Liebe Mirjamis und liebe Balkonis alle!

Gestern durfte ich eine Predigt über das Zentrum des christlichen Glaubens halten, die Gottesliebe, Nächstenliebe und Selbstliebe.

Mir ist dabei einmal mehr klar geworden, dass Lieben etwas anderes ist als Mögen.
Wenn ich einen Menschen mag oder auch mich selbst mag oder Gott mag, wenn er, ich und ER mir angenehm ist, dann fällt es mir gar nicht schwer, ihn, mich und IHN auch zu lieben.

Wenn ich aber jemanden nicht riechen kann, wenn er es mir schwer macht, wenn ich meine kantigen Seiten nicht mag, wenn ich Gott nicht verstehe, mich ungerecht behandelt fühle ... ich also ihn, mich und IHN nicht so richtig mag, dann ist das die große Herausforderung der Liebe. Dann wird die Situation, das Zusammenleben, das Zusammenarbeiten ... mehr als eine Aufgabe, es wird eine Herausforderung an mein Lieben, quasi ein Prüfstand.
Wenn auf der einen Seite des Poles z.B. ein Felsbrocken ist ... was ist auf der anderen Seite des Poles - unser ganzes Leben von Anbeginn der Welt lebt in diesem lebendigen Austausch, der lebendigen und beweglichen Balance der Pole (vgl. Schöpfungsgeschichte Licht und Finsternis, Tag und Nacht) ... eines kann nicht ohne das andere sein.
Manchmal im Leben geschieht es - und vielleicht nicht nur manchmal sonder sogar oft, täglich -, dass ich nur einen Pol wahrnehme .... solange es der sogenannte 'gute' Pol ist, fühle ich mich damit wohl .... und ich genieße es einfach ... immer Zucker kann aber auf Dauer auch langweilig werden.
Wenn es dann aber der sogenannte 'schlechte' Pol ist, tue ich mich schwer.
Aber genau da fängt die Herausforderung an ... ich kann ja auch nicht dauernd nur einatmen, sondern muss dem Lebensrhythmus folgen und ausatmen ... die Mystik nutzt das z.B. im Herzensgebet, indem sie mit dem Ein- und Ausatmen das Sprechen bzw. innere Aussprechen des Namens 'Jesus' verbindet.
Mir hilft dieses bewusste Atmen, wenn ich in der Einseitigkeit eines Poles feststecke, auch die andere Seite wahrzunehmen, wert zu schätzen und so in einen lebendigen Austausch zu kommen und zu meiner ocer auch unserer Mitte zu finden, ohne das Eigene aufzugeben, sondern in Bewegung immer wieder darauf hin zu sein und letztendlich ist diese Mitte die Liebe selbst, nämlich Gott.

So weit ein wenig versucht, meine Gedanken schriftlich zu formulieren.

Herzliche Grüße
Regenbogen.