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  1. #1
    tanuki Gast

    Standard Ecclesia - Synagoga

    Hallo, lieber "Poetry" ...das ist extra für dich, betraf eine Veranstaltung von CJZ im Mai 2006 - ich postete den Beitrag mal in einem anderen, interreligiösen Forum.


    Hallo, ihr Lieben,
    Ich möchte euch kurz an Eindrücken teilhaben lassen, die ich heute auf einer Ausstellung hatte. Das Thema war „Ecclesia und Synagoga“ in der Kunst. – Es wurden ausschließlich Motive gezeigt, die die christliche Kirche als Frauenfigur der jüdischen Synagoga, wiederum dargestellt als Frauenfigur, gegenüberstellten. Es handelte sich dabei um Graphiken und Exponate aus den vergangenen 300 Jahren. Diese Ausstellung dokumentierte die lange Verunglimpfung des Judentums in der christlichen Kunst. Diese Art Anti-jüdischer Propaganda in der Kirchenkunst erschien erstmals im 11. Jahrhundert, Darstellungen finden sich in Skulpturen, Gemälden und Glasfenstern von Kirchen und Kathedralen, auch auf Einbänden von Bibeln und Gebetbüchern.
    Die Synagoga ist so durchwegs mit Augenbinde, also mit Blindheit geschlagen, und gekrümmt, gebückt dargestellt. Ihre Attribute sind eine vom Haupt gefallene Krone, eine schwarze Katze (teufl. Symbolik) auf der Schulter, ein gebrochener Stab, gebrochene Gesetzestafeln usw. Demgegenüber ist die Ecclesia durchwegs der Siegertyp, stolz, erhobenen Hauptes, wallenden Haaren, mit Krone, Bibel, aufrecht stehend, heilig, mit allen Insignien der Macht und der Schönheit dargestellt.
    Solche Darstellungen finden sich z. B. am Strasburger Münster usw.

    Oftmals werden in den Darstellungen die beiden Frauengestalten auch symbolisch durch eine Darstellung von Jesus am Kreuz getrennt, Ecclesia ihm betend zugewandt, Synagoga abgewandt.

    Es ist für die christliche Kirche ein durchaus heikles und sehr beschämendes Thema, weil die Kirche mit der Jahrhunderte alten Diffamierung des Judentums eine Hauptwurzel des Antisemitismus der europäischen Moderne wurde.

    Diese Ausstellung wurde von der ev. Kirche Hessen-Nassau in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (CJZ) organisiert, gerade mit dem Ziel, sich dieser Problematik radikal und vorbehaltlos zu stellen und zu einem Neu-Anfang aufzurufen!!!

    Besinnen wir uns, dass der Baum von den Wurzeln getragen wird – nicht umgekehrt. Das Judentum ist die Wurzel des Christentums, Jesus war Jude, der „Menschensohn“ aus dem Volk Israel, in seinem Leben und Denken eingebunden in jüdischen Kontext. Der Jüngerkreis und Paulus waren Juden, die Jesus als den Messias begriffen. Die „Heidenchristen“ sind später als Zweiglein in den Ölbaum eingepfropft. Dieses Bild sollte uns immer vor Augen bleiben.

    Ich wünsche mir von Herzen, dass ich in Zukunft ein Christentum erleben kann, das sich auf seine jüdischen Wurzeln besinnt. Aus den Wurzeln kommen Kraft, Nahrung, Lebenserhalt für den ganzen Baum.

    Ist das nicht ein schönes Bild - auch für die Kunst! Ein Baum des Lebens mit Wurzel und Baumkrone!

  2. #2
    poetry Gast

    Standard

    Liebe Tanuki,

    danke für den Bericht, auch wenn ich ab und an Schwierigkeiten mit Vergangenheitsbewältigunge habe. Ich weiß, dass das "Christentum" gerade im Mittelalter nicht gerade zimperlich mit allem war was anders war. Ich denke aber, dass in der heutigen Zeit der christliche Mensch keine Probleme mehr damit hat, dass Judentum als Fundament zu sehen.

    Du schreibst in Deinem Beitrag auch über die Beschämung bei dem Thema und ich denke darüber oft nach, wie lang wir uns noch schämen müssen. Man sollte es nie verschweigen, man sollte auch immer ermahnen aber man sollte sich nicht dafür schämen müssen, da wir nicht die Möglichkeit hatten uns von so etwas zu distanzieren.

    Es gibt eine Menge an Problemen die wir uns dann zu stellen hätten, denn die Kirche hat auch ihre Glaubensbrüder nicht verschont - im Mittelalter die Täufer, in näherer Vergangenheit die bekennende Kirche.

    Wichtig ist der Dialog und das Aufeinanderzugehen und Verstehen und ich denke, dass das CJZ da eine gute Arbeit leistet.

    Liebe Grüße,
    Poetry

  3. #3
    tanuki Gast

    Standard

    Betr. Beschämung ... hast ja Recht, absolut!!! ...nur heult mein Herz halt besonders bei dem, was dem Judentum angetan wurde. Ich kann es richtig durchleben, weißt du... :cry:
    tanuki

  4. #4
    poetry Gast

    Standard

    Verstehen kann ich das , gerade wenn man die 65 Jahre zurück schaut

  5. #5

    Standard

    Leider sind den meisten Christen weder ihre juedischen Wurzeln noch die Judenfeindlichkeit in den Evangelien (insbes. im Johannesev.) bewußt. Deshalb halte ich ich Ausstellungen, wie die von "tanuki" beschrieben fuer wichtig.

    "Wie lange muessen wir uns noch schaemen." Ich denke, die Verbrechen des Nazi-Regimes sind so fuerchterlich, dass die Deutschen sich in alle Ewigkeit schaemen muessen und sollen. Das Ausmass der Scheusslichkeiten ist mir erst in den letzten Jahren klar geworden. Bis heute ist es mir unbegreiflichlich, wie bei einem Kulturvolk wie dem deutschen saemtliche politischen und moralischen Sicherungen versagen konnten.
    Gruss Gerd


 

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