Zum Wort DAWAR - dessen Bedeutung

Das Wort Gottes geschah zu mir! Allein 18 Mal übersetzt Herr Luther in Jeremia diese Textstellen. Immer wieder begegnet uns im Tenach (AT) diese Begrifflichkeit in deutschen und weniger in englischen Bibeln. Das Verständnis von Luther, Diener des Wortes, zu sein findet hier seine Begründung.

Beim Lesen des Tenach auf Hebräisch fällt jedoch etwas sehr merkwürdiges auf, was man in der griechischen Septuaginta auch noch bedingt nachvollziehen kann. Es ist das häufig benutzte Wort „DAWAR“. Sehr oft, wenn Gott sich einem seiner Diener offenbart, erscheint in diesem Zusammenhang dieses Wort DAWAR. Doch was bedeutet dieses Wort. Nun hier einige Begrifflichkeiten dieses vielschichtigen Ausdrucks: Rede, Aussage, Gegenstand, die Sache, das Anliegen, das Ding, das Ereignis, die Angelegenheit, das Wort, die Geschichte.
Wir haben es also bei diesem Ausdruck Dawar um einen Oberbegriff einer ganzen Ansammlung von Unwörtlichkeiten zu tun. Es bezeichnet also ganz klar einen ganz offenen Raum für die Art des Gotteserlebnisses und dessen Inhaltlichkeit (dewarim).
Wenn man die Bibel auf Hebräisch liest, fällt in diesem Zusammenhang noch etwas auf. Folgende textliche Übersetzungen, seien hier beispielhaft angeführt: Die Sache Gottes widerfuhr mir; Das Anliegen Gottes erging an mich; Der Angelegenheit Gottes wurde ich inne. Es ist erstaunlich, dass nur äußerst selten (z.B. bei Moses – 10 Gebote) von einer wortwörtlichen Botschaft Gottes die Rede ist. Fast immer erfahren wir aber genau davon nichts, sondern lediglich, dass etwas offenbart wurde, was dann der Prophet oder der Träger der Botschaft selbst in Worte zu kleiden versucht, um dem Ansinnen Gottes für die Botschaftsempfänger gerecht zu werden. Dawar erging an mich! Dawar, ich teile euch mit!
Ganz besonders deutlich erscheint uns dieses Dawar beim Propheten Sacharja, der geradezu um Begrifflichkeiten für seine Dawar ringt.

Gibt es also wortwörtliche Aussagen Gottes? Laut hebräischer Bibel eigentlich nur bei Moses und hier in einem nur sehr kleinen Rahmen. Alles andere sind Wörtlichkeiten Gottes, Dawar, die sich jedoch inhaltlich nicht unserer Erkenntnis verschließen, wenn wir sie eben nicht als wortwörtliche Worte Gottes sondern als seinen geoffenbarten Willen für uns Menschen verstehen, die keine semantische Zwangsjacke ist.

Etwas zum hebräischen Schriftverständnis!

Samu