Ggeberast: Es war schwer und leicht zu gleich. Ich habe mich im Leben eingerichtet. Noch bin ich am Ausbessern und auch am Bauen, aber im Großen und Ganzen steht mein Heim. Nun aber kommst du. Ungeladen. Selbst sagend, dass du nicht plantest bei mir zu Rasten und kein Ziel bei und an mir nachgehst. Du klopftest an meine Tür, weil mein Familienname so ähnlich klingt wie der den du eigentlich aufsuchen willst. Aber inzwischen bist du so dominant bei mir. So viel Zeit wie du habe ich nicht. Was ich auch mache, in meinem eigenen Heim, du gibst deinen Senf dazu. Auf meinem Lebenskuchen passt aber dein Senf nicht. Darum bitte ich dich, fühle dich wohl bei mir, aber nehme dich zurück und denke auch an deine Weiterreise. Mein Heim nimmt langsam deine Ordnung an und ich empfinde mich nicht mehr wie Zuhause.
Gast: Es ist wahr, ich bin auf der Reise und ich weiß dir nicht zu antworten, warum ich schon eine Weile dein Gast bin. Ich weiß auch nicht weshalb mir deine Vorfahren mein Heim zerstörten und ich weiß nicht ob du dich daran gerne erinnerst. Aber, ich habe mir kein Heim neu gebaut und dein Heim soll nie mein Heim werden, sondern ich bin auf Wanderschaft und soeben auf deine Gastfreundschaft angewiesen. Ich weiß dass ich, der Wanderer, für dich Sesshaften nicht leicht zu ertragen bin. Meine Fülle von Zeit und mein Reagieren auf dein Leben dir lästig ist. Bitte hab noch ein wenig Geduld, ich bin nicht mehr lange dein Gast und aber sehr Dankbar für deine Gastfreundschaft.
Gastgeber: Aber kannst du nicht wenigstens etwas leiser sein, zurückhaltender. Ich sage es dir mal ehrlich, du kommst mir vor wie der Älteste hier in meiner Familie, sagst mir was Richtig und was Falsch sei, lässt keine Vase am Ort, welchen ich wählte. Ist das ein rechtes Verhalten eines Gastes? Bleibe solange du es als notwendig hältst bei mir, aber halte dich etwas mehr zurück. Bitte!
Gast: Ich bin mir sehr bewusst und sehr klar sehe ich es vor meinen Augen. Dein Heim, dein Zuhause hast du dir schwer und lange eingerichtet und ich empfinde es als unverdientes und dir zustehendes Geschenk, dass du dir dies überhaupt einrichten konntest. Das was dir als mein Senf auf deiner Lebenstorte vorkommt, das ist mein Öl des ewigen Heimes, welches nie die Ordnung deines Heimes annehmen kann. Verzeih mir bitte, so du kannst. Ich verstelle dir nicht deine Vasen, sondern dir fallen, durch meine Anwesenheit, die unpassenden Orte, für die Vasen auf und du magst aber eine Ordnung wie du sie dir erarbeitet hast. Ich komme dir vor wie der Älteste deiner eigenen Familie und du empfindest meine lebendige und nicht schweigende Anwesenheit wie ein Belehren von Recht und Unrecht. Aber ich habe kein Recht und auch kein Unrecht, sondern wir begegnen uns zur Zeit und das obwohl in deinem Heim und ich als dein Gast, aus völlig anderen Welten. Ich bitte dich meine Fremdheit zu ertragen und entschuldige mich, meiner fremden Art wegen. Das was dir wie eine Überdominanz begegnet, dir deinen freien Atem nimmt, das ist meine Heimatlosigkeit, mitten in deinem Heim. Das ist meine Besitzlosigkeit, mitten in deinem Reichtum. Das was dir umordnend, einreißen und zerstörend vorkommt, das ist ein schmelzen deiner mühevoll erworbenen Lebensorientierung und –ordnung. Angestoßen, aneckend durch mein flüchtiges und wanderndes Begegnen, mit dir und mitten in deinem Heim passen unsere Welten nicht zusammen. Verzeih mir bitte, mein vergängliches Wandern und den dir Unruhe stiftenden Hauch, der steten Veränderung. Hab bitte noch ein wenig Geduld mit mir, lange bin ich nicht mehr in deinem Heim. Ich weiß, ich bin dir wie ein Dieb in der Nacht, welcher dir dienen Glaubensschatz zu rauben scheint, deine Gewissheit hinweg tragen zu scheint und zwar die an welche du dich bisher festhieltest. Aber ich berühre dies nicht einmal, sondern ich besitze dies alles nicht und dieser Nichtbesitz scheint dir wie ein bedrohlicher Schmelzofen, welcher auf das zu wirken scheint, was du dir eingerichtet hast und dabei deine Einrichtung zu tropfen beginnt. Aber nicht ich bin dies, sondern die Vergänglichkeit selbst. Verzeih mir, so du kannst.
Irgendeines bestimmten, nicht weit in der Ferne liegenden Tages, werde ich nicht mehr dein Gast sein. Und irgendwann wird auch dein Heim von dir selbst verlassen und leer stehen. Vielleicht treffen wir uns dann wieder, auf Wanderschaft, gleitend in Liebe, wie auf einen Strom der Liebe zum Ewigen.
Aber vorerst verzeih mir bitte, dass es auf dich wirkt als wenn ich an deinem Ufer ein wenig vom Ufer abtrage. Ich bin es aber nicht, es ist nicht mein Wille und nicht meine Tat dich zu schmälern, sondern es ist die Kraft der Natur, welcher ich mich hingab.
So du aber mich wegschicken möchtest, tu dies ohne Umschweife, offen direkt und klar. Ich würde sofort und ohne dir zu schmollen, oder dir gram zu sein, weiterziehen und dir dankend für alles Bisherige ewigen Frieden wünschen.
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