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Thema: Hohelied

  1. #11

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    Ich sage nicht, dass das Hohelied haesslich ist. Fuer mich gehoert es zur Weltliteratur, auch oder gerade wegen des erotischen Charakters. Nicht umsonst meiden fast alle Literaten erotische Themen, weil man schnell die Grenze zur Pornografie ueberschreitet.

    Erotik zeichnet sich fuer mich durch Verdecken, Verhuellen, Umschreiben aus. Das Gegenteil ist ein "Geile Schlampen zeigen alles". Das hat naemlich nichts mit Erotik, dafuer umso mehr mit Pornografie zutun.

    Trotzdem bleibt meine Frage, warum erotische Literatur Aufnahme in den Kanon gefunden hat.
    Gruss Gerd
    Edit: Rechtschreibung

  2. #12
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    Trotzdem bleibt meine Frage, warum erotische Literatur Aufnahme in den Kanon gefunden hat.
    für mich kann ich das so beantworten:
    in der ganzen bibel geht es um eine liebesgeschichte zwischen gott und seinen menschen. um ein umwerben, ein sich hingeben und lieben und geliebt werden.
    so ist es auch beim hohelied, und gerade darin kann ich dieses umwerben ganz besonders heraus spüren.

    vielleicht fällt es dir als mann schwerer dich da hineinfallen lassen zu können.

    ich finde daran überhaupt nichts anstößiges, sondern ich schwelge darin und ich kann darin eine großartige liebe erkennen.

    lieben gruß
    fischi

  3. #13
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    Er hat ins Haus des Weins mich gebracht,
    und über mir ist sein Banner, Liebe.
    Stärket mich mit Rosinengepreß,
    erquickest mich mit Äpfeln,
    denn ich bin krank vor Liebe.
    Seine Linke ist mir unterm Haupt,
    und seine Rechte kostet mich. –
    Ich beschwöre euch,
    Töchter Jerusalems,
    bei den Gazellen oder bei den Hinden der Flur:
    störet, aufstörtet ihr die Liebe,
    bis ihrs gefällt,…..!

    Hall meines Minners!
    Da, eben kommt er!
    hüpft über die Hügel!
    Mein Minner gleicht der Gazelle
    oder dem Hirschböcklein.
    Da, eben steht er
    hinter unserer Mauer,
    lugt durch die Fenster,
    guckt durch die Gitter.
    Mein Minner hebt an,
    er spricht zu mir:
    „Mach dich auf,
    meine Freundin,
    meine Schöne,
    und geh vor dich hin!
    Denn da, vorbei ist der Winter,
    der Regen schwand, er verging,
    die Blüten lassen im Lande sich sehn,
    angelangt ist die Zeit des Liedes,
    der Stimmhall der Turteln lässt in unserem Lande sich hören,
    die Feige färbt ihre Knoten,
    die Reben, knospend, geben Duft, -
    mach dich auf zum Gehen,
    meine Freundin, meine Schöne,
    und geh vor dich hin!“

    -Meine Taube in den Felsschlüften,
    im Verstecke des Steigs,
    laß mich dein Angesicht sehn,
    laß mich deine Stimme hören,
    denn süß ist deine Stimme,
    anmutig ist dein Gesicht.

    - Fangt uns die Füchse,
    die kleinen Füchse,
    Wingerte verderben sie,
    und unsre Wingerte knospen!

    - Mein Minner ist mein,
    und ich bin sein,
    der unter Lilien weidet.
    Solang der Tag im Verwehn ist
    und die Schatten weichen,
    wende dich herzu,
    gleiche du, mein Minner,
    der Gazelle oder dem Hirschböcklein
    über die Berge der Trennun hin!

    Auf meiner Ruhestatt
    in den Nächten
    suche ich ihn,
    den meine Seele liebt,
    suche ich ihn
    und finde ihn nicht.
    Aufmachen will ich mich doch
    und die Stadt durchziehen,
    über die Plätze, über die Gassen,
    suchen, den meine Seele liebt!
    Ich suchte ihn
    und ich fand ihn nicht.
    Mich fanden die Wächter,
    die in der Stadt einherziehn –
    „Den meine Seele lieb,
    saht ihr ihn?“
    Kaum war ich an ihnen vorbei,
    da fand ich,
    den meine Seele liebt.
    Ich fasste ihn an
    und ließ ihn nicht los
    bis dass ich ihn brachte
    ins Haus meiner Mutter,
    in die Kammer meiner Gebärerin.
    Ich beschwöre euch,
    Töchter Jerusalems,
    bei den Gazellein oder bei den Hinden der Flur:
    störtet, aufstörtet ihr die Liebe,
    bis ihrs gefällt,…..!


 

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