Jesu Lehre im Talmud und das älteste Überlieferte Jesuszitat
Immer wieder begegnen uns Jesu Lehransichten im Midrasch und Talmud, gleich wohl oft nur sehr verborgen und versteckt. Die Ursache dafür liegt im Jahr 1631, wo auf einer jüdischen Ältestenversammlung folgendes beschlossen wurde: „Wir untersagen, unter Androhung des größten Bannfluchs, in neuen Ausgaben der Mischnah oder der Gemara irgend etwas zu veröffentlichen, was sich auf Jesus von Nazareth bezieht. Sollte diese Vorschrift nicht genau befolgt werden, so wird dadurch uns noch größeres Leid gebracht werden als es uns schon in der Vergangenheit traf.“
Die Ursache für diese drastische Anweisung wird im zweiten Satz begründet und geht auf die umfangreichen Talmudverbrennungen durch die Kirche zurück, die so versuchte die jüdische Überlieferung über Jesus die bis dahin noch recht zahlreich erhalten war auszulöschen. Um weiteren Pogromen vorzubeugen, die durch die „Ketzerverbrennungen“ nun besonders massiv die Rabbinen traf, was schwerwiegende Folgen für den geistigen Fortbestand des Judentums haben sollte, löschte man auf radikale Weise so ziemlich alle wesentlichen Bezugspunke von Jesus und seinen Jüngern zum Judentum. Von den einst 409 Seiten Lehrgut Jesu blieben allein nur noch 15 Seiten, und diese nur ganz versteckt im Talmud und Midrasch, erhalten.
Die Auslöschung des Lehrgutes Jesu durch Kirche und gezwungener Maßen des Judentums stellt einen unglaublichen Verlust dar, der durch die heutige Forschung gerade zu leidvoll beklagt wird. Wohl kann man durch das vom Christentum nicht bedrohte Judentum, welches in den moslemischen Ländern zu größter Blüte gelangte, einiges wieder herstellen, weil es nur bedingt Schriftredaktionen gab, doch ist gerade der dortige benutzte Talmud (Jerusalemer) nur ein Bruchteil dessen, was einst der Babylonische Talmud an Schriftgut überlieferte. Doch wir besitzen einiges an Schriftgut und einiges lies sich auch wieder herstellen, was aus Kommentaren überliefert wurde. Insbesondere dürften die Inquisitationsarchive der kath. Kirche so manche Überraschung bereithalten, da dort ausführliche Prozessakten inkl. Texte überliefert wurden. Ein Fund erregte schon ein wenig die Insider, den ich hier auch einstellen werde.
Doch vorerst mal ein kleiner Einblick in einen Midraschtext der uns Jesu Lehre deutlich vor Augen stellt und zugleich die Älteste Überlieferung über Jesu Lehrgut liefert, der von dem Jünger Jesu Rabbi Jakobus dem Gerechten, der im Judentum einst höchstes Ansehen genoss überliefert wurde.
Die Quellen sind: Tosefta Hullin II und bAboda Sara 16b Midrasch Kohelet Raba zu Eccl 1,8; Jalkut Schimoni zu Micha I und zu Sprüche 5,6 in leichter Abweichung von Tos. Hullin
Es geht in diesem Text um Rabbi Elieser ben Hyrkanos, der wegen der Verkündigung einer Lehransicht Jesu von den Römern verhaftet wurde und durch den Scharfsinn des Rabbi doch noch mit dem Leben davon kam. Als er zu seinem Lehrkollegen Rabbi Akiba kam fragte dieser ihn nach den Hintergründen für seine Verhaftung: Rabbi Elieser, vielleicht hast du etwas Ketzerisches gehört (und verkündet). Da sagte Rabbi Elieser: Einst ging ich auf dem oberen Markt von Sepphoris und traf da einen Talmid Jeschuas aus Nazareth, namens Rabbi Jakobus aus dem Dorfe Schechanja. Dieser sprach zu mir: In unserer Tora steht geschrieben: Du sollst keinen Dirnenlohn in das Haus des Herrn bringen (Dtn. 23/19). Darf man aber aus diesem Dirnenlohn einen Abort für den Hohepriester errichten? Du hast wohl gesprochen, sagte ich, da ich mich nicht zu dieser Zeit der Halachah erinnern konnte. Sobald er sah das ich ihm zustimmte, sagte er: So lehrte mich Rabbi Jeschua aus Nazareth. Rabbi Jeschua bezog sich dabei auf den Perushim Micha, wo es heißt: Denn von Dirnenlohn sind sie zusammengebracht und zu Dirnenlohn sollen sie wieder werden (Micha 1,7). Rabbi Jeschua fügte da hinzu: Von Unrat kam es und zu Unrat soll es wieder werden. Da sprach ich: Das gefiel mir und deshalb bin ich wegen Rabbi Jeschua verhaftet worden.
Dieses fünffach überlieferte Jesuswort in verschiedenen Midrasch- und Toseftatexten ist das älteste uns bekannte Jesuszitat. Älter als jeder Paulusbrief und Evangelientext begegnet uns nicht nur hier ganz lebendig Rabbi Jeschua, sondern auch Rabbi Jakobus der Gerechte, der schon bei Josephus Flavius in höchsten Tönen gerühmt wird, als große und gerechte Leuchte des Judentums.
Was besagt dieser Text noch? Es zeugt von der typisch pharisäischen Lehrinterpretation Jeschuas die einst einen großen Raum innerhalb des Judentums einnahm und nur noch sehr vereinzelt aus den Evangelien hervortritt. Es zeigt Jeschuas tiefe Verbundenheit zum Tempel in Jerusalem und ebenso seiner Talmidim, wie uns die Apg. schon eindrucksvoll darstellt. Zudem belegt dieses Lehrwort Jeschuas tiefe „Bodenständigkeit“ und sein Interesse für die Lösung eines schwierigen halachischen Problems, welches sehr kontrovers zu seiner Zeit diskutiert wurde und er brillant löst. Doch es belegt zugleich noch etwas sehr eindrucksvoll, Rabbinen, die ganz offensichtlich nicht zur „Jüngerschar“ Rabbi Jeschuas gehörten, wurden von Römern verfolgt, weil sie seine Lehre vertraten. Was für eine Angst mussten doch die Römer vor diesem Rabbi Jeschua und seiner Lehre gehabt haben, was uns ja bereits Tacitus, der römische Geschichtsschreiber, berichtet: „Jesus ein Rebell und Aufrührer gegen Rom und den Kaiser“.
Ein zweiter Einblick, der uns aus den Archiven der Inquisitation überliefert ist sei nun angeführt, wo einst Rabbi Nachman wegen Gotteslästerung, im katholischen Spanien, in Barcelona 1263 von König Jakob I von Aragonien verhört wurde: Aus dem Protokoll zu Rabbi Nachman: „Wenn unsere Vorfahren, die Jesu Augenzeugen waren und ihn und seine Werke persönlich kannten und ihm folgten, wie unsere Überlieferung weiß, ihn jedoch nicht als Gott erkannten, wie könnten wir das Wort unseres Königs annehmen, der kein so unmittelbares Wissen von Jesus hat, so wie wir, noch sein Landsmann ist und auch kein Zeitgenosse so wie unsere Vorväter waren? Sagt nicht der Prophet vom Messias, dass er von Meer zu Meer und vom großen Strom bis zu den Enden der Erde herrschen wird ( Ps.72/8 ) ? Aber unser Rabbi Jesus hat keine Herrschaft angetreten wie er selbst bezeugt, sondern war verfolgt zu seinen Lebzeiten von seinen Feinden und hat sich vor ihnen verborgen, fiel aber doch nach langer Suche in ihre Hände und konnte sich nicht retten. Wie sollte er in dieser Situation Israel retten und herrschen? …….. (Vita 200)
Ganz offensichtlich tritt hier die jüdische Tradition über Jeschua zu Tage, die historische Begebenheiten, die uns bruchstückhaft auch aus den Evangelien bekannt sind, berichten. Insbesondere das Nichtherrschen lässt deutliche Rückschlüsse auf Matthäus 20/25-28 erkennen. Gleiches lässt sich auf die Verfolgung durch die Häscher des Herodes und Pilatus übertragen, sein versteckt sein, seine Gefangennahme und seinen Tod. Offensichtlich waren die Rabbinen aus ganz anderen Quellen als den Evangelien über Jeschua bestens informiert und sagen aus diesem Grunde zu Recht: „wie unsere Überlieferung weiß“.
Hier erklärt sich auch die massive Vernichtung des Talmuds und des gesamten Überlieferungsgutes zu Jeschua aus jüdischen Quellen.
Was ergibt sich aus der Quellenlage? Auch hier sei ein Rabbiner aus dem Talmud angeführt, der 1160 – 1235 lebte, Rabbi David Kimchi, der Rabbi Jeschua zitiert: …. Rabbi Jeschua selbst sagte: Er käme nicht, um die Torah zu zerstören, sondern um sie aufrechtzuerhalten (bSanh. 17a vgl. Men. 65a / Sefer Ha – Brith 1750 Seite 27 f)
Jeshua wurde als Sohn und Rabbi Israels verstanden und dieses Verständnis bezeugt sich aus der einstigen Überlieferung zu Rabbi Jeschua, freilich einer jüdischen. Das gipfelte darin, dass einst Rabbi Albo den Papst öffentlich anklagte, die Lehren Rabbi Jeschuas so zu verfälschen, dass: „zum Bruch der Zehn Gebote durch die Kirche aufgerufen wird“ und „obwohl diese wüssten das Jeschua lehrte den Schabbat zu halten und dies auch die Talmidim so lehrten, die Schriften verfälscht werden und die Menschen zum Gebotsübertritt verführt werden….“ (Sefer Haikkarim). Das hatte eine der größten Verfolgungen zur Folge, die das Judentum je erlebte, um der Lehre Jeshuas willen! Doch trotz allem erklärte Rabbi Löw von Prag im tiefsten Mittelalter: „Vergessen wir nicht, um Rabbi Jeschuas Willen, sie sind unsere Brüder!“
Samu
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