Eine junge Frau ging mit einer etwas älteren im Garten spazieren.
Da sie unsicher war, was sie nach Gottes Willen tun sollte, bat sie die ältere um Rat.
Statt zu antworten trat die ältere Frau an einen Rosenstrauch heran und reichte ihr eine Rosenknospe. „Öffne die Knospe, ohne ein Blütenblatt abzureißen“, forderte sie die Fragestellerin auf. Die junge Frau sah die ältere ungläubig an und versuchte sich vorzustellen, was eine Rosenknospe wohl mit ihrer Frage zu tun haben könnte. Doch aus Respekt vor der älteren Frau begann sie die Rose vorsichtig zu entfalten, und versuchte jedes Blütenblatt unbeschädigt zu lassen. Es dauerte nicht lange, bis sie merkte, dass das unmöglich war. Als die ältere Frau sah, dass es der jüngeren nicht gelang die Rosenknospe zu öffnen, ohne sie zu zerstören, zitierte sie das folgende Gedicht:
„Eine winzige Knospe im Sonnelicht, geschaffen nach Gottes Plan,
doch ihre Blütenblätter kann ich nicht öffnen mit grober Hand.
Wie Rosenblüten sich entfalten, bleibt ein Geheimnis so reich.
Von Gott geöffnet, behutsam gehalten, sterben sie in meiner Hand sogleich.
Wenn ich schon die Blüte nicht öffnen kann einer Rose, vom Schöpfer gegeben, woher soll ich nehmen die Weisheit dann, zu entfalten mein eigenes Leben!
So werde ich ganz auf ihn vertrauen, der mich leitet von Tag zu Tag.
Er ist der Hirte, auf ihn kann ich bauen, was immer auch geschehen mag.
Auf dem Weg, den ich auf Erden reise, führt mein himmlischer Vater mich weise.
Er wird ihn entfalten behutsam und sacht, wie er`s bei der Rosenknospe gemacht.“
(Autor unbekannt)
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