Die Frage ob Glaube eine Gemeinschaft benötigt, finde ich ist schon schwerer zu beantworten. Das kommt darauf an, wie ich Glaube verstehe. Glaube als persönliche Hinwendung zu Gott, als persönliche Beziehung braucht sicherlich keinen Mittler, der als „Übersetzer“ fundiert – schon allein weil er als unvollkommenes Wesen dazu nicht wirklich besser in der Lage ist. (Wohlgemerkt, ich spreche von einer Beziehung zu Gott, nicht von der Interpretation der Bibel) Insofern ist Glaube meiner persönlichen Meinung nach ebenfalls unabhängig von einer Gemeinschaft.
Auf der anderen Seite gibt es durchaus mehr als genug Aspekte, für die eine Gemeinschaft tatsächlich notwendig ist, um aus dem persönlichen Glauben in gewisser Hinsicht mehr als nur eine „Meinung“ zu machen (Glaube also nicht nur als Beziehung zu Gott, sondern als „Religion“). Rituale erfahren meiner Meinung nach einen großen Teil ihrer Kraft aus der Akzeptanz einer Gruppe. Kultus, Ritus, Austausch, Bewältigungsstrategien (z.B. die Trauer um Verstorbene) – das alles sind Dinge, die in gewisser Hinsicht auch Grundbedürfnisse darstellen. Wir alle können irren, deshalb suchen wir Bestätigung in anderen Menschen und letztlich in einer Gemeinschaft. Das ist ein Wesenszug des Menschen, der neben seiner individuellen Persönlichkeit auch eine soziale Identität und damit verbundene Bedürfnisse hat. Gemeinschaft muss nichts schlechtes bedeuten – ich finde es schön mich mit Menschen meiner Grundüberzeugung austauchen zu können und in den Details voneinander zu lernen.
Um ein Fazit zu ziehen, halte ich persönlich eine Gemeinschaft zwar nicht für notwendig für eine Beziehung zu Gott, darin stimme ich allen anderen hier absolut zu. Aber sie kann durchaus bereichernd sein bzw. ich halte es umgekehrt für problematisch, wenn wir uns zu lauter im extremsten individualreligiösen Konzepten hin entwickeln.
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