Liebe Lily

Das Problem jeder Religion ist, dass man Schriften von Menschen zum Gotteswort erhebt, also dass man Menschenworte in den Mund des Ewigen legt (was ich für eine Affront gegen Gott halte). So ist das natürlich für diejenigen, die dieser Religion angehören wollen, eine Grundlage und damit auch absoluter Massstab ihres Glaubens. Nun kommt es nicht mehr so auf den Wahrheitsgehalt dieser Schriften darauf an, da das Dogma des „Gotteswortes“ höher liegt, als historische Begebenheiten, oder selbst Widersprüchlichkeiten. Selbst sind ja diese Schriften auch durch die Zeit entstanden, sind also nicht als solches vom Himmelgefallen. So gibt es ja viele Ungereimtheiten in diesen Schriften des NT’s. Aber wie gesagt, für Christen ist das ein Tabu, denn jegliches Fragen, Hinterfragen oder gar Kritik bedeutet ein Zweifeln und ein Nichtglauben an Gott (auch wenn es ja nur die Bibel ist, an welche man die Frage stellt, und die Bibel ist ja nicht Gott).


Will man nun aber die eigentlichen Lehre Jesu daraus heraussuchen, in Einbezug der Geschichte, also auch der nicht christlich gefilterten Vergangenheit, steht man schon vor einem Problem, denn es lässt sich nur schwer sagen, was wirklich vor 2000 Jahren war, denn Jesus hatte nichts aufgeschrieben, und das was wir haben, ist durch die Kirche und auch durch den Zeitgeist des Menschen, also des Hellenismus, und auch des römischen Denkens sehr stark beeinflusst worden. Vieles wird als Lehre Jesu betrachtet, was durch die christliche Tradition entstand und zur Regel wurde. Gleichzeitig rottete man bewusst jegliches jüdische Wissen aus, da die Kirche mit diesem Volke nichts Gemeinsames haben wollte. Schon nur aus diesem Grund entstand eine neue Lehre, die wenig mit der Lehre Jesu zu tun hat, weil das sich distanzieren vom jüdischen sehr wichtig war, da man nun selber das auserwählte „Israel“ war.


Was lehrte Jesus wirklich? Jesus lehrte zB. das „Unser Vater“, was ein direkter Zugang zum Ewigen aufzeigt, ohne vorherige Bedingungen. Auch die anderen Gleichnisse zeigen dies deutlich auf, dass jeder sich direkt und ohne Umwege sich dem Ewigen nähern und sich hinwenden kann und soll. Es ist immer Gott selber, der Vergibt, ohne Gegenleistung und stellvertretender Opfer. Jesus selber lehrte solches nicht. Weiter lehrte Jesu Liebe zu Gott und dem Nächsten, was aber ebenso nichts Neues ist. Selbst die Feindesliebe findet man in der Tenach.



Ob nun Jesus der einzige Weg ist, oder ob er diese Aussage wirklich im christlichen Verständnis so sagte, ist sehr fraglich. Dieser Vers steht ja nur im Johannesevangelium. Und das JohEv ist nun extrem vom hellenistischen alexandrienschen Denken wie des Philon (ein hellenistischer Jude der in der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts lebte), geprägt. Dieses entstand auch erst um die Jahrhundertwende, als sehr spät. Zudem weiss man, dass etliches auch rein nur zur Beglaubigung im pseudonym und geschrieben wurde. So ist es wahrscheinlicher, dass Paulus gar nicht alle diese Briefe geschrieben hatte, als dass sie ihm zugesprochen werden. Leider ging es dann soweit, dass man den Weg zum Ziel erklärte und vergötterte.


Ja, ich glaube es auch, dass Jesus da vom Ewigen auferweckt wurde. Und man kann auch vieles lernen, wenn man seine Aussagen mit hebräischem Hintergrund verstehen will.


Lehit

Alef