Danke für´s Kompliment; über ein Echo freue ich mich natürlich riesig.
So its dieses Buch auch entstanden. Meine Eltern, Freunde und Kursteilnehmer haben mich hinter her gelöchert und so hab ich im nachhinein einen Teil nach dem anderen geschrieben. Immer wenn ich im Kurs hab ich vorgelesen.
Inzwischen hat sich Verhältnis zu Gott geändert; aber die Geschichte und meine Worte habe ich nicht geändert, denn zu derzeit waren meine Gedanken so.
12 - Sonntag ist Kirchentag
Ich war gespannt, was es bewirken konnte, dass ein Teenager wie Jana, am Sonntag freiwillig um 6:00 Uhr morgens aufsteht. Sie weckte Peter und mich, strahlte uns fertig geschminkt und fröhlich an. Ihre Haare wa-ren ordentlich nach hinten gebunden und sie hatte ihre „festlich elegante Kleidung“ an, die wir bei der Einrei-se auf Anraten der Familie in die Reisetasche gepackt hatten.
Ich hatte zwar nicht das „Kleine Schwarze“ mit, aber mein bestes Stück, einen langen schwarzen Jerseyrock, dessen unterer Abschluss einige Spitzen sind. Mir war schon klar, dass Jana uns vielen Leuten vorstellen wollte. Ich fragte sie nach ihrer Meinung und sie fand es gut. So „bretzelte“ ich mich halt angemessen auf. Über einen schwarzen Rolli zog ich meinen roten weiten „Jupper“, trat mit meiner Schminktasche vor den Spiegel und erledigte das ganze komplette Programm. Das letzte Problem waren die Schuhe. Was für ein Glück, dass es nicht so kalt war, so konnte ich meine echt ledernen Leisetreter anziehen. Mit Stiefeln wäre mein Konzept nicht aufgegangen.
Peter musterte mich von oben bis unten, da er nichts sagte, war er wohl beeindruckt. Ich hörte, wie sofort seine Gehirnwindungen arbeiteten, denn er stand noch im Unterhemd neben mir. So kramte er in seinem Koffer, suchte und fand auch in seinem Fundus etwas Besonderes.
Mein Mann ist mit der evangelischen Kirche aufgewachsen. Wie selbstverständlich zahlt er auch jetzt noch seinen Beitrag. Meine Eltern hatten nicht viel mit der Kirche am Hut. Mein zwölf Jahre älterer Bruder wurde getauft und bei mir war es etwas aus der Mode gekommen.
Ich glaube auch und zwar daran: Dass nichts zufällig passiert: Das alles im Leben Teil eines Kreises ist. Für mich hat es einen Sinn, etwas Gutes zu tun, auch ohne darüber zu reden. So erfreue ich mich an den Taten Lohn, an den kleinen Zeichen, die ich schon erkenne.
Peter und ich heirateten ohne den kirchlichen Segen. Jana wurde geboren und wir entschieden ihren Weg nicht. Später meldeten wir sie beim Konfirmationsunterricht an. Sie besuchte diese Gruppe gerne, erkannte jedoch bald, dass es nicht ihre Richtung ist. Auch ich hatte Gelegenheit an einem Elternnachmittag teilzu-nehmen. Stur und wie angenagelt saßen die Eltern, die alle in meinem Alter waren, auf den Stühlen und lauschten relativ gelangweilt dem Pastor, einer stattlichen Vaterfigur. Er erzählte eine Geschichte, dass ir-gendwo in Deutschland ein junger Mann in der Mitte seines Lebens plötzlich die Kirche entdeckte und nun halt einen Sinn gefunden hatte.
Alle stellten sich und ihre Meinung vor. Ich erzählte von mir und Jana, die fest entschlossen war nicht konfir-miert zu werden. Diese erstaunten Gesichter hatten so etwas noch nie gehört. Die Krönung war das gemein-same Singen. Ein allgemeines Volksgemurmel. Mit den Texten in diesem umschriebenen Bibel-Deutsch ste-he ich etwas auf Kriegsfuß. Warum nur wird nicht auch so gesungen, wie man heute spricht? Warum auch all die anderen die Augen verdrehten, sich lieber flüsternd mit dem Nachbarn unterhielten oder im Terminkalen-der blätterten, konnte ich nicht verstehen.
Vielleicht wollte ich mit, um zu beweisen, dass es nichts für mich ist. So stiegen wir ins Auto. Es war ein gan-zes Ende bis zur Kirche. Einige waren auch dichter, aber irgendwie waren wohl in dieser Gemeinde alle Freunde, dass die ganze Familie diesen Ort gewählt hat.
Unterwegs kamen wir an mehren Friedhöfen vorbei. Barry hatte uns erklärt, dass sich die Leute in Amerika freuen, wenn Kinder zwischen den Grabstätten spielen. Es ist für sie ein tolles Gefühl zu sehen, wie das Le-ben weitergeht. Auf den Friedhöfen gibt es keine Grabsteine. In Abständen von ungefähr zwei Metern sind in der Erde Blumenvasen eingelassen. Dort steht dann für jeden Toten ein leuchtender Strauß Kunstblumen. Wie sie diese beschriften, habe ich nicht gesehen, vielleicht sind kleine Plattem am Boden oder an den Va-sen.
Wir fuhren bis zum riesigen Parkplatz, der den roten Backsteinkomplex der Kirche umschloss. Aus den Autos stiegen die ersten Jugendlichen, die wir kennen lernten. Wir folgten den anderen die Treppen hinauf. Treff-punkt war in einem Raum. Links sahen die Jungs, alle noch etwas jünger, eine Liga unter Jana und rechts die Mädchen, alle adrett geschminkt und frisiert. Es war Zufall, dass sie sich so sortierten, Bedingung war es nicht. Viele Lehrer, Pastoren und Freunde kamen herein, um uns zu begrüßen. Peter wurde als Taxifahrer gebraucht. So stiegen noch drei ihrer Freundinnen mit bei uns ein. Der Unterricht wurde in das eigene Haus der Teenager verlegt, welches extra angeschafft wurde. Sie sind dabei sich alles nach ihren Vorstellungen einzurichten. In dem kleinen Raum waren die Stühle im Halbkreis in 4 Reihen aufgestellt. Ohne zu zanken, nahmen alle Platz. Einer aus der Gruppe begann einen Absatz aus der Bibel zu lesen. Dann stand ein Lehrer vorne, sprach diesen Text noch einmal mit den eigenen Worten. Inzwischen wurden Kuchen und Kekse ge-reicht. Die Mädchen in der ersten Reihe hatten auch ihre Getränke dabei. Völlig ungezwungen wurde eine Stunde gespeist und diskutiert. Hier fühlte Jana sich also wohl, sie hatte sich taufen lassen und interessiert sich brennend für den Baptismus. Sie lernt und lehrt, unternimmt viel mit der Gruppe und hilft, wo Hilfe ge-braucht wird!
Es ging wieder zurück. Inzwischen hatten sich viele Leute angesammelt. Wir wurden als „Neue“ identifiziert. Schon am Eingang zog mich eine Frau an die Seite. Sie erzählte. Ich verstand sie. Es gelang mir sogar, sie über unsere Herkunft aufzuklären. Ich hatte keine Chance, sie hielt mich fest und erzählte immer weiter. Ich war nicht sicher, ob sie jemals wieder aufhört! Ich erfuhr von ihrem deutschen Cousin….Endlich kam Jana; die Rettung! Sofort ließ sie von mir ab und wechselte zu Jana. Bevor Jana ihren Dolmetscherjob starten woll-te, konnte ich ihr mitteilen, dass ich bereits alles selbst verstanden und erzählt habe. So gelang es uns zu entkommen.
Wir gingen die langen Flure entlang. Hinter jeder Tür saßen Gruppen, ein einziges Menschengewimmel. Plötzlich und unerwartet standen wir am Eingang dieser riesigen Halle. Der Raum war hell und sehr hoch. Das Dach hatte die Form einer Pyramide. Die kleinen Fenster hatten als Scheiben bunte Bleiverglasungen. Die einfachen modernen Motive strahlten in leuchtenden Farben. Vor uns war eine große Bühne. Mehrer Rednerpulte, ein Klavier, ein Schlagzeug waren aufgestellt. Der Chor hatte bereits Aufstellung genommen.
Alles war freundlich, harmonisch und still. Wir gingen bis zu den mittleren Reihen, wo Carrie und Barry bereits saßen. Es war genug Platz. Ich dachte an zu Hause, an unseren jährlichen Kirchenbesuch am Heiligen A-bend. Dort sorgen Schwiegereltern seit vielen Jahren dafür, dass wir mindesten eine Stunde vor Beginn die Plätze blockieren. Während für einige Leute Weihnachten beginnt wenn sie in der Kirche sitzen, startet mein Fest erst danach. Bevor überhaupt der erste Ton aus dem Mikrofon erschallt, ist hier ein wahres Schauspiel zu beobachten. Es startet eine hemmungslose Schlacht um die letzten Plätze. Die inzwischen völlig gelang-weilten Kinder werden von den noch mehr genervten Eltern zur Ruhe gebracht.
In diesem Raum war nicht ein einziges Kind, Sie sind in unterschiedlichen Altersgruppen untergebracht. Hier kommen alle zur Ruhe und können Kraft schöpfen. Es ging los. Ein Mann und eine Frau begannen mit einem Sketsch. Sie spielten: „ Eine nervende Autofahrt zur Kirche“. Mit meinen Englischkenntnissen konnte ich zwar nicht alles verstehen, aber es reichte. Dann ergriff der Pastor das Mikrofon und begrüßte alle. Er konnte es sich nicht verkneifen, auf uns aufmerksam zu machen. Die Leute brachen in lautem Beifall aus. Wir nickten freundlich. Der Chor machte sich bereit. Alle standen auf. Zwei große Bildschirme wurden eingeschaltet, auf idyllischen Hintergründen blendeten sie synchron die passenden Textabschnitte des Liedes ein. Das Klavier begann zu spielen, und einfach alle sangen aus Herzenslust. Es war mir ein Vergnügen, mein Bestes zu ge-ben. Hinter mir ertönte eine besonders schöne Stimme. Es kribbelte am ganzen Körper und man konnte die Nähe, die die Menschen zu Gott haben spüren. Carrie stand neben mir. Sie hatte ein ganz entspanntes Lä-cheln. Die verschiedenen Redner lösten sich ab. Jeder hatte eine andere Art. Sie sprachen mit sehr viel En-thusiasmus und versuchten alle ihre Gefühle in Worte zu legen.
Sie erzählten über Wege des Lebens. Über den richtigen Weg, den man für sich finden muss. Auch wenn ich nicht jedes Wort übersetzen konnte, ging mir diese Stunde mächtig unter die Haut. Ich werde noch lange an dieses Erlebnis denken.
Lesezeichen