Er hat ins Haus des Weins mich gebracht,
und über mir ist sein Banner, Liebe.
Stärket mich mit Rosinengepreß,
erquickest mich mit Äpfeln,
denn ich bin krank vor Liebe.
Seine Linke ist mir unterm Haupt,
und seine Rechte kostet mich. –
Ich beschwöre euch,
Töchter Jerusalems,
bei den Gazellen oder bei den Hinden der Flur:
störet, aufstörtet ihr die Liebe,
bis ihrs gefällt,…..!
Hall meines Minners!
Da, eben kommt er!
hüpft über die Hügel!
Mein Minner gleicht der Gazelle
oder dem Hirschböcklein.
Da, eben steht er
hinter unserer Mauer,
lugt durch die Fenster,
guckt durch die Gitter.
Mein Minner hebt an,
er spricht zu mir:
„Mach dich auf,
meine Freundin,
meine Schöne,
und geh vor dich hin!
Denn da, vorbei ist der Winter,
der Regen schwand, er verging,
die Blüten lassen im Lande sich sehn,
angelangt ist die Zeit des Liedes,
der Stimmhall der Turteln lässt in unserem Lande sich hören,
die Feige färbt ihre Knoten,
die Reben, knospend, geben Duft, -
mach dich auf zum Gehen,
meine Freundin, meine Schöne,
und geh vor dich hin!“
-Meine Taube in den Felsschlüften,
im Verstecke des Steigs,
laß mich dein Angesicht sehn,
laß mich deine Stimme hören,
denn süß ist deine Stimme,
anmutig ist dein Gesicht.
- Fangt uns die Füchse,
die kleinen Füchse,
Wingerte verderben sie,
und unsre Wingerte knospen!
- Mein Minner ist mein,
und ich bin sein,
der unter Lilien weidet.
Solang der Tag im Verwehn ist
und die Schatten weichen,
wende dich herzu,
gleiche du, mein Minner,
der Gazelle oder dem Hirschböcklein
über die Berge der Trennun hin!
Auf meiner Ruhestatt
in den Nächten
suche ich ihn,
den meine Seele liebt,
suche ich ihn
und finde ihn nicht.
Aufmachen will ich mich doch
und die Stadt durchziehen,
über die Plätze, über die Gassen,
suchen, den meine Seele liebt!
Ich suchte ihn
und ich fand ihn nicht.
Mich fanden die Wächter,
die in der Stadt einherziehn –
„Den meine Seele lieb,
saht ihr ihn?“
Kaum war ich an ihnen vorbei,
da fand ich,
den meine Seele liebt.
Ich fasste ihn an
und ließ ihn nicht los
bis dass ich ihn brachte
ins Haus meiner Mutter,
in die Kammer meiner Gebärerin.
Ich beschwöre euch,
Töchter Jerusalems,
bei den Gazellein oder bei den Hinden der Flur:
störtet, aufstörtet ihr die Liebe,
bis ihrs gefällt,…..!
Lesezeichen