Huhu - da bin ich wieder,

Nachdem man angelangt ist, dass man eigentlich nur Lust gewinnen und Unlust vermeiden will, muss man natürlich fragen, ob Lust und Unlust unmittelbar mit den Objekten/Subjekten unserer Lust/Unlust verbunden ist?
Wäre das der Fall, müssten alle Menschen bei gleichen Objekten/Subjekten gleich empfinden, also alle die gleiche Musik lieben, alle die gleichen Tätigkeiten gern haben usw.
Also ich finde' ja schon, dass unsere Lust und Unlust durchaus mit Objekten und Subjekten in Verbindung steht, aber eben nicht notwendigerweise mit den immer selben. Nicht jeder mag z.B. die gleiche Musik, aber Musik als Oberbegriff verstanden, der dann individuell und eben nach Lust und Laune mit Inhalt gefüllt sein kann (Klassik, Jazz, Pop, Rock etc), kann doch durchaus ein allgemeines Objekt unsrer Lustempfindung sein, oder?

Noch deutlicher wird das meiner Meinung nach bei der Unlust. Selbstverständlich sind die Objekte die uns Unlust bereiten nie die völlig gleichen, aber in ein stark verschimmeltes Stück Brot würde wohl trotzdem niemand freiwillig beißen. Das ist ja eher unlustig.... Oder der Schmerz: Das bekommen schon kleine Kinder beigebracht, dass man das Objekt heiße Herdplatte nicht anfasse sollte. Das macht nämlich auch keine Lust, sondern Aua!

Da das nicht der Fall ist, ist zu fragen, woher die subjektiven Beurteilungen kommen?
Na ich denke schon, dass sich die subjektiven Beurteilungen durchaus auf das Prinzip "Lust erzeugend" und "Unlust vermeidend" beziehen können, aber dies eben im Rahmen dessen, was der Einzelne darunter versteht. Und da gibt es dann durchaus Unterschiede. Jedoch mag der Mensch ja grundsätzlich schon Lust haben und Unlust vermeiden, auch wenn sich das nicht objektiv, sondern völlig subjektiv ausdrückt.

Letztendlich sind unsere subjektiven Beurteilungen doch Ausdruck eines gelebten Lebens und der darin gemachten Erfahrungen, denke ich mal. Sie sind deshalb z.B. soziologisch, kulturell, biologisch, religiös und natürlich immer auch zeitgeistig geprägt. Und dann kommen selbstverständlich auch immer noch unsere individuellen Neigungen und Interessen dazu, die unsere subjektiven Beurteilungen begleiten.

Und kann man überhaupt dauerhaft glücklich werden, wenn man das Glück dort sucht, wo es nicht zu finden ist? Alle Probleme ergeben sich ja daraus, dass sich die Menschen gegenseitig bei ihrem Glücksstreben in die Quere kommen.
Puh, da machst du aber große Themenblöcke auf! :-)

Also ich denke dauerhaftes Glück würde vielleicht gar nicht mehr als Glück empfunden werden, sondern eher als normal. Und das Normale trägt durchaus den Keim der Unlust in sich....(reine Vermutung)

Inwiefern sich jedoch die Menschen in ihrem Glücksstreben in die Quere kommen, vermag ich nicht zu beurteilen. Wenn alle nach dem gleichen Glücksobjekt strebten, würde das mit Sicherheit stimmen, aber die "Objekte der Begierde" sind ja meiner Meinung nach nicht völlig identisch. Wobei der schnöde Mammon da selbstverständlich schon ein großer Gleichmacher ist...

Derjenige, der nach wirklichen Lösungen des menschlichen Problems sucht wird nun nicht weiter blind den eigenen Vorstellungen von Glück/Unglück folgen wollen, sondern nach einer anderen Möglichkeit der Selbstverwirklichung.
Aber ist das nicht schlussendlich das Gleiche? Wird da letztlich nicht nur ein Begriff ausgetauscht und man sucht dann eben nicht mehr nach den eigenen Vorstellungen Glück herzustellen und Unglück zu vermeiden, sondern man sucht stattdessen nach Selbstverwirklichung, von der man ja aber sicher Glück erwartet und hofft, dass sich Unglück vermeiden lässt. Also ist die grundlegende Motiviation da nicht zumindest sehr sehr ähnlich?

Der breite Weg ist, dass man weiter seinen eigenen illusionären Vorstellungen folgt, weil sie einem nicht einmal als illusionär bewusst werden oder weil es bequem ist.
Den schmalen Weg betritt man, wenn man das Glück nicht mehr in den Objekten/Subjekten dieser Welt sucht.
Das musst du mir bitte nochmal genauer erklären. Das verstehe ich nicht. Wieso sind denn die eigenen Vorstellungen plötzlich illusionär?

Also ich nehme jetzt mal an, dass das Glück des Menschen ganz grundsätzlich nicht in den Objekten der Welt liegt. Dann ist der Gedanke, das Glück wäre dort zu finden, illusionär. Meinst du das?

Um also Gottes Stimme hören zu können, muss man immer auch die eigenen Stimmen hören, die einen aus Gewohnheit und Nichterkenntnis zu den immer gleichen oder ähnlichen Handlungen animieren wollen.
Meinst du mit "eigenen Stimmen" die Reflektion? Jo, finde ich auch sehr wichtig. Ist aber im hohen Maße verstandesbasiert und findet deshalb seine Grenzen immer dort, wo sie eben auch der Verstand hat. Und Gottes Stimme möchte ich nun eigentlich nicht meine verstandesmäßigen Grenzen zumuten...:-)

LG
Provisorium