Lieber Herold,

Du wirfst da leider einiges durcheinander. Religionswissenschaft hat mit Gläubigkeit erstmal nichts zu tun. Selbst der großte Atheist kann Religionswissenschaftler sein. Geht es doch vielmehr darum Religion als Phänomen zu durchleuchten, als darum Gott zu finden (zu beweisen etc).
Wissenschaft zielt auf Objektivität ab. Nicht auf Subjektivität. Und Wissenschaft bedient sich dazu einer gewissen Methodik der Forschung und Theoriebildung /-prüfung. Wer dieses Handwerkszeug beherrscht hat Stallgeruch und Praxiserfahrung. Eben den Stallgeruch und die Praxiserfahrung eines (Religions-)Wissenschaftlers. Nicht unbedingt den eines Gläubigen - stimmt. Aber darum geht es ja auch gar nicht.
Ich kann Ingeneur sein und Autofahrer. Aber ich kann auch Autofahrer sein, ohne Ingeneur zu sein. Und nicht jeder Ingeneur muß ein Autofahrer sein. Schließlich wird nicht jeder Ingeneur bei Lufthansa auch Pilot sein. Nicht jeder Ingeneur bei Daimler Rennfahrer.
Natürlich schadet es prinzipiell nicht, wenn ein Religionswissenschaftler auch gläubig ist - solange es nicht seinen wissenschaftlichen Verstand schmälert, weil er irgendwelchen Doktrin nachhängt.
Dieses Phänomen findet man z.B. in der Theologie. Da haben beispielsweise katholische Wissenschaftler ihren Posten verloren, weil sie wissenschaftlich zu Erkenntnissen kamen, die dem Papst nicht paßten.

Gruß
LD