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  1. #31
    maiby Gast

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    Freud mich, wenn Ihr Euch beim Lesen mitfreuen könnt!

    20 - Viel mehr im Meer

    Nach dem Teil des Vergnügungsparks erwartete uns jetzt ein gemütlicher Spaziergang durch einen wunder-schönen Tierpark mit Meerestieren. Das nächste Gehege auf unserem Weg, war das der Seekühe. Sie wer-den in englisch „Manaties“ genannt. Gleich vor der Anlage hatten sie zwei Buchsbäume auf die Form dieser Tiere geschnitten. Von einer Brücke aus sahen wir auf die Anlage herunter und entdeckten gleich drei dieser witzigen Gestalten. Sie trieben wie Bomben im Wasser und leuchteten mit ihrer knalligen hellblauen Farbe. Gehört hatte ich schon mal von diesen Tieren, aber sie nun life zu sehen, war Klasse. Die Pfeile und Weg-weiser lockten uns nach unten. Eine digitale Anzeige zählte rückwärts und verriet uns, dass die Tür, vor der wir standen, in 10 Minuten aufgehen sollte. Gespannt standen wir davor und warteten mit allen anderen ge-duldig. Punkt Null wurden wir hinein gebeten und in einen kreisrunden Raum geführt. Da schnell die ersten Leute auf der Auslegware Platz nahmen, taten wir es auch. Das Licht ging aus und es begann ein kleiner Film in 3 D. So umkreisten uns die dicken Seekühe in Animation und wir erfuhren, dass sie vom Aussterben bedroht sind und es von dieser Spezis nur noch 2000 Stück gibt. Durch die Glasscheibe konnten wir diese sanften Riesen bei der Fütterung beobachten. Diese sonst eher trägen Tiere liefen jetzt zur Höchstform auf. Die Kohlköpfe hatten sie schnell in ihren Vorderpfoten, um genüsslich davon abzubeißen. Das war ja so was von niedlich!
    Wir kamen auf eine große Menschentraube zu. Die Anlage der Delphine war heiß begehrt. Hier hatte man die Möglichkeit Flipper & Co anzufassen. Bis an den Rand des Beckens zukommen war kaum möglich. Alle lehn-ten sich zum Wasser und grabbelten mit den Händen im Wasser herum, um einen Delphin anzulocken. Ab und an tauchten sie aus dem Wasser auf und ließen sich streicheln. Die Haut von ihnen war voller Kratzer. Trotz der vielen Aufpasser hatten irgendwelche „Unterirdischen“ es sich nicht verkneifen können mit den Fin-gernägeln ihre Spuren zu hinterlassen. Es bestand auch die Möglichkeit, selber zu füttern: mit
    5,00 $ war man dabei. Jana beobachtete dieses Schauspiel. Sofort, wenn jemand mit einer weißen Papier-schale und den darin liegenden drei Fischen ankam, tauchten Interessenten auf. Der liebste Vater schlich natürlich sofort los und beschaffte dem Kind auch eine Portion Fisch. So konnten wir noch einmal ganz nah an die Delphine heran.
    Gleich daneben war das Delphinarium bereits geöffnet. Die Zuschauer strömten scharenweise heran, und auch wir suchten uns einen Platz. Die ersten Reihen der Sitzplätze waren noch ganz leer, denn es waren Schilder angebracht, mit dem Hinweis, dass es dort etwas nass werden könnte. Jana und ich fanden genau das richtig lustig und wir setzten uns genau deshalb dort hin. Auch Peter blieb bei uns. Wir bewunderten die farbenfrohe Bühne. Kurz darauf begann die Show. Mehrere Delphine schossen synchron in die Luft und zeig-ten hinreißende Kunststücke. Kunstspringer mit wunderschönen Kostümen sprangen aus Schwindel erre-gender Höhe ins Wasser. Mehre große bunte Papageien drehten ihre Runden über dem Publikum. Mit der musikalischen Untermalung war es ein Fest für die Augen.
    Eine junge Frau hatte jeweils einen Fuß auf einem Delphin, und sie ließ sich schieben. Das Wasser spritzte wie bei einem Motorboot. Dann tauchten sie ab, und durch die Glasscheiben am Rand des Beckens konnten wir sehen, wie sich die Delphine unter der Oberfläche wie Quirle drehten. Ich staunte immer wieder aufs Neue, was man den Delphinen so alles beibringen kann. Sicher waren dazu viele Stunden Dressur nötig.
    Ein kleiner, schwarzer, quicklebendiger Wal sorgte für ordentliche Stimmung. Er nahm mehrfach kräftig Schwung, sprang hoch und ließ sich wieder mit voller Wucht auf die Wasseroberfläche fallen. Die ersten Zu-schauerreihen, uns eingeschlossen, amüsierten sich über den Wasserspaß. Peter hatte seine Kamera schon ängstlich unter seinem T-Shirt versteckt. Aber diese Dusche brachte uns nicht um, bei diesem tollen Som-merwetter. Die Artisten und die Tiere hatten ihren langen Beifall wirklich gut verdient
    Pinguine findet man nicht nur auf der südlichen Halbkugel, sondern auch in einem tollen Areal in diesem Park. Auch hier hatten sie wieder ein riesiges Haus gebaut, mit endlosen langen Gängen und Wartehallen für viele Menschen. Man wurde direkt an der Glasscheibe auf einem Laufband vorwärts transportiert. Die unter-schiedlichsten Sorten von Pinguinen amüsierten sich munter über die Schneeflocken, die leise von der Decke rieselten.
    Danach gelangten wir in ein Tunnelsystem, wo die Fische nicht nur links und rechts an uns vorbei schwim-men, sondern direkt über unsere Köpfe hinweg! Ist schon ein toller Anblick, die dicken Haie so nah. Aber nichts gegen die Streichelaktion am Vortag!
    Endlich hatten wir den Orka Wal gefunden. Wie gebannt standen wir vor der großen Scheibe. Im blauen Wasser drehten ein kleiner und ein großer Killerwal eine Runde nach der anderen. Wir konnten uns gar nicht satt sehen. So nah, das war schon was! Oft und gerne habe ich den Film „Free Willy“ gesehen, aber, dass ich ihn einmal in echt treffe, hätte ich nicht zu träumen gewagt.
    Gleich dahinter lag auch die Showbühne und die ersten Schlangen bildeten sich bereits. Peter opferte sich und reihte sich ein. Jana und ich verschwanden im Haus gegenüber. Durch dunkle Gänge und viel künstli-chem Eis erreichten wir ein paar weitere Aquarien. Hier trafen wir Walrosse. Na, die waren ja erst mal genial. Sie schwammen frech auf dem Rücken, hatten die Vorderflossen auf dem Bauch gekreuzt. Sie steuerten immer direkt auf die Zuschauer zu, prallten voll gegen die Scheibe und drehten dann wieder ab. Es war so interessant, wir merkten gar nicht wie die Zeit verging. Als wir raus kamen, war die Schlange weg. Na toll, wir nahmen unsere Beine in die Hand. Wie gut, dass Peter uns kannte. Er stand geradezu in der Mitte, ziemlich weit vorne und wartete auf uns. Wir winkten und setzten uns schnell auf unseren Platz. Keiner sagte was, es war ja nicht mehr zu ändern.
    Das Show-Programm begann mit einem riesigen Wal, der mit einem Mann auf der Schnauze, direkt in der Mitte senkrecht aus dem Wasser kam. Es war wirklich unglaublich. Es kribbelt unter der Haut, diese Kolosse zu sehen. Da fehlen selbst mir die Worte.
    Ein Wal hatte ein Baby mit. Es war zum Piepen! Es war gerade vor Weihnachten geboren. Genau das gleiche Muster und alles dran, wie an den großen Walen. Wenn Mama die Kunststücke zeigte, schwamm das Kleine brav hinterher.
    Inzwischen hatten wir auch schon mal eine ordentliche Dusche abbekommen. Jana und ich hatten den Park-Plan schützend vor uns gehalten. Peter sah richtig nass aus, aber er lachte noch. Sie warnten per Lautspre-cher, dass nun mit etwas mehr Wasser zu rechnen sei. Peter bekam mit seiner Kamera Angst, er verzog sich in den oberen Teil des Zuschauerbereichs. Viele hatten bereits Regenumhänge an. Diese „blauen Müllsäcke“ gab es natürlich hier zu kaufen. Immer wieder sagten sie es durch, bis auch wir beiden Frauen Bedenken bekamen und flüchteten. Der Weg bis zum Auto war doch ein ganzes Ende.
    Dann kam der größte Killerwal herein. Er schaufelte mit seiner großen Schwanzflosse das Wasser auf die Reihen, dass es nur platschte. Da blieb keiner trocken. Dann schlidderte der Riese auf die Plattform und war-tete auf seine Belohnung. Es gab Fisch und zwar einen ordentlichen. Er hatte wohl gut einen halben Meter Länge. Er schnappte ihn und verschwand wieder. Diese Eindrücke reichten und wir traten den Rückmarsch zum Auto an. Gut, dass wir all unsere Sachen dabei hatten. Peter versteckte sich zwischen den Autoreihen, um sich erst einmal komplett umzuziehen.

  2. #32
    maiby Gast

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    21 - Flugzeugträger USS Yorktown

    Langsam begann es dunkel zu werden und wir saßen immer noch im Auto. Peter fuhr schon seit zehn Stun-den, so schnell er durfte. Wir rollten und rollten. Uns war klar, dass die Kilometer, die wir an diesem Tag schafften, uns am nächsten erspart blieben. Auf der Karte entdeckten wir eine kleine Abkürzung. Dankbar über diese Abwechslung verließen wir die eintönige Autobahn. So hatten wir nun gut zu tun, auf den richtigen Weg zu achteten. Wenn wir ein schönes Hotel gesehen hätten, wären wir wohl auch eingekehrt. Aber es war weit und breit nichts dieser Art zu finden.
    Am Stadtrand von Charlestons leuchteten uns die ersten Lichtreklamen mehrerer Hotels an. So landeten wir im „Best Western Hotel“. Gleich an der Rezeption erfuhren wir, dass in der Nähe keine Gaststätten zu erwar-ten sind. Nur ein Imbiss gegenüber hatte noch geöffnet. Mächtig hungrig saßen wir wenige Minuten später am Tresen und was gab es? Richtig! Wieder mal einen Burger. So langsam konnten wir sie nicht mehr se-hen, aber es war nichts anderes zu bekommen.
    Als wir wieder ins Hotel kamen, entdeckte Jana in der Empfangshalle einen PC. Sie war selig, ihre Freunde im Internet zu sprechen. Wir hörten im Hintergrund Musik und folgten den Klängen. Ein Mann spielte, in einer kleinen Bar, auf der Gitarre Life Musik und sang dazu. Viele bekannte Titel hatte er drauf, sogar Nil Young, der mich immer an meine Jugendzeit erinnert. Wir setzen uns an den Tresen und bestellten Bier. Es dauerte nicht lange da kamen wir mit den Leuten ins Gespräch. Peter natürlich mehr als ich. Mit Händen und Füßen gelang es mir inzwischen, mich auch ein wenig verständlich zu machen. Als Jana sich dann auch noch zu uns gesellte waren wir eine lustige Runde.
    Am Vormittag freute Peter sich schon riesig auf sein Ziel, an diesem Tag sollte er auf seine Kosten kommen. Zielsicher steuerte er die USS Yorktown, einem US-amerikanischen Flugzeugträger, in Charleston an. An der Kasse dieses Denkmals fragte er uns „Wollt Ihr mit?“ Wir beiden Frauen schauten uns an. So war die Frage ja nicht gemeint. So richtig „wollen“ konnte man das nicht nennen. Aber wir begleiteten den Mann und Vater natürlich gerne auf seinem sicher lehrreichen Pfad. Peter strahlte. Mit den Eintrittskarten erhielt er auch einen Zettel für den Gang an Bord. Während wir gemeinsam die endlos lange Brücke entlang liefen, versorgte er uns mit den wichtigsten Informationen. Wir erfuhren, dass dieses riesige Schiff 250 Meter lang und knapp 30 Meter hoch ist. Wir standen davor und konnten schon ordentlich an den grauen Stahlwänden hinauf schauen. Es wurde auch „The Fightig Lady“ genannt und fuhr Einsätze während des Zweiten Weltkriegs im Pazifik und im Korea- und Vietnamkrieg.
    Zuerst erklommen wir eine große Eisentreppe, um auf die Höhe des Eingangs zu kommen. Eine große Halle mit Flugzeugen und jeder Menge Technik lag vor uns. Ein roter Farbstreifen auf dem Fußboden markierte unseren Weg direkt zu einem kleinen Modell der Yorktown. Ein Kapitän in toller Galauniform steuerte direkt auf uns zu und startete sein Begrüßungsprogramm. Während er wild mit den Fingern „umherfuchtelte“ redete er wie aufgezogen. Es war englisch, aber ich verstand genug! Hier gab es sehr viel zu sehen: „ Tour 1, Tour 2, ….Tour 8!“ Wir standen da wie angenagelt. Er sabbelte und sabbelte. Jana und ich hatten schon arge Zweifel an unsere Entscheidung mitzugehen. Dann holte er Luft und er wurde in seinem Konzept gestoppt. Peter rettete uns und sagte, dass wir nicht viel Zeit hätten und wir nur einmal nach oben auf die Brücke woll-ten. Super, wir waren einverstanden und starteten zum Aufstieg. Der Weg führte an vielen Kojen, Waschräu-men, Kombüsen, einem Zahnarzt und anderen Krankenstationen entlang. Es war an Bord wie in einer kleiner Stadt, denn über 3400 Mann Besatzung konnten mitfahren.
    Jana ließ sich vor den alten restaurierten Flugzeugen fotografieren. In Kampfzeiten hatten an Deck bis zu 80 Modelle Platz gefunden. Witzig war, wie sie diese Flieger zusammenfalten konnten, damit viele auf kleinsten Raum stehen konnten. Die Brücke war ganz schön weit oben. Wir drehten am Steuerrad des Kapitäns und konnten auf dessen Stuhl sitzen. Es war einen genialer Blick über die Stadt Charleston. Aber wir waren nicht besonders traurig, dass keine Zeit mehr war, sie zu besichtigen.
    Ein Flugsimulator, wie man ihn vom Rummel kennt, wartete auf Interessenten. Sonst steht ja meist eine lange Schlange davor. Jana wollte schon lange mal dort hinein. So stiegen wir alle ein. Sie schüttelten uns ein we-nig durch und zeigten uns einen kleinen Flieger-Film. Na ja, das haben wir schon besser gesehen, aber kann man mitnehmen.
    Der Rundgang war beendet und wir waren wieder draußen. Leider blieben uns viele der außerordentlichen Andenken und der den Opfern gewidmeten Ausstellung- und Erinnerungsstücke erspart.
    Vor uns im Wasser lag ein schwarzes U-Boot. Das hat mich auch interessiert. Im Film sieht man ja immer, wie eng es dort ist. Es war auch wirklich so. Das wäre wirklich nichts für mich, da länger mitzufahren. Wir stiegen die Leitertreppe herunter. Links und rechts hingen die Torpedos, jede Menge Strippen und Kabel. Die Betten der Passagiere, gleich drei übereinander im winzigen Raum. Einmal gingen wir das ganze Boot ent-lang. Wir waren froh, wieder an der anderen Seite frische Luft zu schnappen.

  3. #33
    maiby Gast

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    22 - Zu Hause in Amerika

    Wieder ging es zurück ins Auto, es nützte nichts. Bei der nächsten Gelegenheit besorgten wir uns frischen Kaffee, für jeden gleich einen riesigen Becher. So schafften wir zügig einen Kilometer nach dem anderen. Jana versank sofort in den Tiefschlaf. Sie hatte inzwischen ein wenig mit einer Erkältung zu tun, Kopfschmer-zen nervten sie und die Nase lief. Aber auch das sollte wohl genau so sein! Denn Barry hatte in der Schule angerufen und sie dort krank gemeldet. Diese Entschuldigung wurde Jana später ohne alle Zweifelt abge-kauft.
    Gleich am Stadtrande von Lanchester stoppten wir, um noch ein kleines Geburtstagsgeschenk für Carrie zu besorgen. Eines unserer tollen Familienfotos aus dem Park wollten wir mit einem Bilderrahmen versehen. Eigentlich ist es ja mein Aufgabengebiet, aber ich hatte drei Gründe, mich im Auto zurückzulehnen. Ich hatte Urlaub; es sollte Janas Geschenk werden; Peter hatte den Geldbeutel. So ließ ich die beiden laufen. Wenige Minuten später bewunderte ich Janas guten Geschmack.
    Auch Peters Geburtstag stand kurz bevor. Er ist am selben Tag, wie Carries. Als wir unsere Reise planten, sagten wir Jana, sie möge es nicht verraten. Es sollte sich dadurch keiner verpflichtet fühlen. Aber irgendwie ist es doch herausgekommen. Ich war froh, dass ich mich nicht auf die Suche nach irgendwelchen sinnvollen Geschenken machen musste. Dieses Thema haben wir schon seit Jahren beendet. Wenn einer von uns Wünsche hat, beraten wir uns im ganzen Jahr. Im Rahmen unserer Möglichkeiten erfüllen wir sie uns.
    Wir bogen in die Einfahrt der Fords und es war schon ein wenig ein „Zuhause-Gefühl“. Barry war mit Außen-arbeiten beschäftigt. Mit einer Maschine pustete er die Blätter von den Wegen. Stolz zeigte er auf seinen großen Wohnwagen. Peter schmunzelte. Auf der Ladefläche des weißen Trucks wird dieses riesige Teil ein-gehängt. Barry sagte, wir sollten wiederkommen und mit diesem Gespann durch Amerika ziehen. „Oh, Oh“ sagte Peter skeptisch. Solche Fahrkünste traute er sich noch nicht zu. Barry erzählte, dass sie die Camping-plätze extra so eingerichtet haben, dass man vorwärts herein und auch wieder herausfahren kann. Wenn wir hier zu Hause davon erzählen sind alle begeistert und der Gedanke reift in Peter.
    Ich freute mich und begrüßte alle Tiere. Es schien, als wenn die kleinen Katzen selbst in dieser einen Woche gewachsen wären. Die kleinen Hündchen hatten ein Gelände vor dem Haus bekommen und jeder hatte eine Leine zum Ausführen.
    Nachdem ich ein paar wertvolle Tipps erhielt, gelang es mir auch ein paar brauchbare große Regenwürmer auszugraben. Ich startete meinen dritten und letzten Kampfangriff auf die Fische im Teich. Um mich dieses Mal voll auf meine Aufgabe zu konzentrieren, verzichtete ich sogar auf den Hund. Ich startete zum Steg. Das Dickicht schien mir jetzt
    noch dichter als vorher. Ich kämpfte mich durch die Brombeerbüsche. Ich biss die Zähne zusammen, doch einige Stacheln erwischten mich auf den nackten Armen. Schon etwas von der Natur gezeichnet, verhakte sich die Sehne der Angel in den Zweigen. Beim Versuch sie zu entwirren, kippten die Regenwürmer auf den Boden. Eigentlich hätte ich
    auch gleich wieder zurückgehen können. Trotzdem versuchte ich es und warf die Angel später doch noch ins Wasser. Ich hatte auch an diesem Tag kein Glück. So sollten die Fische die Chance haben, noch ein wenig zu wachsen in ihrer dicken, dreckigen Brühe!
    Ich kehrte zum Haus zurück und ließ mich im warmen Poolwasser treiben. Ich schaltete mir die Blubberbla-sen an und sie massierten mir den Nacken.
    Peter wollte gerne mal ein Basketballspiel life sehen. In Charlotte, ungefähr 40 Kilometer von Lanchester entfernt, gab es die „Charlotte Arena“. Dort haben 18500 Zuschauern Platz. Barry fand heraus, wann die Mannschaft der „Charlotte Bobcats“ dort ihr nächstes Heimspiel hatte. Über das Internet bestellte er vier Kar-ten. Wenn Peter etwas Genaueres wissen wollte, grinste er nur. Keiner wusste so genau, was die Karten kosten werden und für wen sie sind.
    Jana fand diese Idee gut und sie wollte gerne mit. Ich war mir nicht sicher, auf diese Aktion konnte ich schon aus Preisgründen locker verzichten. Ich ließ es auf mich zukommen. Freitagvormittag teilten uns Carrie und Barry mit, dass sie zu einem Treffen eingeladen waren. Sie planten im nächsten Jahr die Aufnahme einer Gastschülerin aus China. Carries Firma hatte eine Zweigstelle in diesem Land, und sie hoffte auf diese Wei-se etwas über das Land zu erfahren und die Sprache zu lernen. So wollten sie, mit dem kleinen Chase schon am Freitag in Richtung Süden aufbrechen und sich ein Hotelzimmer nehmen, damit sie am Morgen pünktlich zur Veranstaltung kommen. Auch Andrew meldete sich zu Hause ab. Er wollte bei seinem Freund übernach-ten.
    So waren wir Wendigs unter uns. Vier Karten für das Basketballspiel waren bestellt. Ich freute mich schon auf meinen entspannten Abend alleine mit den Tieren. Doch die Tatsache, dass ich alleine sein würde, bewirkte, dass Jana und Peter ein energisches Überredungsprogramm starteten. Als ich dann noch erwähnte, dass ich wegen des Eintrittspreises verzichten würde, hatte ich ganz verspielt.
    So zogen wir zu dritt los. Je dichter wir an die große Stadt kamen, um so mehr Autos waren auf der Straße. Jetzt waren die Autofahrer auch nicht mehr so brav. Wie in Deutschland rasten sie vorbei, hupten und ver-breiteten Stress. Es war dunkel und die Zeit saß uns im Nacken. Wir hatten einen Stadtplan und eigentlich fanden wir das Stadion relativ problemlos. Gleich daneben war auch ein Parkplatz. Ein junger Mann mit einer Warnweste hielt die Hand auf, für eine Gebühr und winkte uns herein. Peter war begeistert, wie gut es klapp-te. Er verschloss sein Auto und legte seinen Gute-Laune-Kippschalter auf Spaß. Wir harkten uns ein und folgten dem Besucherstrom zur Sportstätte.
    Überall die totale Kontrolle. Alle zehn Meter stand ein Polizist und dazwischen noch irgendwelche Angestellte, die ständig bereit waren, Fragen zu beantworten oder den Weg zu weisen. Wir kamen zur Kasse. Keine lange Schlange. Es waren gleich ungefähr fünfzehn Schalter. Man wurde genau da hingeschickt, wo keine Leute standen. Perfekte Organisation. Wir schoben unser Kind direkt an die Basis, und sie gab sich mit der Dame hinter dem Glas ordentlich „die Kante“. Trotz alledem waren keine Karten für uns bestellt. Auch wenn, wäre es schwierig geworden, denn nur Barry hätte sie abholen können. Aber es war ja kein Problem, denn es gab noch genügend Eintrittskarten. Peter griff in seine Geldtasche und bezahlte sie.

  4. #34
    maiby Gast

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    23 - Basketball der Bobcats

    Ich weiß, dass Dirk Nowitzki ein außergewöhnlich talentierter deutscher Basketballspieler ist und dass die Bälle zum Punkt in den Korb müssen. Aber das ist allerdings auch schon alles an Kenntnissen über diese Spielart.
    Wir schauten auf unsere Eintrittskarten und suchten den richtigen Eingang. Alles war sehr gut ausgeschildert. Schnell fanden wir unseren Sitzplatz. Ziemlich weit oben in den Zuschauerreihen, ein ordentliches Stück vom Spielfeld entfernt. Es war nicht sehr voll. Das Publikum war gemischt, der größte Teil war dunkelhäutig. Man hatte genug zu beobachten. Es war ordentlich Aktion. Laufend kamen neue Leute die Treppe herauf, zwi-schendurch mussten wir aufstehen, weil Fans in unsere Reihe wollten. Auf der anderen Seite gab es bei ei-ner Familie Pommes frites, hinter uns alberten ein paar Teenager. Wirklich genug zu beobachten. Peter er-klärte uns, dass eine Spielzeit des Basketballs vier Abschnitte mit jeweils zwölf Minuten umfasst. Ich war etwas skeptisch und rechnete mit einer Stunde Dauer.
    Es ging los, Licht aus: Das Spielfeld leuchtete rot. Im grellen weißen Scheinwerferkegel marschierten sechs Soldaten ein. Sie hatten tolle Paradeuniformen an, wie ich es eigentlich nur aus dem Märchen „Das Feuer-zeug“, kenne. Ausdrucksstark rissen sie bei jedem Schritt die Beine hoch in die Luft. Ein schwarzer Sänger wurde eskortiert. Er trat nach vorne und stimmte die Nationalhymne an. Alle Leute im Stadion standen auf. Ehrwürdig schauten sie auf die Bildschirme, die aus der Mitte von allen Himmelsrichtungen zu sehen waren. Bei der Größe blieben keine Schweißperlen unentdeckt.
    Im Anschluss erschien eine Gruppe Artisten in glitzernden Kostümen. Sie spielten mit einer großen Flamme und das Licht wechselte in die verschiedensten Farben. Mit den Scheinwerfern konnten sie allerhand Effekte erzielen. Fontänen und Feuerwerkskörper beendeten die Show. Das haben die Amis schon drauf!
    Jetzt liefen die Spieler unter schallendem Beifall ein. Unter dem hellen Licht sah nun auch das Parkett der Spielfläche aus, wie in einer normalen Sporthalle. Der Schiedsrichter pfiff an. Es ist ein schnelles Spiel! Zack, zack war der Ball einige Male im Korb gelandet. Allerdings wesentlich öfter bei den Gegnern, als bei der Heimmannschaft. Der Punktestand auf der Leuchttafel verriet es uns deutlich. Doch bereits nach 3 Minuten wurde wieder abgepfiffen. Wir staunten: Auszeit. Schon liefen die ersten Schierlider ein. Hübsche Mädels mit kurzen Röckchen wackelten mit den Hüften und führten ihre Tänzchen vor. Die Schiedsrichter hatten zu tun, sie zum Gehen zu überzeugen.
    Weiter ging es mit dem Sport. Die „Bobcats“ waren einfach nur schwach. Die Fans neben uns schimpften und waren echt sauer. Die nächste Unterbrechung ließ nicht lange auf sich warten. Planmäßig waren diesmal Artisten, die sich alle der Höhe nach aufeinander aufbauten. Nach insgesamt vier Unterbrechungen, der ersten 12 Minuten der Spielzeit war jetzt eine längere Pause. Es war wirklich lustig. Ich bereute es nicht, dass ich mich überreden lassen hatte. So hatte ich es mir nicht vorgestellt.
    Sie spielten „Happy birthday“ Musik Das Maskottchen, ein Mensch im Kostüm des Rotfuchses, trug eine di-cke Geburtstagstorte herein. Begleitet von noch ein paar Clowns schlenderten sie am Spielfeldrand entlang, auf die gegenüberliegende Zuschauerreihen zu. Alle verfolgten es interessiert. Eine Gruppe Jugendlicher winkte. „Ach ja“ überlegten wir, dass ist eine witzige Idee, so jemanden zu grüßen. Aber denkste, da drehten sie ab, steuerten direkt auf einen Fan der Gegner zu und klatschten ihm die Torte voll ins Gesicht. Der Typ war bedient, er sah aus wie ein begossener Pudel. Die Leute im Stadion lachten.
    Die Mannschaft, für die wir klatschten, bekleckerte sich nicht mit Ruhm. Mit Mühe und Not schafften sie es jedoch auf einen Gleichstand heran zu kommen. Es ist aber ein amerikanisches Basketball-Team der Profi-Liga NBA.
    Viel interessanter waren aber die Unterbrechungen und da gab es wirklich genug von. Sie schmissen Fan T-Shirts in die Zuschauerreihen. Dafür hatten sie richtige Kanonen gebaut, damit auch die Fans in den oberen Bereichen Chancen hatten. Es wurde eine Wettfahrt für Kinder auf Minimotorrädern organisiert. Den Rotfuchs der Bobcats gab es auch als riesiges aufblasbares Tier. Ferngesteuert kreiste er über den Zuschauern und verteilte irgendwelche Gewinnzettelchen, um die sich alle mächtig rissen.
    Zum Schluss wurde das Spiel richtig spannend. Aber der Gegner hatte den längeren Atem und gewann mit einem Punkt.
    Als sich alle gleichzeitig von ihren Plätzen erhoben, befürchteten wir das große Chaos. Aber nichts derglei-chen. Es ging zügig vorwärts. Überall standen die Mitarbeiter des Stadions, bedankten sich für das Kommen und zeigten auf die Ausgänge. Selbst auf der Rolltreppe standen alle brav und warteten bis sie wieder einen Fuß vor den nächsten setzen konnten. Draußen war es dunkel. Wir gingen zum Auto und reihten uns in der Ausfahrt ein. Jana hatte die Karte in der Hand. Viel hat es auch nicht genützt, es war richtig voll, und wir fuh-ren mit Sicherheit im Kreis. Peter hatte Hunger und damit waren alle Vorraussetzungen für einen ordentlichen Familienkrach erfüllt. Ich schlug vor zu Hause zu kochen, wir fanden die richtige Ausfahrt und so konnten wir eine größere Katastrophe abwenden. Peter hielt an einer Tankstelle. Er besorgte sich etwas Bier für unseren Abend allein zu Hause. Jana griff nach Nervennahrung. Sie schob sich ein paar Schokoriegel rein.
    Um 11:30 Uhr waren wir zu Hause. Ich steuerte gleich in die Küche und schälte zügig meine Kartoffeln. Ir-gendwie sind sie dort nicht wie bei uns. Total hart, dazu kam, dass sie keine ordentlichen Messer dafür besa-ßen. Die Klopse hatte ich schon vorher gebraten und im Tiefkühlschrank versteckt. Ich taute sie in der Mikro-welle auf und brutzelte sie in der Pfanne knusprig braun. Das ging hier manchmal schneller als gewollt, denn zum Braten hatten sie nur Butter. Dazu gab es grüne Bohnen aus der Dose mit schöner dicker, weißer Soße. Jana half beim Aufdecken, und genau um 0:00 Uhr konnten wir Peter sein Geburtstagsständchen singen.

  5. #35

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    Liebe Maiby,

    ich lese sehr gern deine Geschichten. Du kannst so richtig anschaulich erzählen.
    Die Zwischeneinlagen waren wohl schöner und interessanter als das ganze Spiel.
    Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

  6. #36
    maiby Gast

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    Danke; dann werd ich mal noch einen Teil reinsetzen.

    24 - Carries und Peters Geburtstag

    Morgens hörte ich die kleinen Kätzchen und die Hündchen wimmern. Zur Nacht wurden sie immer in eine Box gesperrt, damit sie nichts anstellen. Carrie ist immer früh auf den Beinen und versorgt sie dann. Heute war sie aber nicht da. Jana schlief fest. Auch wenn sie dichter daran lag, schien es sie nicht zu interessieren. Peter schnarchte noch neben mir. Bevor er von den Tieren geweckt wird, die dann noch weiter in seiner Gunst sinken würden, stand ich auf. Ich ließ die Kätzchen laufen und goss ihnen frische Milch in ihr Schäl-chen. Die Hündchen brachte ich in ihr Gelände nach draußen. Genüsslich schlüpfte ich noch eine Weile unter meine Bettdecke.
    Gegen 10:00 Uhr standen wir alle auf und setzten uns gemeinsam an den Frühstückstisch. Wir ließen unse-ren letzten Urlaubstag ganz entspannt angehen. Peter kramte alleine in unserem Zimmer herum und packte mit akkurater Genauigkeit seinen Koffer. Er ist da ganz eigen. Ich machte einen großen Bogen um ihn.
    Meine kleine Tagesaufgabe war Mittag zu kochen. Es stellte aber keine größere Herausforderung da. Ir-gendwie ergriff Peter nach dem Essen wieder eine unheimliche Schwäche und das erste Mal in diesem Ur-laub legte er sich zum Mittagsschlaf ins Bett. Ob die Lieben aus Deutschland das wohl ahnten? Auf alle Fälle klingelte sein Handy. Die große Schwester, die hier in Deutschland nie in der Mittagsruhe gestört werden möchte, wollte ihm an seinem Ehrentag gratulieren.
    Aufgescheucht lief mein Mann umher. Er wusste nicht recht etwas mit sich anzufangen. Mein Vorschlag, et-was Kuchen zu besorgen, gefiel ihm schnell. Ich bat ihn auch nach einem Strauß Blumen für Carrie zu schau-en. Aber Blumen waren uns auf der ganzen Fahrt nicht begegnet. In keiner Gaststätte stand eine Vase. Wir haben keine Blumengeschäfte entdeckt und auch an der Tankstelle oder in der Kaufhalle sind sie nicht im Sortiment. Mit so etwas Vergänglichem beschäftigen sie sich nicht. So schwirrten Peter und Jana ab.
    Ich machte es mir in der Stube mit den Kätzchen auf der Couch bequem. Das Telefon klingelte. Pech; es war keiner da, außer mir. So musste ich ran. Voll konzentriert sprach ich ein englisches Wort nach dem anderen. Wie gut es doch geht, wenn man sich bloß traut. Das erste Mal war es Janas Freundin. Mir gelang es prima, mich ordentlich vorzustellen. Ich verstand, was sie wollte und konnte eine ordentliche Auskunft geben. Im Anschluss sprach ich mit Barrys Kollegen. Auch hier gab es nichts zu meckern. Alles klappte perfekt. Ich kam mir vor wie in der Zentrale. Beim dritten Klingeln meldete sich Carrie. Sie lachte, weil ich am Telefon war; sie warnte uns, dass sie gleich alle zu Hause ankommen.
    Nun klingelte es auch noch an der Tür und Janas Kumpel kam. Ihm durfte ich meine sämtlichen Englisch-kenntnisse vorführen. Es reichte vom „Nice to meet you“ bis zum Angebot einer Tasse Kaffee. Ich war richtig stolz auf mich. Aber als Jana kam, war ich doch froh, denn langsam ging mir der Gesprächsstoff aus. Jana funkelte mit ihren Augen und verschwand mit dem Jüngling.
    Wir deckten den Kaffeetisch und wenig später kamen Carrie, Barry und Chase. „Happy birthday, Carrie“ ich drückte sie und gab ihr unser kleines Geschenk. Wir hatten einem Frosch aus Glas, eine Tiffaniarbeit, gefun-den. Sie freute sich sehr, denn Frösche sind ihre Lieblinge. Auch Peter bekam noch etwas. Einen Schlüssel-anhänger, der piepen sollte. Aber er tat es nicht mehr! Wir tranken gemütlich Kaffee und unterhielten uns.
    An unserem letzten Abend schlug Peter vor, gemeinsam Essen zu gehen. Er hatte gleich klargestellt, dass er die Rechnung übernehmen möchte. Sie zuckten kurz, aber willigten doch ein. Schließlich haben sie uns auch die ganze Zeit ihr Auto zur Verfügung gestellt und überhaupt, dass Jana bei ihnen leben kann, ist ja beacht-lich. Sie haben nicht viel Kohle, sehr wenig Platz und eigentlich auch genug Arbeit mit der eigenen Familie und dem Hof. Unsere Dankbarkeit wollten wir sie gerne noch ein Mal spüren lassen.
    So trudelte zum Abend Andrew wieder ein. Jana kam mit zwei ihrer Freundinnen. Sie wollten uns kennen lernen. Die Teenager wollten am Liebsten zum Essen zusammenbleiben. Aber wir hielten es für keine gute Idee, denn dieser letzte Abend sollte in der Familienrunde ausklingen. So verabschiedeten wir sie und wir stiegen ins Auto. Barry hatte die Gaststätte „Appelbees“ ausgewählt. Wir hofften natürlich, wenigstens einmal eine Gaststätte zu finden, in diesem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, in der es nicht nur Burger, Frites, Pizzas, Tachos und Co gibt. Wir kamen an, und vor der Tür standen bereits eine ganze Menge Leute, die darauf warteten einen Platz zu bekommen. Carrie kämpfte sich nach vorne und meldete uns an. So gedulde-ten wir uns gerne ein paar Minuten, denn was so begehrt ist, wird ja auch gut sein. Wenig später hatten sie einen großen runden Tisch für uns, alles sah sehr sauber und gemütlich aus. Auf der Speisekarte waren so-gar ein paar kalorienreduzierte Menüs. So waren bei den Gerichten von Weight Watchers sogar die „Punkte“ angegeben. Bei der Wahl ließen wir uns wieder beraten und als die riesigen Portionen kamen,
    waren wir sehr erfreut. Mit dicken Backen waren wir alle super voll. Alle Gerichte waren sehr gut und preis-wert.
    Der kleine Chase war so müde, denn es war schon etwas später am Abend. Er ließ mächtig die Ohren hän-gen, seine Augen fielen zu und zwischendurch musste er seinen Kopf auf den Tisch legen. So was kennen wir nicht von Jana. Sie war immer dankbar, wenn sie nicht ins Bett musste.
    Der Kellner hatte mitbekommen, dass Peter Geburtstag hat. Er brachte ihm einen dicken Eisbecher mit bun-ten Fähnchen. Geschickt und großzügig reichte er diese Kalorienbombe zum Geburtstagskind Carrie her-über. Wir konnten es gerade noch abwürgen, dass der Kellner noch einen weiteren Eisbecher brachte. Auch kein anderer war in der Lage nach diesem ausgiebigen Essen, diesen Nachtisch zu vertilgen. So begann Carrie die Portion zu verteilen. Sie fütterte jeden in unserer Runde mit einem vollen Teelöffel. Alle schlemm-ten gemeinsam.
    Peter und ich mögen diese unkomplizierte Familie. Besonders froh war ich, dass es auch dort noch Men-schen gibt, die nicht an ihrer Pingeligkeit ersticken. Sie können noch von einem fremden Löffel essen oder mal aus einem benutzen Glas trinken, ohne auch nur einen Gedanken an Ekel oder an Angst vor Bazillen zu verschwenden. Sicher war es richtig, Jana auch an diese einfachen Dinge im Leben heranzuführen. Auch sie öffnete ohne zu zucken den Mund und probierte.
    Es ist leicht all den Wohlstand zu nutzen, aber sollte man nicht ab und an bereit sein, kleine Abstriche zu ertragen? Manchmal jedoch frage ich mich, ob all die „feinen Leute“ überhaupt noch überleben könnten, ohne diesen Luxus. Peter beruhigt mich dann immer und beantwortet mir gerne diese Frage: „Das müssen sie auch nicht!“
    Ob wohl wirklich all das Glück dieser Welt an einer heißen Dusche am Tag, an einer sterilen Wohnung und tollen Klamotten hängt? Ich bin stolz, dass ich meine Stulle auch ohne Teller auf einem Baumstumpf schmie-re kann. Auch weiterhin werde ich voller Genuss in einen ungewaschenen Apfel beißen!

  7. #37
    maiby Gast

    Standard

    25 – Auf Wiedersehen South Carolina

    Wir ließen den Abend auf der Couch ausklingen. Alle unsere Sachen waren gepackt. Es war ein komisches Gefühl. Jeder war mit anderen Gedanken beschäftigt. So richtig konnte man sich nicht mehr unterhalten.
    Wir überlegten, wann wir morgens aufstehen müssen, damit wir rechtzeitig am Flughafen sind. Barry wollte uns fahren und Jana sagte, dass sie uns begleite. Ihren Tagesplan für diesen Sonntag hatte sie schon fertig. Sie wollte sich mit Freunden treffen. Wir waren sehr froh, dass sie keine Abschiedssorgen plagten. Es wäre auch kein gutes Ende gewesen für unseren Urlaub. Sicher hätten wir uns Vorwürfe gemacht.
    Carrie war sehr müde. Ihre Augen fielen laufend zu. Sie stand auf, um sich von uns zu verabschieden, nahm mich in den Arm und ich drückte sie ganz fest. Auch wenn es niemand gesehen hat, fühlte ich, wie langsam eine Träne an meiner Wange herunterrollte. Ich wischte sie ab und ahnte, was Carry denkt! Ich war ein biss-chen traurig, doch die Frage, ob wir uns wieder sehen, stellte ich nicht. Die Zeit wird sie beantworten.
    Morgens standen wir um 7:00 Uhr auf. Barry und Jana brachten uns zum Flughafen. Das Auto hielt an und wir luden die Koffer und Taschen aus. Wir drückten uns - ein kurzer Abschied! Unsere Wege trennten sich. Wir wünschten Jana noch viel Spaß für ihre letzten fünf Monate. Wir hatten ein gutes Gefühl, weil wir nun wussten, dass sie in guten Händen ist. Peter klopfte Barry kameradschaftlich auf die Schulter und ich fiel ihm zum Abschied um den Hals. Ein Pfundskerl – er verschwand mit Jana im Truck.
    Peter steuerte zielstrebig auf die Anzeigetafel zu. Ich unterstützte ihn so gut ich es konnte. So gelang es uns schnell, die richtige Schlange zu finden, zum „Check in“. Es war nicht ganz leer, aber wir hatten alle Zeit der Welt. Als wir unser schweres Gepäck los waren, setzten wir uns zum kleinen Picknick auf eine der zahlrei-chen Bänke. Es standen leckere gekochte Eier, frische Äpfel und Bananen zur Auswahl. Mit einer guten Ver-pflegung kann man die längsten Wartezeiten ertragen. Danach steuerten wir den Transitbereich an. Neben vielen Duty Free Shops gab es hier auch noch einen großen Bereich mit Cafes, Gaststätten und Imbissbu-den. Peter setzte sich an einen der freien Tische. Er drückte mir Geld in die Hand, ich konnte es nicht ableh-nen. Das erste Mal auf unserer Reise hatte ich einen Dollarschein in der Hand. Ich schlenderte an den ver-schiedenen Lebensmitteln vorbei, gesättigt eigentlich von allem. Bei Mc Donald hatten sie schöne große Bil-der mit Nummern. Genau das Richtige für mich. Es war leicht. Ich bestellte; sagte die Zahl und „ Two caffee with creme, please“. Ich bekam zwei Kaffee mit Kaffeesahne und einen Burger mit Ei in der Mitte und einen Haufen Klappergeld. Zugegeben, ich war nicht die Schnellste. Peter wollte schon eine Suchmeldung aufge-ben. Wir schlürften unseren Kaffee aus. Wenig später konnten wir im ersten Flugzeug einsteigen. Es war nicht sehr groß, aber es startete pünktlich. Wir überflogen die Freiheitsstatue und landeten um 12:00 Uhr in NYC am LGA-Airport. Unser nächster Abflug war erst für 18:00 Uhr, allerdings am anderen Ende der Stadt. Peter hatte im Internet extra darauf geachtet, dass genügend Zeit zwischen den Verbindungen liegt. Wir suchten den Charterbus und nutzten den Transfer zum Flughafen JFK. Alle halbe Stunde startete eine Tour, und so brauchten wir nicht lange zu warten. Im Bus blieben wir gleich ganz vorne sitzen. Diese kleine Stadt-rundfahrt durch New York wollten wir noch einmal genießen. Der Fahrer war ein richtig gesprächiger Italiener. Er fachsimpelte mit Peter über den internationalen Fußball. Er kannte sogar unsere grauhaarige Labertasche „Franz Beckenbauer“.
    Diese Flughäfen sind wirklich riesig. Irgendwie ist man immer am falschen Ende und kann diese langen Flure entlanglaufen. Ob man richtig ist, ist allerdings die zweite Frage. Wir fanden auch hier die richtige Schlange und kamen durch den Zoll. Jetzt wollte Peter eine Kleinigkeit essen. Wie gut, sonst wäre die Zeit auch über-haupt nicht vergangen. Wir setzten uns in eine Gaststätte, wo Peter seinen Burger mit Pommes frites ver-speiste.
    Freiwillig setzte ich mich mit dem Handgepäck in die Wartezone. Ich glaube, es waren immer noch gut zwei oder drei Stunden Zeit. So konnte Peter sich in Ruhe alles ansehen. Er machte ein paar Fotos und natürlich kontrolliere und hinterfragte er immer wieder, ob wir am richtigen Platz sind. Da er immer alles bestens im Griff hat, öffnete ich meinen Rucksack und holte mein Buch heraus. Es ist ja sonst nicht meine Art, aber nun, wo so viel Zeit war, hatte ich Lust zum Lesen.
    Es war wieder ein Stück geschafft! Wir durften in das zweite Flugzeug. Wir gingen hinein, ich setzte mich gleich und nahm meinen Rucksack unter die Füße. Sofort war ich bereit dieses wunderbare Schauspiel zu beobachten. Es läuft fast immer ähnlich ab.
    Panisch strömten einige Leute herein, denen die Angst auf der Stirn stand. Wird man im Innenraum den rich-tigen Platz finden? Mit Blindheit geschlagen, rennen sie hin und her, an allen Nummern vorbei und wieder zurück. Interessant auch die Sache mit der Unterbringung des Handgepäcks! Was sie aber auch für dicke, fette Taschen mitschleppen. Es ist wirklich unglaublich. Was braucht man denn für diese kurze Zeit. Problem-fall - Die Klappe! Manche schafften es gleich beim ersten Versuch sie zu öffnen, anderen gelingt es selbst später nicht. Irgendwann sind aber alle auf und das große Stopfen beginnt. Sie quetschen ihr Handgepäck hinein. Man kann es nur schwer ertragen, weil man befürchtet, dass im nächsten Moment jemand erschla-gen werden könnte. Die Lage spitzt sich zu! Die Letzten schreien: „Hier ist noch Platz!“ Die Jacke wird in die eine Ecke geknüllt und auf der anderen Seite passt noch der Regenschirm hinein. Ein wirres Durcheinander. Ich grinste und dachte: Was wird beim Aussteigen für eine Panik entstehen, wenn sie es wieder finden wol-len. Es wird ruhiger. Die Stewardessen haben die Chance zu Wort zu kommen. Sie schaffen es, die letzten Unruhestifter zum Sitzen zubringen.
    Nun nahm ich wieder mein Buch in die Hand. Ich hatte schon einige Seiten gelesen und das Flugzeug war immer noch nicht in der Luft. Ich sah aus dem Fenster. Es wurde Gepäck eingeladen. Ein paar weitere Pas-sagiere stiegen noch zu. Über Lautsprecher sagten sie durch, dass ein Rad defekt ist. Wegen der Reparatur verzögerte sich der Abflug. So hielt ich meine Nase wieder über meine Zeilen, bis mir die Augen zufielen.
    Peter tickte mich an: „Wir starten, schnall dich an!“ Inzwischen hatten wir nun schon zwei Stunden Verspä-tung.
    Es war so laut während des Fluges. Ich kam nicht mehr zum Schlafen. Meine Füße hatten überhaupt keinen Platz, die Sitze waren eng aneinander. Ich versuchte jede Haltung, es ging nichts. Das Essen war auch nicht der Renner. Lieber wollte ich schon zu Hause sein!
    Natürlich war unser Anschlussflug von Brüssel nach Hamburg weg. Sie versorgten uns gleich mit einer neuen Verbindung. So mussten wir noch einmal in Frankfurt am Main zwischenlanden. Wir telefonierten mit unse-rem Freund, der inzwischen schon am Flughafen auf uns wartete. Er hatte die unendliche Güte auf uns zu warten. Den Flughafen konnte er sehr gut kennen lernen, denn wir kamen nicht wie geplant um 10:00 Uhr sondern erst um 15:00 Uhr in Hamburg an.
    Müde und ausgelaugt standen wir am Laufband und warteten auf unser Gepäck. Neben uns zwitscherten schon alle mit ihren Sachen ab. Kein Koffer, keine Tasche. Der letzten Koffer wurde vom Laufbandband her-unter gestellt. „Das war es, mehr ist nicht!“ sagte ein Mann. Wir waren bedient! Ich nahm Peter den Rucksack ab, und er ging wieder los zum Meckern. Ach, wie gut, man konnte wieder in Deutsch schimpfen. So gab er ziemlich sauer unsere Adresse an. Im Anschluss stolzierten wir locker und luftig ohne Gepäck durch den Zoll. Im Auto hatten wir jede Menge Gesprächsstoff. Wir rasten über die Autobahn, so schnell, wie wir lange nicht mehr gefahren waren.
    Peter freute sich schon auf die Abfahrt der Autobahn. An der Tankstelle holten wir uns eine knackige Bock-wurst. Endlich wieder in Deutschland!
    Unsere verschollenes Gepäck wurden uns am nächsten Abend vollständig nach Hause gebracht.
    Inzwischen ist es schon Ende März. Der Winter ist in diesem Jahr besonders lang. Wann hatten wir um diese Jahreszeit noch -15°C und noch Schnee.
    Jana hat mir per E-Mail Bilder gesendet. Sie läuft draußen im T-Shirt und im Minirock herum. Bei ihr ist nicht nur die Jahreszeit Frühling, sondern er ist auch in ihrem Herzen. Sie hat einen Jungen gefunden, der sie auf Händen trägt. Sie schmieden Pläne für die Zukunft und sie freuen sich schon auf den Sommer in Deutsch-land.
    Mit Carrie tausche ich fast jeden Tag über das Internet Grüße. Wir haben uns viel zu berichten. Ich möchte diese Freundin nicht missen, die zuhören kann und auch mal Trost braucht.
    Barry hat schon viele Vorbereitungen für die Ausstellung meiner Bilder in Charlotte NC im Museum getroffen. Ich habe hier bei der Post zwei große Pakete mit 56 gemalten Werken aufgegeben. Heute kam die Meldung, dass sie alle heil angekommen sind. Gespannt verfolge ich, wie es weiter geht.
    Englisch hat für mich eine völlig neue Bedeutung bekommen. Ich habe immer gesagt: „Das brauche ich nie!“ Jetzt sitze ich jede Woche über Vokabeln und Texten. Es ist mir gelungen eine nette Gruppe Freunde der englischen Sprache zu finden, die mich in ihrer Runde aufgenommen haben. Einiges an Wissen ist schon hängen geblieben, und ich arbeite weiter daran. Inzwischen bin ich sicher, dass wir diese Familie wieder sehen.


 

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