Die Sonne, die wir zum Leben brauchen.

"Nichts ist so fein gesponnen, kommt alles an die Sonnen!" sagt eine alte Lebensweisheit. Wir haben bei aller Sehnsucht nach Licht und Klarheit doch auch Angst vor der Wahrheit. Wir möchten die Wahrheit und fürchten sie doch.

Einige Jungen einer kleinen Stadt schreiben an stadtbekannte Persönlichkeiten einen Brief mit nur einem Satz: "Es ist alles rausgekommen!" Die Folgen dieses üblen Scherzes waren furchtbar. Einer der Männer nahm sich das Leben. Ein anderer verließ die Stadt. Der dritte Mann wagte sich Monate nicht auf die Straße.

Die Sonne bringt es an den Tag. Vor Gott ist "alles rausgekommen". Alles, was wir gedacht und gesagt, getan und gelebt haben. Darum haben wir Angst vor dem Licht, fürchten die Wahrheit, denn die nackte Wahrheit stellt bloß, verletzt und tötet.

Wie gut, dass Gottes Licht nicht nur die Wahrheit aufdeckt, sondern auch in Liebe zudeckt. Gott will uns nicht bloßstellen und verwunden. Gott will unsere wunden Stellen nicht berühren, um darin lustvoll herumzukratzen, sondern um sie zu heilen. Wie einem guten Arzt dürfen wir Gott unsere kranken und wunden Stellen bringen, denn er will sie verbinden und heilen.

In unserer Welt gibt es oft die Wahrheit ohne Liebe, dann wieder die Liebe ohne Wahrheit. Wenn Menschen sich lieblos die Wahrheit ins Gesicht sagen und sich liebevoll belügen, werden sie sich immer wehtun und entwürdigen.

Die Sonne ist beides: helles Licht und heilende Wärme. Gottes Licht ist wie die Sonne: die ganze Wahrheit und die ganze Liebe zu uns.

Axel Kühner
aus "Überlebensgeschichten für jeden Tag"
Aussaat-Verlag