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Hybrid-Darstellung

  1. #1
    maiby Gast

    Standard

    11 - Vanderbilt und Appalachen

    Morgens starteten Peter und ich mit dem Auto in Richtung Norden. Trotz einer langen Fahrstrecke von unge-fähr 300 km war es ein entspanntes Fahren. Für mich allerdings noch mehr als für Peter. Die großen breiten Straßen waren fast leer, die Fahrer diszipliniert und es gibt keine Hektik. Mit dem Tempo nehmen sie es rich-tig ernst. Wir auf alle Fälle, denn sie hatten uns gewarnt. Wer die erlaubte Geschwindigkeit mit 10 Meilen pro Stunde überschreitet und erwischt wird, darf locker 500$ abdrücken. Das ist schon heftig und so stellte Peter brav seinen Tempomat auf Limit und wir rollten langsam dem ersten Ziel entgegen.
    Das „Biltmore Estates“ ist das größte Haus der USA im Privatbesitz. Die unzähligen Hinweisschilder führten uns direkt zum Eingang. Neben der Kasse stand ein Modell, welches den riesigen Park mit seiner mehr als 30qkm Fläche zeigte. Das Gelände ist vergleichbar mit dem Potsdamer Park Schloss Sanssouci
    Wir fuhren mit dem Auto im Schneckentempo hinein, stellten es wie angewiesen am Parkplatz ab und liefen das letzte Stück zu Fuß. Ich erfreute mich an den interessanten Bäumen, springenden Eichhörnchen und Vögeln. Peter erspähte schon von weitem das Bauwerk. Inzwischen hatte ich mich schon daran gewöhnt, dass es auf jeder Tour ein Schloss oder eine Burg sein musste. Es heißt ja auch Bildungsreise. Schau einer an dachte ich, da können wir Schweriner ja wirklich stolz sein, denn unser Schloss sieht diesem Anwesen wirklich sehr ähnlich.
    Auch wenn es mich nicht sonderlich interessiert, habe ich inzwischen herausbekommen, dass dieses Haus 1889 nach europäischen Vorbildern gebaut wurde. Sechs Jahre später zog dort George Washington Vander-bilt ein. Er war der Enkel des Eisenbahnmagnaten Cornelius Vanderbilt,
    Wir betraten das Haus. Sofort schwappte uns eine dicke Welle von Touristen entgegen. Die meisten hatten Stöpsel im Ohr und rannten wie verzaubert umher. Das hätte mir gerade noch gefehlt, dass mir da einer un-unterbrochen ins Ohr säuselt! Zum Glück war auch Peter damit zufrieden, dass er alles sehen konnte.
    Es gelang uns trotzdem, das Billardzimmer und auch die Bibliothek als diese zu erkennen. Auch der Sinn des Esszimmers war uns klar. Peter schaute durch die Linse und drückte ab. Schon von weiten sah ich, wie einer der Aufpasser jetzt zielstrebig auf Peter zusteuerte. Er schimpfte, denn fotografieren war verboten. Peter konnte sich nur entschuldigen. Sein „Sorry“ schien ihn doch zu rühren und er verschwand wieder! Ist ja auch logisch, wer selber Bilder macht, kauft natürlich nicht die Broschüre. Aber wir taten es trotzdem nicht.
    So schauten wir nun nacheinander in alle 250 Zimmer und versuchten krampfhaft, die 65 Kamine zu zählen. Irgendwie sind wir nach einer Zeit dann doch durcheinander gekommen. Mich hat viel mehr interessiert, wa-rum die Betten so kurz waren, als wenn dort eine andere Sorte Menschen lebte. In diesem Haus gab es ja bereits zu Bauzeiten elektrisches Licht und viele technische Geräte, die wir von unseren Schlössern und Bur-gen in Deutschland aus dem Mittelalter nicht kennen. Es gab auch schon ganz normale Toiletten, die eigent-lich wie zu DDR-Zeiten aussahen. Sogar eine Schwimmhalle hatten sie eingerichtet, eine Sauna und einen Fitness-Raum.
    Dann streiften wir im Auto noch zahlreiche Brücken, die Reitställe, einige Gartenanlagen und Hotels, die uns allerdings nicht heraus lockten. Eine weitere Attraktion, die unser Interesse weckte, war das Weingut Blitmo-re, die Estate Winery. Durch Glasscheiben erhielt man einen kleinen Einblick in die Herstellung von Wein und Sekt.
    Eine große Traube Menschen kündigte die Weinprobe an. Peter hatte eh Pech, denn unser Auto wartete draußen, er durfte nichts trinken. Wir marschierten an der Schlange vorbei zur Weinhandlung. Während ich alle möglichen Cremes und Soßen probierte, schwebte Peter mit den verschiedenen Weinsorten auf Wolke Sieben. Bereits zu Hause hatte er erfahren, dass dieser hochwertige Wein auf Grund der geringen Menge nicht exportiert wird. Peter trifft sich gelegentlich mit seien Weinkennerfreunden, um die eine oder andere teure Flaschen zu testen. So wurde er schwach und wir kauften eine Rote und eine Weiße für zu Hause.
    Mit dem Dunkelwerden fanden wir ein kleines Hotel in der Stadt Asheville. Nachdem wir unser Zimmer bezo-gen hatten, ruhten wir etwas aus. Später erkundeten wir die Altstadt. Mit einem kleinen Stadtplan liefen wir den größten Teil des Zentrums ab. So richtig sagten uns die Gaststätten alle nicht zu. Peter wollte nicht zum Chinesen und ich mochte keinen Fisch. Einiges war uns zu teuer und zum Imbiss wollten wir auch nicht. Manche Gaststätten waren total voll, andere so leer, dass es verdächtig war. So suchten wir unschlüssig eine ganze Zeit lang.
    Leider musste ich feststellen, dass es in dieser Stadt überhaupt keine dunkle Ecke gab. So wurde uns die Entscheidung abgenommen, weil ich dringend zum „Restroom“ zur Toilette musste. Während Peter sich bei den Wartenden am Eingang einreihte, startete ich gleich durch. Anders als bei uns kann man in den USA überall auf die Toilette gehen, ohne am Morgen danach mit „Garken“ am Mund aufzuwachen. Es ist einfach überall sauber, wie bei uns im 5-Sterne-Hotel. Die Toilettenbrille ist nicht ganz rund wie bei uns, sondern sie hat vorne eine Öffnung von 10cm, wahrscheinlich, damit da kein letzter Tropfen hinauffallen kann. Die Form des Beckens ist wie ein großes halbes Ei. Bis zur Hälfte ist es immer mit Wasser gefüllt. Unten befindet sich ein winziges kleines Löchlein. Sofort stellt sich die eine Frage: „ Passt da alles durch?“ Mit Luftdruck und Höl-lenlärm wurde abgesaugt. Für die Betätigung gab es verschiedene Varianten. Manchmal durfte man selber den Knopf drücken oder den Hebel drehen. einige Toiletten spülten sobald man aufstand. Aber das Aufre-gendste war, wenn die Absaugung in Intervallen erfolgte und man noch ahnungslos auf dem Topf saß. Mit einem Herzinfarkt fühlte man sich wie sterilisiert.
    Wesentlich erleichtert hatte ich nun auch kein Problem noch einige Minuten zu warten, bis in dieser Kultknei-pe ein Platz frei wurde und wir an einen kleinen 2-er Tisch gebracht wurden. Auf der Karte standen 90 Biersorten. Die Kellnerin hatte Mitleid mit uns und nahm uns die Wahl ab. Die hauseigene Brauerei war direkt im Keller. Peter war erstaunt, denn das Bier schmeckte richtig gut. Am Nebentisch wurde ein riesiger Teller mit einer Pizza gebracht, die gut einen halben Meter Durchmesser hatte. Es sah richtig lecker aus und so stand meine Wahl fest. Ich bestellte ein einzelnes großes Stück und war auch sehr zufrieden. Peter las lange in der Karte und stutzte über das Wort: „Steak“. Ihm lief schon das Wasser im Mund zusammen. Dann ser-vierten sie das Essen. Peters Steak war in ganz kleine Stückchen geschnitten und wurde wie ein Burger ser-viert. Wir lachten, denn das hatte er nicht erwartet. Wieder war es kein Steak! Geschmeckt hatte es aber trotzdem prima, so gab es dann noch ein oder zwei Bier mehr. Am Morgen freute sich Peter schon auf sei-nen Blue Ridge Parkway. Das ist eine Straße, die sich auf den Kuppen des Grossen Smokey Mountains, eines Teils der Appalachian Bergkette, entlang schlängelt. Das Gebirge streckt sich von der westlichen Gren-ze von North Caroina bis Gatlinburg, Tennessee. Die Namen kommen von den Cherokee Indianern, die die Berge Shoconage nannten, weil die Berge einen blau-grauen Dunstschleier auf den Gipfel zeigen. Alle Pros-pekte versprachen eine landschaftlich reizvolle Fahrt mit spektakulären Aussichten. Neben der Straße fiel uns ein Besucherzentrum auf. Wir gingen hinein um noch ein paar neue Prospekte und Karten für Peter zu be-sorgen. Da erfuhren wir, dass es am Abend zuvor unerwartet geschneit hatte und sie aus Sicherheitsgründen diese Strecke gesperrt hatten. Das war ärgerlich und Peter war richtig enttäuscht. Ein paar Kilometer konnten wir noch fahren und so reichte es wenigstens für ein Foto mit den Bergen im Hintergrund.
    Genau zur Mittagssuppe erreichten wir wieder die Stube der Familie Ford. Wir holten uns gleich zwei Scha-len und setzten uns dazu. Im Topf war eine Rinderbrühe mit Fleisch und Nudeln. Sie roch ganz prima. Das Rindfleisch hatte Barry von seiner Mutter gefroren mitgebracht. Ganz stolz sagte er, dass es richtiges Fleisch ist, nicht solches aus der Kaufhalle. Dazu gab es salzige Kräcker und süße Kekse, die dick mit Erdnussbutter aus einem großen Fass bestrichen wurden. Im ersten Moment schon etwas ungewohnt. Aber bereits nach dem zweiten schmeckte es uns auch. Aber sicher ist wohl auch, dass es besonders gut „dickt“!

  2. #2

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    Hallo liebe Maiby,

    du kannst wunderbar erzählen. Da bekommt man richtig Fernweh, wenn man das liest.
    Da habt ihr ja viel erlebt. Schön, dass du uns dran teilnehmen lässt.

    Grüßle
    Mirjamis

  3. #3
    maiby Gast

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    Danke für´s Kompliment; über ein Echo freue ich mich natürlich riesig.
    So its dieses Buch auch entstanden. Meine Eltern, Freunde und Kursteilnehmer haben mich hinter her gelöchert und so hab ich im nachhinein einen Teil nach dem anderen geschrieben. Immer wenn ich im Kurs hab ich vorgelesen.
    Inzwischen hat sich Verhältnis zu Gott geändert; aber die Geschichte und meine Worte habe ich nicht geändert, denn zu derzeit waren meine Gedanken so.

    12 - Sonntag ist Kirchentag

    Ich war gespannt, was es bewirken konnte, dass ein Teenager wie Jana, am Sonntag freiwillig um 6:00 Uhr morgens aufsteht. Sie weckte Peter und mich, strahlte uns fertig geschminkt und fröhlich an. Ihre Haare wa-ren ordentlich nach hinten gebunden und sie hatte ihre „festlich elegante Kleidung“ an, die wir bei der Einrei-se auf Anraten der Familie in die Reisetasche gepackt hatten.
    Ich hatte zwar nicht das „Kleine Schwarze“ mit, aber mein bestes Stück, einen langen schwarzen Jerseyrock, dessen unterer Abschluss einige Spitzen sind. Mir war schon klar, dass Jana uns vielen Leuten vorstellen wollte. Ich fragte sie nach ihrer Meinung und sie fand es gut. So „bretzelte“ ich mich halt angemessen auf. Über einen schwarzen Rolli zog ich meinen roten weiten „Jupper“, trat mit meiner Schminktasche vor den Spiegel und erledigte das ganze komplette Programm. Das letzte Problem waren die Schuhe. Was für ein Glück, dass es nicht so kalt war, so konnte ich meine echt ledernen Leisetreter anziehen. Mit Stiefeln wäre mein Konzept nicht aufgegangen.
    Peter musterte mich von oben bis unten, da er nichts sagte, war er wohl beeindruckt. Ich hörte, wie sofort seine Gehirnwindungen arbeiteten, denn er stand noch im Unterhemd neben mir. So kramte er in seinem Koffer, suchte und fand auch in seinem Fundus etwas Besonderes.
    Mein Mann ist mit der evangelischen Kirche aufgewachsen. Wie selbstverständlich zahlt er auch jetzt noch seinen Beitrag. Meine Eltern hatten nicht viel mit der Kirche am Hut. Mein zwölf Jahre älterer Bruder wurde getauft und bei mir war es etwas aus der Mode gekommen.
    Ich glaube auch und zwar daran: Dass nichts zufällig passiert: Das alles im Leben Teil eines Kreises ist. Für mich hat es einen Sinn, etwas Gutes zu tun, auch ohne darüber zu reden. So erfreue ich mich an den Taten Lohn, an den kleinen Zeichen, die ich schon erkenne.
    Peter und ich heirateten ohne den kirchlichen Segen. Jana wurde geboren und wir entschieden ihren Weg nicht. Später meldeten wir sie beim Konfirmationsunterricht an. Sie besuchte diese Gruppe gerne, erkannte jedoch bald, dass es nicht ihre Richtung ist. Auch ich hatte Gelegenheit an einem Elternnachmittag teilzu-nehmen. Stur und wie angenagelt saßen die Eltern, die alle in meinem Alter waren, auf den Stühlen und lauschten relativ gelangweilt dem Pastor, einer stattlichen Vaterfigur. Er erzählte eine Geschichte, dass ir-gendwo in Deutschland ein junger Mann in der Mitte seines Lebens plötzlich die Kirche entdeckte und nun halt einen Sinn gefunden hatte.
    Alle stellten sich und ihre Meinung vor. Ich erzählte von mir und Jana, die fest entschlossen war nicht konfir-miert zu werden. Diese erstaunten Gesichter hatten so etwas noch nie gehört. Die Krönung war das gemein-same Singen. Ein allgemeines Volksgemurmel. Mit den Texten in diesem umschriebenen Bibel-Deutsch ste-he ich etwas auf Kriegsfuß. Warum nur wird nicht auch so gesungen, wie man heute spricht? Warum auch all die anderen die Augen verdrehten, sich lieber flüsternd mit dem Nachbarn unterhielten oder im Terminkalen-der blätterten, konnte ich nicht verstehen.
    Vielleicht wollte ich mit, um zu beweisen, dass es nichts für mich ist. So stiegen wir ins Auto. Es war ein gan-zes Ende bis zur Kirche. Einige waren auch dichter, aber irgendwie waren wohl in dieser Gemeinde alle Freunde, dass die ganze Familie diesen Ort gewählt hat.
    Unterwegs kamen wir an mehren Friedhöfen vorbei. Barry hatte uns erklärt, dass sich die Leute in Amerika freuen, wenn Kinder zwischen den Grabstätten spielen. Es ist für sie ein tolles Gefühl zu sehen, wie das Le-ben weitergeht. Auf den Friedhöfen gibt es keine Grabsteine. In Abständen von ungefähr zwei Metern sind in der Erde Blumenvasen eingelassen. Dort steht dann für jeden Toten ein leuchtender Strauß Kunstblumen. Wie sie diese beschriften, habe ich nicht gesehen, vielleicht sind kleine Plattem am Boden oder an den Va-sen.
    Wir fuhren bis zum riesigen Parkplatz, der den roten Backsteinkomplex der Kirche umschloss. Aus den Autos stiegen die ersten Jugendlichen, die wir kennen lernten. Wir folgten den anderen die Treppen hinauf. Treff-punkt war in einem Raum. Links sahen die Jungs, alle noch etwas jünger, eine Liga unter Jana und rechts die Mädchen, alle adrett geschminkt und frisiert. Es war Zufall, dass sie sich so sortierten, Bedingung war es nicht. Viele Lehrer, Pastoren und Freunde kamen herein, um uns zu begrüßen. Peter wurde als Taxifahrer gebraucht. So stiegen noch drei ihrer Freundinnen mit bei uns ein. Der Unterricht wurde in das eigene Haus der Teenager verlegt, welches extra angeschafft wurde. Sie sind dabei sich alles nach ihren Vorstellungen einzurichten. In dem kleinen Raum waren die Stühle im Halbkreis in 4 Reihen aufgestellt. Ohne zu zanken, nahmen alle Platz. Einer aus der Gruppe begann einen Absatz aus der Bibel zu lesen. Dann stand ein Lehrer vorne, sprach diesen Text noch einmal mit den eigenen Worten. Inzwischen wurden Kuchen und Kekse ge-reicht. Die Mädchen in der ersten Reihe hatten auch ihre Getränke dabei. Völlig ungezwungen wurde eine Stunde gespeist und diskutiert. Hier fühlte Jana sich also wohl, sie hatte sich taufen lassen und interessiert sich brennend für den Baptismus. Sie lernt und lehrt, unternimmt viel mit der Gruppe und hilft, wo Hilfe ge-braucht wird!
    Es ging wieder zurück. Inzwischen hatten sich viele Leute angesammelt. Wir wurden als „Neue“ identifiziert. Schon am Eingang zog mich eine Frau an die Seite. Sie erzählte. Ich verstand sie. Es gelang mir sogar, sie über unsere Herkunft aufzuklären. Ich hatte keine Chance, sie hielt mich fest und erzählte immer weiter. Ich war nicht sicher, ob sie jemals wieder aufhört! Ich erfuhr von ihrem deutschen Cousin….Endlich kam Jana; die Rettung! Sofort ließ sie von mir ab und wechselte zu Jana. Bevor Jana ihren Dolmetscherjob starten woll-te, konnte ich ihr mitteilen, dass ich bereits alles selbst verstanden und erzählt habe. So gelang es uns zu entkommen.
    Wir gingen die langen Flure entlang. Hinter jeder Tür saßen Gruppen, ein einziges Menschengewimmel. Plötzlich und unerwartet standen wir am Eingang dieser riesigen Halle. Der Raum war hell und sehr hoch. Das Dach hatte die Form einer Pyramide. Die kleinen Fenster hatten als Scheiben bunte Bleiverglasungen. Die einfachen modernen Motive strahlten in leuchtenden Farben. Vor uns war eine große Bühne. Mehrer Rednerpulte, ein Klavier, ein Schlagzeug waren aufgestellt. Der Chor hatte bereits Aufstellung genommen.
    Alles war freundlich, harmonisch und still. Wir gingen bis zu den mittleren Reihen, wo Carrie und Barry bereits saßen. Es war genug Platz. Ich dachte an zu Hause, an unseren jährlichen Kirchenbesuch am Heiligen A-bend. Dort sorgen Schwiegereltern seit vielen Jahren dafür, dass wir mindesten eine Stunde vor Beginn die Plätze blockieren. Während für einige Leute Weihnachten beginnt wenn sie in der Kirche sitzen, startet mein Fest erst danach. Bevor überhaupt der erste Ton aus dem Mikrofon erschallt, ist hier ein wahres Schauspiel zu beobachten. Es startet eine hemmungslose Schlacht um die letzten Plätze. Die inzwischen völlig gelang-weilten Kinder werden von den noch mehr genervten Eltern zur Ruhe gebracht.
    In diesem Raum war nicht ein einziges Kind, Sie sind in unterschiedlichen Altersgruppen untergebracht. Hier kommen alle zur Ruhe und können Kraft schöpfen. Es ging los. Ein Mann und eine Frau begannen mit einem Sketsch. Sie spielten: „ Eine nervende Autofahrt zur Kirche“. Mit meinen Englischkenntnissen konnte ich zwar nicht alles verstehen, aber es reichte. Dann ergriff der Pastor das Mikrofon und begrüßte alle. Er konnte es sich nicht verkneifen, auf uns aufmerksam zu machen. Die Leute brachen in lautem Beifall aus. Wir nickten freundlich. Der Chor machte sich bereit. Alle standen auf. Zwei große Bildschirme wurden eingeschaltet, auf idyllischen Hintergründen blendeten sie synchron die passenden Textabschnitte des Liedes ein. Das Klavier begann zu spielen, und einfach alle sangen aus Herzenslust. Es war mir ein Vergnügen, mein Bestes zu ge-ben. Hinter mir ertönte eine besonders schöne Stimme. Es kribbelte am ganzen Körper und man konnte die Nähe, die die Menschen zu Gott haben spüren. Carrie stand neben mir. Sie hatte ein ganz entspanntes Lä-cheln. Die verschiedenen Redner lösten sich ab. Jeder hatte eine andere Art. Sie sprachen mit sehr viel En-thusiasmus und versuchten alle ihre Gefühle in Worte zu legen.
    Sie erzählten über Wege des Lebens. Über den richtigen Weg, den man für sich finden muss. Auch wenn ich nicht jedes Wort übersetzen konnte, ging mir diese Stunde mächtig unter die Haut. Ich werde noch lange an dieses Erlebnis denken.

  4. #4
    maiby Gast

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    13 - Chicken Duft hängt in der Luft

    Die ganze Familie trudelte nach der Kirche wieder zu Hause ein. Gemeinsam wollten wir zu Carries Mutter fahren. Sie lobten sie alle als gute Köchin, und wir wurden zum „Christmas Dinner“ erwartet. Carrie packte eilig einige Päckchen zusammen. Ich ging zu meiner Reisetasche und holte etwas aus meinem Geschenk-fundus. Dann schlüpfte ich aus meinem Rock wieder in eine praktische Hose. Es war eine schwarze Cordho-se und auch jetzt sah mein Outfit noch recht festlich aus. Barry grinste etwas, was wohl so viel hieß, dass es ihm gefiel. Carrie betrachtete mich und machte Komplimente. „Na, ja“ dachte ich, nun ist ja gut, wenn sie sich morgens zur Arbeit fertig gemacht hatte, sah sie ja auch super aus.
    Peter schnüffelte in der Küche herum, auf der Suche nach etwas Essbarem. Das Frühstück hatte er inzwi-schen längst verdaut und er hatte Hunger. Er konnte selber nichts finden und löcherte mich. Die anderen warteten schon in der Tür und sagten: „Wir sind zum Essen eingeladen!“. So griff ich schnell noch eine Hand-voll Äpfel von der Fensterbank und stieg in den Truck. Meine Beiden nahmen mir gerne diese Obstmahlzeit ab. Die anderen sind nicht für so etwas Gesundes.
    Nach einer kurzen Fahrt hielten wir bei Kentucky Fried Chicken. Barry bestellte und kurz darauf wurde ein großer Eimer in das Auto gereicht. Der kleine Chase zappelte vor Vergnügen und schrie „Yami, Yami!“. Der Chickenduft verteilte sich im ganzen Auto. Uns lief das Wasser im Mund zusammen. Auch ich hätte nicht abgelehnt, wenn sie etwas angeboten hätten. Taten sie aber nicht, Carrie hatte den Schatz sicher in ihren Arm. Barry hatte die Heizung voll aufgedreht und ich fühlte ich mich, wie ein Grill-Hähnchen.
    Zu Hause hatte Carrie erzählt, dass sie ihre Mutter nicht mag. Sie erwähnte, dass sie seit der Kindheit kein gutes Verhältnis hatten. Dem Vater war wohl mal die Hand ausgerutscht. Genau wusste ich es auch nicht und ich fragte auch nicht. Die Mutter ist starke Raucherin und auch das eine oder andere Bier verschmäht sie nicht am Tag. Dieses Verhalten kann Carrie überhaupt nicht verstehen. Aus diesem Grund darf sie ihr Haus nicht betreten. Sie treffen sich höchstens alle zwei Monate. Dieser Tag war nun. Wir hielten an einer großen freien Rasenfläche, an einem allein stehenden Haus. Eine schlanke, rüstige Frau mit kurzen schwarzen Haa-ren trat freundlich heraus und begrüßte uns. Wir gingen durch die Küche und setzen uns in die Stube. Die ganze Familie war eine ordentliche Invasion. Die Wohnung war picobello aufgeräumt und blitz-sauber. Eine dicke, graue Kugel mit Augen und vier Streichholzbeinen kam uns entgegen. Es muss wohl ein Hund gewe-sen sein. Im Elternhaus wohnt auch die kleine Schwester von Carrie. Kandy war ungefähr 30 Jahre alt. Mehr ein flippiger Teenager, sie schob einen kugelrunden Bauch vor sich her. Dieses Baby war kein Wunschkind. Der Vater hat sich verkrümelt. Aber sie kann die Zeit bis zum Geburtstermin im Mai kaum erwarten.
    Es war wieder Weihnachten. Nun inzwischen das fünfte Mal. Die Bescherung begann, alle schleppten ihre Kartons heran. Zuerst wurden die Kinder versorgt. Der kleine Chase war glücklich über sein Spielzeug. Auch Jana war erstaunt, denn sie hatten ihren Geschmack getroffen. Es gab ein Duftwässerchen mit den passen-den Cremes. Andrews Pullover war schick, und das Preisschild mit 50 $ war auch noch dran. Anders sah es dann hingegen bei den Erwachsenen aus. Carrie schaute schon etwas skeptisch. Sie wusste wohl, dass die Mutter sie nicht kennt und dass all diese Geschenke nicht vom Herzen sondern aus dem Geldbeutel kom-men. So erhielt Barry, der mit der Lunge so viele Probleme hat, einen neuen Jogginganzug. Carrie rannte mit rosa Frotteepuschen herum, die die Füße massierten. An ihren Mundwinkeln erkannte ich, dass sie bald in der Mülltonne verschwinden werden …Und als ob ich es nicht geahnt hätte, auch für uns war was dabei. Das passte ja gut, schnell holte ich meine Schachtel Lübecker Marzipan-Herzen und einen gefilzten Apfel heraus und reichte es Mom. Sie war überrascht und verschwand gleich im Schafzimmer, um eins zu probieren. Wir rissen unsere Geschenke auf und Kandy ging mit dem großen blauen Müllsack herum, um das ganze Papier einzusammeln. Peter erhielt einen schneeweißen Jogginganzug. Er war sicher, dass er den nie anziehen wird. Meine schwarze Strickjacke fand ich erst gar nicht so schlecht, jetzt hängt sie auch im Schrank. So ist das mit der „Schenkerei“! Meist erfüllt sich nur der Schenker einen Gefallen.
    Jetzt verschwand Mom wieder in der Küche, um die letzten Handgriffe am Essen zu erledigen. Tochter Carrie folgte artig, um zu helfen. Sie kam wieder zurück und zog mich mit in die Küche. Sie platzierte mich an einen kleinen Bar-Tisch. So konnte ich ihr etwas zur Hand gehen. Das Wichtigste jedoch war für sie, dass sie nicht mit ihrer Mutter alleine war.
    Die ganze Küche war rot weiß einrichtet. Die Uhr und viele kleinen Dekorationen waren von Coca Cola, ir-gendwie witzig. Passend dazu erhielten wir auch ein Glas mit rotem Erdbeerwein. Die Beiden waren ein ei-genartiges Gespann. Sie konnten sich nicht in die Augen sehen. Dabei hatten sie fast die gleichen Augen und sie waren sich sehr ähnlich.
    Sie kamen mir vor wie zwei Pfähle im Fluss. Es ist schon viel Wasser an ihnen entlang geflossen, jeder Pfahl war mal ein Baum. Alleine sind sie schwach, man könnte sie zusammenbinden, dann hätten sie Kraft für viele Jahre. Die kleine Schwester hatte schon „das Seil“ in der Hand. Kandy versuchte sie krampfhaft zu überre-den, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und sich wieder zu vertragen.
    Es roch gut, alles was da auf dem Herd entstand: Ein großer Topf war voller weißer Bohnen, der Kohl hatte die gleiche Farbe wie unser Spinat, nur halt nicht so klein gehackt. Der Kartoffelsalat und die Nudeln sahen aus, wie bei uns zu Hause.
    Jetzt hatte Mom einen Augenblick Zeit. Sie schmiss den riesigen Propeller in der Küche an und zog eilig ein paar Züge an ihrer Zigarette. Carrie hatte überhaupt kein Verständnis und rollte mit den Augen. So schlimm war es wirklich nicht.
    Zum Trinken hatten sie süßen kalten Tee mit Zitronenscheiben vorbereitet. Den kann man in den USA fast überall bekommen. In einer roten Coca-Cola-Kühltasche warteten jede Menge Eiswürfel. Nachdem ich am Anfang alle möglichen Getränke probiert hatte, blieb ich jetzt immer bei Cola. Zu Hause schaue ich dieses Zeug nicht an, aber hier war wenigstens das drinnen, was drauf stand. Als auch das Kräuterbrot im Backof-fen fertig war, wurden wir zum Essen gerufen. Peter kam verwundert herein, weil nirgends eine Tafel zum Essen aufgebaut war. Da sahen wir die Vorbereitung, Christmas Dinner mit Papptellern und Plastik-bestecken, aber auch das passend im Coca Cola Trend. Andrew fragte, ob sie kein Geschirr haben. Gleich bekam er einen Anranzer von seiner Mutter. Sie sagte: „Willst du hinterher abwaschen?“ Er verneinte und so war das Thema durch!
    Das Geheimnis der Chicken Eimers wurde gelüftet. Es waren leckere panierte Hühnerkeulen, die jetzt dieses Essen ergänzten. Jeder schaufelte sich etwas auf seinen Teller und suchte sich irgendwo einen Platz. Ich blieb gleich mit in der Küche. Einige saßen in der Stube. Wieder mal wurde zu viel gegessen!
    Zum Nachtisch wurden wir mit selbst gemachten Lebkuchen, mit Nüssen und Früchten gefüttert. Es war wirk-lich kein Platz mehr im Magen. Wir mussten uns dringend hinlegen.
    Ich kuschelte mit Jana auf der Couch. Das Lieblingstier von Mom versuchte mit mir Kontakt aufzunehmen. Aber irgendwie konnte ich mich nicht für dieses Hündchen begeistern. Carrie schnarchte im Nebenzimmer und Barry lag mir zu Füßen auf dem Fußboden. Auch er begann immer tiefer zu atmen.
    Peter ergriff schnell die Flucht und ging mit Chase an der frischen Luft die Gegend erkunden.
    Damit er seinen Wissensdrang auch an diesem Tag noch etwas stillen konnte, zeigte uns Barry auf der Heim-fahrt noch ein paar alte Häuser. An diesem Ort wurde der Kinofilm über den Bürgerkrieg „Der Patriot“ mit dem Schauspieler Mel Gibson gedreht.
    Zu Hause begann das große Geschenke tauschen. Peter freute sich über Barrys dunkelblauen Jogginganzug. Mit einem Lächeln entsorgte er sein weißes Gewand an Carrie.

  5. #5

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    Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen .....

    Inzwischen stell ich mir die ganze Familie, bzw. beide Familien, schon richtig vor.

  6. #6

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    da komm ich ja kaum noch mit mit lesen hab nur schnell angelesen und spar mir das für nachher auf danke wie mirjamis sagt man hat das gefühl man sei dabei

  7. #7
    maiby Gast

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    Na, wenn ihr uns jetzt kennt, dann lest mal weiter!

    14 - Daytonas Sperrmüll auf Palmen

    Es war Sonntag. Die zweite Woche Urlaub war um. Eine blieb uns noch. Peter schaute in seine neue Glanz-Karte von Florida, die er sich gekauft hatte. Am liebsten wollte er nach Key West, der südlichsten Stadt der Vereinigten Staaten. Übrigens hat hier Ernest Hemingway, der große amerikanische Schriftsteller, für eine gewisse Zeit gewohnt. Dort wurde eine Brücke gebaut die mehr als 160 km (100 Meilen) vom Festland Flori-das ins Meer reicht.
    Bei uns zu Hause brachte vor etwa einem Jahr eine meiner Teilnehmerinnen im Malkurs eine Freundin mit. Sie war zu Besuch aus Delray Beach, Florida. Irgendwie ist es mir gelungen, dass auch sie einen Pinsel in die Hand nahm. Mit ein bisschen Anleitung, stellte sie am gleichen Abend noch ihr erstes Acryl-Bild fertig. Bevor wir unsere Reise begannen, hatte ich mit ihr Kontakt aufgenommen. Sie war so was von freundlich und interessiert. Ganz eifrig schrieben wir beide E-Mails und sie lud uns ein, ein paar Tage bei ihr zu verbringen. Dieser Gedanke kreiste in unserem Kopf, aber es sind natürlich wahnsinnige Entfernungen, die wir hier in Deutschland nie an einem Tag fahren würden. Wir hätten dann gut vier ganze Tage im Auto verbringen müs-sen.
    Mir gelang es auch einmal an den heiß begehrten PC zu kommen und ich fragte per E-Mail an, ob wir mal anklopfen können? Auf die Antwort brauchten wir nicht lange warten. Sie schrieb, dass ihre Tochter gerade erst weggefahren ist und sie eigentlich gar keine Zeit habe. So wurde uns diese Entscheidung abgenommen. Jana verfolgte interessiert unsere Pläne und war nicht sonderlich begeistert. So lange im Auto sitzen, dann alleine mit den Eltern. Aber, dass wir die ganze Woche alleine weg wollten, schien ihr auch nicht zu behagen. Carrie hatte ihr gesagt, wenn sie mit will, kann sie fahren, mit der Schule ist es kein Problem. Sie schwankte. Gerade jetzt, wo sie seit einer Woche neue Fächer und Lehrer hat, wollte sie in der Schule nicht fehlen. Am Mittwochabend wollte sie sich mit Freunden treffen, die sie aus ihrer Kirchengruppe kennt.
    So einigten wir uns: Wir wollten nicht so weit fahren und am Mittwochabend zurück sein. So startete die Fa-milie Wendig am Montag früh komplett in Richtung Süden. Die Fahrstrecke auf den großen Autobahnen war prima ausgeschildert und das Auto rollte richtig gut. Wir hörten Musik, „snackten“ und zum Essen stoppten wir in irgendeiner der Imbissgaststätten. Peter sagte, je weiter wir runter fahren, so wärmer wird es. So sta-chelten Jana und ich ihn ordentlich an und er fuhr immer weiter. Am Straßenrand tauchten immer mehr Pal-men auf. Hier waren sie nicht angepflanzt, wie wir es aus der Türkei kennen.
    Kurz vor der Stadt Detona Beach war wieder ein Besucherzentrum ausgeschildert. Wir bogen vom Highway ab und parkten. Meine beiden Kundschafter gingen hinein. Sie fragten danach, was man hier so unterneh-men kann. Einen ganzen Stapel mit Prospekten brachten sie mit raus. Beim Anschauen quietschte unsere Tochter vor Vergnügen, weil so viele bunte Fische auf den Fotos zusehen waren. Eine Adresse von einer Tauchbasis war auch dabei.
    Eine riesige Brücke, die aussah, als wenn man direkt in den Himmel startet, überquerten wir gleich am Stadt-rand. Bei der ersten Gelegenheit stoppten wir, um nach dem Weg zu fragen. Zuerst wollten wir die Taucher sprechen. Das klappte prima und wir waren nur knapp vorbei gefahren. Wir drehten um und fuhren ein klei-nes Stück zurück. Da wehte auch schon eine große bekannte Fahne. Wir betraten den Laden und Jana ü-bernahm als Dolmetscher das Gespräch. Die Verkäuferin war sehr hilfsbereit und nett, aber sie wollte auch nicht mit uns tauchen. Sie erklärte uns, dass um diese Jahreszeit hier kaum einer ins Wasser geht. Höchs-tens am Wochenende laufen ein paar Aktivitäten. „Alles Weicheier“ dachten wir. Warum die sich so anstellen, man hat doch einen Anzug an. In Deutschland habe ich meinen ersten Tauchgang im Schweriner See bei ganzen 3°C absolviert. Aber es nützte nichts, das Tauchen konnten wir uns also abschminken.
    Wir suchten erst einmal ein Hotel und landeten wieder im „Holyday Inn“. Kurz darauf tauchten Jana und ich erst einmal im hauseigenen Pool. Wir stellten uns die bunten Fische vor, die neben uns schwimmen könnten. Peter konnte an unserem Spaß leider nicht teilhaben. Er war froh, alleine im Zimmer zu sein und sich unter der Dusche berieseln zu lassen.
    Den Rest des Abends wollten wir nun doch nicht im Hotelzimmer verbringen. Wir wollten uns draußen tref-fen. Da ich mal wieder als erster fertig war, schlenderte ich noch mal gemütlich die Grenzen des Hotelgelän-des ab. Es gab keine Schilder mit „Schutt abladen verboten“, auch nicht in übersetzter Form. Vielleicht lagen deshalb so viele ausrangierte Möbel herum. Der ganze Waldrand sah wirklich nicht gut aus. Ein großer Hau-fen Sperrmüll war aufgetürmt auf Palmen. Das war wirklich ein Trauerspiel. Die armen kräftigen Pflanzen hatten dicke Holzplatten, Gardinenstangen und Bettteile auf dem Kopf. Ich schritt sofort zu guten Taten und stellte mich als wahrer Lebensretter dieser Phönixpalmen
    dar. Mit dem Fuß trat ich die gröbsten Teile zur Seite und man konnte sofort sehen, wie sich ein Blatt nach dem anderen aufrichtete. Aber viele andere waren verschüttet! Allen konnte ich nicht helfen. Ein kleiner Able-ger stand etwas abseits. Da musste ich einmal dran ziehen, aber er war fest im Boden verankert. Da tat sich nichts. Was soll es auch, es gibt sie bei uns auch in jedem Baumarkt zu kaufen. Außerdem habe ich eine Palme zu Hause, die schon seit zehn Jahren prima wächst.
    Als meine beiden kamen, fuhren wir gleich mit dem Auto los, damit wir nicht wieder km-weit latschen müssen. Wir besorgten uns in einer Kaufhalle noch ein 6Pack Bier für den Abend und gingen noch etwas Essen. Dann endete unser Tag gemütlich im Hotelbett.
    Das Frühstück am Morgen wurde nicht im Hotel serviert. Wir hatten einen Gutschein für eine Gaststätte die gleich nebenan war. Dort war ein großes Büfett aufgebaut. Ein Paradies. Aber die einzige die so richtig zu-schlug, war ich. Peter mag morgens nicht deftig essen und Jana war mit einer Schale Kornflaks zufrieden. So schlug ich ordentlich zu, damit der Preis auch gerechtfertigt war.
    In einem von Peters zahlreichen Prospekt hatten wir eine Anlage mit Fischen gesehen. Jana erkundigte sich über das Telefon. Es war geöffnet, aber der Preis war erschreckend. Diese Stadt Orlando war auf alle Fälle ein gutes Ziel, so konnten wir uns die Sache einmal von dichtem
    Betrachten.
    Vorher wollte uns Peter das Daytona Speedway-Stadion zeigen. Wieder mal war er bestens im Bilde. Ziel-strebig erreichten wir den Parkplatz und das riesige Stadion lag direkt vor uns. Das Gelände war voller Pal-men, der Himmel war strahlend blau und die Sonne schien schon ordentlich warm. Wie konnte es denn auch anders sein, der Eingang war nicht auf unserer Seite. So konnten wir, wie jeden Tag, erst mal wieder eine ordentliche Strecke laufen. Vor der Eingangstür stand ein richtig toller, gelber Flitzer. Jana tanzte wie ein Fotomodell davor herum. Sie funkelte ihren Vater mit dem schönsten Augenaufschlag an, damit er durch die Linse schaut. Innen gab es jede Menge Geschäfte, mit Fotos, Souvenirs und allen möglichen Formel1 Sa-chen. Wir waren erstaunt, dass wir für das Stadion keinen Eintritt bezahlen mussten. Vielleicht gehen deshalb immer so viele Leute zum Formel1-Rennen, dachte ich. Das könnte mir ja nicht gefallen. Da fährt dann alle „zehn Minuten“ mal ein Flitzer vorbei.
    Ein hoher Zaun trennte uns von der vier km langen, ovalen Rennbahn. Auf den Rängen saßen schon ein paar Leute. Der Stadionsprecher sagte ein kleines Rennen an, das in wenigen Minuten starten sollte. Na, das passte ja gut. Das Jana-Kind konnte dem Vater noch ein T-Shirt aus dem Kreuz leiern, denn auf so ein Sommerwetter war sie nicht eingestellt.
    Da sahen wir auch schon die ersten Putzfahrzeuge, die die Rennbahn reinigten. Ein wenig später hörten wir es knattern, im Hintergrund. “ Wuuschhhhhhhh!“ Da raste ein Flitzer an unserer Nase entlang. Ein Höllen-lärm, dass man sich die Ohren zuhalten möchte, aber dann war es ja eh zu spät. Irre! Man konnte es kaum aushalten. Der Fahrtwind wirbelte den Dreck hoch. …Und zack, da kam noch ein zweiter. Das war ja doch irgendwie ganz witzig, muss ich zugeben. Peter versuchte ein Foto zu machen, nach ein paar Versuchen schaffte er es auch.


 

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