Lieber Origenes,
ja, leider hast du nicht Unrecht. Polemik und Verachtung wird leider viel zu oft genutzt, sei es um sich den Umgang mit dem Unbekannten zu erleichtern, sei es um die eigene Unsicherheit zu überspielen bzw. zu minimieren. Aber da dieses Verhalten klassisch ist, gerade auch für Menschen, die sich irrtümlich für aufgeklärt halten (egal ob religiös oder rational), fürchte ich werden wir so schnell es nicht erleben, dass dem nicht mehr entsprochen wird.
Ich möchte gerne auch noch einmal auf einige Bemerkungen von dir eingehen, in der Hoffnung meine rein persönliche Sicht näher zu erläutern.
Was die Medien betrifft, da sind wir ähnlicher Meinung. Auch ich habe oft meine Zweifel an den mir zur leicht zugänglichen Verfügung gestellten Informationen. Und dass die unterschiedlichsten Interessensgruppen bemüht sind den Informationsfluss den jeweils eigenen Bedürfnissen entsprechend zu manipulieren, ist denke ich ebenfalls schon lange keine Verschwörungstheorie. Gerade deshalb finde ich es teilweise auch so irritierend, wenn hier mit wissenschaftlichen „Beweisen“ aufgewartet und dabei auch deren interessensgeleiteten bzw. ideologischen Aspekte ignoriert werden. Nichts gegen Wissenschaft, ganz im Gegenteil – nur etwas gegen deren Jünger die auf die vermeintliche „Wahrheit“ derselben pochen.
Nur eine kleine Anmerkung noch vorweg ... Freiheit sprach von DER schwarzen Loge und nicht einer schwarzen Loge – und da muss ich dann doch Zweifel anmelden. Denn es wird hier eine Gemeinschaft unterstellt, die auf allen Ebenen und völlig unbemerkt die Gesellschaft unterwandert hat. Und hier kann man ganz klar mit skeptischem Blick Fragen stellen – z.B. eben zur Logistik, zum Kreis der Mitwisser und zu den angeblichen Möglichkeiten (auch der Tag von den Mächtigsten hat nur 24 Stunden) etc. Du hast die explizite Frage in den Raum gestellt, ob es Verschwörungen oder Geheimbünde gibt. Ich freue mich auch über deine Buchempfehlung, du meinst aber nicht etwa das Buch von Peuckert?
Wie dem auch sei, die Existenz von exklusiven Gemeinschaften würde ich gar nicht ausschließen. Wobei meiner Erfahrung nach die unterstellte oder befürchtete Macht die tatsächliche bei weitem übersteigt. Allerdings sind auch exklusive Gruppen ganz normalen logistischen und interessegeleiteten Beschränkungen unterworfen und manche Behauptungen zu ihnen eher ... naja. Bei dem weitaus größten Teil entspringt die Geheimniskrämerei noch dazu dem eher romantisch verklärten Wunsch nach Besonderheit bzw. Abgrenzung, und nur der geringste Teil hat tatsächlich auch ernstzunehmendere Ressourcen. Ob Freiheit in einer solchen Loge war, nun das weiß ich nicht zu sagen. Aber ich kenne ebenfalls verschiedene dieser Gemeinschaften und daher fällt es mir schwer seine Ansichten mit meinen Einblicken und Erfahrungen in Einklang zu bringen. Und wenn es DIE Loge gäbe und er Mitglied gewesen sein sollte, frage ich mich immer noch, wie eine solche Loge ihr Geheimnis über so lange Zeit unbemerkt bewahrt haben will, wenn jemand wie Freiheit so einfach die Möglichkeit hat es dann hier weiter zu erzählen. Ein Geheimwissen in der Öffentlichkeit ist doch irgendwie ein Widerspruch in sich, oder? Und du sagst es selbst, ein Geheimnis lädt ein es „weiter zu tratschen“. Aber wir reden ja nicht von den Beziehungsproblem der Nachbarin, sondern von DER Weltherrschaftsverschwörung schlechthin. Von einer Verschwörung, die top secret war, die alles infiltriert, die unermessliche Ressourcen haben, deren Führer Gott geworden ist und Menschen verschwinden lassen, wenn sie was sagen.... warum bist dann du, Freiheit, ich selbst und jeder andere Leser hier noch am leben? Warum nicht schon längst diese gefährliche Wahrheit unterdrückt. Sollte diese Loge auf einmal keine Lust mehr an der Weltherrschaft haben?
Ein ganz anderes Fass wird aufgemacht, wenn wir den Glaubensgeleiteten Aspekt Satans hinzunehmen. Ein Christ muss sicherlich die Möglichkeit in Erwägung ziehen, dass Satan aktiv in das Weltgeschehen einzugreifen versucht. Und unter dieser Prämisse kann ein Christ sicherlich auch dämonische Mächte und größere Zusammenhänge hinter diesen Bünden fürchten – und dann tut er wohl daran andere davor zu warnen, da hast du völlig recht. Da du meine persönliche Meinung hierzu erfragt hast, muss ich aber zugeben, dass ich persönlich keine Überlegungen in diese Richtung anstelle, da für mich die Figur des Satans in der Funktion eines bösen Gegenspieler Gottes nicht existiert. Dennoch kann ich mich in deine Argumentation gut hineinversetzen und dir unter jener Prämisse insofern recht geben.
Abschließend ein Kommentar zur Telepathie. Zum einen kann ich aus den gerade schon genannten Gründen eine Argumentation mit der Bibel bzw. christlichen Glaubensinhalten nicht konsequent mitgehen. Aber ich kann mich ja auch hier durchaus auf andere Gedanken einlassen. Ich weiß nun nicht, weshalb Poetry Telepathie als wissenschaftlich unmöglich ansieht. (Und wäre ihm Dankbar, wenn er das ändern könnte) Ich selbst würde auch hier nicht die grundsätzliche Möglichkeit ausschließen, allerdings sehe ich ein kleines Problem in der Annahme von telepathisch übermittelten Gedanken, die mich zu bestimmten Handlungen nötigen. Denn die Vergebung der Sünden durch Christus ist wesentlich und fundamental an den freien Willen und die freie Entscheidung für Jesus Christus gebunden. Die Annahme der Möglichkeit einer absoluten Gedankenkontrolle und damit der Möglichkeit mich gezielt in eine bestimmte Richtung zu zwingen, führt das Opfer Christi aber ad absurdum, oder nicht?
Sicherlich hast du nicht unrecht wenn du forderst, man solle erst einmal alles als Möglichkeit akzeptieren. Ich kann auch die Existenz von einem solchen Bund nicht kategorisch ausschließen (kann ich aber strenggenommen auch von Einhörnern nicht behaupten), ich sage auch nur, dass mich seine Vermutungen nicht überzeugen. Dennoch bin ich dafür auch einer solchen Meinung mit Respekt anzunehmen und sich seiner eigenen Beschränktheit im Wissen bewusst zu sein. Der französische Schriftsteller Jean de la Bruyere schrieb einmal „Spott ist oft Mangel an Geist“ – allerdings wäre ich selbst nicht so hart in meinem Urteil....
Ich freue mich jedenfalls auf deine Erwiderung und auch auf deinen Buchtip,
dir ganz herzliche Grüße
Kasper
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