Huhu,

firefly schrieb: Eben da begegnet mir sehr oft eine Art "Mauer", als sei religion/Glaube oder das Verstehen dessen, eine Art "Geheimnis", das nur der Mensch versteht, der sich der entsprechenden Form von Glauben/Religion als ersten Schritt erst einmal "blind" einzig zuwendet.

Für mich ein seltsames Herangehen, denn irgendwie "fordert" es vom Menschen zuerst "Glauben" und scheint dann "Erkennen" dessen, was er eigentlich glaubt (oder glauben sol?), erst geheimnisvoll nach zu reichen.

Unsere Wurzel aber ist klar. Ist (so weit ich es erlebe) nicht geheimnissvoll umschlungen.
Ich denke es gibt unzählige Formen der Glaubensvermittlung und mindestens ebenso viele Arten, wie ein Mensch zum Glauben finden kann. Manchmal saugt man den Glauben sprichwörtlich schon mit dem Fläschchen auf, wenn man z.B. in einem frommen Elternhaus zur Welt kommt. Andere Menschen finden in Zeiten von Krisen (Verletzungen, Enttäuschungen, Krankheit etc) zum Glauben und wieder andere bezeichnen sich selbst als Suchende (nach Wahrheit, nach Gott) und haben dann schließlich irgendwann auch etwas für sich gefunden.

Dieser Kontext, aus dem heraus man gläubig wurde und diese Geschichte, die jeder Gläubige hinsichtlich seines Glaubens erzählen kann, hat dann ganz entscheidenenden Einfluss darauf, wie man persönlich Glauben definiert. Es gibt z.B. Christen, die aus einem "verschwörungstheoretischen Hintergrund" heraus zum christlichen Glauben fanden (da spielt dann meist der Biblizismus eine sehr große Rolle und vorallem die Interpretation der Offenbarung des Johannes - das Internet ist voll davon!) und diese Gläubigen sind dann meiner Beobachtung nach sehr häufig irgendwelchen Geheimnissen auf der Spur (was bedeutet 666, wer ist der Antichrist, wer die beiden falschen Propheten usw), die auch sehr gerne mal blinden Gehorsam nötig werden lassen können.

Andere Gläubige kommen aus eher rationalen Gründen zum Glauben (angesichts der Schönheit der Natur z.B.), oder weil sie besonders einschneidende Erfahrungen machen durften.

Gemeinsam dürfte aber allen tatsächlich itrgendeine Form von "Faszinationserlebnis" sein. Etwas hat diese Menschen gepackt und nicht mehr losgelassen. Diese Erfahrung wird dann entsprechend der sozialen, kulturellen und religiösen Prägung gedeutet und als Glauben in das Leben integriert. Wenn es dabei dann geheimnissvolle Dinge zu entdecken gibt, steigert das in aller Regel sogar noch die Faszinationserfahrung und damit die Intensität des Glaubens.

Vielleicht stimmt es ja auch, dass "unsere Wurzel", von der du immer wieder sprichst, auch nicht sooo offenkundig und klar und deutlich zu Tage tritt, dass ihr gar nichts Geheimnisvolles mehr anhaftet? Sie ließe sich zumindest kosmologisch deuten, als ein einheitlicher Zustand "vor" dem Urknall, dem wir uns alle verdanken, oder biologisch, als die erste Teilung einer Urzelle, aus der dann jede weitere existierende Zelle entstand, oder eben auch spirituell, als geistiger Urgrund, der den Bewusstseinsstrom wurzelhaft entstehen ließ und in dem wir eingebunden, quasi als "geistiger Ast", nun unser Leben zur Blüte bringen dürfen.

Kurz, die grundlegende religiöse Erfahrung ist meist ganz simpel eine Faszinationserfahrung, aber in ihrer Ausdeutung und Lebendigkeit kann sie dann sicher sehr viel Geheimnisvolles für den einzelnen Gläubigen transportieren.

LG
Provisorium