22 - Zu Hause in Amerika

Wieder ging es zurück ins Auto, es nützte nichts. Bei der nächsten Gelegenheit besorgten wir uns frischen Kaffee, für jeden gleich einen riesigen Becher. So schafften wir zügig einen Kilometer nach dem anderen. Jana versank sofort in den Tiefschlaf. Sie hatte inzwischen ein wenig mit einer Erkältung zu tun, Kopfschmer-zen nervten sie und die Nase lief. Aber auch das sollte wohl genau so sein! Denn Barry hatte in der Schule angerufen und sie dort krank gemeldet. Diese Entschuldigung wurde Jana später ohne alle Zweifelt abge-kauft.
Gleich am Stadtrande von Lanchester stoppten wir, um noch ein kleines Geburtstagsgeschenk für Carrie zu besorgen. Eines unserer tollen Familienfotos aus dem Park wollten wir mit einem Bilderrahmen versehen. Eigentlich ist es ja mein Aufgabengebiet, aber ich hatte drei Gründe, mich im Auto zurückzulehnen. Ich hatte Urlaub; es sollte Janas Geschenk werden; Peter hatte den Geldbeutel. So ließ ich die beiden laufen. Wenige Minuten später bewunderte ich Janas guten Geschmack.
Auch Peters Geburtstag stand kurz bevor. Er ist am selben Tag, wie Carries. Als wir unsere Reise planten, sagten wir Jana, sie möge es nicht verraten. Es sollte sich dadurch keiner verpflichtet fühlen. Aber irgendwie ist es doch herausgekommen. Ich war froh, dass ich mich nicht auf die Suche nach irgendwelchen sinnvollen Geschenken machen musste. Dieses Thema haben wir schon seit Jahren beendet. Wenn einer von uns Wünsche hat, beraten wir uns im ganzen Jahr. Im Rahmen unserer Möglichkeiten erfüllen wir sie uns.
Wir bogen in die Einfahrt der Fords und es war schon ein wenig ein „Zuhause-Gefühl“. Barry war mit Außen-arbeiten beschäftigt. Mit einer Maschine pustete er die Blätter von den Wegen. Stolz zeigte er auf seinen großen Wohnwagen. Peter schmunzelte. Auf der Ladefläche des weißen Trucks wird dieses riesige Teil ein-gehängt. Barry sagte, wir sollten wiederkommen und mit diesem Gespann durch Amerika ziehen. „Oh, Oh“ sagte Peter skeptisch. Solche Fahrkünste traute er sich noch nicht zu. Barry erzählte, dass sie die Camping-plätze extra so eingerichtet haben, dass man vorwärts herein und auch wieder herausfahren kann. Wenn wir hier zu Hause davon erzählen sind alle begeistert und der Gedanke reift in Peter.
Ich freute mich und begrüßte alle Tiere. Es schien, als wenn die kleinen Katzen selbst in dieser einen Woche gewachsen wären. Die kleinen Hündchen hatten ein Gelände vor dem Haus bekommen und jeder hatte eine Leine zum Ausführen.
Nachdem ich ein paar wertvolle Tipps erhielt, gelang es mir auch ein paar brauchbare große Regenwürmer auszugraben. Ich startete meinen dritten und letzten Kampfangriff auf die Fische im Teich. Um mich dieses Mal voll auf meine Aufgabe zu konzentrieren, verzichtete ich sogar auf den Hund. Ich startete zum Steg. Das Dickicht schien mir jetzt
noch dichter als vorher. Ich kämpfte mich durch die Brombeerbüsche. Ich biss die Zähne zusammen, doch einige Stacheln erwischten mich auf den nackten Armen. Schon etwas von der Natur gezeichnet, verhakte sich die Sehne der Angel in den Zweigen. Beim Versuch sie zu entwirren, kippten die Regenwürmer auf den Boden. Eigentlich hätte ich
auch gleich wieder zurückgehen können. Trotzdem versuchte ich es und warf die Angel später doch noch ins Wasser. Ich hatte auch an diesem Tag kein Glück. So sollten die Fische die Chance haben, noch ein wenig zu wachsen in ihrer dicken, dreckigen Brühe!
Ich kehrte zum Haus zurück und ließ mich im warmen Poolwasser treiben. Ich schaltete mir die Blubberbla-sen an und sie massierten mir den Nacken.
Peter wollte gerne mal ein Basketballspiel life sehen. In Charlotte, ungefähr 40 Kilometer von Lanchester entfernt, gab es die „Charlotte Arena“. Dort haben 18500 Zuschauern Platz. Barry fand heraus, wann die Mannschaft der „Charlotte Bobcats“ dort ihr nächstes Heimspiel hatte. Über das Internet bestellte er vier Kar-ten. Wenn Peter etwas Genaueres wissen wollte, grinste er nur. Keiner wusste so genau, was die Karten kosten werden und für wen sie sind.
Jana fand diese Idee gut und sie wollte gerne mit. Ich war mir nicht sicher, auf diese Aktion konnte ich schon aus Preisgründen locker verzichten. Ich ließ es auf mich zukommen. Freitagvormittag teilten uns Carrie und Barry mit, dass sie zu einem Treffen eingeladen waren. Sie planten im nächsten Jahr die Aufnahme einer Gastschülerin aus China. Carries Firma hatte eine Zweigstelle in diesem Land, und sie hoffte auf diese Wei-se etwas über das Land zu erfahren und die Sprache zu lernen. So wollten sie, mit dem kleinen Chase schon am Freitag in Richtung Süden aufbrechen und sich ein Hotelzimmer nehmen, damit sie am Morgen pünktlich zur Veranstaltung kommen. Auch Andrew meldete sich zu Hause ab. Er wollte bei seinem Freund übernach-ten.
So waren wir Wendigs unter uns. Vier Karten für das Basketballspiel waren bestellt. Ich freute mich schon auf meinen entspannten Abend alleine mit den Tieren. Doch die Tatsache, dass ich alleine sein würde, bewirkte, dass Jana und Peter ein energisches Überredungsprogramm starteten. Als ich dann noch erwähnte, dass ich wegen des Eintrittspreises verzichten würde, hatte ich ganz verspielt.
So zogen wir zu dritt los. Je dichter wir an die große Stadt kamen, um so mehr Autos waren auf der Straße. Jetzt waren die Autofahrer auch nicht mehr so brav. Wie in Deutschland rasten sie vorbei, hupten und ver-breiteten Stress. Es war dunkel und die Zeit saß uns im Nacken. Wir hatten einen Stadtplan und eigentlich fanden wir das Stadion relativ problemlos. Gleich daneben war auch ein Parkplatz. Ein junger Mann mit einer Warnweste hielt die Hand auf, für eine Gebühr und winkte uns herein. Peter war begeistert, wie gut es klapp-te. Er verschloss sein Auto und legte seinen Gute-Laune-Kippschalter auf Spaß. Wir harkten uns ein und folgten dem Besucherstrom zur Sportstätte.
Überall die totale Kontrolle. Alle zehn Meter stand ein Polizist und dazwischen noch irgendwelche Angestellte, die ständig bereit waren, Fragen zu beantworten oder den Weg zu weisen. Wir kamen zur Kasse. Keine lange Schlange. Es waren gleich ungefähr fünfzehn Schalter. Man wurde genau da hingeschickt, wo keine Leute standen. Perfekte Organisation. Wir schoben unser Kind direkt an die Basis, und sie gab sich mit der Dame hinter dem Glas ordentlich „die Kante“. Trotz alledem waren keine Karten für uns bestellt. Auch wenn, wäre es schwierig geworden, denn nur Barry hätte sie abholen können. Aber es war ja kein Problem, denn es gab noch genügend Eintrittskarten. Peter griff in seine Geldtasche und bezahlte sie.