Liebe Fischin

Ich habe mal in einer Wochenlesung folgenden Gedanken gefunden:

In der Torah steht ja, dass sich ein abgerissener Ölzweig im Mund der Taube befand. (Bereschit 8,11). Das Verb abreissen „taraf“ wird hier auf eine besondere Weise gebraucht, da es üblicherweise mit etwas in Verbindung steht, das getötet wurde (oder mindestens auf gewaltsame Weise verwendet). Die Hauptbedeutung ist: ein Tier, welches auf dem Feld zerrissen wurde.

Weshalb wird nun hier geschrieben, dass sich ein „umgebrachter“ Ölzweig im Schnabel der Taube befindet?

Der Mikdasch Mordechaj meint dazu folgendes: Für einen Menschen wie Noach, welcher Zeuge einer so umfassenden Zerstörung war – jegliche Form des Lebens wurde ausgerottet – birgt auch der geringste Lebenshauch eine besondere Bedeutung. Deshalb wird ein Ölzweig, der von seiner Lebensquelle abgerissen wurde, nicht einfach als einige Blätter, die vom Baum gefallen sind, beiseite geschoben. Er ist etwas äusserst Wertvolles. Wir wissen, was allen Formen des Lebens zustiess. Das menschliche, tierische und pflanzliche Leben wurde samt und sonders vernichtet. Ein Mensch, der diese Zerstörung erlebt hat, empfindet ein inniges Gefühl für jegliche Form des Lebens.
Deshalb fühlte Noach, dass der Ölzweig von der Taube „getötet“ wurde, als sie ihn vom Baum riss.

Ich kann nur sagen, dass mich diese Feinheiten in der jüdischen Auslegung beeindrucken!

Liebe Grüsse
Helo