Hallo eddy,
ich muss zugeben, dass ich mit den indischen Weisheiten nicht sehr vertraut bin und mir vielleicht deshalb die Vorstellung eines Gedankenraums schwerfällt. Gleichwohl gibt es aber auch im christlichen Glauben durchaus die Vorstellung, dass Gedanken, oder vielleicht besser die Herzenshaltung eines Menschen, entscheidenden Einfluss auf sein gesamtes Leben hat (so z.B. in der Bergpredigt). Vielleicht ist deshalb ja grundsätzlich das Selbe gemeint und lediglich nur in unterschiedlichen Worten und mit unterschiedlichen Begriffen ausgedrückt?
Was jedoch das Sühneleiden betrifft glaube ich persönlich nicht an die Möglichkeit eines stellvertretenden Aufarbeitens für eine andere Person. Ich glaube das wir in der Aufarbeitung nicht allein sind, zahlreiche Hilfe bekommen, Trost und Kraft in den schweren Augenblicken des Lebens, aber schlussendlich stehen wir eben als diese einmalige Person, die wir nun einmal sind, vor Gott und dieses "Ich" kann meiner Meinung nach nicht durch einen Stellvertreter mit dem "Du Gottes" verschmelzen. Diesen Läuterungsprozess muss wohl jeder selbst durchleben. Ich hielte ihn ansonsten eigentlich auch nicht für tragfähig und authentisch.
Hinsichtlich der Jungfrau Maria ist klar, dass hier keine biologische Kategorie gemeint sein kann. Die Vernunft stört sich aber genau an dieser. Versteht man Maria jedoch als Bild für die Gottesgeburt im Menschen, also nicht unter einer biologischen, sondern einer spirituellen Kategorie, lösen sich diese Vernunftprobleme sofort in Wohlgefallen auf.
Ähnlich ist es auch mit dem Reich Gottes. Ganz offensichtlich herrscht auf dem Planeten Erde nicht das Reich Gottes, sondern das Reich der Menschen. Das bedeutet aber nicht, dass das Reich Gottes nicht bereits offen vor uns Menschen ausgebreitet wäre. Ich versuche das mal anhand eines Beispiels darzulegen: Ich persönlich glaube, dass es nur eine Realität gibt und zwar das Reich Gottes. Darin eingebunden ist nun aber das, was wir als Lebenswirklichkeit durchschreiten müssen - das weltliche, kreatürliche Reich in Raum und Zeit, in dem die Menschen herrschen.
Wenn Jesus nun empfiehlt zuallererst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit zu trachten, dann heißt das für mich, dass ich jeden Tag mehr in Gottes gerechtes Reich geboren werde, indem ich mich von dem ungerechten Reich der Menschen löse. Die ungerechte Wirklichkeit des menschlichen Reiches ist also eingebunden und überformt von dem realen, gerechten Reich Gottes. Diese Vorstellung kann unser geamtes weltliches Streben fundamental verändern, weshalb die Verkündigung Jesu vom Reich Gottes ja auch so revolutionär war und leider auch entsprechend angefeindet.
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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