Lieber Eispickel,

ich finde, dass du ein sehr einseitiges Bild des Migrantenproblems schilderst. Ich weiß nicht, wo du wohnst. Mir ist bekannt, dass es Migrantenschwerpunkte in Deutschland gibt, z.B. das Ruhrgebiet und Berlin. Ich weiß auch, dass es Schulen gibt, wo der entsprechende Anteil hoch ist und ich weiß um das Sprachproblem. Aber ich kann nicht und nirgends feststellen, dass deutsche Menschen benachteiligt seien.

Migranten wurden in den 60er Jahren nach Deutschland geholt, weil es zuwenig deutsche Arbeitskräfte gegeben hat. Nun sind diese Menschen hergekommen und leben hier - man hat sicherlich seinerzeit verpaßt, ein funktionierendes Integrationsprogramm seitens der Deutschen Politik zu erstellen. Soweit gebe ich dir recht. Ich erinnere mich gut an das damalige Schlagwort "gesucht wurden Arbeitskräfte und gekommen sind Menschen!". menschen aus einem anderen Kulturkreis, oft mit wenig Bildung und schlecht aufgeklärt über das, was sie hier erwarten würde. Ich wuchs in einer Stadt auf, in der viele Migranten lebten. Ich will nciht sagen, dass es nie Probleme gab, aber previligiert war ich, die Deutsche! Ich bin auf ein Gymnasium gegangen, zu meiner Zeit waren da vielleicht eine handvoll ausländischer Mitschüler gewesen. Und wenn ich heute auf die Internetseite meiner ehemaligen Schule gehe, so tauchen da auch so gut wie keine Namen auf, die nicht auf eine Deutsche herkunft schließen lassen.
Das fehlende Integrationsprogramm hat mit Sicherheit dazu geführt, dass in manchen Schulen heute bedingt durch das Sprachproblem, durch mangelnde Kenntnis der gegenseitigen Bedürfnisse und dem fehlenden Willen der Integration von beiden Seiten Probleme bestehen.
WEnn du mit unfähigen Lehrern konfrontiert worden bist, die Streits auf den Schulhöfen nicht schlichten können oder nicht schlichten wollen, dann mag daraus der Eindruck entstanden sein, hier würden Menschen bevorzugt. Dem ist so nicht.
Wie oft werden Ausländern ihre Kinderanzahl vorgeworfen, weil sie eben ihre Kinder bekommen, nicht die Pille nehmen und nicht abtreiben. Dann wird ihnen das Kindergeld geneidet. es ihnen aber nicht zukommen zu lassen, hieße, in der Tat eine Zweiklassengesellschaft aufzubauen. Das kann nicht sein! Im übrigen integriert sich der überwiegende Teil sehr wohl und diese Menschen haben auch zur Bereicherung unseres Lebens beigetragen. doch ich will die bestehenden SChwierigkeiten nicht unter den Tisch kehren - sie existieren. Wenn du da etwasa ändern magst, dann engagiere dich in entsprechenden Bereichen, wo du die Integration und das gegenseitige Verständnis füreinander verbessern kannst.

Was deine Verantwortung als junger Deutscher in dieser Nation gegenüber der Welt bedeutet: Nun, die Verantwortung - nicht die Schuld! - für das Geschehene müssen wir tragen. Man wird uns den Genozid noch in 500 Jahren vorhalten, es geschah ja nicht in grauer Vorzeit, sondern in einem durchaus modernen Industriestaat vor 60 Jahren. In der Istzeit! ich weiß nicht, ob du weißt, dass noch heute Menschen unter der damaligen Folter leiden - bis heute hat dieser Staat und die veranwortlichen in der Industrie diesen Menschen kaum das gezahlt, was ihnen zugestanden hätte. So moralisch vollkommen sind wir nicht. Wobei sich dieses "wir" jetzt nicht auf uns beide bezieht, sondern unpersönlich gemeint ist. Du wünschst dir einen guten gesunden Umgang mit der Vergangenheit? Sehr gut! Nur eines wäre sicher sehr ungesund: zu tun, als ginge uns diese Vergangenheit nichts an , als könnten wir uns dieser Verantwortung entziehen, in dem wir so tun, als wäre all diees nicht geschehen. Das heißt nicht, dass wir heute nicht selbstbewußt unser Leben leben können - und das tun wir als Deutsche, als eine der größten Industrienationen, noch immer. Vergiß nie: wir gehören zu den Reichen auf dieser Welt! Uns geht es gut! Und selbst der Unterpreviligiertes in diesem Land lebt wie ein Fürst gemessen an den Umständen bezogen auf die Weltbevölkerung.
Mich entsetzt, wieviele Menschen in diesem Land den unsäglich dummen und vereinfachenden Lösungsvorschlägen ultrarechter Parteien und Gesinnungen ihre Gunst erweisen. Hierfehlt es eindeutig an entscheidender bildung und Kenntnissen.
ich kann nicht auf der ganzen Welt mit meinen Fernseprogrammen Geld verdienen, der ganzen Welt zeigen, wie gut und satt und wohlausgestattet wir hier leben und mich dann wundern, wenn Menschen der entsetzlichen ARmut (frag dich mal wo sie herkommt!) in ihren Ländern zu entfliehen versuchen. Darf ich daran erinnern, dass die Besiedelung Amerikas und Australiens zum großen Teil ebenfalls genau aus diesen Gründen stattgefunden hat: Menschen in Armut verließen auch dieses (!!) Land, um woanders ihr Glück zu versuchen. SEhr verantwortlich mit der dortigen Bevölkerung sind übrigens diese - sich Christen nennenden Menschen nicht umgegangen. Solange das Welthungerproblem nicht gelöst ist, solange wird es diese Konflikte geben!

Morgen kommt in meine Kirche ein Pfarrer predigen, der Seelsorger in einer Abschiebehaftanstalt ist. Ds einzige Verbrechen, dass diese Menschen dort begannen haben, die dort einsitzen, ist, dass sie den Umständen in ihrer Nation entfliehen mochten und hier ein besseres Leben führen wollten.
Was geschähe wohl mit uns, wenn morgen Jesus wiederkäme und wir dieses Hungerproblem verantworten müssten vor ihm?

Abschließend möchte ich dir sagen, dass es keine besseren und schlechteren Menschen gibt! Aber welche auf entsetzlich schiefen Abwegen - wenn du dageben etwas unternehmen möchtest, dann hat dein threat einen Sinn gehabt.

Liebe Grüße
Sonnenwende