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  1. #1

    Standard der Mensch Jesus

    @Firefly... ich hab zwar - bzgl. Beitrag #59 - immer noch nicht wirklich verstanden um was es geht.

    Aber ich schlag auch vor: Lieber neues Thema aufmachen dazu... machst Du auf?
    es ist nun leider doch eine ganze Weile vergangen, bis ich hier wieder Zeit finde, entschuldige net.krel.

    Ob du noch mitliest?

    Ich kann es versuchen, ein neues Thema zu öffnen, obwohl ich schon nicht sicher bin, ob der Titel recht dazu passt.

    Als nicht religionsgebundener Mensch blicke ich sicher anders auf Schriften und Personen, die in den jeweiligen Religionen beschrieben und zum Mittelpunkt werden, als Menschen, die in den Glaubensformen direkt leben.

    So gebe ich zu, dass mich der christliche Jesus an manchen Stellen fasziniert und nicht selten seine (überlieferten)Worte und Bildgleichnisse interessieren.
    Immer wieder habe ich mir so auch gern solche Überlieferungen zum Lesen und Nachdenken genommen.
    Vielleicht so etwas wie eine "Auskopplung" aus bestimmten (und auch oft sehr verschiedenen) christlichen Religionsformen, denn unabhängig von Religionen jeder Art, haben Menschen, die wie Buddha, Mose oder eben Jesus ja deutliche Spuren hinterlassen und Menschen geprägt.

    Jesus- Mittelpunkt in den christlichen Formen (so entstand auch kurzer Hand der Titel) hat als Mensch gelebt, gewirkt und etwas weitergegeben.

    Wer also war er?
    Was hat er gelehrt oder wie gelebt?

    und so lese ich mich gelegentlich immer wieder mal durch die Überlieferungen.

    Geboren ( und ich weiß darin unterscheiden sich schon Glaubensrichtungen) , Kind einer Mutter und eines Vaters, auf der Flucht gleich nach der Geburt. Aufgewachsen in Ägypthen zurück in die Heimat, getauft von Johannes...

    Was bedeutet es zb, wenn ein 12 Jähriger seiner Mutter antwortet :" Was ist der Grund, dass ihr mich gesucht habt? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist?" (aus der Bibel- Lukas 2)



    Ich könnte jetzt die überlieferten Worte dieses Menschen aneinander reihen und darüber Stück für Stück nachdenken (völlig ohne Bezug auf irgendeine spezielle Religion) einfach nur, um diesen "Menschen Jesus" zu entdecken.
    Aber vielleicht wäre ein Forum wie dieses hier ganz gut geeignet, um nicht allein darüber nach zu denken sondern Austausch "auf neutralem Boden" zu finden?

    Viele Seelen lesen viel und vielleicht führt das ein wenig weg von Unterschiedlichkeiten der Religionen und Glaubensformen, aber mehr hin zu Gemeinsamkeiten?

    Da ich weiß, dass meine Gedanken gelegentlich schwer zu verstehen sind, hoffe ich, der eine oder andere hier hat die Einfachheit in diesem Thema doch eventuell erkannt und Lust zum Austausch ?


    mit völlig gleich, ob reihenfolglich, zeitlich geordnet oder einfach kreuz und quer- wer war dieser "Jesus" und was hat er gesagt?

    l firefly

  2. #2

    Standard

    Hallo Firefly

    (ich antworte grad vorwiegend "freetyle"... hoffe es stört sich nicht)

    Zitat Zitat von firefly Beitrag anzeigen
    wer war dieser "Jesus" und was hat er gesagt?
    Ich kann darauf natürlich immer nur aus meiner Perspektive Antworten...

    Die "negative" Antwort - in aller Kurzform - darauf wäre:

    Er war jemand der nicht nur vom damaligen Opfertum + dessen "Klerus" zutiefst abgelehnt wurde... sondern auch vom traditionellen bis hin zum heutigen Opfertum 2.0...

    Die (<-- also meine -->) "positive" Antwort:

    Er war der Überbringer der Wahrheiten Gottes. Und Gott ist immer auch gleichzeitig die höchste Liebe und der höchste Frieden und der Einzige Grund warum Gott sich den Menschen offenbart ist daß er alle in Einheit und Frieden sehen will.... und sie sich untereinander auch.... und ebenso mit ihm... und sein Reich... welches innwendig in uns selbst ist ...

    Und Jesus personifizierte unseren Vater, Gott, die Wurzel allen Gutens... aller Menschen, allen Lebens... keine Finsternis ist (und war jemals) in Gott.

    (wie gesagt: Meine Sicht zu Jesus und Gott, seinen und unser aller Vater --> Wurzel... in unseren Herzen, in unseren Kern unser aller Seelen, alles Leben ist immer Eins in Gott so auch wir, und der Weg zu Gott ist sich dessen voll und ganz bewust und klar zu werden ohne jeglichen Zweifel mehr )


    Du erwähntest Moses (und evntl. auch JHWH ?).

    Moses war in meinen Augen der große und wahre Prophet des antik-jüdischen Volkes... der sie aus der Sklavenshaft eines der damaligen Sklaven und Unrechtssystemen befreite, unter der Führung Gottes --> JHWH's <-- wie sie "die Wurzel" ihrer Zeit damals nannten.

    Alle Schauergeschichten und Gräueltaten über den Propheten Moses im AT... ebenfalls alle Gräueltaten... angeblich von Gott angewiesen ( damals eben genannt --> JHWH).... erachte ich als Lügen und falsches abgegebenen Zeugniss von falschen Priestern die ihnen das alles in den Mund legten um damit ein weiteres Terror- und Unterdrückungssystem... auch ihre Kriege... "göttlich" zu rechtfertigen... ( = alter Trick... wird heut immer noch angewandt)


    Ihren alt-testamentarischen Überlieferungen ist auf keinen Fall vollständig zu trauen.

    Wer das tut hat schon verloren bevor er sich überhaupt erst auf den Weg zu Gott begeben hat. Wer dennoch daran bis zum Lebensende festhält --> kann das Ziel auf keinen Fall erreichen.

    Man kann Gott und sein Reich innwendig in uns selbst - nicht erkennen, keine Chance, wenn man im Kopf (oder gar im Herzen) ein derart gefläschtes - Gottes-lästerlich gefälschtes - blutrünstiges - Tyrannen-Bild von Gott hat... bzw. es sich indoktirinieren hat lassen von den falschen Vertretern Gottes.

    Ihr Werkzeug dazu ist und war auch schon immer der (im Falle der christlichen Religion -->) Bibel-Fundamentalismus... und generell jeglicher Schrift-Fundamentlaismus.

    Gott ist unser aller Vater, unsere aller Wurzel. Ausnahmslos aller Menschen und überhaupt allen Lebens... und Gott ist die Quelle aus welcher der nur Gutes, also zB seine Liebe zu allen Menschen, Frieden, Wahrheit, Erkentnis und Einheit kommt.

    Keine Finsternis herrscht jemals in Gott. Und niemals brachte Gott Finsternis zu den Menschen. Niemals Steinigungen. Niemals Krieg. Niemals verlangte er auch nur ein einziges Blutsopfer. Weder das von Tieren geschweige denn von Menschen (auch nicht von Jesus) und niemals rief er zum Völkermord auf.


    Gott offenbart[e] sich immer nur zum Wohle und zum Frieden aller Menschen. Und förderte immer die Einheit aller Menschen über seine Offenbarungen. Inkl. die Einheit mit sich selbst... denn dann erkennt man unmissverständlich, ohne jegliche weitere Worte, ohne jeglichen Zweifel auch gleichzeitig, das wir - alle Menschen - schon immer Brüder und Schwestern waren und sind. Und Gott unser aller Vater.

    Und es daher noch nie einen einzigen wirklichen (sondern nur falsche) Gründe gab sich gegenseitig den Krieg zu erklären... daß das schon immer auf Lüge, Finsternis, Täuschung und Tricks basierte.

    Nur durch die zweifelsfreie innere Erkentnis, durch das 100% Gewahrsein, daß Gott unser aller Vater ist, daß er in unseren Herzen, in unserer Seele wohnt und wir in ihm, und daß das bei jeden Menschen so ist, kann man die Wahrheit von der Unwahrheit die uns alle immer nur gegenseitig aufgehetzt hat unterscheiden.

    Kann man unterscheiden was "aus Gott ist"... und was nicht.

    Das lehrte Jesus. Daher Jesus der Weg und die Wahrheit - zu Gott - ist. Daher Jesus deshalb sagte: Ich und der Vater sind eins.

    Und deshalb er von einer falschen Priesterschaft ermordet wurde.

    Denn es ist unnöglich das zu lehren, das zu personifizieren, das zu Leben, das zu Offenbaren, ohne gleichzeitig den unzähligen falsch- und stop-Dogmen einer falschen Priesterschaft - die Gott noch nie kannten - zu brechen.

    Keine Chance. Weder damals noch heute.

    Jeder wahre Gottesprophet lehrte das. Und jede unwahre Priesterschaft - inspiriert von Dämonen - tat alles um diese Lehre zu zersetzen, die Überbringer zu töten, zu verbrennen, zu kreuzigen, und am Ende in das glatte Gegenteil zu verdrehen ... zu verzerren... wo Gott dann als Blutrünstiger Tyrann dargestellt wird... und diese ihre Verzerrungen und "Vermischungen"... dann aufs Pergament zu bringen, und es als "Unfehlbares [einziges] Wort Gottes" zu deklarieren.

    Und wer nicht alles darin glaubt --> Ein Ketzer ist, ein Gotteslästerer ist, ein falscher Prophet ist... ein Irrlehrer ist... und den man (früher zumindest) foltern, steinigen, verbrennen oder Kreuzigen muss...

    Wenn das passiert, egal in welcher Relgiion, egal zu welcher Zeit, kann man zu 100% sicher sein, daß es sich um eine gefallene Religion handelt[e]. Die das Bewustsein und die Liebe Gottes komnplett verloren hat... so sehr sie sich als seine Vertreter auch noch ausgeben mögen.


    Abschließend: Gott will auch heute noch - nach wie vor - daß alle Menschen ihn in sich erkennen und sich die Hand reichen, sich gegenseitig alles vergeben was sie sich jemals angtan haben.

    Da dieses Ziel [Gottes] ja offensichtlich noch nicht erreicht ist wird sich Gott auch immer und immer wieder den Menschen offenbaren... seine Botschaft des Friedens, der Liebe und der Einheit mit ihn und allen Menschen... offenbaren.

    Jeder, ist eingeladen dazu... um das "von den Dächern" zu rufen damit es auch möglichst viele höhren. Das war der "Missions-Auftrag" Jesu und dieser gilt immer noch.

    Es ist der "Missions-Auftag" aller wahren Propheten und Gott-Gesandten jemals gewesen. Dazu gehört auch zB Buddha... und viele andere noch.


    Die, "die aus Gott sind" (<-- wie man so sagt), hören daher auch immer recht einfach diese ihre Stimme. Damals auf die Stimme, das Wort, Jesu.


    Gott hat keine "eine ... einzige... Exklusiv-Religion". Kein Auserwähtes Volk... keine "auserwählte Kirche" ... und noch nie gehabt.

    Alle Menschen sind schon immer auserwählt gewesen.

    Gott erkennt man immer in seinem Herzen. Immer in seiner eigenen Seele. Keine Schrift kann einem das stellvertrtend abnehmen... auch keine Religion. Nur immer darauf hinweisen. Den Weg zu Gott aber muss man selbst gehen. Keiner "erlöst" einen stellvertretend von "der Gottesferne"... auch Jesus nicht. Weil das nicht geht und noch nie ging.

    Wer sich von den "offziellen Schriften" über Jesus und Gott [zB AT oder NT] nicht angesprochen fühlt, ... einfach weglegen. Sie sind veraltet, infiltriert, auch gefälscht und bilden niemals seine Lehre vollständig in aller Klarheit ab. Nur Bruchstücke und "Fetzen"... Und deren "Schrift-Hüter" haben auch nicht vor daran was zu ändern. Muss man sich keine großen Hoffnungen machen.

    Und es ist sehr sehr mühselig [und auch gar nicht Notwendig] da nun im Nachhein die Spreu vom Weizen versuchen zu trennen.


    Gott verschwindet eh nicht. Gott kann nicht verloren gehen. Und wenn es die "Schrift-Hüter" und "Schrift-Fundametnalisten" einem auch noch so weis machen wollen daß er es täte, wenn man ihren Doktrinnen nicht glaubt (zB die Doktrin des B-Fundametnalismus... welcher ja behauptet daß alles was es zu Gott und JEsus zu sagen gäbe in "seinen Kanon" drin stünde... <-- einfach nur ein weiteres Stop-Diogma jener die Gott nicht wirklich kennen.)


    Gott ist immer da. Und wird es auch immer sein. Seine Realität hängt von keiner Religion und von keinen Schriften ab.

    Er ist in unserem Herzen und in unserer Seele und dort müssen wir ihn suchen. Welche Schriften oder Lehrer, Propheten oder Söhne Gottes... oder "Bibeln" dazu auch immer behilflich sind, sind willkomen. Und Welche nicht --> einfach ablegen.

    Austerben werden sie nie. Man kann sie auch nicht umbringen oder Mundtod machen.

    Gott sendet immer wieder neue. Muss man ja nur in der Geschichte von usn Menschen nach lesen... immerhin entstanden aus ihnen ja die Religionen.

    ...

    Also das wäre meine Antwort auf Deinen Beitrag.

    lg Net.Krel
    Geändert von net.krel (18.05.2018 um 07:58 Uhr)

  3. #3
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    Schönen guten Morgen,

    firefly schrieb: Jesus- Mittelpunkt in den christlichen Formen (so entstand auch kurzer Hand der Titel) hat als Mensch gelebt, gewirkt und etwas weitergegeben.

    Wer also war er?
    Was hat er gelehrt oder wie gelebt?
    Zu dem Thema möchte ich auch gerne etwas beitragen, wenn ich darf.

    Ich denke zunächst sollte man sich einmal bewusst machen, dass fast alles, was wir über den historischen Jesus wissen, ausschließlich nur von der Bibel erfahren. Es gibt zwar schon noch außerbiblische Schriften die über Jesus berichten (z.B. apokryphe Evangelien), aber das sind weniger historische Berichte, als vielmehr "Glaubensbekundungen". Die Schriftsituation hinsichtlich der Historie Jesu ist also ausgesprochen dünn und außerhalb der Bibel so gut wie gar nicht vorhanden.

    Dann gibt es noch das Problem, dass man auch hinsichtlich der Bibel nie so ganz genau wissen kann, was denn nun tatsächlich historische Aussprüche und Handlungen Jesu waren und was nicht. Man behilft sich in der historisch kritischen Theologie hinsichtlich dieses Problems dadurch, dass alles, was man in der jüdischen, oder hellenistischen Tradition als bekannt und sozusagen als "Mainstream" voraussetzen kann, weiniger stark gewichtet wird, als dass, was dann noch exklusiv übrig bleibt. Und da bleibt jetzt nicht soooo viel übrig...Das wollte ich nur kurz erwähnt haben, damit man versteht, dass man über den historischen Jesus nicht wirklich viel mit Sicherheit wissen kann.

    Sicher ist aber, dass der historische Jesus in den Traditionen des jüdischen Glaubens aufwuchs und daran wohl auch schon als Kind großes Interesse zeigte. Heutzutage feiern die jüdischen Kinder mit 12 (die Mädels), respektive mit 13 (die Jungs) Jahren die "Bar Mitzwa" und werden zuvor intensiv im Thoralesen unterrichtet. Das gab es zwar zu Jesu Zeiten so noch nicht, aber die Thora spielte ganz sicher eine große Rolle in seinem Leben und es ist deshalb sicher auch nicht so außergewöhnlich, dass er als zwolfjähriger im Tempel abhing (mein religiöses Interesse erwachte übrigens ungefähr zur selben Zeit - deshalb bin ich heute so komisch...).

    Interessant ist vielleicht noch, dass Jesus Gott zu dieser Zeit bereits als seinen Vater bezeichnete. Das ist durchaus was Neues. Und ganz neu und wirklich exklusiv wird Jesu auftreten dann nach seiner Taufe und der daran anschließenden Verkündigung des "Reichs Gottes". Dass das "Reich Gottes" nahe herbeikommen ist, predigte so zuvor niemand. Noch Johannes der Täufer hatte ja von Buße und Schuld gepredigt, die durch die Taufe und Sündenbekenntnis wieder in Ordnung gebracht werden müsse und auch die Propheten zuvor, wollten eher warnend die Menschen darauf vorbereiten, dass irgendwann einmal Gott machtvoll in die Geschichte eingreifen würde, aber erst Jesus sagte: Jetzt ist es so! Das Reich Gottes liegt ausgebreitet vor uns!

    Also irgendwas muss da passiert sein und so ganz genau weiß man nicht, was es denn war. Jesu Verhältnis zu Gott ist da schon außergewöhnlich und definiert sich zuvorderst nicht über Schuld und Strafe, über die Einhaltung von Ge- und Verboten, oder irgendwelche Regeln, die unbedingt eingehalten werden müssen. Die Schriftgelehrten, Pharisäer und Sadduzäer seiner Zeit waren da schon bisschen anders drauf. Deshalb denke ich, dass man Jesus durchaus als "unzeitgemäß" betrachten kann.

    Apropos, es ist wirklich interessant, eine der schönsten und genauesten Beschreibungen dessen, was den historischen Jesus auch meiner persönlichen Meinung nach von seinen Zeitgenossen unterschied, findet sich im "Antichristen" von Friedrich Nietzsche und dort unter dem bedeutungsschwangeren Aphorismus, der die Ziffer des Todesjahres Jesu trägt: Aphorismus 33, den ich gerne zum Abschluss zitieren möchte, damit man einerseits mal gelesen hat, wie besonders dieser Jesus war und andererseits vielleicht versteht, dass auch der Atheist Nietzsche Jesus durchaus schätzte:

    In der ganzen Psychologie des »Evangeliums« fehlt der Begriff Schuld und Strafe; insgleichen der Begriff Lohn. Die »Sünde«, jedwedes Distanz-Verhältnis zwischen Gott und Mensch ist abgeschafft – eben das ist die »frohe Botschaft«. Die Seligkeit wird nicht verheißen, sie wird nicht an Bedingungen geknüpft: sie ist die einzige Realität – der Rest ist Zeichen, um von ihr zu reden...

    Die Folge eines solchen Zustandes projiziert sich in eine neue Praktik, die eigentlich evangelische Praktik. Nicht ein »Glaube« unterscheidet den Christen: der Christ handelt, er unterscheidet sich durch ein andres Handeln. Daß er dem, der böse gegen ihn ist, weder durch Wort, noch im Herzen Widerstand leistet. Daß er keinen Unterschied zwischen Fremden und Einheimischen, zwischen Juden und Nicht-Juden macht (»der Nächste« eigentlich der Glaubensgenosse, der Jude). Daß er sich gegen niemanden erzürnt, niemanden geringschätzt. Daß er sich bei Gerichtshöfen weder sehn läßt, noch in Anspruch nehmen läßt (»nicht schwören«). Daß er sich unter keinen Umständen, auch nicht im Falle bewiesener Untreue des Weibes, von seinem Weibe scheidet. – Alles im Grunde ein Satz, alles Folgen eines Instinkts. –


    Das Leben des Erlösers war nichts andres als diese Praktik – sein Tod war auch nichts andres... Er hatte keine Formeln, keinen Ritus für den Verkehr mit Gott mehr nötig – nicht einmal das Gebet. Er hat mit der ganzen jüdischen Buß- und Versöhnungslehre abgerechnet; er weiß, wie es allein die Praktik des Lebens ist, mit der man sich »göttlich«, »selig«, »evangelisch«, jederzeit ein »Kind Gottes« fühlt. Nicht »Buße«, nicht »Gebet um Vergebung« sind Wege zu Gott: die evangelische Praktik allein führt zu Gott, sie eben ist »Gott«! – Was mit dem Evangelium abgetan war, das war das Judentum der Begriffe »Sünde«, »Vergebung der Sünde«, »Glaube«, »Erlösung durch den Glauben« – die ganze jüdische Kirchen-Lehre war in der »frohen Botschaft« verneint.

    Der tiefe Instinkt dafür, wie man leben müsse, um sich »im Himmel« zu fühlen, um sich »ewig« zu fühlen, während man sich bei jedem andern Verhalten durchaus nicht »im Himmel« fühlt: dies allein ist die psychologische Realität der »Erlösung«. – Ein neuer Wandel, nicht ein neuer Glaube...

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  4. #4

    Standard

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    und es ist deshalb sicher auch nicht so außergewöhnlich, dass er als zwolfjähriger im Tempel abhing (mein religiöses Interesse erwachte übrigens ungefähr zur selben Zeit - deshalb bin ich heute so komisch...).
    Hallo Provisorium,

    auch wenn es off topic ist, so interessiert mich doch sehr diese Bemerkung. Ich finde es etwas ungewöhnlich, dass schon mit 12 ein religiöses Interesse erwacht (und auch anhält). Bist Du in einer "gläubigen Familie" aufgewachsen, oder was hat Dein Interesse speziell ausgelöst? Und inwiefern bist Du jetzt "komisch"?
    Ich hoffe, dass ist nicht zu privat, was ich da frage.

    Liebe Grüße,

    Digido

  5. #5

    Standard

    Zitat Zitat von firefly Beitrag anzeigen
    Was bedeutet es zb, wenn ein 12 Jähriger seiner Mutter antwortet :" Was ist der Grund, dass ihr mich gesucht habt? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist?" (aus der Bibel- Lukas 2)
    Hallo firefly,

    für mich ist diese Aussage Jesu ein Zeichen dafür, dass er sich bereits mit 12 Jahren seiner wahren Identität sicher war.

    Liebe Grüße,
    Digido

  6. #6

    Standard

    ( @Digido @Provisorium --> kurz rüber wink zu Euch )

    ( @Provisorium, Jesus hasste auch in meinen Augen niemand, auch nicht die ihn böses taten, aber so "ganz ohne Worte" glaub ich lief das nicht ab, lg Net.Krel )

  7. #7
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    Huhu net.krel,

    ich wink' dir auch gerne zu...., verstehe aber nicht so ganz, worauf du im Kontext meines Posts hinaus wolltest. "Jesus hasste auch in meinen Augen niemand, auch nicht die ihn böses taten, aber so "ganz ohne Worte" glaub ich lief das nicht ab" - jo, richtig, aber wie bezieht sich dass denn auf das was ich geschrieben habe? Bitte erleuchte mich!

    Huhu Digido,

    nö, ich bin nicht in einem gläubigen Elternhaus aufgewachsen. Das war bei uns gar kein Thema. Aber durch einen Schulfreund bin ich in den Sommerferien mit 12 Jahren unter die Evangelikalen geraten und habe von diesem Zeitpunkt an ausschließlich nur noch Bibel gelesen (selbst Hausaufgaben hab' ich nicht mehr gemacht....). Also meine Pubertät war wirklich bisschen komisch, da meine Interessen völlig konträr zu den gewöhnlichen Interessen in diesem Lebensalter waren. Ich hab' dann z.B. so komische Sachen gemacht wie allen Besitz verschenken und "Seelsorgeangebote" in der Schulpause in der Schulbibliothek anbieten....

    Mit 13 Jahren hatte ich eine "unio mystica Erfahrung" und mit 18 wollten mich die Evangelikalen dann nicht mehr so gerne bedingungslos lieben, weil ich denen sittlich und bibelexegetisch wohl nicht völlig koscher schien und deshalb blieb mir die Tür zur Gemeinde fortan leider auf Wunsch des besagten Schulfreundes verschlossen (der wuchs übrigens in einem streng gläubigen Elternhaus auf).

    Na ja, ich hab' dann viel über den "klassisch christlichen Tellerand" geschaut, "böse Bücher", wie erwähnten "Antichrist" von Nietzsche, oder auch Feuerbach und generell viele Philosophen gelesen. Dadurch entsteht dann mit der Zeit das, was ich als komisch bezeichen würde. Man ist eben kein "konfessionell, oder ideologisch gebundener Christ" mehr, sondern deutlich freigeistiger. Wobei ich gleich dazu sagen muss, dass ich rein gar nix gegen konfessionell und ideologisch geprägte Christen habe. Das sind in meinen Augen alles geliebte Schwestern und Brüder von mir, aber ihr Gottes- und Jesusbild ist meist doch ziemlich anders, als das von mir....

    Auch lebenspraktisch führe ich kein "ganz normales Leben" und insofern bin ich dann wirklich bisschen komisch. Aber das möchte ich hier und jetzt nicht so gerne konkreter ausführen. Vielleicht nur soviel, ich lebe eher minimalistisch, in weiten Teilen unzeitgemäß und bemüht stets nach dem Motto zu handeln:

    Immer ist die wichtigste Stunde die gegenwärtige; immer ist der wichtigste Mensch, der dir gerade gegenübersteht; immer ist die wichtigste Tat die Liebe.
    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  8. #8

    Standard

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    aber wie bezieht sich dass denn auf das was ich geschrieben habe? Bitte erleuchte mich!
    eher auf den zitierten Auszug vom Friedrich. Übrigens: Wirklich bemerkenswert wie er - als Atheist - Jesus sah. Auch in meinen Augen: Sehr treffend. (bis eben auf "das Wortlose hinnehmen ... "des Bösens"... )

    Ich musste teils schmunzeln was Du schriebst in #7 bzgl. Digidos Frage :-)

    zB daß Du Dein ganzen Besitz mal wegeworfen hattest :-) :-) Obowhl Du ja der Askese ja eher ablehnden gegenüberstehst :-) :-) [ich übrigens auch]

    Oder Deine Formulierung: '...unter die Evangelikalen geraten'... "geraten"... :-) --> in deren Fänge geraten (<--- asoziierte ich zumindest )

    Und noch mehr schmunzeln musste ich... als sie dich dann ja letztendlich rausgeschmissen haben :-) (mein ich aber alles nicht hämisch... im Gegenteil: Alles Pro-Provisorium gemeint) ...

    Ich kanns mir so richtig gut vorstellen :-) "Das" haben sie dann irgendwanmal nicht mehr ertragen :-) :-)

    Derweil sie von Dir - bin ich mir sehr sicher - mehr lernen hätten können wenn sie Dich behalten hättten.... als von ihrer ganzen lebenslangen evangelikalen Bibel-Studiererei... imho.

    Nee aber ich hab Dich nie als "konmisch" empfunden rein von Deinen Beiträgen her. Ganz im Gegenteil. Es waren für mich immer sehr - nicht nur interessante - sondern auch mich weiter bringende Beiträge von Dir und mir würde wirklich etwas fehlen wenn ich diese nicht gelesen hätte in laufe der Jahre.

    (PS: @Digido bei Dir übrigens auch... auch Deine haben mich stehts weiter gebracht... @Firefly auch...)

    lg Net.Krel
    Geändert von net.krel (18.05.2018 um 12:08 Uhr)

  9. #9
    Registriert seit
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    Standard

    Huhu Bruder,

    danke für deine Erläuterung! Ich hatte es wirklich nicht verstanden, aber jetzt ist mir klar was du meintest. Ja, der Nietzsche war ein wirklich hervorragender Psychologe und Philologe (Professor in Philologie mit 23 Jahren - noch Fragen...? ;-)). Deshalb konnte er Texte wirklich außergewöhnlich gut auf ihren inneren, ihren psychologischen Gehalt hin verstehen und da trifft er die Intention Jesu wirklich sehr gut, finde ich. "Der Antichrist" wendet sich schlussendlich sowieso mehr gegen Paulus, als gegen Jesus - aber das ist eine andere Geschichte.

    Auch schön, dass dich meine Ausführungen an Digido haben schmunzeln lassen können. Das freut mich wirklich! In der Tat wirst du mich da sicher in vielen Dingen sehr gut verstehen können, nachdem was ich von dir so erfahren durfte. Jedenfalls hast du meine gewählten Worte schon sehr richtig verstanden...:-))

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  10. #10

    Standard

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    (Professor in Philologie mit 23 Jahren - noch Fragen...? ;-))
    Ja... das sieht mir schon sehr danach aus daß er dieses Pool an "Wissens-Talent-Verständnis" mitransportiert hat... in sein Leben als Friedrich Nitzsche ;-)

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    "Der Antichrist" wendet sich schlussendlich sowieso mehr gegen Paulus
    Ach Bruder... unser seeliger Bruder Paulus konnte doch nun wirklich nichts dafür daß die gefallene kirche des Erst-Papstes am Bluts-Opfer-Götzenfleisch-Tum bis zum heutigen Tag noch festhält... und sich auch hartnäckig weigert sich korrigieren zu lassen.

    Erst-papst's kirche hatte doch von Anfang an nie verstanden was Paulus meinte daß "der alte Mensch in Christus gekreuzigt" gehöre... von Anfang an haben sie "ins Fleisch gesät" ... Paulus hingegen säte in den Geist.

    Deshalb ist Paulus ja auch nun schon lange im Himmel bei unseren lieben Vater und wartet auf uns sehnsüchtig... das Opfertum hingegen aber weilt immer noch auf Erden und versucht verzweifelt, Jahrhunderten für Jahrhundert, "Brot und Wein" in "den Leib und in das Blut Christi" zu verwandeln... fleischlich eben...anststatt geistig wie es Paulus lehrte.... wird natürlich so nie klappen können... bis in alle Ewigkeit nicht.

    Du siehst Bruder... Paulus kann also wirklich nix dafür.

    lg Net.Krel :-)


 

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