Schönen guten Morgen,
ich persönlich sehe es grundsätzlich als notwendig und wichtig an, dass sich Menschen inhaltlich hinsichtlich ihrer Überzeugungen austauschen. Das gilt nicht nur innerhalb betimmter Glaubensrichtungen, sondern z.B. auch in der Politik, in Vereinen, Familien und ganz grundsätzlich im Zwischenmenschlichen. Aber das, was den Austausch dann ausgesprochen schwierig bis unmöglich machen kann, sind meiner Erfahrung nach die Ideologen jedweder Couleur, die sich mit ihrem Weltbild, oder hinsichtlich ihrer Überzeugungen, hinter dicken Mauern verschanzen und nicht dazu bereit sind Brücken zu bauen, oder bauen zu lassen.
Die von außen wahrgenommene Uneinigkeit zwischen zwei oder mehreren Parteien ist deshalb zunächst einmal gar nicht so sehr das Problem. Es gibt ja in nicht wenigen Fällen auch gute Gründe dafür, mit einer "Gegenpartei" hinsichtlich gewisser Positionen uneins zu sein und dann auch mal kontrovers zu diskutieren. Aber schwierig wird es immer dann, wenn mindestens eine der Parteien ihren Standpunkt mit ideologischer Vehemenz vertritt und nicht die Bereitschaft dazu zeigt, von diesem Standpunkt auch nur einen Millimeter abzuweichen. Dann wird das Bauen von Brücken unterbunden, ist unerwünscht und die Auseinandersetzung mit dieser Partei kann nur schwerlich gute Früchte und ein echtes Vorankommen beinhalten.
In dieser Situation befinden sich sicher auch Teile des Christentums! Aber genauso sicher gibt es innerhalb des christlichen Glaubens auch "die Brückenbauer", die ihren Glauben nicht ideologisch und "schwarz/weiß" vertreten und deshalb auch sehr gerne und mit Kompromissbereitschaft in den Dialog treten. Die nimmt man vielleicht nicht so leicht wahr, weil sie auch eher leise daherkommen und gerne mal überbrüllt werden, aber sie sind da!
Und deshalb hielte ich es für falsch, dem Christentum nun eine "Sonderrolle" in Punkto Uneinigkeit attestieren zu wollen. Diese Uneinigkeit kann man auch in jedem Parlament, auf Arbeitsplätzen, in Familien und selbst auf den Spielplätzen bei den ganz Kleinen beobachten. Auseinandersetzungen, Diskussionen und Dialoge sind deshalb unverzichtbare Kulturtechniken, um sowas wie Fortschritt überhaupt gemeinsam gestalten zu können. Das was bremst und Fortschritt behindert, sind hingegen die unbeweglichen, absoluten Standpunkte aller Ideologen, die nur ihre Sichtweise gelten lassen wollen und alle anderen Sichtweisen entsprechend diskreditieren. Und die gibt es nicht nur im Christentum....
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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