Stimmt alles ganz genau. Ich müsste jetzt eigentliche einen Exkurs hinsichtlich der Entstehung des Neuen Testaments einfügen, denn das Johannesevangelium ist sehr speziell und ganz anders als die sogenannten synoptischen Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas). Im Johannesevangelium wird nicht die historische Person Jesus von Nazareth thematisiert, sondern der nachösterliche Christus.
Es gab hinsichtlich der Entstehung des NT immer Korrektive. Zunächst waren nur wenige Paulusbriefe im Umlauf und die bezogen sich ausschließlich auf den auferstandenen Christus und gar nicht auf die historische Person Jesus. Dadurch drohte eine Schieflage in die Verkündigung zu kommen, weshalb zunächst Markus und dann auch Matthäus und Lukas ihr Korrektiv schrieben und wieder den historischen Jesus mehr in den Mittelpunkt stellten. Johannes ist dann quasi das Korrektiv vom Korrektiv, eben der Versuch eine gesunde Balance zu halten.
Das ist für das Verständnis des Johannesevangeliums sehr wichtig. Es ist vielfach Bildsprache, lyrisch und parabolisch und darf deshalb bitte nicht biblizistisch verstanden werden, sonst greift man völlig daneben. Der Text will tiefer dringen....
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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