19 - Augen zu und durch
Morgens standen wir rechtzeitig auf, um möglichst früh im Park „Sea World“ zu sein. Der Parkplatz war riesig. Alles lief sehr geordnet ab. Langsam, aber sicher begann die Völkerwanderung in Richtung Eingang. Peter war skeptisch und nicht sonderlich begeistert. Er erwartete den Abklatsch unseres Hansa-Parks. Mit Fahren mit Karussells hat er nichts am Hut, und die damit verbunden nervenden Menschenmengen hasst er auch. Bereits am Eingang erinnerte alles daran. Nur das Logo war anders. Was bei uns die Robbe ist, war in die-sem Park der Wal.
Wir gingen zum Tor und mit unserer Karte konnten wir problemlos eintreten. Auf einmal waren alle Menschen verschwunden. Durch diese riesige Größe hatte sie sich verteilt. Jana und ich hatten freiwillig den Plan in der Hand und Peter war bereit, willenlos hinter uns her zu laufen.
Vor uns waren schöne Gehege. Wir sahen die Flamingos, die noch viel roter waren als unsere im Tierpark. Es gab Schildkröten, Krokodile und vieles mehr. Die ganze Anlage war auch hier wunderschön bepflanzt.
Als Ziel hatten wir uns eine fette Achterbahn ausgesucht. Jana wollte auf alle Fälle damit fahren. Früh am Morgen bestanden gute Chancen, ohne lange Wartezeiten einsteigen zu können. Ich hatte gesagt, ich kom-me mit. Auf dem Weg dorthin hatte ich schon ein komisches Gefühl. Mit dem „Twister“ oder einer Walzerbahn fahre ich schon mal ganz gerne, aber die Achterbahn ist nicht so ganz mein Fall. Aber ich kenne das Gefühl wie es ist gut, wenn man irgendetwas tun will und jemanden braucht, der mitmacht. Meine Dankbarkeit ist sehr groß, wenn es mir gelingt eine Begleitung zu finden. Nun war ich an der reihe. Mein komisches Gefühl verstärkte sich, als ich direkt davor stand. Die vielen Loopingschleifen der Bahn sahen gefährlich aus. Leider brauchten wir nicht warten. Ehe ich mich versah, saß ich in diesem Geschoss. Der Bügel klappte herunter. Während Jana aufgeregt sabbelte, war ich total ruhig und völlig mit mir beschäftigt. Ich stellte mir die Frage: „Was tust du hier?“. Da ruckte es auch schon und es ging los. Es ging höher und höher. Dann stoppten wir in fast senkrechter Lage und schauten direkt zum Himmel. Ein Sprecher forderte uns auf für das Foto zu win-ken. Jetzt noch winken? Meine zwei Hände waren viel zu wenig, um mich festzuhalten und auf gar keinen Fall interessierte mich irgendein Foto. Ich wusste, dass es in wenigen Sekunden von dieser Höhe wieder herunter geht. Auf diesen Moment musste ich nicht lange warten. Alle kreischten, als wir auf dem höchsten Punkt waren. Die Abfahrt war nicht zu sehen, denn sie war exakt senkrecht unter uns. Der Wagen kippte nach unten. Augen zu und durch. Mein Herz blieb stehen. Wir fielen, fielen und fielen. Wir schienen über-haupt nicht unten anzukommen. Ich öffnete meine Augen und tatsächlich; ich hatte es überlebt. Die kleinen Loopings, die dann noch folgten, waren völlig harmlos. Am Ausgang schauten wir gespannt auf das Foto. Ich war leider so weit zusammen gefaltet, dass man mich nicht sehen konnte. Jana wollte gleich noch mal. Ich lehnte dankend ab, denn mein Bedarf war gedeckt. Vielleicht steige ich Mal wieder ein!
Die nächste Anlage war eine Wasserrutsche mit einem richtigen Schloss. In einem Wagen, der wie ein Baumstamm aussah, fuhren die Leute herunter und wurden unten so richtig geduscht. Ich war eigentlich ganz froh, dass Jana kein Interesse hatte, nass zu werden.
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