UNRECHT GEGEN HEIMKINDER
"Ich bin hier nicht als Bittstellerin"
Von Peter Wensierski

Eingesperrt, misshandelt, gedemütigt: Mehr als eine halbe Million Kinder litten in Westdeutschland in kirchlichen und staatlichen Erziehungsheimen. Jetzt soll eine Kommission das Geschehen aufarbeiten. Streit um Wiedergutmachungszahlungen lässt sich dabei kaum ausklammern.

Berlin - "Mein ganzes Leben schämte ich mich, im Heim gewesen zu sein, ich glaubte, ich sei gekennzeichnet und jeder würde es sofort merken." Als Sonja Djurovic, 59, davon sprach, was es heute noch für sie bedeutet, ein Heimkind gewesen zu sein, wurde es ganz still im Saal 1001 des Deutschen Bundestages. Dort, wo jetzt erstmals eine Art "Wahrheitskommission" zusammenkam, wie es deren Leiterin Antje Vollmer nannte: ein nationaler Runder Tisch, der die Schicksale von Betroffenen aufarbeiten und historisch einordnen soll. Auch ehemalige Erzieher sollen gehört werden. Doch am Dienstag hatten zunächst die Opfer der deutschen Erziehung im Namen von Zucht und Ordnung das Wort.

"Ich bin hier nicht als Bittstellerin, sondern ich verlange im Namen aller ehemaligen Heimkinder eine angemessene Entschädigung als Wiedergutmachung für das an uns begangene Unrecht!", bekräftigte Sonja Djurovic, eine zierliche Frau, die ab 1964 in einem evangelischen Heim in Franken weggesperrt worden war - mehr als vier Jahre lang. Einziger Grund: Ein Freund der Familie hatte versucht, das damals 14-jährige Mädchen zu vergewaltigen mehr