Dann kann ich die Antwort ja kurz halten. Wunder und Auferstehung werden meines Wissens nach in keiner der alten Schriften bestritten. Womit ich nicht behaupten will, daß alle Wunder in allen Schriften vorkommen. Ich bin kein Fachmann auf diesem Gebiet. (Unser Fachmann hier urlaubt meines Wissens nach zur Zeit ;-) )
Was ich aus Deiner Frage raushöre, Mirjamis, ist die Sorge(?), daß die Überlieferungen in diesen Punkten unwahr sein könnten?
Nun, vielleicht mal ein kleiner Exkurs: In der ersten Zeit wurde die Botschaft von und über Jesus mündlich überliefert. Ein gewisses Stille-Post-Prinzip ist da sicher nicht ganz abwegig. Relativ früh kamen aber auch schon schriftliche Erzeugnisse hinzu. Diese Schriftstücke wurden vervielfältigt, indem man sie abgeschrieb. Ein mühevoller Prozeß. Ein Prozeß zu dem auch nur sehr wenige in der Lage waren. Die meisten Menschen waren Analphabeten. Und auch wer schreiben und lesen konnte, konnte es nicht unbedingt in unserem heutigen Sinne. Als des Schreibens kundigt galt schon, wer Buchstabe für Buchstabe abkritzeln konnte, auch ohne ihren Sinn zu verstehen. In der frühen Zeit des Christentums hatten die Christen keine professionellen Schreiber!! Abschreibfehler aus dieser Zeit scheinen mir nicht so schwerwiegend. Sie fielen oder fallen häufig auf. Zum Beispiel, wenn eine Zeile ausgelassen wurde.
Schwerwiegender sind Schriftveränderungen, die theologisch oder politisch motiviert waren. Und da komme ich auf Deine Frage zurück. Nehmen wir Auferstehung und Himmelfahrt Jesu. Es gab z.B. im zweiten und dritten Jahrhundert große Auseinandersetzungen über die Natur Jesu. War er ein Mensch, der von Gott adoptiert wurde (Adoptianistische Ansicht)? War er ein Doppelwesen (dualistische Ansicht)? War er rein göttlich und erschien nur menschlich; litt und starb nur menschlich (doketische Ansicht)? Oder war er so, wie ihn die Kirche über Jahrhunderte lehrte (ich sag mal orthodoxe Ansicht)?
Diese Auseinandersetzungen prägten auch die Schriftüberlieferung, weil Schreiber die Bibel so kopierten, wie sie ihrer Meinung nach richtig lauten mußte. "Fehler" wurden korregiert. (Was allerdings nicht nur in diesem Zusammenhang geschah.) Ein Beispiel hierfür ist Lukas 24, 51. Lukas spricht davon, daß Jesus seine Jünger segnete und von ihnen schied. Und dann, ja dann wird es interessant. In einigen Schriften (nur in einigen) fand und findet man noch heute den Zusatz, daß er danach gen Himmel fuhr oder dorthin gehoben wurde. Hatte Lukas das so geschrieben? Wohl eher nicht. Denn in der Apostegeschichte schildert Lukas die Himmelfahrt erst nach vierzig Tagen.
Offensichtlich ein Beispiel für eine Textveränderung, die sich gegen den dekotischen Standpunkt bezieht.
Eine andere Textvariation finden wir in Kapitel 24 Vers 12. Es gibt Zweifel daran, ob dieser Vers auf Lukas zurückgeht. Wenn er nachträglich hinzugefügt wurde, wurde er ebenfalls die anti-dekotische Haltung stärken, da Jesus für die Auferstehung - wie auch für die Himmelfahrt einen menschlichen Körper brauchte. Exkursende.
Mirjamis, es wird Dir bei Deiner Glaubensfrage wenig helfen zu wissen, was die frühen Schriften sagten. Auch sie sind fehlerhaft, ungenau, widersprüchlich und vielfältig.
Trotzdem (oder deshalb) die besten Wünsche
LD
Ob jüdische Erweckung, oder christliche Auferstehung, es bleibt Glaube und keiner von uns Lesenden hat einer Erweckung, oder Auferstehung beigewohnt.
Wer da mehr wissen und erklären will, der betrügt sich selbst und andere.
Shalom
Isaak
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