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Hybrid-Darstellung

  1. #1
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    Standard

    Hallo eddy,

    ich muss zugeben, dass ich mit den indischen Weisheiten nicht sehr vertraut bin und mir vielleicht deshalb die Vorstellung eines Gedankenraums schwerfällt. Gleichwohl gibt es aber auch im christlichen Glauben durchaus die Vorstellung, dass Gedanken, oder vielleicht besser die Herzenshaltung eines Menschen, entscheidenden Einfluss auf sein gesamtes Leben hat (so z.B. in der Bergpredigt). Vielleicht ist deshalb ja grundsätzlich das Selbe gemeint und lediglich nur in unterschiedlichen Worten und mit unterschiedlichen Begriffen ausgedrückt?

    Was jedoch das Sühneleiden betrifft glaube ich persönlich nicht an die Möglichkeit eines stellvertretenden Aufarbeitens für eine andere Person. Ich glaube das wir in der Aufarbeitung nicht allein sind, zahlreiche Hilfe bekommen, Trost und Kraft in den schweren Augenblicken des Lebens, aber schlussendlich stehen wir eben als diese einmalige Person, die wir nun einmal sind, vor Gott und dieses "Ich" kann meiner Meinung nach nicht durch einen Stellvertreter mit dem "Du Gottes" verschmelzen. Diesen Läuterungsprozess muss wohl jeder selbst durchleben. Ich hielte ihn ansonsten eigentlich auch nicht für tragfähig und authentisch.

    Hinsichtlich der Jungfrau Maria ist klar, dass hier keine biologische Kategorie gemeint sein kann. Die Vernunft stört sich aber genau an dieser. Versteht man Maria jedoch als Bild für die Gottesgeburt im Menschen, also nicht unter einer biologischen, sondern einer spirituellen Kategorie, lösen sich diese Vernunftprobleme sofort in Wohlgefallen auf.

    Ähnlich ist es auch mit dem Reich Gottes. Ganz offensichtlich herrscht auf dem Planeten Erde nicht das Reich Gottes, sondern das Reich der Menschen. Das bedeutet aber nicht, dass das Reich Gottes nicht bereits offen vor uns Menschen ausgebreitet wäre. Ich versuche das mal anhand eines Beispiels darzulegen: Ich persönlich glaube, dass es nur eine Realität gibt und zwar das Reich Gottes. Darin eingebunden ist nun aber das, was wir als Lebenswirklichkeit durchschreiten müssen - das weltliche, kreatürliche Reich in Raum und Zeit, in dem die Menschen herrschen.

    Wenn Jesus nun empfiehlt zuallererst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit zu trachten, dann heißt das für mich, dass ich jeden Tag mehr in Gottes gerechtes Reich geboren werde, indem ich mich von dem ungerechten Reich der Menschen löse. Die ungerechte Wirklichkeit des menschlichen Reiches ist also eingebunden und überformt von dem realen, gerechten Reich Gottes. Diese Vorstellung kann unser geamtes weltliches Streben fundamental verändern, weshalb die Verkündigung Jesu vom Reich Gottes ja auch so revolutionär war und leider auch entsprechend angefeindet.

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  2. #2

    Standard

    Hallo wieder, wir scheinen beide gerade Zeit zu haben ;-)

    ich muss zugeben, dass ich mit den indischen Weisheiten nicht sehr vertraut bin und mir vielleicht deshalb die Vorstellung eines Gedankenraums schwerfällt.
    Nunja, also wenn man zB an jemanden denkt, mit dem man schon lange keinen Kontakt mehr hatte, und dann klingelt das Telefon und er ist dran. Es gibt ja viele Beispiele aus dem Alltag die so einen Gedankenraum plausibel machen würden.

    Was jedoch das Sühneleiden betrifft glaube ich persönlich nicht an die Möglichkeit eines stellvertretenden Aufarbeitens für eine andere Person.

    Dass für gewöhnlich jeder diesen Läuterungsprozess selber durchleben muss sehe ich auch so. Der Kelch geht nicht vorüber... Nur es mag die Möglichkeit bestehen, dass in spirituellen Rezessionen ein korrigierendes Eingreifen Gottes notwendig wird, damit hier nicht alles vor die Hunde geht. Ein solch kollektives "Hinwegnehmen der Sünde" wäre dann so eine Korrektur, möglicherweise durch Seinen Sohn gemäß Seines Willens "vollbracht".

    Ich glaube das wir in der Aufarbeitung nicht allein sind
    Deine Wortwahl erweckt den Eindruck, dass Du Religion schon sehr praktisch siehst. Ich habe kürzlich in einem anderen Forum von meinen Exerzitien mit dem Herzensgebet (Haus-Gries) berichtet, und die Reaktionen waren teilweise sehr ablehnend, was ich gar nicht verstanden habe. Ich war eigentlich positiv überrascht von einer endlich mal konkreten christlichen Spiritualität, die ich so eigentlich nur von den Buddhisten her kannte. Wenn Du darauf eingehen möchtest - wie sieht praktische Religion für Dich aus?

    Versteht man Maria jedoch als Bild für die Gottesgeburt im Menschen, also nicht unter einer biologischen, sondern einer spirituellen Kategorie, lösen sich diese Vernunftprobleme sofort in Wohlgefallen auf.

    Wie stehst Du zu der Sache mit der Keuschheit? Wenn ich mir das so anschaue, ist das in jedem Fall ein heikles Thema. Ich habe den Eindruck dass wir gar nicht so recht wissen, wie wir damit umgehen sollen. In der Vergangenheit war da das eine Extrem, die Begierde zu unterdrücken, wogegen wir heute eher ins andere Extrem gefallen zu sein scheinen...

    Ich versuche das mal anhand eines Beispiels darzulegen: Ich persönlich glaube, dass es nur eine Realität gibt und zwar das Reich Gottes. Darin eingebunden ist nun aber das, was wir als Lebenswirklichkeit durchschreiten müssen - das weltliche, kreatürliche Reich in Raum und Zeit, in dem die Menschen herrschen.

    Ich denke was Du sagst trifft genau das, was ich in der Erklärung mit "Monismus" gemeint habe.
    Die Inder benutzen hier zur Veranschaulichung ein recht treffendes Gleichnis, nämlich vom Kino. Da ist also die weiße Leinwand (vgl. Reich Gottes), auf die der Film projeziert wird (diese Welt). In diesem Sinne wird fast genauso wie Du es ausdrückst ("überformt"), von einer Überlagerung der letzten Wirklichkeit mit dieser Erscheinungswelt ("Maya") gesprochen.


 

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