderten wir an einigen Burger-Restaurants vorbei. Aus jeder Klap-pe roch es anders, aber: Wenn die Maus satt ist, schmeckt das Mehl bitter. Als wir unseren Block mit unse-ren Platznummern gefunden hatten, schauten wir Erwachsenen uns an. Einstimmig abgelehnt. Keiner von uns hatte Lust sich dort brav in die Reihe zu setzten. So genossen wir es hier an der frischen Luft, auf dem Balkon entlang zu spazieren. Am Ende des Weges hatten wir einen genialen Überblick über alles und, wir beobachteten das Treiben.

    Chases Begeisterung hielt sich in Grenzen. Er hat ein wahres Talent, seine Ge-sichtausdrücke völlig entgleisen zu lassen. Mit seiner leidenden Miene erreichte er oft, was er wollte. Er ent-deckte, dass die viele Kinder auf den Rasenanlagen spielten. Sie hatten alle leuchtende orangefarbene Fris-beescheiben, die es irgendwo als Werbegeschenk gab. Seine Augen funkelten, als wir uns in diese Richtung bewegten. Unter den Sitzbänken türmte sich ein ganzer Stapel dieser Frisbeescheiben unbewacht. Carrie schlich sich von hinten heran und nahm sich einen davon für ihren Sohn.
    Zwischen den vielen Decken war auch noch ein freies Plätzchen für uns.

    Barry erfüllte sofort seine Vateraufgaben und opferte sich als Spielgefährte, bis er von einem der anderen Kinder abgewählt wurde. Wir beiden Frauen ließen uns genüsslich ins Gras fallen. Ich weiß nicht, wer von uns zuerst die Schuhe auszog. Wir lagen auf dem Rücken und streckten alle Viere von uns. Am blauen Himmel begann der erste Stern zu leuchten. Der gleiche, der auch über Deutschland strahlt; der gleiche, unter dem meine Beiden zu Hause zu dieser Zeit schliefen.

    Diese Veranstaltung hatte ein Radiosender anlässlich des 200. Jahrestags der Unabhängigkeitserklärung der USA organisiert. So war es auch für mich ein kleiner Unabhängigkeitstag. Ich hatte es wirklich geschafft, ganz alleine dort zu sein. Das war schon toll.

    Die Jungs der Gruppe „Third Day“ sorgten für Gänsehaut am ganzen Körper. Die Massen klatschten und sprangen und wankten nach der Melodie. Allerdings war hier keiner angetrunken, es gab keinen Alkohol. Die Schirmherrschaft hatte die Kirche.

    Es wurde langsam dunkler, und ein dicker Knaller kündigte den Beginn des Feuerwerks an. Die ersten Ra-keten starteten. Es ist zu schön: Du hörst dieses leise Zischen, während ein kleiner, winziger leuchtender Punkt, langsam am Himmel hinauf steigt; wie die Aufnahme einer Sternschnuppe, die zurückgespult wird. Die Spannung steigt. Welche Farbe wird es sein, welche Form und welche Größe. Die Rakete leuchtet auf und jedes Mal hast du dieses „Ahhh“ auf der Zunge. Wenn du es nicht heraus lässt, tut es dein Nachbar. Ich genieße diesen Moment.

    Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich an meine Erlebnisse beim Raketenstart denke. In der Silvester-nacht ließ ich schon oft voller Stolz die Zündschnur brennen. Die eigene, teure Rakete schoss aus der lee-ren Sektflasche heraus. Auch mit dem Zischen klappte es noch ganz gut. Dann allerdings war der Spaß schon fast vorbei, denn mit den Lichtern klappte es oft nicht. Es reichte gerade Mal für ein „Ohhh“.

    Das Basketballstadion war hell erleuchtet, der Himmel stand in Flammen. Eine Rakete folgte der nächsten; Jede war heller als die davor; Jede war größer als die zuvor. Das kann man nicht beschreiben, ich konnte es nur genießen. Es war so, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte.
    Morgens tapste ich als erster durch die Stube. Ich setzte in der Küche zwei Tassen Kaffee auf. Ich schnapp-te meinen Laptop und verschwand nach draußen. Es dauerte nicht lange, da fanden sich dort alle ein, um ihren Kaffee zu schlürfen.

    Es war Sonntag. Es wurden die Glocken geläutet. Wir machten uns fertig, damit wir gemeinsam zur Kirche gehen konnten. Ich freute mich schon darauf, und so verschwand ich in meinem Zimmer. Carrie hatte doch etwas länger mit ihren Haaren zu tun. Da rannte die Zeit schneller als geplant. Wir stiegen ins Auto, und sie raste wie im Film. Die Reifen quietschten in der Kurve. Ich als Beifahrer hielt mich ängstlich fest und schaute skeptisch zu Carrie herüber. Sie lachte schelmisch und kaute wild auf ihrem Kaugummi.

    An der Kirche verschwand Andrew gleich in einen anderen Eingang. Die Kindergruppe in der Chase erwartet wurde, war eine Treppe höher. Die Mutter öffnete die Tür und schob ihn freundlich herein. Wir beide gingen den langen Gang entlang. Ein Ehepaar mit einem kleinen Mädchen auf dem Arm stand auf dem Flur, Carrie begrüßte sie und nahm ihnen das Kind ab. Als die Zimmertür sich schloss, begann dieses kleine Wesen ordentlich Krach zu machen. Alle Versuche sie zu trösten, waren vergebens, es nützte nichts. Die dicke Träne kullerte an ihrer Wange herunter. Als eine weitere Stimme ins Zimmer kam, wurde wieder ein Lächeln in ihr Gesicht gezaubert. Carrie begann an der Schrankwand bunte Plakate zu befestigen. Farben lernen stand auf dem Programm. Mit großen Buchstaben waren die Namen der Farben aufgeschrieben und auf jedem war eine passende Gurke drauf.

    Im Anschluss gingen wir zum Gottesdienst in den großen Saal der Kirche. Es war erstaunlich. Inzwischen kannte ich schon eine ganze Reihe von Leuten. Auch Jake begrüßte mich freundlich. Wir nahmen wieder an der gleichen Stelle Platz, wie vor einem halben Jahr. Chase und Andrew warteten auf uns. Das Programm begann mit dem Chor. Nach den Texten auf dem Bildschirm sangen wir kräftig mit.

    Hinter einer großen Scheibe konnte man eine große Taufwanne sehen. Dort wurden an diesem Tag mehre-re neue Mitglieder in diese Baptistengemeinde aufgenommen. Es waren einige Kinder, aber auch ein paar Erwachsene. Ich fragte Carrie, ob es so auch bei Jana war. Sie bestätigte es mir leise. Zufrieden stand ich neben Carrie. So dicht, dass ich sie ab und zu berührte.
    Als alle nach unten schauten, um zu beten, fühlte ich mich alleine. Ich schaute zu meiner Freundin und ver-spürte den Wunsch meine Hand auf ihre zu legen. Ich tat es nicht, denn es war ihre Zeit. Es war, als wenn ich ihre Gedanken lesen konnte; ihre Sorgen um ihre Familie und ihre Wünsche. Wenige Minuten später schenkte sie mir wieder ein Lächeln.

    Der nächste Pastor stand sprachlos hinter dem Rednerpult. Langsam suchte er nach Worten, doch es ge-lang ihm kaum zu sprechen. Er holte sein Taschentuch aus der Hosentasche, um seine Tränen zu trocknen. Freude und Leid liegen nah beieinander auch in dieser Kirche. Sie lebt durch die Menschen; mit den Men-schen und für die Menschen. Um einen von ihnen ging es, es war der junge Pfarrer Jim. Hilfreich tauchte ein weiter Mann am Mikrofon auf. Er begann den Abschied zu erklären. Seit fast dreizehn Jahren war in dieser Kirche der Pastor Jim mit ganzer Freude des Herzens tätig. Nun folgte er dem Willen Gottes, um an einem anderen Ort zu helfen.

    Die Stimmung im Raum war beeindruckend. Ich hatte diesen netten jungen Mann erlebt, ich hörte seine Predigt, ich verstand ihn gut. Auch ich hatte ihm die Hand geschüttelt. Wie erst mussten sich all diese Bap-tisten und auch Carrie fühlen? Sicher verband sie mit ihm unendlich viele Erinnerungen, sicher hatte er viele ihrer schönen und schlechten Erlebnisse des Lebens mit ihnen geteilt. Diese Traurigkeit verteilte sich in die-sem großen Raum und jeder der Menschen saugte einen Teil davon auf, bis sie verschwand. Gemeinsam beteten sie für ihn und wünschten ihm viel Glück für seinen neuen Weg.
    Auch ich klatschte laut, als Jim mit Schwung auf die Bühne sprang. Als er das Mikrofon in der Hand hielt, war es ruhig: Ich hätte eine Stecknadel auf den Boden fallen gehört. Er bedankte sich für das Privileg, in dieser Kirche als Pfarrer arbeiten zu dürfen und für die freundliche und selbstlose Art der Leute. Auch er kämpfte mit den Tränen und er bat: „ Bitte hören Sie nicht auf für uns zu beten.“

  6. #16

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    oh es geht weiter danke freu mich aufs lesen mach das nachher in ruhe

  7. #17
    maiby Gast

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    Hallo, Liebe Grüße an alle!

    11 – Pissaminkenalarm

    Da war sie wieder, die Gelegenheit etwas Fastfood zu genießen. Es ist auch wirklich kein Wunder, wenn das Herz einer Mutter schwach wird. Zwei hungrige Kinder flehten Carrie im Auto an, bei Kentucky Fried Chi-cken, welches auf dem Heimweg lag, etwas zu kaufen. Die großen bunten Werbeschilder ließen uns das Wasser im Mund zusammen laufen. Den Rest tat dann der Duft des Chicken Eimers. Wie die wilden Kanni-balen fielen wir zu Hause gemeinsam über diese Flügel und Beine her.

    Am Nachmittag begannen wir die Suche nach den Bilderrahmen. Der erste Weg führte uns zu Wal-Mart. Ich freute mich, denn hier stimmte der Spruch: Die Preise sind unten. Es war immer noch eine schwierige Ent-scheidung. Barry hatte alles, was wir brauchen auf den Zettel geschrieben. Ein Rahmen nach dem anderen landete im Einkaufskorb. Allerdings tauschten wir sie immer wieder um, weil wir in den Regalen ständig neue Angebote entdeckten. Irgendwann schoben wir schnell zur Kasse, ohne nach links und rechts zu schauen. Inzwischen stand mir der Schweiß auf der Stirn. Viel zu schnell hatte die Verkäuferin alles eingetippt. Ich las den Preis 210 § auf dem Display. Ich überlegte: Es hätte ewig gedauert, die vielen kleinen Dollars in Scheine aus meinen zwei Geldtaschen heraus zu suchen. Dazu kam die

    Tatsache, dass ich dann nicht mehr viel Bargeld behalten hätte. Das hätte zur Folge, dass ich Geld aus dem Automaten holen müsste. So ent-schloss ich mich, mit Peters Kreditkarte zu bezahlen. Der Kunde vor mir hatte es ohne Probleme geschafft. Allerdings war es für ihn die Muttersprache. Ich versuchte es auch und reichte der Frau meine Karte. Barry schaute mich mit großen Augen an. Er merkte nicht einmal, dass ich unsicher war. Doch es kamen keine Fragen, die ich nicht verstand. Carrie lachte verständnisvoll. Ich bin gespannt, wie sie es schaffen werden, bei ihrem Besuch in Deutschland.

    Draußen auf dem Tisch rahmte ich meine Pastell- und Aquarellbilder ein. Aus farbigem Papier schnitt ich Passepartouts. Alles musste super ordentlich aussehen. Es war eine ganz schön anstrengende Aufgabe, der Spaß dabei hielt sich in Grenzen. Zum Glück hatte ich es nicht eilig und so konnte ich mir diese Arbeit auf mehrere Tage aufteilen. Zur Belohnung gönnte ich mir die Zeit, um einen Pinsel in die Hand zu nehmen. Mit viel Freude malte ich ein paar Landschaftsbilder nach einem Foto.
    Ich wunderte mich, denn Carrie verschwand mit einer großen Plastikbox auf dem Motorrad. Kurze Zeit spä-ter knatterte die Maschine wieder auf dem Areal.

    In der Kirche war ein Abschiedsessen organisiert. Wir fuhren alle hin. Vor vielen Leuten hielt der Pastor noch eine kleine Rede. Im Raum war ein großes Büfett aufgebaut. Jede Seele hatte ein kleines bisschen dazu beigetragen, damit sie hier gemeinsam speisen konnten.
    Auf dem Tisch standen viele verschiedenen Schalen, Boxen und Teller. Der größte Anteil dieses Essens waren die berühmten Sandwichs. Zwischen dem weichen Weizenbrot waren die verschieden farbigen Auf-striche. Die roten erinnerten mich an unseren Seelachssalat mit Mayonnaise. Ich probierte einige davon. Es schmeckte gut, aber einen speziellen Geschmack hatte es nicht.

    Das Sortiment an Keksen und Chips war ebenfalls beachtlich. Eine einzige kleine Schale stand dort mit ge-sundem Salat. Es war auch völlig ausreichend. Auch viel später konnte ich mir noch Nachschlag holen.
    Als ich am Montagmorgen aufstand, war Carrie zur Arbeit. Barry war draußen am Arbeiten. Er schleppte Holz hin und her, sägte und schien irgendwelche Schuppen zu bauen. Nur Chase war im Haus, er saß al-leine vor dem Fernseher. Da war Kinderanimation gefragt. Diese Aufgabe passte prima in meinen Tages-plan. Der Teich rief mich, ich hörte es ganz laut. Ich freute mich auf das Wasser und vielleicht waren am Morgen auch Fische da.

    Ich suchte in der Küche nach Mehl. An allen Gläsern, die weißes Pulver enthielten, schnupperte ich. Da fehlte doch die Vokabel, um die Schrift zu lesen. Dann rührte ich mir einen schönen Keksteig zum Angeln an. Das Backpulver hatte ich extra für diese Zwecke aus Deutschland mitgebracht. Chase freute sich über meinen Vorschlag. Er schaltete sofort den Fernseher aus und folgte mir. Doch auch an diesem Tag interes-sierten sich diese amerikanischen Fische nicht für uns. So entschied ich mich für Plan B; ich zog meinen Badeanzug an und sprang ins Wasser. Um diese Tageszeit war es wirklich sehr angenehm. Mit meinem Morgenbad verscheuchte ich auch noch die letzten Fische. Wir gaben auf.

    Ich trug alle Sachen und ging voran. Chase stolzierte wie ein Storch durch das hohe Gras der Wiese. Aufge-regt schaute er auf den Weg, damit er jedem Halm auszuweichen konnte und ihn nichts in den Fuß piekte. Meine nackten Füße in den Latschen sahen schon ordentlich zerkratzt aus. Pech, niemand sah es und mich störte es auch nicht.

    Damit unser Spaziergang nicht ganz nutzlos endete, begannen wir Brombeeren in meinen Zinkeimer zu sammeln. Na ja, zugegeben, mein Anteil an dieser Arbeit war etwas größer. Die Ernte von Chase landete fast ausschließlich in seinem Mund. An einer großen Hecke wurden die leckeren Früchte immer größer und es schaffte richtig gut. Plötzlich schrie der Kleine auf der anderen Seite der Büsche. Ich verstand ihn, an seinen Beinen krabbelten Ameisen. „Pissaminken“, wie mein Vater immer sagte. Oft war ich als Kind mit meinem Vater im Wald. Es gab viele Ameisen. Immer holte er sein Stofftaschentuch heraus und legte es sorgfältig ausgebreitet auf die Spitze dieses Ameisenhügels. Millionen dieser kleinen Tierchen rannten beun-ruhigt darüber und „pissten“ drauf. Vorsichtig schüttelte er die Armeisen wieder herunter und einer nach dem anderen von uns inhalierte diesen seltsamen Geruch. Mit dem festen Glauben daran, dass wir dann nicht krank werden.

    Aber an diese Erlebnisse konnte ich nicht lange denken. Das Schreikonzert wurde immer lauter. Lebensbe-drohlich war diese Situation wirklich nicht. Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen, aber Chase sah mich nicht. Fleißig pflückte ich weiter und versuchte mich mit ihm zu unterhalten. Ich gab ihm ein paar kluge Ratschläge. Doch er steigerte sich nur. Ich fragte ihn scherzhaft: „Kannst du noch laufen?“ Er brüllte „Nein!“ und er hüpfte von einem Bein auf das andere. Langsam war seine Geduld am Ende. Er begann zu weinen.

    Das zerriss doch mein Herz. Ich ging zu ihm, um zu helfen. Die Ameisen hatten seine Latschen. Er stand barfuss fünf Meter daneben und hatte so viel Angst. Inzwischen krabbelte es auch an meinen Beinen, ich stampfte einmal kräftig auf und schon waren sie wieder verschwunden. Ich brachte den Jungen mit engli-schen Anweisungen dazu, dass er seine Schuhe ausklopfte, er zog sie wieder an und wir erreichten das Haus.

    In der Küche schüttete ich meine Ernte in eine Schüssel. Chase war immer an meiner Seite. Wir kochten eine leckere Fruchtsoße. Um es als ein Dessert anzubieten, fehlte ein Pudding oder so etwas in dieser Art. Reis war wirklich das einzige dieser Art, was ich finden konnte. So versuchte ich es mit Milchreis. Aber leider wurde er nicht so schön dick und klebrig wie zu Hause. Die Gläser gestalteten wir einem Zuckerrand mit Zitronensaft. Dann füllten wir unsere Produkte ein. Es sah richtig schick aus. Es schmeckte allen am Abend.

  8. #18

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    ich wär bereit für den nächsten teil der geschichte

  9. #19
    maiby Gast

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    Ach ein treuer Leser! Das muss belohnt werden!

    12 – Stopp

    Vom Spaziergang brachte ich noch eine wenig Islandmoos mit. Sehr groß war meine Ausbeute immer noch nicht. So viel Moos wie in unseren Wäldern, war hier nicht zu finden. Doch ich wollte meine Mäuse-Produktion starten. Diese kleinen Tiere konnte ich mir gut vorstellen als Dekoration in der Ausstellung. Ich dachte, es wäre witzig über meinen Katzenbildern. Holzkugeln, Nähgarn und Wackelaugen suchte ich in meinem Gepäck, weil ich es in weiser Vorrausicht eingepackt hatte. Es klappte prima, allerdings waren die amerikanischen Moosmäuse eine Nummer kleiner.

    Irgendwann gegen Mittag erwachte auch der Teenager Andrew. Gelangweilt saß er neben mir und schaute mir auf die Finger. Eigene Ideen für eine Beschäftigung hatte er nicht. Es war eine irre Hitze draußen. Die Luft war schwül und drückend. Im Haus arbeitete die Klimaanlage, aber es widerstrebte mir im dunklen Räumen zu sitzen. Bei Lampenlicht zu malen geht schon gar nicht. Über dem Gartentisch drehte sich ein riesiger Ventilator völlig lautlos. Es war ein ganz leichter Wind, doch für große Erfrischung sorgte er nicht.

    Chase planschte im kleinsten der Fischteiche. Das dreckige Wasser reichte ihm bis zu den Knien. Sein T-Shirt und seine kurze Hose waren schon nass. Mich störte es nicht, doch ich fragte ihn, ob er nicht lieber im Teich baden möchte. Er war begeistert von meiner Idee. Auch Andrew war dankbar über diese Abwechs-lung. Er verschwand sofort in seinem Zimmer, um seine Badehose anzuziehen.

    Die beiden Jungs zeigten mir ihre Badestelle. „Toll“, dachte ich, denn sie sah auch von dichtem nicht besser aus. Der Boden war genauso weich und orange, wie auf der Seite am Steg. Meine Mundwinkel zeigten nach unten, dass will was heißen! Es kostete mich richtige Überwindung den ersten Schritt zu machen. Das Was-ser hatte nun in der Mittagssonne exakt Badewannentemperatur. Um so ein gesundes Moorbad zu genie-ßen, bezahlen andere viel Geld, ich hatte es gratis. Langsam wartete ich durch den Schlamm. Erst im tiefen Wasser war es angenehm.

    Chase blieb im sehr flachen Wasser und spielte dort. Seine Arme und Beine steckten im Schlamm und er hatte seinen ganzen Körper war eingerieben. Er sah wie ein kleines Elefantenbaby aus.

    Andrew und ich riefen ihn und versuchten ihn ins Tiefe zu locken. Gerne hätten wir ihm das Schwimmen gezeigt, doch er hatte Angst und traute sich nicht. Sicher war er ärgerlich über sich selbst. Vor lauter Wut begann er mit Schlamm zu schmeißen. Zuerst bat ich ihn freundlich, nicht auf uns zu zielen. Aber es nütze nichts. „Flaschhhh“. Da landete die erste Portion mitten auf meiner Nase. Ich atmete tief und spülte den Dreck von meinem Gesicht. Doch der Kleine hatte bereits die nächste Handvoll Schlamm in der Hand.

    Ich schrie „stopp!“ und bat ihn, aufzuhören. Auch Andrew brüllte so laut er konnte. Doch er reagierte nicht auf unser Flehen. Ich tauchte unter, um dem Dreckregen zu entkommen. Unter Wasser schwamm ich auf Chase zu. Ich tauchte kurz vor ihm auf, sprang zu ihm und packte ihn. Schnell wie der Blitz zog ich ihn in das tiefe Wasser. Er schrie immer wieder: „Stopp“. Wie war es erst wenige Minuten zuvor. Meine Worte wurden auch nicht erhört. Ich schüttelte meinen Kopf „No stopp“. Wer nicht hören will muss fühlen! Das war meine Rache. Weil der Schreihals nicht aufhörte zu schreien, ließ ich ihn einfach schwimmen. Wie ein kleiner Hund paddelte er an Land.

    Er schimpfte laut. Schnell rannte er nach Hause, um sich beim Vater zu beschweren. Als wir dort ankamen schaute Barry uns fragend an. Andrew erzählte unserer kleine Geschichte. Der Vater schickte den Sohn zur Strafe auf sein Zimmer. Er sollte über sein Verhalten nachdenken.

    Später kam er zu mir. Er hatte ein Geschenk für mich. Einen kleinen Brief mit einem Perlenmuster, einem Foto der Familie und mit großen Buchstaben hatte er „SORRY“ darauf geschrieben. Es war kein Problem, ihm zu verzeihen. Denn er hatte auch etwas gelernt, so schwer war es gar nicht zu schwimmen. Noch am selben Tag war er das erste Mal alleine im Pool. Das hatte er sich zuvor noch nie getraut.

    Wir holten die alten Steinfrösche, die an den Fischbecken standen. Gemeinsam malten wir sie mit schönen bunten Farben an.
    Carrie kam von der Arbeit und blieb bei uns draußen. Sie freute sich über ihre lustigen bunten Frösche. Sie stellte sie gleich auf der Treppe auf.
    Ich hatte Chase versprochen, dass wir abends noch mal nach den Fischen sehen. Er hatte neue Würmer gesucht. Carrie nahm ihr Weinglas und begleitete uns. Am Haus unter den Bäumen war es fast dunkel, aber am Teich schien die Sonne. Während wir erzählten, sank sie langsam tiefer und tiefer. Wir schauten zu, wie sie langsam am Horizont hinter dem Wald verschwand. Zum Thema „Fischen“ brauche ich nichts zu schrei-ben. Während ich wieder alleine schwimmen ging, hielt Carrie meine Angel.

    Es war frech und fast nicht zu glauben. An ihrer Angel zappelte ein Fisch. Mit großem Geschrei segelte er über dem Wasser hin und her. Ich schwamm hin, um ihn zu befreien. Er hatte allerdings sehr großen Hun-ger, der Haken saß tief im Maul. Gerne hätte ich ihn wieder schwimmen lassen, das hatte aber keinen Sinn. Dem kleinen Chase fielen fast die Augen heraus: Mit einem gezielten Griff brach ich dem Fisch das Genick, damit er nicht leiden muss. Dieses Schauspiel wiederholte sich gleich noch zwei Mal in meiner Badezeit. So hatten wir wirklich drei Fische zum Braten. Sie sahen etwas anders aus als unsere Barsche, aber so etwas Ähnliches war es.

    Andrew hatte einen Ferienjob gefunden. Am Abend sollte er ein paar Stunden in einem Fastfood Restaurant arbeiten. Bis zur Stadt sind es doch ein paar Kilometer und so spielte Barry Taxifahrer. Auf der Heimfahrt haben die beiden sich in die Haare bekommen. So sah es jedenfalls aus, als Andrew hereinkam und wütend mit den Türen knallte. Diese beiden starken Typen stritten sich immer wieder, wer Schuld ist, kann nicht immer geklärt werden.

    Doch an diesem Tag war es schlimmer. Barry blieb draußen und wollte eine Entscheidung. Carrie sollte wählen zwischen ihm und Andrew. Mutter und Sohn lagen sich in den Armen, sie sagten nichts. Dann packte Andrew eilig ein paar Sachen zusammen, um bei einem Freund zu übernachten. Carrie ging zu Barry nach draußen um zu redeten. Ich verschwand besser in meinem Zimmer.

  10. #20
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    Ach ein treuer Leser! Das muss belohnt werden!
    Es sind mit Sicherheit wesentlich mehr als ein Leser. Schön, wieder von dir zu lesen.


 

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