Ergebnis 1 bis 10 von 37

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    maiby Gast

    Standard Ein schöner Urlaub / Maiby

    Hi, hier gibts ja so viel zu lesen; aber vielleicht hat ja einer Lust mit mir auf die Reise zu gehen; gibt noch viele Teile!

    Weihnachten war in diesem Jahr anders als sonst. Unsere Tochter Jana verbrachte das Fest nicht mit uns. Seit fünf Monaten war sie als Austauschschüler in Lanchester, in South Carolina, in den USA. In ihrer neuen Familie hat sie sich sehr gut eingelebt. Die Gastmutter Carrie ist in meinem Alter und wir verstanden uns per-fekt. Wir konnten uns über alle Themen erhalten. Fast jeden Tag schreiben wir uns E-Mails. Die Familie lud uns ein, den Urlaub mit ihnen zusammen zu verbringen

    1 - Wenn einer eine Reise macht!

    Am Abend des 24. Dezember war ich nicht müde. Ich versuchte gar nicht erst ins Bett zu gehen. Gemütlich saß ich alleine in der Stube und malte die letzten Striche an dem Porträt. Es sollte das letzte Weihnachtsge-schenk für Carrie werden. Ich hatte ein Foto von ihren beiden Kindern. Der große Jungs hieß Andrew und der kleine Chase. Das Bild war schon recht gut getroffen, aber ich versuchte es noch weiter zu verbessern.
    Gegen 3:30 Uhr weckte ich meinen Mann Peter. Er sah noch etwas „zerknautscht“ aus und sah nicht sehr fröhlich aus. Aber war es änderte sich, als er richtig wach wurde. Um 4:00 Uhr kam unser Kumpel, der uns, nach einer Tasse Kaffee, mit dem Auto zum Flughafen nach Hamburg fuhr.
    Pünktlich erhob sich unser Flieger. In Zürich erreichten wir den Anschluss. Dann saßen wir im Flugzeug. Neun Stunden, eine lange Flugzeit. Wir hatten von den vier Plätzen im Mittelblock genau die beiden in der Mitte. Es waren mit Abstand die schlechtesten Plätze. Ich konnte meine Beine in der enge kaum bewegen.
    Neben mir saß einer der größten und dicksten Amis, die ich überhaupt auf der Fahrt gesehen habe. Die Arm-lehne hatte der „Gute“ hochgeklappt, damit er auch noch einen Teil meines Platzes mit belegen konnte. Von Freundlichkeit keine Spur. Um meinen Frust etwas Luft zu machen, holte ich meinen Malblock und die Aqua-rellfarben heraus. Den größten Teil der Zeit pinselte ich an einem Aquarellbild. Als alle meisten Lichter im Flugzeug ausgeschaltet waren, konnten wir beide gut schlafen. Die Freude war groß, als wir in New York landeten. Wie alle trabten wir die langen Wege am Flughafen entlang. Es war alles perfekt ausgeschildert und wir folgten den Massen, um das Gepäck in Empfang zu nehmen. Freudestrahlend fanden alle Besitzer ihre Koffer und Taschen. Wir nicht! Warum soll auch alles glatt gehen! Eine unserer Taschen fehlte. „Wie gut“ dachte ich, dass ich die Geschenke für Jana und für Carrie nicht dort eingepackt hatte. Den Rest der Familie wollten wir erst später treffen und all diese Geschenke schwirrten jetzt irgendwo in der Welt herum. Ich warte-te bei unserem Gepäck und Peter ging los, um sich zu beschweren. Er hinterlegte unsere Adresse und alle nötigen Angaben. Er hatte eine Menge Englisch geübt, aber jetzt diese Sprache zu sprechen, war für ihn eine Herausforderung. In der Hoffnung unsere Tasche später wieder zu sehen, verließen wir den Flughafen.
    Die vielen gelben Taxis waren nicht zu übersehen. Peter hatte sich in vielen Büchern informiert.
    Die Fahrt nach Manhattan hatte einen stolzen Festpreis von 60 $. Aber es nützte nichts. Mit unsrem Gepäck wollten wir möglichst schnell zum Ziel. Wir hatten keine Lust herauszufinden, wie man mit dem Bus dort hin-kommt. Sicherlich hätte es ewig gedauert. So stiegen wir ein. Das Taxi fuhr mit quietschenden Reifen durch die breiten Straßen der Großstadt. Neugierig schauten wir aus dem Fenster und beobachteten die vielen Leuchtreklamen an den Hauswänden. Der Fahrer hielt an und
    die ersten Dollarscheine verließen Peters Hand.
    Unser Hotel war ein schmales hohes Haus. So eins mit Eisentreppen draußen an der Hauswand, wie man es von Bildern kennt von New York. An der Rezeption begrüßte uns ein Mädchen aus Thailand. Es war erstaun-lich, keiner verstand Deutsch! Aber ich begriff relativ schnell, was sie sagten. Peter kramte alle Brocken der englischen Sprache zusammen. Es reichte, sie verstand ihn gut. Als er die Kreditkarte zeigte, lächelte das Mädchen. Das hatte geklappt, wir durften durch die erste Tür gehen. Unser Zimmer war in der 4.Etage. Einen Fahrstuhl gab es nicht in diesem Haus. Wir begannen mit der große Schlepperei. Ich dachte: Wie gut, dass nicht auch noch die dritte Tasche dabei war. Ich schnaufte und schwitzte und musste zwischendurch Pause machen. Männer haben mehr Stärke. Peter war als erster oben und öffnete die Tür mit seinem Schlüssel.
    Wir betraten unser Zimmer. Es war wirklich kein Nobelhotel! Ich war zwar noch nie in einem Stundenhotel, aber so muss es wohl aussehen. Dankbar schaute ich in das Bad, es war recht gut erhalten. Allerdings war es so klein, das gerade eine Person dort sitzen oder stehen konnte.
    Im Zimmer standen zwei Betten, eine Kommode mit ein paar Schubladen und eine Campingliege. Das war ein uraltes Modell. „Ist es ein Trampolin?“ Peter schaute sich die Sache genau an. Da fehlten schon einige Federn. Es gelang ihm, sie ein wenig zu reparieren, so dass jemand darauf schlafen konnte. Wir überlegten, wer es wohl sein wird. Während ich mir etwas Wasser unter meine Achseln spritzte, saß Peter voller Span-nung auf seinem Bett und las seinen Prospekte und Karten.
    Die Neugier zog uns beide nach draußen. Wir zogen unsere dicken Jacken an, denn das Wetter war nicht gerade berauschend. Leichter Nieselregen, ließ alles etwas grau aussehen. Wir schlenderten die Straße ent-lang und herum um den Häuserblock. Wir achteten genau auf den Weg und hofften uns nicht zu verlaufen. „Oh, ja!“ Da war unser Hotel wieder. Unsere Schleifen wurden langsam etwas größer. Wir spazierten an Chi-na Imbiss Buden, MC Donald und vielen verschiedene Gaststätten vorbei. So richtig war uns nicht klar, ob wir etwas essen wollten. Jeder dachte; „Vielleicht kommt Jana auch früher als geplant.“ So beschlossen wir, mit Kaffee und Donats wieder auf unser Zimmer zu gehen.
    Ich saß auf der Fensterbank und schaute voller Spannung auf die Straße hinunter. Mindestens jedes zweite Auto war ein Taxi. Aber alle fuhren sie vorbei. Es war wirklich Zeit unser Kind wieder zu sehen. Ob sie sich wohl verändert hat? Wie wird Carrie sein? Endlich hielt ein Taxi an. Ich konnte die beiden sehen. Ich freute mich riesig. Wir liefen die Treppen hinunter, um sie zu begrüßen. Da war sie wieder zusammen unsere Fami-lie. Unser Kind hatten wir wieder in den Armen, ein tolles Gefühl. Auch Jana strahlte, sie war fröhlich, genau wie immer. Doch sie war etwas fraulicher geworden, vielleicht auch ein wenig ruhiger und ausgeglichener. Es wird halt Erwachsen das Kind.
    Carrie war so wunderbar unkompliziert und spontan, es begeisterte mich. Beide verschnauften eine Weile. Wir machten Pläne und stellten einstimmig fest, dass wir alle Hunger hatten. So ging es wieder hinaus in die nasse Nacht. Das mexikanischen Restaurant bei uns an der ecke sah schon von
    Weiten sehr interessant aus. „Ja“ sagten Jana und Carrie und wir verließen uns auf ihren Tipp. Die Einrich-tung war nett und wir hatten ein Tisch in einer Ecke ganz alleine für uns. Da war es wieder unser Problem. Eine hübsche Speisekarte, doch so uninteressant, wenn man es nicht übersetzen kann. Ich machte es mir immer recht einfach. Da ich so ziemlich alles mag, sagte ich, wenn jemand bestellt: „Das selbe bitte!“. Aber Jana konnte uns als Dolmetscher auch gut raten. So hatten wir alle gewählt und das Essen kam nach einer kurzen Wartezeit. Peter stocherte auf seinem Teller herum und rümpfte die Nase. Carrie sah es sofort. Sie reichte ihm eine Gabel ihres Gerichts zur Probe. Er grinste, es schmeckte ihm besser. Nichts leichter als das, ruck zuck waren die Teller getauscht und alle waren zufrieden. Alles war lecker und wie immer hatte man viel zu viel zu gegessen. Mit vollem Bauch waren wir fest entschlossen, noch ein ordentliches Stück zu marschie-ren. So ein Spaziergang hilft immer.
    Wir hakten uns unter und erzählten den ganzen langen Weg, auch wenn unserer Englischkenntnisse nicht perfekt waren, hatten wir genug Gesprächsstoff. Wir bewegten uns gut gelaunt in Richtung Stadtmitte. Je dichter wir kamen, umso mehr Leute wurden es. Schon von weitem fiel uns der helle Schein auf. An einer Hauswand waren Schneeflocken aus Lichterketten angebracht, die nach klassischer Musik hellblau leuchte-ten. In der Mitte der Menge war eine Eislauffläche. Aber es gelang uns nicht, uns bis zum Rand vor zu arbei-ten, um die Schlittschuhläufer zu sehen. Der Gedanke selber zu fahren, verging uns schnell, als wir die lange Schlange sahen. Eine Menge Leute warten
    Darauf auf diese Eisfläche zu dürfen.
    Der größte Tannenbaum der Welt leuchtete mit seinen bunten Lichtern weit über alles hinaus. Ich weiß nicht wie viele tausend rote, grüne, blaue und Gelbe Lampen er hatte. Hell angestrahlt war das große Gebäude des „Rockefeller Center mit dem „Top of the Rock“, deren Spitze wir später erforschten.
    Der Rückmarsch bis zum Hotel wurde ohne Bus und Bahn immer länger. Nur langsam wurden die Nummern der Straßen wieder kleiner. Bis zum Ziel waren es noch zwanzig Blöcke. So entstand bei uns der Ausdruck für einen langen Spaziergang „ Twenty blocks go“ „Zwanzig Blöcke gehen“, der in unseren Wortschatz auf-genommen wurde.
    Glücklich erreichten wir wieder unser Zimmer. Es gab eine kleine Bescherung, denn es war immer noch Weihnachten. Jana kuschelte sich in der Mitte des Ehebetts zwischen Peter und mir ein. Carrie hatte freiwillig die klapprige Liege okkupiert. Wir wollten ihr diesen Wunsch nicht abschlagen. Schnell gingen bei mir die Lichter aus, denn zu diesem Zeitpunkt war ich bereits 44 Stunden auf den Beinen.

  2. #2
    maiby Gast

    Standard

    Ja, soll ich jetzt mehr reinstellen, oder nicht; ich machs einfach!

    2 - Breakfast in Amerika

    „Good morning“ sagte Carrie und lächelte mich an. Genau dieses „Good morning“ hatte ich so viele Male in E-Mails geschrieben. Jetzt auf einmal kam es aus meinem Mund. Etwas leise vielleicht, aber Carrie hörte es. Und neben mir räkelte sich das Janakind, als wenn es nie anders war.
    Wir zogen uns an und freuten uns auf unser erstes Frühstück in den USA. Peter hatte gelesen, dass das amerikanische „Breakfast“ nicht besonders berühmt ist. So erwarteten wir auch nicht viel. Munter flitzten wir die Treppen herunter zur Rezeption. Auf der roten Couch am Empfang sollte es den Kaffee geben. Leider war nichts zu sehen. Die zwei, die die englische Sprache konnten, bekamen schnell heraus, dass irgendwas nicht geklappt hatte. Es stellte sich heraus, dass frühestens in einer Stunde mit einem Kaffee zu rechnen war. Das behagte uns überhaupt nicht, wir trabten traurig wieder hinauf aufs Zimmer und beschlossen in ein Re-staurant in der Nähe zu gehen. Das war eine wirklich gute Idee. Dort wurden wir mit einen richtig netten bun-ten Frühstück bewirtet. Das Geschirr war leuchtend blau und orange. Es gab gebratene Speckstreifen „Ba-con“ mit Rührei und so eine Art Kartoffelpuffer mit groben Raspeln. Die großen Tassen mit Kaffee wurden immer wieder nachgefüllt. So waren wir prima gestärkt für den Tag und konnten uns den Sehenswürdigkeiten der Stadt widmen.
    Unser erstes Ziel war das „Empire State Building“. Schon am Eingang des Hauses hielten wir den Atem an. Mächtig, gewaltig! Links und rechts wehten die Flaggen der USA. Wir folgten den Pfeilen, und die Schlange wurde immer dichter, bis wir standen. Zu beiden Seiten waren große Tafeln mit Hinweisen aufgestellt. Auch in Deutsch hätte ich sie nicht gelesen und nun erst recht nicht. Es begann der Sicherheitsbereich. Alle Hand-taschen aufs Band, die Kamera in die Schale, alles raus aus den Hosentaschen zum Durchleuchten. Erst jetzt konnten wir das Ausmaß dieses Vorhabens sehen. Alle Leute standen brav in den mit Kordeln einge-zäunten Gängen. Eigentlich wusste ich nicht so genau, was da eigentlich abgehen sollte. Jana schien nicht begeistert. Auch Carrie wippte unruhig von einem Bein auf das andere. Sie hatte Schmerzen in der Hüfte und das Stehen tat ihr nicht gut. Auch Peter war sich nicht mehr sicher, denn es ging überhaupt nicht vorwärts. Wir erkundigten uns und erfuhren, dass wir sicher noch 4 Stunden stehen würden und es früh am Morgen immer ganz leer ist. Es war eine sehr sinnvolle Entscheidung, wir brachen diese Aktion ab.
    Doch noch an diesem Abend gelang es uns in 260 Meter Höhe über die Straßen von New York zu schauen. Wir schlenderten noch einmal zum „Rockefeller Center“, um nun auch ein paar Fotos zu knipsen. Am Vor-abend hatte Peter seine Kamera nicht dabei. So besichtigten wir das Gebäude „Top of the Rock“ Nachdem wir den beachtlichen Eintrittspreis gezahlt hatten, konnten wir direkt zum Fahrstuhl durchgehen. An der De-cke hatten sie eine Art Kinoleinwand geschaffen, die den echten Fahrstuhl in 3D simulierte. Wir standen wie die Heringe im Glas und so ging es hinauf in die 70. Etage. Inzwischen war es dunkel, und es wehte eine steife Brise. Es war so ein Wahnsinn. Hohe Häuser mit viel Licht und Farbe. Die Marktwirtschaft lebte dort oben richtig auf. An jeder Ecke standen Fotografen, um dich zu knipsen und dich im Anschluss ordentlich zur Kasse zu bitten.
    Am nächsten Morgen machten wir uns rechzeitig auf die Socken. Wir hatten uns gar nicht erst vorgenommen, das Frühstück im Hotel einzunehmen. Als wir am Empfang vorbei gingen, sahen wir die Vielfalt. Zwei Kisten mit jeweils zwölf verschiedenen Donats standen auf dem Tisch und der Kaffee war in einem großen Tetra-pack. Ich habe nicht rausbekommen, ob sie da heißes Wasser zugießen, oder ob sie ihn gleich kalt trinken.

  3. #3

    Standard

    danke bin schon gespannt auf den nächsten teil

  4. #4
    maiby Gast

    Standard

    Oh, bitte, gerne!
    3 - Big Apple NYC

    Die Stadt sah bei dem Wetter immer noch recht grau aus. Der erste Laden in den wir in Amerika gingen, war ein Fotoshop. Wir kauften uns zwei Regenschirme, damit wir nicht völlig durchnässten.
    Am „Empire-Gebäude“ konnten wir ohne Wartezeit in allen Gängen entlang gehen. Es gibt über 70 Fahrstüh-le. Einer von ihnen brachte uns nach oben. Dieser Turm ist 443 Meter hoch und hat 102 Etagen. Aber ganz bis oben kommt man nicht, die Plattform zum Laufen ist im 86. Stockwerk.
    Im Gebäude war ein Laden. Da gab es die „Tausend Dinge, die die Welt nicht braucht.“ Klimbim so weit das Auge reicht. Es ist erstaunlich, auf was für Waren die Industrie dieses Gebäude verewigt hat. …und alle Leu-te wie im Wahn, damit sie noch eines dieser gar so tollen Souvenirs erhaschen.
    Auch Carrie schlug zu und kaufte ein Andenken für mich. Es war ein kleiner Metallanhänger, ein Apfel mit der Silhouette von NYC. „Big Apple“, das ist der Spitzname der Stadt. Jetzt hängt er bei mir zu Hause an der Lampe über dem PC. Wenn ich ihn sehe, denke ich gerne zurück.
    Drei Millionen Touristen sollen pro Jahr dort oben herumkrabbeln. Ein großer Teil davon war sicher mit uns zusammen dort oben. Wir genossen diesen genialen Blick über die ganze Stadt. Ich kann es kaum beschrei-ben und auch Fotos sind kein Vergleich mit diesem Erlebnis. Man muss es selber sehen, selber erleben! Jetzt am hellen Tag konnte man die Häuser, Flüsse und das Meer noch viel besser erkennen. Überall stan-den Tafeln mit den Namen der Gebäude. Ganz in der Ferne sahen wir das Tor von NYC. Wir schmiedeten Pläne für den Tag.
    Auf dem Weg zum „Subway“ der U-Bahn kamen wir an einem großen Kaufhaus entlang. Unzählige Men-schen strömten hinein und heraus. Janas Augen leuchteten endlich richtig „Shoppen!“. Da es gerade wieder anfing zu regnen, willigten wir ein. „Macy“ heißt dieses Haus und es hatte satte 10 Etagen, auf jeder hatten wir den Fuß. Schon zu Hause hatte ich überlegt, was ich denn wohl brauchen würde. Peter und Jana lieben es, wenn sie mir beim Suchen helfen können, aber mir fiel nicht recht etwas ein. Ein neuer Badeanzug war absolut die einzige Idee, aber so was hatten sie nicht um diese Jahreszeit.
    Wir schlenderten an allen Sachen vorbei. Jana und Carrie „schnöserten“ die Ballkleider durch, die sie auf Janas Abschlussball tragen könnten. Zum Kauf ist es leider nicht gekommen. In der Teenagerabteilung wur-de unser Kind dann allerdings noch fündig und es klappte mit einem neuen T-Shirt und einer Hose.
    Wir betraten den U-Bahnhof. Am Automaten kauften wir Fahrkarten. Peter, Carrie und Jana hatte damit gut zu tun. Da brauchte ich mich nicht einmischen! Alle gingen durch die Schranke, nur ich nicht! Meinen Fahr-schein wollte der Automat nicht. Alles blinkte und nichts ging – Kein Durchgang! Ein Mitarbeiter des Perso-nals brüllte in sein Mikrofon und es schnarrte in Englisch. Sicher wollte er mir helfen und mir etwas erklären, aber es hatte keinen Sinn, ich verstand ihn überhaupt nicht. Zum Glück kam eine junge Frau und rettete mich, indem sie eine Tür für mich öffnete, durch die ich den anderen folgen konnte.
    Wir fuhren einige Stationen zum südlichsten Teil von Manhattan und spazierten in Richtung Meer. Es war richtig kalt geworden. Es blies ein eisiger Wind. Wir hatten Schals und Mützen weit ins Gesicht gezogen. Da tauchte sie vor uns auf die „Statue of Liberty„ Wir sahen sie von weiten. In echt! Sie war ziemlich grün, wie auch all die bunten Souvenirs, die es zu kaufen gab. In allen Formen, Größen und Farben. Einmal wollte ich jetzt auch mitkaufen wie alle „Touris“!
    Ich suchte eine ganz kleine Statue für meinen Vater aus, der sich so mit mir gefreut hat auf diese Reise. Die wollte ich ihm mitbringen, denn er war es, der dazu beigetragen hat, dass wir diese Reise überhaupt finanzie-ren konnten.
    Dann entdeckten wir die kilometerlange Schlange der Besucher, die auf die Fähre wollten, um nach Liberty Island überzusetzen. Brav standen alle in einer Reihe, ohne Hektik und ohne Gemecker. Ich denke so 7-8 Stunden hätte man einplanen müssen! Aber wir hatten alle keine Lust unsere kostbare Zeit mit dem Anste-hen zu verschwenden. So war dieses Thema für uns schnell erledigt.
    Auf dem großen Platz konnten wir jede Menge lebende Freiheitsstatuen anfassen. Junge Leute hatten tolle Kostüme an, sie waren wirklich gut zu recht gemacht und alberten mit den „Tourist“ herum. Sie hofften auf das große Geld. Darauf, dass sich jemand mit ihnen als Hintergrund fotografieren möchte. Wir knipsten sie einfach mal so, das kostet auch nichts.
    Peter brachte uns mit der Karte zum „Ground Zero“, zum Ort an dem am elften September das “World Trade Centre” die „Twin Towers“ zerstört wurden. Die Türme müssen irre hoch gewesen sein. Ein riesiger weißer Zaun, wohl gut drei Meter hoch umschloss diesen riesigen Komplex. Große Kränze mit roten Schleifen und Tafeln mit vielen Fotos waren in Abständen angebracht. Stumm und beeindruckt sahen alle in dieses große Loch und erinnerten sich an diese Katastrophe. Sie haben den Grundstein für den „Freedom Tower“ gelegt. Man spricht davon, dass New York wieder aufsteigen werde. Zum zehnten Mal in der Geschichte wird in Manhattan das größte Gebäude der Welt entstehen.
    Unsere Füße waren lahm. Peter war voller Energie. Wir drei Frauen trabten hinterher und unsere Lust wurde immer kleiner. Peter wollte die „Brooklyn Brücke“ sehen. Wir sahen sie schon aus der Ferne, aber es reichte ihm nicht. Er wollte rauf: „Bis zum ersten Tor“ bettelte er. Ich denke, jede von uns Frauen wäre gerne am Rand in einem Cafe sitzen geblieben und hätte gewartet, bis er fertig wäre. Aber es war kein Cafe da und so gingen wir mit. Wenn ich zu Hause die Fotos ansehe, ist es gut sagen zu können: „Da waren wir!“
    Wir packten unsere Koffer, schleppten sie wieder die Treppen herunter und verließen unser Hotel. Ein Taxi zu bekommen ist in dieser Stadt kein Problem. Einer stellte sich auf die Straße und hielt die Hand hoch. So-fort hielt ein Auto an. Der Taxifahrer war nicht sehr freundlich. Mit viel Mühe schaffte er es, unser ganzes Gepäck ins Auto zu verstauen. Wortlos brachte er uns zum Busbahnhof. Es gelang uns unser Gepäck auf-zugeben, damit wir die letzten Stunden in der Großstadt genießen konnten. Wir schlenderten den „Timesqa-re“ entlang. Es war alles voller Menschen, laut und es stank nach Autoabgasen. Tausende bunt blinkende Reklamen strahlten an den Hauswänden. Das große Theater-, Kino- und Amüsierviertel war etwas unge-heuer. Wir rannten mit dem Strom mit und stoppten am Hardrock Cafe. Besonders glücklich sahen wir alle nicht aus. Wir gingen hinein, nur weg von dem Krach der Straße. Es gab schwarze T-Shirts mit irrer Schrift, eine Harley als Dekoration….Carrie nutzte noch die letzte Chance ein Schnäppchen zu machen und sie fand ein Bierglas für die Sammlung.
    Die letzte Zeit verbrachten wir in der vollen Nichtraucher-Wartezone im Busbahnhof. Ein Penner, leicht ange-säuselt, hatte seinen Auftritt. Er sah mächtig schräge aus. Genüsslich öffnete er eine Dose Bier und trank sie. Alkohol in der Öffentlichkeit ist verboten! Es dauerte nicht lange, da kamen zwei Polizisten. Sie ließen sich die Papiere zeigen, sperrten so nach und nach alles ab. Ein richtiges kleines Schauspiel. Extra für uns, spannend und so verging die Wartezeit sehr schnell. Wir stiegen in den Bus, fünf Stunden Fahrt bis nach Ithaca.

  5. #5

    Standard

    danke und freu mich wieder auf die fortsetzung

  6. #6
    maiby Gast

    Standard

    ; na denn mein Leser!
    4 - Thanksgiving Essen

    „Aufwachen, wir sind gleich in Ithaca“ hörte ich es neben mir im Bus. Ich schmunzelte, denn an diesem Wort „Ithaca“ kann man einen richtigen Amerikaner entdecken. Peter konnte das typische „TH“ trotz vielen Übens nicht richtig. Die Zungenspitze muss zwischen die Zähne, dass ist schwer für uns Deutsche.
    Draußen war es schon dunkel und wir waren froh, dass Carries Mann, Barry uns abholte. Er sah aus wie „Roger Whittaker“. Auch er sprach sehr langsam, so konnten wir ihn wirklich gut verstehen. Zwischendurch kam immer ein Satz an mich:„Are you o.k.? Say, Yes!“ Ich nickte, denn es war alles O.k. Wenn er mich später anschaute, brauchte er gar nicht mehr fragen, ich sagte gleich: „Yes: O.k.!“
    Sie erklärten uns, dass Barrys Mutter schon sehr alt sei und ziemlich krank. Wir wurden gebeten kein Parfüm zu nehmen im Haus, weil sie darauf allergisch reagiert. Es war eine schöne Sache. Sie hatte ein eigenes Haus, in das sie sich zurückziehen konnte. Das zweite Haus stand das ganze Jahr leer bis Barry mit seiner Familie anrückte. Es war groß genug für uns alle und Mom konnte zu Besuch kommen, wenn es ihr gefiel. Die beiden Kinder waren froh, dass ihre Mutter wieder da war. Auch uns begrüßte sie herzlich. Mom war eine schlanke weißhaarige Frau, sie hatte eine raue Stimme und konnte das „R“ gut rollen.
    Die Einrichtung des Hauses sah schon ein wenig kahl aus. Die Wände waren leer und es wäre noch gut Platz für ein paar Bilder. Zum Glück hatte Carrie die Dekoration mitgebracht und „Ach, wie schön!“ Es war wieder Weihnachten. An den Gardinenstangen waren zusätzlich Weihnachtsgirlanden mit einer roten Schleife ange-bracht. Aus der Ecke strahlte mich ein künstlicher Weihnachtsbaum an. Er war nicht gerade der Schönste, mit seinen blauen Kugeln und den weißen Fransenketten. Wahrscheinlich hatte er so einen hohen und kah-len Stamm, damit die vielen Geschenke besser darunter stehen konnten. Auch wir holten unsere Tasche mit den Geschenken, die der Flughafen hinterher gesendet hatte. Alle packten fleißig aus. Auf beiden Seiten war wohl so Einiges dabei von den Überraschungen, von denen man sagt: „ Nicht schlecht, brauche ich aber nicht!“
    Mein gemaltes Porträt kam übrigens ganz prima an. Jetzt, wo ich die beiden Brüder gesehen hatte, war auch ich sicher, sie gut getroffen zu haben. Carrie standen fast die Tränen in den Augen und sie nahm mich fest in ihre Arme.
    Barry hatte zu Weihnachten eine teure Flasche Whisky geschenkt bekommen. Es wurde erzählt, dass sie 65$ gekostet hat. Peter wurde gefragt, ob er einen testen wolle. Er freute sich, denn das Angebot an Alkohol war auf dieser Reise wirklich sehr klein. Es klapperte in der Küche. Barry servierte das edle Getränk im Pappbecher! Typisch! Peter war ziemlich entsetzt! Hier zu Hause ist es eins der Sachen, die er am Liebsten seinen Freunden berichtet.
    Das Allerbeste an diesem kleinen Heiligen Abend war, dass alle Tierfreunde im Zimmer verteilt auf dem Tep-pich saßen. Es tobte und flitzte um uns herum. Drei kleine Kätzchen begannen gerade sich für das Spielen zu interessieren. Jana und Andrew hatten sich jeder eine schwarze Katze ausgesucht. Der dritte Kandidat war auch der Beste. Ein kleiner graumelierter Kater. Genau so ein Knäuel hatte ich auch, als ich so alt war wie Jana jetzt. Viele Jahre hat er mich begleitet. Auch das Schnurren hatte er gut im Griff. Wenn er nicht gerade spielte, saß er in meinem Arm und ließ sich verwöhnen. Barry wollte sie im Paket nach Deutschland schicken und sagte: „Germany-Cat!“. Ich grinste. Peter schimpfte sofort: „Never!“ (Nie). Eine Katze wäre das Letzte, was er sich für zu Hause wünschte.
    Später hörte ich zwei, drei laute Worte von Carrie. Die Kinder standen sofort auf und gingen ohne Worte in ihre Zimmer. Da herrscht noch Zucht und Ordnung! Voller Respekt verschwanden auch wir.
    Unser Standort war jetzt direkt unter dem Ontario See, im Gebiet der „Finger Lakes“. Auf der Landkarte kann man die Seen erkennen, sie sehen wirklich aus wie Finger. Dort herrschte ein raues Klima. Es war windig und es lag Schnee, der auch keine Anstalten machte zu tauen. Wir mummelten uns warm an, für einen großen Naturspaziergang. Der Parkwanderweg, der uns zum Wasserfall mit dem Namen „Taughan-Nock-Falls“ füh-ren sollte, schlängelte sich neben dem fließenden Wasser entlang. Ausgelassen tobten wir im Schnee und nutzten jede Gelegenheit, dem Nassen nah zu sein. Dann standen wir vor dem Wasserfall. Es war schon ganz beachtlich, auch wenn es nun nicht die „Niagara Fälle“ waren, auf die Peter sich eigentlich schon ge-freut hatte.
    Es erstaunt mich immer wieder, wo das ganze Wasser herkommt, das Tag und Nacht den Berg herunterläuft. Man fühlte den leichten Wassernebel in der Luft. Die ganze Umgebung war dick vereist, ein idyllisches Bild. Peter hielt es natürlich fest, bevor wie den Rückmarsch antraten. Mit jedem Schritt freuten wir uns mehr auf unser „Thanksgiving- Essen“. Es sollte also wirklich ein Tag werden ohne Fastfood.
    Carrie war zu Hause geblieben, um zu kochen. Sie hatte in der Küche noch jede Menge zu tun. Ich störte sie und konnte ihr gleich helfen, die Vanillesoße zu rühren. Zum Dessert sollte es Bananen-Pudding geben. In einem Tablett lag schon eine Schicht Bananenscheiben. Nun folgte Biskuit-Plätzchen und die Soße kam noch oben drauf. Es sieht zwar etwas merkwürdig aus, aber es schmeckt.
    Peter schaute zu mir und sagte erstaunt: „Du hast Spaß in der Küche!“ Wir waren schon oft mit vielen Freun-den im Urlaub, jedes Mal gab es Streit mit den Frauen. Sie genießen es alle, den Abwasch gemeinsam zu machen und zitieren den Spruch: „Viele Hände machen der Arbeit schnell ein Ende!“ Inzwischen habe ich es begriffen, dass ich anders bin: Viele Hände und ich bin mit den Nerven am Ende. Aber mit Carrie war es an-ders. Wenn ich sie ansah, wusste ich gleich, was sie als nächstes vor hat und ich konnte ihr helfen. Wir wa-ren ein wirklich gutes Team.
    Die Kartoffeln waren in ganz kleine Stücke geschnitten und lagen im Topf, wie Ananas in der Dose. Als sie gar waren, wurden sie mit einer Art Schlagring in der Hand gestampft. Da auch das Wasser nicht abgegos-sen wurde, war dieser Brei etwas durchsichtig. Von Butter und Milch keine Spur. An jeden Platz stellten wir einen großen Becher voll Leitungswasser. Carrie füllte auf und rief die anderen. „Na ja“ dachte ich etwas skeptisch, Peters Blick sah ähnlich aus. Auf meinen kleinen Frühstücksteller lagen nun ein halbes Ei, ein Löffel Stampfkartoffel, ein Löffel mit süßen Möhren und noch zwei Haufen, die nicht so genau zu definieren waren. Es wurde ein Glas mit Marmelade von Preiselbeeren herum gereicht und wärmstens empfohlen. Zwei leichenblasse, weiße Bruststücke Geflügelfleisch bildeten den Höhepunkt. Es sah aus, wie ein Stück vom Bombenhuhn. Später konnte ich in der Küche allerdings das Gerippe mit den Keulen nach oben im Topf se-hen. Es muss wohl ein Truthahn gewesen sein. Aber so lecker wie unser deutscher Entenbraten sah es nicht aus.
    Für die Autofahrt nach South Carolina wurde unser Gepäck in mehrere Müllbeutel eingewickelt und schon am Abend auf der Ladefläche des Tracks verstaut. Wir beiden Frauen erledigten die Endreinigung und hatten selbst dabei viel Spaß.
    Das Wecken war am Silvestermorgen zu um 5.00 Uhr morgens geplant. Irgendwie ist es allerdings doch 7:00 Uhr geworden. Ohne Kaffee, nur aufstehen und losfahren, so war es abgemacht. Wie ferngesteuert zog ich mich an und stieg ins Auto. Als die Tür wieder zuknallte, schlief ich selig ein.


 

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