Lieber Origenes,
mit Interesse habe ich deine weiteren Ausführungen gelesen. In manchem kann ich dir zustimmen, in vielem sehe ich es zwar ein wenig anders aber doch ähnlich, und nur an mancher Stelle bin ich (noch) anderer Meinung, was aber von dem jeweiligen perspektivischen Blickwinkel bzw. Zugang zu der Thematik liegen mag.
Interessant fand ich deine Ausführungen zu der Annahme der Medien als Instrument denkbarer Verschwörungstheorien. Darf ich hier rückfragen, wie weit du den Begriff fast? Auf bestimmte Aspekte der Medien bezogen kann ich mir durchaus vorstellen, dass deine Annahme zutrifft. Gerade die sehr präsenten Medien wie z.B. Fernsehen sind hierbei sicherlich nicht zu unterschätzende Machtfaktoren. Bei anderen Medien stelle ich mir eine rigide Kontrolle etwas komplizierter vor, aber das nur am Rande.
Was die Frage nach DER schwarzen Loge oder mehreren schwarzen logen betrifft, da müssen wir wirklich in Erfahrung bringen, was Freiheit konkret meinte. Ich bin dabei davon ausgegangen, dass Formulierungen wie „ihr Führer“ tatsächlich auf nur eine hinweist, aber vielleicht meinte er es auch nur Exemplarisch.
Was ich einräumen muss ist, dass mit Sicherheit Menschen für ihre Ansichten „mundtot“ gemacht werden. Das geht meiner Meinung nach schon aus dem Konzept eines Systems hervor (und nichts anderes ist ja auch eine Gesellschaft). Sobald nämlich ein System entsteht, braucht es eine gewisse Reglementierung (zumindest wäre mir kein System ohne Regeln bekannt) und eine immanente Eigenschaft nahezu jedes Regelkomplexes ist, sich gegen (ein bestimmtes, zulässiges Maß überschreitende) Änderungen abzuschirmen, schon allein aus Legitimationsgründen. Ergo ist jede gravierende, bestimmte Grenzen überschreitende Neuerung erst einmal etwas zu verurteilendes, sei es durch Verunglimpfung, Diskreditierung, Hohn bis hin zum Rufmord. Tatsächliche Tötungsdelikte sind auch meiner Meinung nach dabei nicht ausgeschlossen, zumindest in der westlichen Kultur wie ich finde aber doch eher die Ausnahme als die Regel.
Gibt es so etwas wie Aussteiger? Mit Sicherheit gibt es sie. Wie aber sind ihre Aufklärungsbemühungen zu verordnen? Ich habe selbst einige Gespräche mit solchen Menschen geführt, und ich muss sagen, nicht selten weckt die Art der Darstellung oder die offensichtlichen Probleme in der Durchführung meine Zweifel. Wenn jemand behauptet, er habe zu einem in einer Großstadt operierenden Zirkel gehört, vom dem ausschließlich die Mitglieder wissen, diese aber immer einen Kapuzenumhang und eine Maske trugen, und das deshalb niemand den anderen kenne, dann wirft das einige Fragen auf. Wie kommen diese Menschen zu ihren treffen? Fahren sie in der U-Bahn schon mit Verkleidung? Gibt es eine „Umkleide“ und wie soll es dabei angehen, dass man dabei in 5 Jahren nie eine andere Person „zu Gesicht bekommt“. Wie schützt man sich gegen unerwünschte Eindringlinge, die man ja nicht erkennen würde. Es gibt bei solchen Berichten oft viele Ungereimtheiten. Natürlich gibt es auch plausibler anmutende Aussteigerberichte, aber die mir bekannten sind fast durch die Bank weitaus weniger dramatisch.
Kurz gesagt, wenn Freiheit ein solcher wäre und aus der vermeintlichen Anonymität heraus sein Wissen als ehemaliges Mitglied veröffentlicht, dann wäre ich nicht weniger skeptisch. Mal abgesehen davon, dass die meisten „Geheimbünde“ gar nicht so geheim sind. Aber klar, ich räume ein, dass es auch einige wenige Gruppen gibt, die (meist aus gutem Grund) sehr um Diskretion bemüht sind. Inwiefern die dabei ganze Organisationen kontrollieren... ich frage mich, ob „Organisation“ hierbei nicht zu sehr auf ihre Gruppenidentität reduziert wird – denn letztlich besteht jede Institution aus Menschen.... und die reden nun mal gerne. *ggg* Wenn ich überlege wie oft allein ich selbst schon Geheimnisträger war und wie oft ich mich über diese ebenso unbekümmert unterhalten habe wie andere über ihre jeweiligen „Geheimnisse“.... Wenn die Geheimhaltung wirklich funktionieren würde, dann gäbe es für die Verschwörungstheorien ja keine (Informations)Basis mehr. Aber die Frage aber ist ja, wieso sollte es uns interessieren.
Und hier sehe ich Freiheits Ausführungen ganz klar mit der Überzeugung bzw. mit dem Glauben an die Existenz des Bösen verknüpft. Mit meine Aussage, dass ich Satan als Widersacher Gottes ablehne wollte ich übrigens keine theologische Diskussion um die Funktion und die Figur Satans auslösen, (was wir hier sicherlich tun könnten, da ja auch hier sehr unterschiedliche Ansichten vorhanden sind), sondern darauf hinweisen, dass ich hier in einem Gedankenspiel die Überlegungen mitgehen, aber aufgrund meines eigenen „Unglauben“ an Satan nicht persönlich vertreten kann – das nur zur Erläuterung.
Ein weiteres Zugeständnis, dass ich dir machen muss ist deine Ausführung zur „Kontrolle“. Ich denke wir haben da einfach Freiheits Aussage sehr unterschiedlich bewertet. Wenn ich dich richtig verstanden habe, hast du mehr auf den Aspekt des „Übertragungsmedium“ Wert gelegt, und verstehst freiheits Ausführungen zur Telepathie als eine Form der Versuchung. Und hier kann ich dir zustimmen, nach meinem Verständnis der christlichen Lehre, mag die Gefahr einer Versuchung durch den Satan für einen Christen sehr real sein. Ich selbst hatte mich eher auf den Zwangcharakter bezogen und Freiheits Ausführung nicht als Versuchung sondern tatsächlich als Zwang empfunden. Denn hier geht es dann nicht um die Frage, ob ein Mensch leichter zu verführen ist oder nicht, sondern um die Frage, was für einen Wert Christi Sühneopfer und das Zugesicherte Versprechen auf Vergebung hat, wenn man per Gedankenkontrolle dazu gezwungen werden kann ihn zu lästern und sich abzuwenden. Das würde doch behaupten, der Satan kann die Erlösung verhindern und zwar nicht durch Versuchung (bei der letztlich immer noch der Mensch entscheidet) sondern durch Zwang. Er könnte dich (sofern du Christ bist und man mein Verständnis eines Zwangs und nicht einer Versuchung ansetzt) morgen dazu bringen Christus abzuschwören, und du hättest keine Chance mehr auf Erlösung. Aus diesem Gesichtspunkt heraus habe ich mich gewundert – und ich habe nun aber den Eindruck, dass wir ähnlich denken und nur Freiheit unterschiedlich verstanden haben ;-)
Um so erfreulicher ist es, wenn man sich mit einem anderen fruchtbar austauschen darf. Ich danke dir jedenfalls dafür und freue mich auf eine Fortsetzung.
Ergebenst
Kasper
P.S.: Ah, Armin Risi. Dann denke ich weiß ich welches Buch du meinst. Ja sehr interessant. Inhaltlich und argumentativ hätte ich da zwar ein wenig auszusetzen, aber ich fand die Intension nicht schlecht und habe es mit Kurzweile gelesen. Ich glaube er hat sogar eine ganz neue Auflage herausgegeben, noch gar nicht so lange her, kann das ein?
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