Ergebnis 1 bis 10 von 37

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    maiby Gast

    Standard

    23 - Basketball der Bobcats

    Ich weiß, dass Dirk Nowitzki ein außergewöhnlich talentierter deutscher Basketballspieler ist und dass die Bälle zum Punkt in den Korb müssen. Aber das ist allerdings auch schon alles an Kenntnissen über diese Spielart.
    Wir schauten auf unsere Eintrittskarten und suchten den richtigen Eingang. Alles war sehr gut ausgeschildert. Schnell fanden wir unseren Sitzplatz. Ziemlich weit oben in den Zuschauerreihen, ein ordentliches Stück vom Spielfeld entfernt. Es war nicht sehr voll. Das Publikum war gemischt, der größte Teil war dunkelhäutig. Man hatte genug zu beobachten. Es war ordentlich Aktion. Laufend kamen neue Leute die Treppe herauf, zwi-schendurch mussten wir aufstehen, weil Fans in unsere Reihe wollten. Auf der anderen Seite gab es bei ei-ner Familie Pommes frites, hinter uns alberten ein paar Teenager. Wirklich genug zu beobachten. Peter er-klärte uns, dass eine Spielzeit des Basketballs vier Abschnitte mit jeweils zwölf Minuten umfasst. Ich war etwas skeptisch und rechnete mit einer Stunde Dauer.
    Es ging los, Licht aus: Das Spielfeld leuchtete rot. Im grellen weißen Scheinwerferkegel marschierten sechs Soldaten ein. Sie hatten tolle Paradeuniformen an, wie ich es eigentlich nur aus dem Märchen „Das Feuer-zeug“, kenne. Ausdrucksstark rissen sie bei jedem Schritt die Beine hoch in die Luft. Ein schwarzer Sänger wurde eskortiert. Er trat nach vorne und stimmte die Nationalhymne an. Alle Leute im Stadion standen auf. Ehrwürdig schauten sie auf die Bildschirme, die aus der Mitte von allen Himmelsrichtungen zu sehen waren. Bei der Größe blieben keine Schweißperlen unentdeckt.
    Im Anschluss erschien eine Gruppe Artisten in glitzernden Kostümen. Sie spielten mit einer großen Flamme und das Licht wechselte in die verschiedensten Farben. Mit den Scheinwerfern konnten sie allerhand Effekte erzielen. Fontänen und Feuerwerkskörper beendeten die Show. Das haben die Amis schon drauf!
    Jetzt liefen die Spieler unter schallendem Beifall ein. Unter dem hellen Licht sah nun auch das Parkett der Spielfläche aus, wie in einer normalen Sporthalle. Der Schiedsrichter pfiff an. Es ist ein schnelles Spiel! Zack, zack war der Ball einige Male im Korb gelandet. Allerdings wesentlich öfter bei den Gegnern, als bei der Heimmannschaft. Der Punktestand auf der Leuchttafel verriet es uns deutlich. Doch bereits nach 3 Minuten wurde wieder abgepfiffen. Wir staunten: Auszeit. Schon liefen die ersten Schierlider ein. Hübsche Mädels mit kurzen Röckchen wackelten mit den Hüften und führten ihre Tänzchen vor. Die Schiedsrichter hatten zu tun, sie zum Gehen zu überzeugen.
    Weiter ging es mit dem Sport. Die „Bobcats“ waren einfach nur schwach. Die Fans neben uns schimpften und waren echt sauer. Die nächste Unterbrechung ließ nicht lange auf sich warten. Planmäßig waren diesmal Artisten, die sich alle der Höhe nach aufeinander aufbauten. Nach insgesamt vier Unterbrechungen, der ersten 12 Minuten der Spielzeit war jetzt eine längere Pause. Es war wirklich lustig. Ich bereute es nicht, dass ich mich überreden lassen hatte. So hatte ich es mir nicht vorgestellt.
    Sie spielten „Happy birthday“ Musik Das Maskottchen, ein Mensch im Kostüm des Rotfuchses, trug eine di-cke Geburtstagstorte herein. Begleitet von noch ein paar Clowns schlenderten sie am Spielfeldrand entlang, auf die gegenüberliegende Zuschauerreihen zu. Alle verfolgten es interessiert. Eine Gruppe Jugendlicher winkte. „Ach ja“ überlegten wir, dass ist eine witzige Idee, so jemanden zu grüßen. Aber denkste, da drehten sie ab, steuerten direkt auf einen Fan der Gegner zu und klatschten ihm die Torte voll ins Gesicht. Der Typ war bedient, er sah aus wie ein begossener Pudel. Die Leute im Stadion lachten.
    Die Mannschaft, für die wir klatschten, bekleckerte sich nicht mit Ruhm. Mit Mühe und Not schafften sie es jedoch auf einen Gleichstand heran zu kommen. Es ist aber ein amerikanisches Basketball-Team der Profi-Liga NBA.
    Viel interessanter waren aber die Unterbrechungen und da gab es wirklich genug von. Sie schmissen Fan T-Shirts in die Zuschauerreihen. Dafür hatten sie richtige Kanonen gebaut, damit auch die Fans in den oberen Bereichen Chancen hatten. Es wurde eine Wettfahrt für Kinder auf Minimotorrädern organisiert. Den Rotfuchs der Bobcats gab es auch als riesiges aufblasbares Tier. Ferngesteuert kreiste er über den Zuschauern und verteilte irgendwelche Gewinnzettelchen, um die sich alle mächtig rissen.
    Zum Schluss wurde das Spiel richtig spannend. Aber der Gegner hatte den längeren Atem und gewann mit einem Punkt.
    Als sich alle gleichzeitig von ihren Plätzen erhoben, befürchteten wir das große Chaos. Aber nichts derglei-chen. Es ging zügig vorwärts. Überall standen die Mitarbeiter des Stadions, bedankten sich für das Kommen und zeigten auf die Ausgänge. Selbst auf der Rolltreppe standen alle brav und warteten bis sie wieder einen Fuß vor den nächsten setzen konnten. Draußen war es dunkel. Wir gingen zum Auto und reihten uns in der Ausfahrt ein. Jana hatte die Karte in der Hand. Viel hat es auch nicht genützt, es war richtig voll, und wir fuh-ren mit Sicherheit im Kreis. Peter hatte Hunger und damit waren alle Vorraussetzungen für einen ordentlichen Familienkrach erfüllt. Ich schlug vor zu Hause zu kochen, wir fanden die richtige Ausfahrt und so konnten wir eine größere Katastrophe abwenden. Peter hielt an einer Tankstelle. Er besorgte sich etwas Bier für unseren Abend allein zu Hause. Jana griff nach Nervennahrung. Sie schob sich ein paar Schokoriegel rein.
    Um 11:30 Uhr waren wir zu Hause. Ich steuerte gleich in die Küche und schälte zügig meine Kartoffeln. Ir-gendwie sind sie dort nicht wie bei uns. Total hart, dazu kam, dass sie keine ordentlichen Messer dafür besa-ßen. Die Klopse hatte ich schon vorher gebraten und im Tiefkühlschrank versteckt. Ich taute sie in der Mikro-welle auf und brutzelte sie in der Pfanne knusprig braun. Das ging hier manchmal schneller als gewollt, denn zum Braten hatten sie nur Butter. Dazu gab es grüne Bohnen aus der Dose mit schöner dicker, weißer Soße. Jana half beim Aufdecken, und genau um 0:00 Uhr konnten wir Peter sein Geburtstagsständchen singen.

  2. #2

    Standard

    Liebe Maiby,

    ich lese sehr gern deine Geschichten. Du kannst so richtig anschaulich erzählen.
    Die Zwischeneinlagen waren wohl schöner und interessanter als das ganze Spiel.
    Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

  3. #3
    maiby Gast

    Standard

    Danke; dann werd ich mal noch einen Teil reinsetzen.

    24 - Carries und Peters Geburtstag

    Morgens hörte ich die kleinen Kätzchen und die Hündchen wimmern. Zur Nacht wurden sie immer in eine Box gesperrt, damit sie nichts anstellen. Carrie ist immer früh auf den Beinen und versorgt sie dann. Heute war sie aber nicht da. Jana schlief fest. Auch wenn sie dichter daran lag, schien es sie nicht zu interessieren. Peter schnarchte noch neben mir. Bevor er von den Tieren geweckt wird, die dann noch weiter in seiner Gunst sinken würden, stand ich auf. Ich ließ die Kätzchen laufen und goss ihnen frische Milch in ihr Schäl-chen. Die Hündchen brachte ich in ihr Gelände nach draußen. Genüsslich schlüpfte ich noch eine Weile unter meine Bettdecke.
    Gegen 10:00 Uhr standen wir alle auf und setzten uns gemeinsam an den Frühstückstisch. Wir ließen unse-ren letzten Urlaubstag ganz entspannt angehen. Peter kramte alleine in unserem Zimmer herum und packte mit akkurater Genauigkeit seinen Koffer. Er ist da ganz eigen. Ich machte einen großen Bogen um ihn.
    Meine kleine Tagesaufgabe war Mittag zu kochen. Es stellte aber keine größere Herausforderung da. Ir-gendwie ergriff Peter nach dem Essen wieder eine unheimliche Schwäche und das erste Mal in diesem Ur-laub legte er sich zum Mittagsschlaf ins Bett. Ob die Lieben aus Deutschland das wohl ahnten? Auf alle Fälle klingelte sein Handy. Die große Schwester, die hier in Deutschland nie in der Mittagsruhe gestört werden möchte, wollte ihm an seinem Ehrentag gratulieren.
    Aufgescheucht lief mein Mann umher. Er wusste nicht recht etwas mit sich anzufangen. Mein Vorschlag, et-was Kuchen zu besorgen, gefiel ihm schnell. Ich bat ihn auch nach einem Strauß Blumen für Carrie zu schau-en. Aber Blumen waren uns auf der ganzen Fahrt nicht begegnet. In keiner Gaststätte stand eine Vase. Wir haben keine Blumengeschäfte entdeckt und auch an der Tankstelle oder in der Kaufhalle sind sie nicht im Sortiment. Mit so etwas Vergänglichem beschäftigen sie sich nicht. So schwirrten Peter und Jana ab.
    Ich machte es mir in der Stube mit den Kätzchen auf der Couch bequem. Das Telefon klingelte. Pech; es war keiner da, außer mir. So musste ich ran. Voll konzentriert sprach ich ein englisches Wort nach dem anderen. Wie gut es doch geht, wenn man sich bloß traut. Das erste Mal war es Janas Freundin. Mir gelang es prima, mich ordentlich vorzustellen. Ich verstand, was sie wollte und konnte eine ordentliche Auskunft geben. Im Anschluss sprach ich mit Barrys Kollegen. Auch hier gab es nichts zu meckern. Alles klappte perfekt. Ich kam mir vor wie in der Zentrale. Beim dritten Klingeln meldete sich Carrie. Sie lachte, weil ich am Telefon war; sie warnte uns, dass sie gleich alle zu Hause ankommen.
    Nun klingelte es auch noch an der Tür und Janas Kumpel kam. Ihm durfte ich meine sämtlichen Englisch-kenntnisse vorführen. Es reichte vom „Nice to meet you“ bis zum Angebot einer Tasse Kaffee. Ich war richtig stolz auf mich. Aber als Jana kam, war ich doch froh, denn langsam ging mir der Gesprächsstoff aus. Jana funkelte mit ihren Augen und verschwand mit dem Jüngling.
    Wir deckten den Kaffeetisch und wenig später kamen Carrie, Barry und Chase. „Happy birthday, Carrie“ ich drückte sie und gab ihr unser kleines Geschenk. Wir hatten einem Frosch aus Glas, eine Tiffaniarbeit, gefun-den. Sie freute sich sehr, denn Frösche sind ihre Lieblinge. Auch Peter bekam noch etwas. Einen Schlüssel-anhänger, der piepen sollte. Aber er tat es nicht mehr! Wir tranken gemütlich Kaffee und unterhielten uns.
    An unserem letzten Abend schlug Peter vor, gemeinsam Essen zu gehen. Er hatte gleich klargestellt, dass er die Rechnung übernehmen möchte. Sie zuckten kurz, aber willigten doch ein. Schließlich haben sie uns auch die ganze Zeit ihr Auto zur Verfügung gestellt und überhaupt, dass Jana bei ihnen leben kann, ist ja beacht-lich. Sie haben nicht viel Kohle, sehr wenig Platz und eigentlich auch genug Arbeit mit der eigenen Familie und dem Hof. Unsere Dankbarkeit wollten wir sie gerne noch ein Mal spüren lassen.
    So trudelte zum Abend Andrew wieder ein. Jana kam mit zwei ihrer Freundinnen. Sie wollten uns kennen lernen. Die Teenager wollten am Liebsten zum Essen zusammenbleiben. Aber wir hielten es für keine gute Idee, denn dieser letzte Abend sollte in der Familienrunde ausklingen. So verabschiedeten wir sie und wir stiegen ins Auto. Barry hatte die Gaststätte „Appelbees“ ausgewählt. Wir hofften natürlich, wenigstens einmal eine Gaststätte zu finden, in diesem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, in der es nicht nur Burger, Frites, Pizzas, Tachos und Co gibt. Wir kamen an, und vor der Tür standen bereits eine ganze Menge Leute, die darauf warteten einen Platz zu bekommen. Carrie kämpfte sich nach vorne und meldete uns an. So gedulde-ten wir uns gerne ein paar Minuten, denn was so begehrt ist, wird ja auch gut sein. Wenig später hatten sie einen großen runden Tisch für uns, alles sah sehr sauber und gemütlich aus. Auf der Speisekarte waren so-gar ein paar kalorienreduzierte Menüs. So waren bei den Gerichten von Weight Watchers sogar die „Punkte“ angegeben. Bei der Wahl ließen wir uns wieder beraten und als die riesigen Portionen kamen,
    waren wir sehr erfreut. Mit dicken Backen waren wir alle super voll. Alle Gerichte waren sehr gut und preis-wert.
    Der kleine Chase war so müde, denn es war schon etwas später am Abend. Er ließ mächtig die Ohren hän-gen, seine Augen fielen zu und zwischendurch musste er seinen Kopf auf den Tisch legen. So was kennen wir nicht von Jana. Sie war immer dankbar, wenn sie nicht ins Bett musste.
    Der Kellner hatte mitbekommen, dass Peter Geburtstag hat. Er brachte ihm einen dicken Eisbecher mit bun-ten Fähnchen. Geschickt und großzügig reichte er diese Kalorienbombe zum Geburtstagskind Carrie her-über. Wir konnten es gerade noch abwürgen, dass der Kellner noch einen weiteren Eisbecher brachte. Auch kein anderer war in der Lage nach diesem ausgiebigen Essen, diesen Nachtisch zu vertilgen. So begann Carrie die Portion zu verteilen. Sie fütterte jeden in unserer Runde mit einem vollen Teelöffel. Alle schlemm-ten gemeinsam.
    Peter und ich mögen diese unkomplizierte Familie. Besonders froh war ich, dass es auch dort noch Men-schen gibt, die nicht an ihrer Pingeligkeit ersticken. Sie können noch von einem fremden Löffel essen oder mal aus einem benutzen Glas trinken, ohne auch nur einen Gedanken an Ekel oder an Angst vor Bazillen zu verschwenden. Sicher war es richtig, Jana auch an diese einfachen Dinge im Leben heranzuführen. Auch sie öffnete ohne zu zucken den Mund und probierte.
    Es ist leicht all den Wohlstand zu nutzen, aber sollte man nicht ab und an bereit sein, kleine Abstriche zu ertragen? Manchmal jedoch frage ich mich, ob all die „feinen Leute“ überhaupt noch überleben könnten, ohne diesen Luxus. Peter beruhigt mich dann immer und beantwortet mir gerne diese Frage: „Das müssen sie auch nicht!“
    Ob wohl wirklich all das Glück dieser Welt an einer heißen Dusche am Tag, an einer sterilen Wohnung und tollen Klamotten hängt? Ich bin stolz, dass ich meine Stulle auch ohne Teller auf einem Baumstumpf schmie-re kann. Auch weiterhin werde ich voller Genuss in einen ungewaschenen Apfel beißen!

  4. #4
    maiby Gast

    Standard

    25 – Auf Wiedersehen South Carolina

    Wir ließen den Abend auf der Couch ausklingen. Alle unsere Sachen waren gepackt. Es war ein komisches Gefühl. Jeder war mit anderen Gedanken beschäftigt. So richtig konnte man sich nicht mehr unterhalten.
    Wir überlegten, wann wir morgens aufstehen müssen, damit wir rechtzeitig am Flughafen sind. Barry wollte uns fahren und Jana sagte, dass sie uns begleite. Ihren Tagesplan für diesen Sonntag hatte sie schon fertig. Sie wollte sich mit Freunden treffen. Wir waren sehr froh, dass sie keine Abschiedssorgen plagten. Es wäre auch kein gutes Ende gewesen für unseren Urlaub. Sicher hätten wir uns Vorwürfe gemacht.
    Carrie war sehr müde. Ihre Augen fielen laufend zu. Sie stand auf, um sich von uns zu verabschieden, nahm mich in den Arm und ich drückte sie ganz fest. Auch wenn es niemand gesehen hat, fühlte ich, wie langsam eine Träne an meiner Wange herunterrollte. Ich wischte sie ab und ahnte, was Carry denkt! Ich war ein biss-chen traurig, doch die Frage, ob wir uns wieder sehen, stellte ich nicht. Die Zeit wird sie beantworten.
    Morgens standen wir um 7:00 Uhr auf. Barry und Jana brachten uns zum Flughafen. Das Auto hielt an und wir luden die Koffer und Taschen aus. Wir drückten uns - ein kurzer Abschied! Unsere Wege trennten sich. Wir wünschten Jana noch viel Spaß für ihre letzten fünf Monate. Wir hatten ein gutes Gefühl, weil wir nun wussten, dass sie in guten Händen ist. Peter klopfte Barry kameradschaftlich auf die Schulter und ich fiel ihm zum Abschied um den Hals. Ein Pfundskerl – er verschwand mit Jana im Truck.
    Peter steuerte zielstrebig auf die Anzeigetafel zu. Ich unterstützte ihn so gut ich es konnte. So gelang es uns schnell, die richtige Schlange zu finden, zum „Check in“. Es war nicht ganz leer, aber wir hatten alle Zeit der Welt. Als wir unser schweres Gepäck los waren, setzten wir uns zum kleinen Picknick auf eine der zahlrei-chen Bänke. Es standen leckere gekochte Eier, frische Äpfel und Bananen zur Auswahl. Mit einer guten Ver-pflegung kann man die längsten Wartezeiten ertragen. Danach steuerten wir den Transitbereich an. Neben vielen Duty Free Shops gab es hier auch noch einen großen Bereich mit Cafes, Gaststätten und Imbissbu-den. Peter setzte sich an einen der freien Tische. Er drückte mir Geld in die Hand, ich konnte es nicht ableh-nen. Das erste Mal auf unserer Reise hatte ich einen Dollarschein in der Hand. Ich schlenderte an den ver-schiedenen Lebensmitteln vorbei, gesättigt eigentlich von allem. Bei Mc Donald hatten sie schöne große Bil-der mit Nummern. Genau das Richtige für mich. Es war leicht. Ich bestellte; sagte die Zahl und „ Two caffee with creme, please“. Ich bekam zwei Kaffee mit Kaffeesahne und einen Burger mit Ei in der Mitte und einen Haufen Klappergeld. Zugegeben, ich war nicht die Schnellste. Peter wollte schon eine Suchmeldung aufge-ben. Wir schlürften unseren Kaffee aus. Wenig später konnten wir im ersten Flugzeug einsteigen. Es war nicht sehr groß, aber es startete pünktlich. Wir überflogen die Freiheitsstatue und landeten um 12:00 Uhr in NYC am LGA-Airport. Unser nächster Abflug war erst für 18:00 Uhr, allerdings am anderen Ende der Stadt. Peter hatte im Internet extra darauf geachtet, dass genügend Zeit zwischen den Verbindungen liegt. Wir suchten den Charterbus und nutzten den Transfer zum Flughafen JFK. Alle halbe Stunde startete eine Tour, und so brauchten wir nicht lange zu warten. Im Bus blieben wir gleich ganz vorne sitzen. Diese kleine Stadt-rundfahrt durch New York wollten wir noch einmal genießen. Der Fahrer war ein richtig gesprächiger Italiener. Er fachsimpelte mit Peter über den internationalen Fußball. Er kannte sogar unsere grauhaarige Labertasche „Franz Beckenbauer“.
    Diese Flughäfen sind wirklich riesig. Irgendwie ist man immer am falschen Ende und kann diese langen Flure entlanglaufen. Ob man richtig ist, ist allerdings die zweite Frage. Wir fanden auch hier die richtige Schlange und kamen durch den Zoll. Jetzt wollte Peter eine Kleinigkeit essen. Wie gut, sonst wäre die Zeit auch über-haupt nicht vergangen. Wir setzten uns in eine Gaststätte, wo Peter seinen Burger mit Pommes frites ver-speiste.
    Freiwillig setzte ich mich mit dem Handgepäck in die Wartezone. Ich glaube, es waren immer noch gut zwei oder drei Stunden Zeit. So konnte Peter sich in Ruhe alles ansehen. Er machte ein paar Fotos und natürlich kontrolliere und hinterfragte er immer wieder, ob wir am richtigen Platz sind. Da er immer alles bestens im Griff hat, öffnete ich meinen Rucksack und holte mein Buch heraus. Es ist ja sonst nicht meine Art, aber nun, wo so viel Zeit war, hatte ich Lust zum Lesen.
    Es war wieder ein Stück geschafft! Wir durften in das zweite Flugzeug. Wir gingen hinein, ich setzte mich gleich und nahm meinen Rucksack unter die Füße. Sofort war ich bereit dieses wunderbare Schauspiel zu beobachten. Es läuft fast immer ähnlich ab.
    Panisch strömten einige Leute herein, denen die Angst auf der Stirn stand. Wird man im Innenraum den rich-tigen Platz finden? Mit Blindheit geschlagen, rennen sie hin und her, an allen Nummern vorbei und wieder zurück. Interessant auch die Sache mit der Unterbringung des Handgepäcks! Was sie aber auch für dicke, fette Taschen mitschleppen. Es ist wirklich unglaublich. Was braucht man denn für diese kurze Zeit. Problem-fall - Die Klappe! Manche schafften es gleich beim ersten Versuch sie zu öffnen, anderen gelingt es selbst später nicht. Irgendwann sind aber alle auf und das große Stopfen beginnt. Sie quetschen ihr Handgepäck hinein. Man kann es nur schwer ertragen, weil man befürchtet, dass im nächsten Moment jemand erschla-gen werden könnte. Die Lage spitzt sich zu! Die Letzten schreien: „Hier ist noch Platz!“ Die Jacke wird in die eine Ecke geknüllt und auf der anderen Seite passt noch der Regenschirm hinein. Ein wirres Durcheinander. Ich grinste und dachte: Was wird beim Aussteigen für eine Panik entstehen, wenn sie es wieder finden wol-len. Es wird ruhiger. Die Stewardessen haben die Chance zu Wort zu kommen. Sie schaffen es, die letzten Unruhestifter zum Sitzen zubringen.
    Nun nahm ich wieder mein Buch in die Hand. Ich hatte schon einige Seiten gelesen und das Flugzeug war immer noch nicht in der Luft. Ich sah aus dem Fenster. Es wurde Gepäck eingeladen. Ein paar weitere Pas-sagiere stiegen noch zu. Über Lautsprecher sagten sie durch, dass ein Rad defekt ist. Wegen der Reparatur verzögerte sich der Abflug. So hielt ich meine Nase wieder über meine Zeilen, bis mir die Augen zufielen.
    Peter tickte mich an: „Wir starten, schnall dich an!“ Inzwischen hatten wir nun schon zwei Stunden Verspä-tung.
    Es war so laut während des Fluges. Ich kam nicht mehr zum Schlafen. Meine Füße hatten überhaupt keinen Platz, die Sitze waren eng aneinander. Ich versuchte jede Haltung, es ging nichts. Das Essen war auch nicht der Renner. Lieber wollte ich schon zu Hause sein!
    Natürlich war unser Anschlussflug von Brüssel nach Hamburg weg. Sie versorgten uns gleich mit einer neuen Verbindung. So mussten wir noch einmal in Frankfurt am Main zwischenlanden. Wir telefonierten mit unse-rem Freund, der inzwischen schon am Flughafen auf uns wartete. Er hatte die unendliche Güte auf uns zu warten. Den Flughafen konnte er sehr gut kennen lernen, denn wir kamen nicht wie geplant um 10:00 Uhr sondern erst um 15:00 Uhr in Hamburg an.
    Müde und ausgelaugt standen wir am Laufband und warteten auf unser Gepäck. Neben uns zwitscherten schon alle mit ihren Sachen ab. Kein Koffer, keine Tasche. Der letzten Koffer wurde vom Laufbandband her-unter gestellt. „Das war es, mehr ist nicht!“ sagte ein Mann. Wir waren bedient! Ich nahm Peter den Rucksack ab, und er ging wieder los zum Meckern. Ach, wie gut, man konnte wieder in Deutsch schimpfen. So gab er ziemlich sauer unsere Adresse an. Im Anschluss stolzierten wir locker und luftig ohne Gepäck durch den Zoll. Im Auto hatten wir jede Menge Gesprächsstoff. Wir rasten über die Autobahn, so schnell, wie wir lange nicht mehr gefahren waren.
    Peter freute sich schon auf die Abfahrt der Autobahn. An der Tankstelle holten wir uns eine knackige Bock-wurst. Endlich wieder in Deutschland!
    Unsere verschollenes Gepäck wurden uns am nächsten Abend vollständig nach Hause gebracht.
    Inzwischen ist es schon Ende März. Der Winter ist in diesem Jahr besonders lang. Wann hatten wir um diese Jahreszeit noch -15°C und noch Schnee.
    Jana hat mir per E-Mail Bilder gesendet. Sie läuft draußen im T-Shirt und im Minirock herum. Bei ihr ist nicht nur die Jahreszeit Frühling, sondern er ist auch in ihrem Herzen. Sie hat einen Jungen gefunden, der sie auf Händen trägt. Sie schmieden Pläne für die Zukunft und sie freuen sich schon auf den Sommer in Deutsch-land.
    Mit Carrie tausche ich fast jeden Tag über das Internet Grüße. Wir haben uns viel zu berichten. Ich möchte diese Freundin nicht missen, die zuhören kann und auch mal Trost braucht.
    Barry hat schon viele Vorbereitungen für die Ausstellung meiner Bilder in Charlotte NC im Museum getroffen. Ich habe hier bei der Post zwei große Pakete mit 56 gemalten Werken aufgegeben. Heute kam die Meldung, dass sie alle heil angekommen sind. Gespannt verfolge ich, wie es weiter geht.
    Englisch hat für mich eine völlig neue Bedeutung bekommen. Ich habe immer gesagt: „Das brauche ich nie!“ Jetzt sitze ich jede Woche über Vokabeln und Texten. Es ist mir gelungen eine nette Gruppe Freunde der englischen Sprache zu finden, die mich in ihrer Runde aufgenommen haben. Einiges an Wissen ist schon hängen geblieben, und ich arbeite weiter daran. Inzwischen bin ich sicher, dass wir diese Familie wieder sehen.


 

Ähnliche Themen

  1. Schöner Artikel im Spiegel online
    Von poetry im Forum Aktuelles Tagesgeschehen
    Antworten: 0
    Letzter Beitrag: 13.01.2011, 18:14
  2. Freunde für immer / Maiby
    Von maiby im Forum Literatur
    Antworten: 25
    Letzter Beitrag: 26.06.2010, 10:20
  3. Sehr schöner Psalm
    Von Simi im Forum Vorstellungszimmer
    Antworten: 3
    Letzter Beitrag: 30.01.2009, 12:53
  4. Was kann schöner sein...?
    Von Yukino im Forum Poesie / Geschichten / Weisheiten / Musik / Film / Literatur
    Antworten: 0
    Letzter Beitrag: 18.04.2007, 18:15
  5. Oh, schöner Weltschmerz!
    Von finSTERNis im Forum Off-Topic
    Antworten: 1
    Letzter Beitrag: 05.04.2007, 07:06

 Besucher kamen mit folgenden Begriffen auf diese Seite:

Stichworte

Lesezeichen

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •