Zitat von KindGottes:
Vielen Dank, für den interessanten Gedankenanstoß. Mir kam beim Lesen dieses Threads in den Sinn, dass ich auch einen zornigen Gott kenne unter dessen Verurteilung ich selbst schon gelitten habe. An einem Tag schrieb ich mal folgendes auf:Wenn aber Gott auch die Einstellung hat, die ja schon manche Menschen verwirklich haben: "diese Seele ist nun mal so, aber sie wird ja noch wachsen in ihren Seelenqualitäten" dann ist da keine Verurteilung und somit muss auch gar nichts vergeben werden.
Ich glaube daher: Gott muss gar nichts vergeben, da Gott zuvor nicht verurteilte.
"Du hast mich schon wieder geschlagen, mein Gott.
Zürnender Gott!
Ich liege am Boden, tötlich verletzt durch Deinen Schlag.
Deiner Willkür obliegt, ob der Feind mich zu treffen vermag.
Zu meinen Wünschen nach Glorie und Glanz
bewegt der Teufel seine Hüften im Tanz."
Und dann stieß ich noch auf eine sehr interessante Predigt von Prof. Dr. Rainer Hauke (Berlin). Im Ganzen ist sie hier nachzulesen.
Ich will sie kurz zusammenfassen:
Gott hat das Volk Israel zum Tode verurteilt, weil es nicht ihn, sondern „das goldene Kalb“ verehrt. Der Prediger geht sehr behutsam darauf ein, was „das goldene Kalb“ im übertragenen Sinne für uns heute bedeuten könnte
Zitat:
„ ... ein Fußball, ein Mercedes, die Sterne ...“
und folgert daraus, dass demnach auch wir auf der Anklagebank sitzen.
Zitat:
„Auf der Anklagebank sitzt der Mensch und hört aus dem Munde Gottes sein Urteil: Du bist des Todes!“
Dann sagt er weiter, dass durch Mose, der Fürbitte tat für sein Volk und Gott somit beschwichtigen konnte, das Wunder geschah und das Volk Israel nicht, wie beabsichtigt, unterging.
Dann spannt er einen Bogen zu Jesus und stellt etwas Wichtiges in den Mittelpunkt. Das viel benutzte Argument, Jesus hätte sich gegen die römische Besatzungsmacht erhoben, bekommt einen niederen Stellenwert und die eigentliche (jüdische) Anklage der Gotteslästerung erhält mehr Gewicht. – Er tut das aber nicht, um die Juden in ein schlechtes Licht zu rücken, sondern um einen interessanten Gedankengang zu durchleuchten:
Zitat:
„... - die Bibel betont das Thema Gotteslästerung. Das hat man gegen Jesus vorgebracht: die Verletzung der Sabbatgesetze. Wer so handelt, predigt der nicht einen anderen Gott? Und da kehrt der juristische Vorhalt wieder: Wer wie du vom Herrn abfällt, ist des Todes. Tod im Namen des Gesetzes - eine unendliche Geschichte.“
Und er stellt letztendlich Moses und Jesus in – sagen wir – vergleichender Weise (falls das überhaupt möglich ist) gegenüber um einen Unterschied deutlich zu machen, nämlich den des Umgangs mit der Verurteilung Gottes.
Zitat:
„Die Alte Kirche verstand die Geschichte vom Fürbitte haltenden Mose neu: Der appellierte gegen Gott an Gott, Jesus aber appelliert nicht nur an Gott, so daß die Drohung der Todesstrafe für die Verletzung des Gesetzes Gottes weiter über uns schwebt wie über dem Volk Israel - Jesus hat die Strafe getragen, er hat bezahlt, obwohl er doch unschuldig war. Und damit hat Gott in Jesus selbst bezahlt für die Vergehen seiner Geschöpfe.“
Vor diesem Hintergrund stimme ich mit Deiner Ansicht also nicht ganz überein. Meine Meinung ist: Gott verurteilt, aber er vergibt auch.
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