23 - Basketball der Bobcats
Ich weiß, dass Dirk Nowitzki ein außergewöhnlich talentierter deutscher Basketballspieler ist und dass die Bälle zum Punkt in den Korb müssen. Aber das ist allerdings auch schon alles an Kenntnissen über diese Spielart.
Wir schauten auf unsere Eintrittskarten und suchten den richtigen Eingang. Alles war sehr gut ausgeschildert. Schnell fanden wir unseren Sitzplatz. Ziemlich weit oben in den Zuschauerreihen, ein ordentliches Stück vom Spielfeld entfernt. Es war nicht sehr voll. Das Publikum war gemischt, der größte Teil war dunkelhäutig. Man hatte genug zu beobachten. Es war ordentlich Aktion. Laufend kamen neue Leute die Treppe herauf, zwi-schendurch mussten wir aufstehen, weil Fans in unsere Reihe wollten. Auf der anderen Seite gab es bei ei-ner Familie Pommes frites, hinter uns alberten ein paar Teenager. Wirklich genug zu beobachten. Peter er-klärte uns, dass eine Spielzeit des Basketballs vier Abschnitte mit jeweils zwölf Minuten umfasst. Ich war etwas skeptisch und rechnete mit einer Stunde Dauer.
Es ging los, Licht aus: Das Spielfeld leuchtete rot. Im grellen weißen Scheinwerferkegel marschierten sechs Soldaten ein. Sie hatten tolle Paradeuniformen an, wie ich es eigentlich nur aus dem Märchen „Das Feuer-zeug“, kenne. Ausdrucksstark rissen sie bei jedem Schritt die Beine hoch in die Luft. Ein schwarzer Sänger wurde eskortiert. Er trat nach vorne und stimmte die Nationalhymne an. Alle Leute im Stadion standen auf. Ehrwürdig schauten sie auf die Bildschirme, die aus der Mitte von allen Himmelsrichtungen zu sehen waren. Bei der Größe blieben keine Schweißperlen unentdeckt.
Im Anschluss erschien eine Gruppe Artisten in glitzernden Kostümen. Sie spielten mit einer großen Flamme und das Licht wechselte in die verschiedensten Farben. Mit den Scheinwerfern konnten sie allerhand Effekte erzielen. Fontänen und Feuerwerkskörper beendeten die Show. Das haben die Amis schon drauf!
Jetzt liefen die Spieler unter schallendem Beifall ein. Unter dem hellen Licht sah nun auch das Parkett der Spielfläche aus, wie in einer normalen Sporthalle. Der Schiedsrichter pfiff an. Es ist ein schnelles Spiel! Zack, zack war der Ball einige Male im Korb gelandet. Allerdings wesentlich öfter bei den Gegnern, als bei der Heimmannschaft. Der Punktestand auf der Leuchttafel verriet es uns deutlich. Doch bereits nach 3 Minuten wurde wieder abgepfiffen. Wir staunten: Auszeit. Schon liefen die ersten Schierlider ein. Hübsche Mädels mit kurzen Röckchen wackelten mit den Hüften und führten ihre Tänzchen vor. Die Schiedsrichter hatten zu tun, sie zum Gehen zu überzeugen.
Weiter ging es mit dem Sport. Die „Bobcats“ waren einfach nur schwach. Die Fans neben uns schimpften und waren echt sauer. Die nächste Unterbrechung ließ nicht lange auf sich warten. Planmäßig waren diesmal Artisten, die sich alle der Höhe nach aufeinander aufbauten. Nach insgesamt vier Unterbrechungen, der ersten 12 Minuten der Spielzeit war jetzt eine längere Pause. Es war wirklich lustig. Ich bereute es nicht, dass ich mich überreden lassen hatte. So hatte ich es mir nicht vorgestellt.
Sie spielten „Happy birthday“ Musik Das Maskottchen, ein Mensch im Kostüm des Rotfuchses, trug eine di-cke Geburtstagstorte herein. Begleitet von noch ein paar Clowns schlenderten sie am Spielfeldrand entlang, auf die gegenüberliegende Zuschauerreihen zu. Alle verfolgten es interessiert. Eine Gruppe Jugendlicher winkte. „Ach ja“ überlegten wir, dass ist eine witzige Idee, so jemanden zu grüßen. Aber denkste, da drehten sie ab, steuerten direkt auf einen Fan der Gegner zu und klatschten ihm die Torte voll ins Gesicht. Der Typ war bedient, er sah aus wie ein begossener Pudel. Die Leute im Stadion lachten.
Die Mannschaft, für die wir klatschten, bekleckerte sich nicht mit Ruhm. Mit Mühe und Not schafften sie es jedoch auf einen Gleichstand heran zu kommen. Es ist aber ein amerikanisches Basketball-Team der Profi-Liga NBA.
Viel interessanter waren aber die Unterbrechungen und da gab es wirklich genug von. Sie schmissen Fan T-Shirts in die Zuschauerreihen. Dafür hatten sie richtige Kanonen gebaut, damit auch die Fans in den oberen Bereichen Chancen hatten. Es wurde eine Wettfahrt für Kinder auf Minimotorrädern organisiert. Den Rotfuchs der Bobcats gab es auch als riesiges aufblasbares Tier. Ferngesteuert kreiste er über den Zuschauern und verteilte irgendwelche Gewinnzettelchen, um die sich alle mächtig rissen.
Zum Schluss wurde das Spiel richtig spannend. Aber der Gegner hatte den längeren Atem und gewann mit einem Punkt.
Als sich alle gleichzeitig von ihren Plätzen erhoben, befürchteten wir das große Chaos. Aber nichts derglei-chen. Es ging zügig vorwärts. Überall standen die Mitarbeiter des Stadions, bedankten sich für das Kommen und zeigten auf die Ausgänge. Selbst auf der Rolltreppe standen alle brav und warteten bis sie wieder einen Fuß vor den nächsten setzen konnten. Draußen war es dunkel. Wir gingen zum Auto und reihten uns in der Ausfahrt ein. Jana hatte die Karte in der Hand. Viel hat es auch nicht genützt, es war richtig voll, und wir fuh-ren mit Sicherheit im Kreis. Peter hatte Hunger und damit waren alle Vorraussetzungen für einen ordentlichen Familienkrach erfüllt. Ich schlug vor zu Hause zu kochen, wir fanden die richtige Ausfahrt und so konnten wir eine größere Katastrophe abwenden. Peter hielt an einer Tankstelle. Er besorgte sich etwas Bier für unseren Abend allein zu Hause. Jana griff nach Nervennahrung. Sie schob sich ein paar Schokoriegel rein.
Um 11:30 Uhr waren wir zu Hause. Ich steuerte gleich in die Küche und schälte zügig meine Kartoffeln. Ir-gendwie sind sie dort nicht wie bei uns. Total hart, dazu kam, dass sie keine ordentlichen Messer dafür besa-ßen. Die Klopse hatte ich schon vorher gebraten und im Tiefkühlschrank versteckt. Ich taute sie in der Mikro-welle auf und brutzelte sie in der Pfanne knusprig braun. Das ging hier manchmal schneller als gewollt, denn zum Braten hatten sie nur Butter. Dazu gab es grüne Bohnen aus der Dose mit schöner dicker, weißer Soße. Jana half beim Aufdecken, und genau um 0:00 Uhr konnten wir Peter sein Geburtstagsständchen singen.
Lesezeichen