21 - Flugzeugträger USS Yorktown
Langsam begann es dunkel zu werden und wir saßen immer noch im Auto. Peter fuhr schon seit zehn Stun-den, so schnell er durfte. Wir rollten und rollten. Uns war klar, dass die Kilometer, die wir an diesem Tag schafften, uns am nächsten erspart blieben. Auf der Karte entdeckten wir eine kleine Abkürzung. Dankbar über diese Abwechslung verließen wir die eintönige Autobahn. So hatten wir nun gut zu tun, auf den richtigen Weg zu achteten. Wenn wir ein schönes Hotel gesehen hätten, wären wir wohl auch eingekehrt. Aber es war weit und breit nichts dieser Art zu finden.
Am Stadtrand von Charlestons leuchteten uns die ersten Lichtreklamen mehrerer Hotels an. So landeten wir im „Best Western Hotel“. Gleich an der Rezeption erfuhren wir, dass in der Nähe keine Gaststätten zu erwar-ten sind. Nur ein Imbiss gegenüber hatte noch geöffnet. Mächtig hungrig saßen wir wenige Minuten später am Tresen und was gab es? Richtig! Wieder mal einen Burger. So langsam konnten wir sie nicht mehr se-hen, aber es war nichts anderes zu bekommen.
Als wir wieder ins Hotel kamen, entdeckte Jana in der Empfangshalle einen PC. Sie war selig, ihre Freunde im Internet zu sprechen. Wir hörten im Hintergrund Musik und folgten den Klängen. Ein Mann spielte, in einer kleinen Bar, auf der Gitarre Life Musik und sang dazu. Viele bekannte Titel hatte er drauf, sogar Nil Young, der mich immer an meine Jugendzeit erinnert. Wir setzen uns an den Tresen und bestellten Bier. Es dauerte nicht lange da kamen wir mit den Leuten ins Gespräch. Peter natürlich mehr als ich. Mit Händen und Füßen gelang es mir inzwischen, mich auch ein wenig verständlich zu machen. Als Jana sich dann auch noch zu uns gesellte waren wir eine lustige Runde.
Am Vormittag freute Peter sich schon riesig auf sein Ziel, an diesem Tag sollte er auf seine Kosten kommen. Zielsicher steuerte er die USS Yorktown, einem US-amerikanischen Flugzeugträger, in Charleston an. An der Kasse dieses Denkmals fragte er uns „Wollt Ihr mit?“ Wir beiden Frauen schauten uns an. So war die Frage ja nicht gemeint. So richtig „wollen“ konnte man das nicht nennen. Aber wir begleiteten den Mann und Vater natürlich gerne auf seinem sicher lehrreichen Pfad. Peter strahlte. Mit den Eintrittskarten erhielt er auch einen Zettel für den Gang an Bord. Während wir gemeinsam die endlos lange Brücke entlang liefen, versorgte er uns mit den wichtigsten Informationen. Wir erfuhren, dass dieses riesige Schiff 250 Meter lang und knapp 30 Meter hoch ist. Wir standen davor und konnten schon ordentlich an den grauen Stahlwänden hinauf schauen. Es wurde auch „The Fightig Lady“ genannt und fuhr Einsätze während des Zweiten Weltkriegs im Pazifik und im Korea- und Vietnamkrieg.
Zuerst erklommen wir eine große Eisentreppe, um auf die Höhe des Eingangs zu kommen. Eine große Halle mit Flugzeugen und jeder Menge Technik lag vor uns. Ein roter Farbstreifen auf dem Fußboden markierte unseren Weg direkt zu einem kleinen Modell der Yorktown. Ein Kapitän in toller Galauniform steuerte direkt auf uns zu und startete sein Begrüßungsprogramm. Während er wild mit den Fingern „umherfuchtelte“ redete er wie aufgezogen. Es war englisch, aber ich verstand genug! Hier gab es sehr viel zu sehen: „ Tour 1, Tour 2, ….Tour 8!“ Wir standen da wie angenagelt. Er sabbelte und sabbelte. Jana und ich hatten schon arge Zweifel an unsere Entscheidung mitzugehen. Dann holte er Luft und er wurde in seinem Konzept gestoppt. Peter rettete uns und sagte, dass wir nicht viel Zeit hätten und wir nur einmal nach oben auf die Brücke woll-ten. Super, wir waren einverstanden und starteten zum Aufstieg. Der Weg führte an vielen Kojen, Waschräu-men, Kombüsen, einem Zahnarzt und anderen Krankenstationen entlang. Es war an Bord wie in einer kleiner Stadt, denn über 3400 Mann Besatzung konnten mitfahren.
Jana ließ sich vor den alten restaurierten Flugzeugen fotografieren. In Kampfzeiten hatten an Deck bis zu 80 Modelle Platz gefunden. Witzig war, wie sie diese Flieger zusammenfalten konnten, damit viele auf kleinsten Raum stehen konnten. Die Brücke war ganz schön weit oben. Wir drehten am Steuerrad des Kapitäns und konnten auf dessen Stuhl sitzen. Es war einen genialer Blick über die Stadt Charleston. Aber wir waren nicht besonders traurig, dass keine Zeit mehr war, sie zu besichtigen.
Ein Flugsimulator, wie man ihn vom Rummel kennt, wartete auf Interessenten. Sonst steht ja meist eine lange Schlange davor. Jana wollte schon lange mal dort hinein. So stiegen wir alle ein. Sie schüttelten uns ein we-nig durch und zeigten uns einen kleinen Flieger-Film. Na ja, das haben wir schon besser gesehen, aber kann man mitnehmen.
Der Rundgang war beendet und wir waren wieder draußen. Leider blieben uns viele der außerordentlichen Andenken und der den Opfern gewidmeten Ausstellung- und Erinnerungsstücke erspart.
Vor uns im Wasser lag ein schwarzes U-Boot. Das hat mich auch interessiert. Im Film sieht man ja immer, wie eng es dort ist. Es war auch wirklich so. Das wäre wirklich nichts für mich, da länger mitzufahren. Wir stiegen die Leitertreppe herunter. Links und rechts hingen die Torpedos, jede Menge Strippen und Kabel. Die Betten der Passagiere, gleich drei übereinander im winzigen Raum. Einmal gingen wir das ganze Boot ent-lang. Wir waren froh, wieder an der anderen Seite frische Luft zu schnappen.
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