18 - Mit Flipper auf Du und Du
Aufgeregt fragten wir oft nach der Uhrzeit, um unseren Termin nicht zu verpassen. Wir kamen an der großen künstlichen Meeresbucht vorbei, in der mindestens 30 Delphine leben. Durch eine kleine Glasscheibe konn-ten wir den ersten sehen. Er schwamm aber sehr entfernt vorbei. Ab und zu sprang der eine oder andere im hinteren Teil des Gewässers. Noch waren sie alle unerreichbar. Doch wir wussten, dass es sich gleich än-dern wird. Wir überlegten und keiner sagte etwas. Wie werden sie es organisieren? Wie wird die Haut eines Delphins sein? Samtig? Wie Gummi? Oder aalglatt? Viele offene Fragen. Wir brauchten nicht mehr lange auf die Antworten warten.
Wir erreichten den vereinbarten Treffpunkt. Es war ein kleines, kreisrundes Häuschen mit einem Dach aus Palmenblättern. In der Mitte waren im Halbkreis Plastikstühle aufgestellt. Zwei dicke Heizstrahler sorgten für angenehme Temperaturen. Wir waren die ersten und setzten uns. Wenig später trudelte noch ein weiteres Ehepaar ein. Gleich wurden wir von einer jungen Frau begrüßt, und sie erklärte uns wie alles abläuft und untersuchte uns auf Ohrringe, Ketten und anderen Schmuck. Auch unsere Schnorchel mussten wir abgeben. Auf das Klauen solcher Kleinteile sind die Delphine spezialisiert. Wir erfuhren, dass die Tiere es nicht mögen, wenn man ihnen im Gesicht oder an den Augen herumkrabbelt. Dann schaltete sie uns einen großen Bild-schirm an. Wir sahen einen kleinen Film, der über die Lebensweisen der Delphine informierte.
Ich stand bis zum Bauchnabel im Wasser und streichelte diesen liebenswerten Delphin. Er fühlte sich wie ein Neoprenanzug an. Eigentlich weiß ich nicht, wie ich dort hingekommen bin. Ich wurde magisch angezogen. Während die anderen seine Schwanzflosse bewunderten, sah ich ihm als erste in der Reihe genau in die Augen. Du denkst, dass er alles versteht, was du denkst. Er hieß zwar nicht „Flipper“ sondern Max, aber er machte die gleichen Geräusche, wie im Film. Als wenn er mit den Menschen spricht. Ein junger Mann konnte dieses gut zwei Meter lange Tier wie eine Boje drehen. Max genoss die 10 Hände. Von wegen Gefangen-schaft. Es machte ihm mächtig Spaß! Der mochte dieses Spiel und noch mehr die frischen Fische, die es zwischendurch gab. Wir durften auch füttern. Jeder bekam einen Fisch. Ich tauchte mit meinem Fisch unter Wasser und reichte ihm den Imbiss. Ganz vorsichtig nahm er ihn mir aus der Hand.
Inzwischen waren auch noch einige Fotografen mit im Wasser. Wie bei den Dreharbeiten eines Hollywood-Film schlichen sie um uns herum. Über ihre Kameras hatten sie zahlreiche durchsichtige Plastiktüten ge-stülpt.
Max hatte Pause und war nicht mehr zu sehen. Unser Betreuer beschäftigte uns. Jeder sollte unter Wasser seine rechte Hand auf sein linkes Knie legen. Dann wollte er pfeifen und wir sollten die Hand dann schnell aus dem Wasser ziehen und den Arm nach oben strecken. Er hatte die Pfeife im Mund und blies kräftig hin-ein. Wir taten es. Im selben Moment, als unsere Hand aus dem Wasser kam, schoss auch Marx mit seiner gesamten Länge nach oben und platschte voller Wucht vor uns auf die Oberfläche. Was da für eine Kraft hinter steckt. Das ganzes Gewicht bis auf die letzte Schwanzspitze aus dem Wasser zu heben. Sie schaffen es mit einer Leichtigkeit. Es ist wirklich Wahnsinn. Jeder durfte Max zum Dank küssen. Ich ging auf ihn zu und hob langsam seine Schnauze aus dem Wasser und drückte ihm einen dicken „Schmatzer“ auf. Es gab keinen Knall, wie bei der Prinzessin, die den Frosch küsste, aber als ich das Nasse auf meinem Lippen spür-te, war sicher, dass ich wach war.
Nun stellten wir noch mal ein richtiges Foto. Ich fasste Max mit beiden Armen um den Bauch und er hob die Schwanzflosse weit aus dem Wasser, damit es auf dem Foto gut aussieht. Er kannte den Ablauf ganz ge-nau. So entstand auch unser Familienfoto.
Wir drei Wendigs schwammen zur Mitte der Bucht. Unsere Betreuerin erklärte uns, wie wir uns am Delphin festhalten sollten. Wir Frauen ließen Peter den Vortritt, denn er ist nicht so ein guter Schwimmer und er wäre sonst noch in Schwierigkeiten gekommen. Auf einen Pfiff kam Marx an die gewünschte Parkposition. Peter „stieg auf“ und ab ging es wieder ans Ufer.
Nach Jana war ich an der Reihe, ich durfte meinen linken Arm um die Flosse legen und mich gut festhalten. Die Fahrt begann. Ich merkte, wie er kräftig mit seiner Schwanzflosse gegen meine Füße schlug. In einem Affenzahn zog er ab und das Wasser spritzte zur Seite. Ein richtiger Kraftakt. Ich musste schon ordentlich zupacken, um nicht abzurutschen. Auch wir erreichten sicher das Ziel.
Zum Abschied winkten wir alle und auch Max hatte das gut gelernt. Er verschwand in seiner Bucht und wir verließen das Wasser. Es waren die schönsten „100€“Ausgaben meines Lebens und ich habe es nicht be-reut.
Eigentlich war geplant, dass wir an diesem Tag wieder ein Stück in Richtung Norden fahren. Der Park auf der anderen Seite sollte um 18:00 Uhr schließen. Das lohnte sich ja gar nicht hinein zu gehen. Jana war es bei diesem Angebot nicht mehr wichtig am Mittwochabend zurück zu sein. So beschlossen wir in diesem Para-dies zu bleiben und uns ein Zimmer zu suchen, damit wir den nächsten Tag im Park „Sea World“ beginnen können.
Peter wollte sich zurückziehen. Sein Bedarf an Wasser war gedeckt und er hatte Angst, dass ihn sonst doch noch Schwimmhäute zwischen den Fingern wachsen. So zog ich mit Jana los und wir begannen noch mal von vorne.
Wir tauchten und verabschiedeten uns von den bunten Fischen, grüßten noch einmal die bösen Raubfische. Wir durften auch noch mal die Rochen füttern. Dann stiegen wir in den schönen warmen Badekanal. Dieser künstliche, tropische Fluss mit den versunkenen Ruinen und versteckten Grotten schlängelte sich durch den ganzen Park. Wir ließen uns von der Strömung treiben und genossen die Umgebung mit den vielen Wasser-fällen. Ich erschrak noch einmal. Unter mir war ein dicker brauner Fleck. „Wieder ein Manta?“ Nein. Diesmal war es aber eine Imitation. Diese Schweinebacken! Sie wussten es ganz genau! Die Aufpasser lachten sich fast schlapp! Genauso geht es wohl allen, die dort vorbeischwimmen.
Wir stoppten auf eine heiße Schokolade an einer kleinen Bar. Jana schäkerte mit den jungen Männern. Ich bewunderte ihre Englischkenntnisse. Mir gelang es gerade mal mit Ja oder Nein zu antworten. Wir erfuhren, dass es sieben Orka Wale gibt im Park auf der anderen Straßenseite. Sie empfohlen uns die verschiedenen Shows. Es gelang ihnen, uns den Mund so richtig wässerig zu machen.
Der Wasserkanal durchquerte auch das Vogelhaus. Ein dicker Wasserfall verhinderte, dass die Vögel abhau-en. Wir tauchten durch. Jetzt gab es Obst zum Füttern für die Vögel. Als wir die ganze Anlage noch einmal umrundet hatten, waren wir zufrieden. In aller Ruhe gingen wir zu den Kabinen und begannen mit dem Um-ziehen.
Mit normalen Sachen setzten wir drei uns gemütlich an einen Tisch mit Strandblick. Es gab noch ein Täss-chen Kaffee und Schokolade und ein paar Chips. Wir ließen den Tag Revue passieren, nicht eine Sekunde davon wollten wir missen!
Der Weg zum Ausgang führte an den tollen Palmen entlang. Wir schlenderten langsam an ihnen vorbei. Ich machte meine Familie auf diese ungewöhnlichen Formen aufmerksam. Ein junger Mann vom Personal kam uns mit einer Kamera entgegen. Wir stellten uns für ein Abschlussfoto auf. Es war im Preis enthalten und so warteten wir gerne ein paar Minuten, bis wir es mitnehmen konnten.
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