Eher anders herum, sie waren eher Importkulturgut, das von anderen Völkern, z. B. aus einer gewissen Faszination heraus, übernommen wurde. Es waren z. B. die Römer, die Kybele von Pessinus nach Rom holten, nicht die Pessinuntier, die sie nach Rom brachten. Gerade die Römer interessierten sich, nachdem der Glaube an ihre eigenen Götter geschwunden war, für alle möglichen fremden Kulte, Hauptsache sie waren irgendwie exotisch. Aber schon vor ihnen hatten es die Griechen ähnlich gemacht. Die ägyptischen Isispriester waren sicherlich froh, dass sie auch außerhalb Ägyptens (zahlungskräftige) Anhänger für ihre Göttin fanden, aber dass sie aktiv Missionierung betrieben, ist mir nicht bekannt.
Natürlich haben Isispriester missioniert. Das taten alle Kulte, fast ausnahmslos. Ganz besonders erfolgreich waren hier allerdings die Mithrasmissionare. Ihre Missionsstrategien wurden schon früh von christlichen Gruppen kopiert.
Ganz allgemein, bei den Römern war weniger die Sucht nach exotischen die Ursache für die Offenheit gegenüber neuen Kulten, sondern viel mehr die Art und Weise römischen Kultverständnisses, welches durch den Staat festgelegt wurde (pax deorum). Gerade die staatstragenden offiziellen Kulte waren den einfachen Menschen zu erstart und nicht zuletzt waren diese Kulte durch ihre formaljuristischen Grundlagen wenig geeignet eine persönliche religiöse Sehnsucht zu stillen. Darüber hinaus wurde Achtung und Respekt gegenüber allen anderen Kulten gefordert, sofern diese nicht staatsgefährdend waren. Die gesetzlich geschützte Religionsfreiheit war bei den Römern am weitesten vorangeschritten. Durch den Hellenismus und den damit verbundenen Kultreformationen – insbesondere durch Cäsar, Augustus, Aurel, Aurelian (restitutor orbis) und noch wesentlich mehr in der Zeit der römischen Republik erfuhren besonders die sog. Mysterienkulte einen unglaublichen Einfluß auf die römische und damit auf die ganze europäische und vorderasiatische Hemisphäre.

Aber sie ist keine national geprägte Figur, während die verschiedenen Göttinnen ganz auf die Kultur, die sie hervorgebracht hat, zugeschnitten waren. Isis z. B. wurde auch in Rom nach ägyptischer Weise dargestellt und verehrt.
Das stimmt nur insoweit, dass sie oftmals – nicht immer – im ägyptischen Stil dargestellt wurde. Auch Isis erlebte eine theologische Umdeutung in der hellenistischen Epoche und wurde damit zum religiösen Exportgut = Isis -Demeter. Insbesondere durch Domitian, Hadrian und Caracalla erfuhr der Isiskult höchste römische Aufmerksamkeit. Das Augustus einst den Isiskult grausam verfolgte lag viel mehr an den politischen Verhältnissen damaliger Zeit (Kleopatra versuchte mittels diesen Kult Einfluß auf den römischen Senat zu gewinnen).

Zu deinen letzten Bemerkungen über das religiöse Brauchtum. Richtig, eine Demonstration kann erheblich mehr Einschränkungen bringen. Ich glaube jedoch, es ist ein Unterschied, ob man öffentlich für eine politische Sache demonstriert oder ob man seine persönliche Kultzugehörigkeit zur öffentlichen Schau trägt.

Absalom